Tagesziel heute war Geiranger, am zum UNESCO-Weltnaturerbe gehörenden gleichnamigen Fjord gelegen und neben den Lofoten und dem Nordkap das Highlight meiner Reise! Hier überfluten täglich Tausende von Touristen das kleine Örtchen, denn die Kreuzfahrtschiffe geben sich dort die „Klinke in die Hand“. Schon vor Jahren hatte ich mir vorgenommen, hier einmal mit dem Wohnmobil zu übernachten und dabei einen Stellplatz möglichst direkt am Ufer des Fjords zu ergattern, um dieses interessante Treiben zu beobachten. Dieser Wunsch ist heute in Erfüllung gegangen! Aber schön der Reihe nach… 😉

Meine Fahrt begann, wie gewohnt, sehr früh, das Wetter war traumhaft schön und ich fuhr auf der Straße 15 zunächst in Richtung Stryn, also nach Westen. Eine superschöne Strecke; die Straße wurde links und rechts flankiert von unzähligen Seen, ‘mal kleinere, ‘mal größere, und natürlich von Bergen, oft wieder ohne Baumbestand und schneebedeckt, schließlich bewegt man sich hier auf etwa 900 Meter über dem Meeresspiegel.

Es war fast windstill, dadurch ergaben sich Spiegelungen der Berge in den Seen, die ich in dieser perfekten Art noch nie gesehen hatte! Leider kann man immer dann, wenn einem an den schönsten Stellen ein „Wow“ entfährt, natürlich wieder ‘mal nicht anhalten! Von einigen Parkbuchten und Picknickplätzen aus konnte ich dann aber doch so einige schöne Bilder in den Kasten bekommen…

Irgendwann, direkt vor einem langen Tunnel, bog ich dann von der 15 auf die kleinere 63 ab, Richtung Geiranger.

Die Strecke nach Geiranger beträgt von hier aus zwar nur 24 Kilometer, aber die haben‘s in sich! Außerdem wartete nach dem ersten Drittel noch ein weiterer Abstecher auf mich, den ich natürlich auf keinen Fall auslassen wollte: Die Fahrt, oder besser gesagt, die „Kletterei“ zum Dalsnibba, einem Aussichtspunkt auf 1.476 Metern Höhe, von dem aus man einen ganz fantastischen Ausblick auf die eisige Bergwelt ringsherum, aber auch auf den von dort aus winzig erscheinenden Geirangerfjord hat.

Nachdem ich die einmalige Fernsicht bei bestem Wetter genossen habe, ging es wieder zurück zum Abzweig. Kurz vor Geiranger gibt‘s einen weiteren Aussichtspunkt, an dem man auch unbedingt halten sollte; vor hier aus, wesentlich tiefer gelegen, kann man nicht nur auf den Fjord, sondern auch auf den Ort schauen.

Auf dem Campingplatz, den ich vorher „angepeilt“ hatte, konnte ich in der Reihe, die direkt am Wasser liegt, einen freien Stellplätze ausmachen; ich hoffte, dass das auch noch der Fall sein würde, wenn ich dort eintreffe, schließlich hatte ich noch etwa 10 Minuten zu fahren!

Je näher ich dem Ort kam, desto mehr nahm der Verkehr zu. Viele Autos und noch mehr Busse kamen mir entgegen, sodass ‘mal wieder 100 Prozent Konzentration auf die Straße gefordert war! Im Ort selbst herrschte ein chaotisches Gewusel, es lagen gleich zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker und die vielen Passagiere tummelten sich nicht nur in den Läden und auf den Bürgersteigen, sondern auch, so als ob es ganz selbstverständlich wäre, auf den Straßen!

Das Einchecken auf dem Campingplatz ging ohne Probleme; man konnte sich einen beliebigen freien Platz aussuchen, und tatsächlich hatte ich Glück, dass genau ein(!) freier Platz zur Verfügung stand, zwar nicht der vorhin gesichtete, aber das war natürlich „Wurscht“! Also schnell eingeparkt, das WoMo waagerecht ausgerichtet, Tisch und Stuhl ‘raus, und schon konnte ich, nur ein paar Meter vom Fjord entfernt, diese grandiose Kulisse zum ersten Mal in meinem Leben in Ruhe bewundern! Schade, für ein Bierchen war es definitiv noch zu früh… 😉

Links vor mir lag die gewaltige MSC Musica, fast 300 Meter lang, mit über 3000(!) Passagieren, rechts die etwas kleinere Balmoral von den Fred. Olsen Cruise Lines mit ca. 1350 Passagieren.

Trotz des Trubels, der hier herrschte, und auch trotz der sicherlich großen Umweltbelastung durch das Schweröl der Schiffe scheinen sich die Vögel daran nicht zu stören; ich habe etliche Austernfischer, Grau- und Edelreiher, Kormorane, Schwäne und andere Arten gesehen, die in aller Ruhe ihren täglichen Routinearbeiten nachgingen… 😉

Nach dem Mittagessen (es gab leckeren Leberkäse, Spiegeleier und Nudelsalat, natürlich draußen) habe ich einen kleinen Spaziergang unternommen, bei dem ich mir zunächst den Campingplatz und danach den Ort näher angesehen habe.

Vor der Touristeninformation gab es einen kleinen Picknickplatz, direkt am Wasser, mit hübschen Holzbänken und -tischen; am Gebäude selbst war eine WebCam installiert, durch die man auf YouTube live auf diesen Platz und das Geschehen im Fjord schauen kann; das sollte mir später noch zum Verhängnis werden… 😉

Irgendwann am Nachmittag verließ die Balmoral den Fjord, dafür kamen ein Schiff der berühmten Hurtigruten, die Nordkapp, sowie die riesige Horizon, ein Luxusliner des französischen Eigners Croisières de France, einer Tochtergesellschaft der Royal Caribbean Cruises. Die MSC Musica blieb bis zum Abend vor Ort.

Wer den Titel dieses Tagesberichts für übertrieben hält, kann sich gern ‘mal dieses Video anschauen:

Am Spätnachmittag ging ich ein zweites Mal in den Ort, zur bereits erwähnten WebCam. Ich hatte mit meiner Schwester und meinem Schwager eine Uhrzeit ausgemacht und die beiden wollten versuchen, mich von zuhause aus über die WebCam zu entdecken. Das klappte auch sehr gut, etwas anderes aber leider gar nicht: Ich hatte gerade eben mit meinen iPhone die beiden Fotos der WebCam gemacht (siehe oben), als ich für eine Sekunde unaufmerksam war und mein Handy fallen ließ! Auf den Betonboden! Natürlich mit dem Bildschirm nach unten (danke, Murphy!)…

Die Zeit, in der ich mich bückte, das Handy aufhob und umdrehte, kam mir wie eine ganze Stunde vor; stumme Stoßgebete in alle Himmelsrichtungen („Hoffentlich ist der Bildschirm nicht beschädigt“) blieben leider völlig ungehört; das Resultat dieser „Schusseligkeit“ habe ich später mit meiner Fotokamera festgehalten…

„Was tun?“, sprach Zeus, „das iPhone ist kaputt!“

4 thoughts on “Rushhour in Geiranger”

  1. Mal abgesehen von dem Handy-Debakel ein absolut wunderbarere Tag. Als wir dort waren (2009), gab es zwar noch deutlich weniger Kreuzfahrtschiffe (die beiden, die dort standen, fanden wir absolut beeindruckend), aber wir hatten auch deutlich schlechteres Wetter. Und tatsächlich fragten wir uns damals, was diesen „Hype“ um diesen Fjord so ausmachte. Bei Bewölkung ist er nämlich nur halb so besonders.

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