Der dritte Tag meiner Kurzreise durch den Norden Hollands liegt hinter mir! Im Gegensatz zu gestern war das Wetter heute wieder perfekt für Fahrradtouren. Die Anreise von Lauwersoog nach Harlingen, meinem heutigen Tagesziel, dauerte nur etwas weniger als eine Stunde, daher stand mir heute viel Zeit für meine Erkundungen zur Verfügung.

Zunächst steuerte ich den bereits gestern recherchierten Stellplatz am Fischereihafen (Nieuwe Vissershaven, siehe Foto) an. Von den dort vorhandenen 15 Parzellen waren noch (oder schon wieder?) etliche Plätze frei, sogar einige direkt am Wasser.

Ich parkte ein, löste am Automaten per Kreditkarte ein 24-Stunden-Ticket (10 EUR), und schon kurze Zeit später saß ich auf dem Fahrrad für eine erste „Runde“ durch die Stadt. Zuerst sah ich mir die Hafenanlagen etwas genauer an und machte dort das eine oder andere Foto.

Harlingen verfügt über den einzigen Seehafen Frieslands. Hier legen die Fähren nach Terschelling und Vlieland ab, und es gibt auch einen Fischerei- und Industriehafen. Historische Segelschiffe, denkmalgeschützte Giebelhäuser, das Rathaus im Ludwig-XIV-Stil und imposante Patrizierhäuser prägen das hübsche Stadtbild.

Im ehemaligen Leuchtturm Vuurtoren, der bis 1998 seinen Dienst tat, kann man heutzutage in äußerst exponierter Lage übernachten, vorausgesetzt, man hat ca. 350 EUR für eine Nacht inklusive Frühstück übrig…

Wie viele Städte in Holland ist natürlich auch Harlingen von unzähligen Grachten durchzogen, was immer wieder für sehr schöne Fotomotive sorgt.

Im 1957 gegründeten Museum Het Hannemahuis, einem Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, findet man eine Ausstellung über die Geschichte der Stadt. Hier werden Gemälde, Schiffsmodelle, Exponate über den Walfang und vieles mehr ausgestellt.

Gegen Mittag beschloss ich, zum Wohnmobil zurückzufahren und dort etwas zu essen. Nach einer ausgiebigen Pause startete ich dann meine zweite Radtour für heute. Ich freute mich sehr über das superschöne Wetter, und es war für mich gar keine Frage, dass ich das so gut wie möglich auskosten wollte. Dazu hatte ich mir ein weiteres Ziel überlegt…

Ungefähr acht Kilometer südlich von Harlingen beginnt nämlich der sogenannte Abschlussdeich, der das Wattenmeer vom IJsselmeer trennt. Ich bin zwar schon 2016 auf meinem Rückweg von Amsterdam nach Deutschland über diesen 32 km langen Deich gefahren, aber ich wollte ihn unbedingt auch ’mal mit dem Fahrrad besuchen! Leider gab’s für dieses Unternehmen auch ein kleines „Aber“, denn der gesamte Radweg über den Damm war leider gesperrt! Der wird nämlich komplett erneuert, allerdings hatte ich natürlich auch nicht vor, nach der ersten Radtour heute noch ’mal eben etwa 80 km „dranzuhängen“; mir reicht es völlig, wenn ich den Beginn des Damms erreichen würde…

Gesagt, getan! Um etwa 13:30 ging es los; nach ein paar Minuten hatte ich die Stadt bereits nach Süden hin verlassen und konnte nun viele Kilometer direkt am Meer entlang fahren.

Hier hatte ich das seltene Glück, auf eine „Schafschule“ zu treffen; gerade wird hier „Stehen am Hang“ geübt! Schafe haben allerdings, anders als die sagenumwobenen „Deichhühner“, vier gleichlange Beine, damit sie in beide Richtungen am Hang entlang laufen können… 😉

Etwa ab dieser Stelle war der Fahrradweg in Richtung Damm gesperrt; ich musste auf die andere Seite der Straße (siehe Foto) ausweichen, konnte dafür dann aber auf einer kleinen Nebenstraße direkt am IJsselmeer bis zum Beginn des Abschlussdamms fahren.

Badestrände hätte ich hier nun eigentlich nicht vermutet, aber es gab sie! Und sie waren sehr gut besucht, bei diesem Wetter kein Wunder!

Schließlich erreichte ich den Beginn des Damms und einige der vielen Schleusenanlagen. Dort liegt auf einer ehemaligen „Arbeiterinsel“ das winzige Dörfchen Kornwerderzand mit ein paar wenigen Einwohnern…

Da es früher, als die Zuidersee noch direkt mit der Nordsee verbunden war, häufig zu Sturmfluten mit Überschwemmungen, Sachschäden sowie Toten und Verletzten kam, ließ die Regierung bis 1932 den sogenannten Afsluitdijk (Abschlussdeich) errichten und schottete damit die Zuidersee zum Meer hin ab. So war die Gefahr gebannt, es gab daher auch keine Gezeiten mehr und das IJsselmeer, wie es inzwischen hieß, wurde zum Süßwassersee.

Ich schaute mich überall um, besuchte auch kurz das Besucherzentrum und gönnte mir ein erfrischendes Eis. Ich fuhr dann über eine Straßenbrücke auf die Westseite des Damms, um an die Nordseeküste zu gelangen, wurde allerdings gleich von einem Bauarbeiter wieder zur Umkehr aufgefordert; wegen des Neubaus des Radwegs war dort leider alles gesperrt.

Etwas später trat dann meinen langen Rückweg an. Die erste Hälfte musste ich dieselbe Strecke wie bei der Herfahrt fahren, danach ging es in einem weiten Bogen, weg von der Küste, wieder zurück nach Harlingen. Während dieser Zeit bezog sich der Himmel etwas; es gab große Wolkenformationen, die gar nicht freundlich aussahen! Ich befürchtete schon, dass ich nicht nur ziemlich nass werden, sondern dass der Regen auch gleich ein heftiges Gewitter mit sich bringen würde. Beides trat aber glücklicherweise nicht ein, und etwas später schien auch schon wieder die Sonne!

In der Stadt angekommen, erledigte ich noch schnell ein paar Einkäufe, bevor ich wieder zum Wohnmobilstellplatz zurückkehrte. Dort traf ich um 17:30 Uhr ein, wo schon ein kühles Bier auf mich wartete… 😉

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