Die heutige Fahrtstrecke von San Javier bis zu meinem Tagesziel, dem Cabo de Gata, war mit Abstand die bisher interessanteste in Spanien!

Sie führte in der zweiten Hälfte durch die Provinz Almeria, eine der gebirgigsten Regionen Spaniens. Dabei durchquerte ich gleich mehrere parallel zueinander von West nach Ost verlaufende Gebirgszüge. Zeitweilig hatte ich tatsächlich das Gefühl, in Arizona oder New Mexico zu sein, denn diese Art von Landschaft, manchmal sogar mit roten oder rötliche Felsen, hatte ich dort vor ca. 20 Jahren erstmals kennengelernt.

Ich hatte dieses Mal mit Absicht eine etwas längere Route programmiert, um die schöne Landschaft mit mehr Aufmerksamkeit geniessen zu können.

Auf der AP7 umfuhr ich zunächst die Großstadt Cartagena und passierte später, durch teilweise fast bizarre Landstriche fahrend, Mazzarón und Águilas, um kurz danach wieder auf die herrliche Mittelmeerküste zu stoßen. 

Dann ging es wieder etwas landeinwärts, vorbei an Gebieten, in denen ich Meere von Plastikabdeckungen sah. Manchmal sind ganze Täler komplett überdeckt, ein wirklich eigenartiger Anblick!

Der vorletzte Abschnitt führte wieder über die mautfreie A7, danach hatte ich noch 24 km zu fahren. Nach etwas mehr als fünf Stunden (bei vier Stunden reiner Fahrzeit) erreichte ich kurz vor meinem Ziel erneut das Meer, das sich hier wieder einmal in bestem Licht (im wahrsten Sinn des Wortes) präsentierte! Ich konnte mich gar nicht entscheiden, welche Farbe mir besser gefiel: das Himmelsblau, die Blau- und Türkistöne des Wassers und das Weiß der sich brechenden Wellen…

Leute, hier ist es extrem schön!

Nur einige Hundert Meter weiter befand sich eine winzige Ansammlung von Häusern, die auch in den Weiten Mexikos kaum auffallen würde! Jetzt war ich wohl endgültig im „Wilden Westen“ angekommen…

Ich kann noch nicht einmal sagen, wie dieser kleine Ort eigentlich hieß. Offiziell gehört er zur Gemeinde Nijar; der entsprechende Hauptort ist aber mehr als 30 km von hier entfernt.

Auf jeden Fall gibt es hier aber einen Parkplatz, der zwar auch von PKW benutzt ist, aber hauptsächlich von Wohnmobilen in Beschlag genommen wird. Man steht hier, wieder einmal kostenfrei, fast direkt am Meer, nur durch die kleine Straße vom Wasser getrennt.

Der Platz war fast voll, aber ich fand in der zweiten Reihe noch eine Lücke. Ausserdem war mir klar, dass wohl einige Tagesbesucher darunter waren, die später wieder abfahren würden. Genauso war es auch; etwa zwei Stunden später verließ ein Wohnmobil einen Platz in der ersten Reihe, und ich konnte aufrücken.

Aus genau diesem Grund musste ich allerdings auch immer in der Nähe bleiben. Für eine Radtour war daher keine Zeit und dafür war es jetzt eigentlich sowieso schon zu spät.  Ausserdem wusste ich auch nicht so recht, ob man hier wirklich übernachten durfte! Ich fand nicht ein einziges Schild, das diesen Platz als Parkplatz ausgewiesen hätte, allerdings eben auch kein Verbotsschild! Ein paar junge Leute aus Deutschland, die hier mit einem alten Kastenwagen standen, sagten mir, sie kämen jedes Jahr her und hätten hier immer ungestört übernachten können.  Na dann…

Es war heute extrem heiß, obwohl ein recht kräftiger Wind wehte. Die Wellen waren dementsprechend hoch und erzeugten einen ziemlichen Lärm, wenn sie auf dem Strand ausrollten. Eine wunderschöne Atmosphäre, fand ich, so mag ich das… 

Der kleine Ort selbst war zwar bewohnt, sah aber eher verlassen aus!

Hier hatte ich den Eindruck, als hätte eine Bande von Banditen gerade eben versucht, ihren Boss aus dem Knast zu holen. Möglicherweise wurden sie ja von Clint Eastwood verjagt, der mit seinem brennenden Zigarillo gerade um die Ecke geritten kam… 

Apropos Knast: Nein, dies ist kein Gefängnis! Es handelt sich hier um das beste (weil einzige) Restaurant des Ortes! Die vergitterten Fenster und Türen sprechen Bände, finde ich.

Beim Anblick dieses Schilds, das den Namen dieses „Etablissements“ anzeigen sollte, dachte ich zuerst an das allseits beliebte Scrabble, dann aber fiel mir doch noch die Sendung Glücksrad und der Satz „Ich möchte lösen!“ ein. 😉 Bei einer Recherche im Internet wurde ich aber schnell fündig: Dieses Restaurant(!) heisst „Cafe & Bar Angelita“… 

Gegen Abend kam ich noch einmal her, um hier zu essen. Leider war der Laden aber schon geschlossen! Stühle und Tische waren verschwunden, Türen und Fenster verriegelt und verrammelt, und das Ganze sah nun aus wie ein Hochsicherheitstrakt!

Ok, dann mussten eben die leckeren Hähnchenteile aus dem Gefrierfach meines Kühlschranks dran glauben… 😉

Ich hatte noch gar nicht so richtig erzählt, warum ich eigentlich hier bin! Morgen Vormittag werde ich das Kap des Cabo de Gata besuchen; über den gleichnamigen Naturpark schreibe ich morgen Genaueres…  

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