Heute bin ich tatsächlich schon wieder um kurz nach 7:00 Uhr „aus dem Bett gefallen“, obwohl ich doch eigentlich hätte ausschlafen können! Mein Ziel hier am Loch Ness war nicht etwa „Nessie“, das lustige, grüne, aber leider gar nicht existierende Seeungeheuer, sondern Urquhart Castle, eine der bekanntesten Burgruinen Schottlands. Und die kann man eben erst ab 9:30 Uhr besuchen!

Deshalb nutzte ich die Gelegenheit, in der Zwischenzeit hier auf dem Campingplatz beide Tanks zu entleeren, Frischwasser „zu bunkern“ und mir ein paar Gedanken über die heutige Tagesetappe zu machen.

Die Fahrt zur Burgruine war nur sehr kurz. Der dortige Parkplatz bot leider überhaupt keine Plätze für Wohnmobile an, und so musste ich meine „Hannelore“ mit Engelszungen dazu überreden, sich in einen der normalen und daher viel zu kurzen PKW-Plätze „hineinzuquetschen“. Dabei ragte das Heck soweit heraus, dass die halbe Straße versperrt wurde!

Bis zur Öffnung des Besucherzentrums hatte ich noch ein wenig Zeit, die ich nutzte, mich hier ein wenig umzusehen. Da der Parkplatz etwas erhöht liegt, hat man von hier aus schon ‘mal einen schönen Blick auf einen Teil der direkt am Loch Ness gelegenen Burg.

Um Punkt 9:30 Uhr wurde immer noch nicht geöffnet, was  mich etwas erstaunte! Vor dem Eingang zum Büro lagen eine Palette Milchtüten und viele Joghurts, direkt auf dem Boden; da hätte man glatt noch schnell ein zweites Frühstück einlegen können! Noch schlimmer sah es mit den Abfallkörben aus; beide waren übervoll und noch viel mehr Abfall lag daneben und rottete vor sich hin!

Ich muss schon sagen, dass ich hier so etwas nicht erwartet hätte! Bei einer der „Vorzeigeruinen“ des Landes, von Historic Scotland betrieben und verwaltet, und Bestandteil fast jeder Schottlandrundreise sollte so etwas nicht passieren, finde ich!

Das fanden übrigens auch die beiden Camper aus Wolfenbüttel, die ich gestern am Duncansby Head kennengelernt und hier nun zufällig wieder getroffen habe. Bei einem kleinen Schwatz warteten wir darauf, dass der „Laden“ endlich öffnete!

Mit etwa 10 Minuten Verspätung (auch das ein Unding, finde ich!) war es dann endlich soweit! Ich zeigte meinen Historie Scotland Explorer Pass vor (sonst wären 9 Pfund fällig gewesen) und beschwerte mich (nun schon das zweite Mal auf meiner Reise!) über den Dreck vor dem Eingang.

Ich sah mir zunächst das kleine Museum und den unvermeidlichen Shop an, und ging dann hinunter zur Anlage. Viel ist nicht mehr übrig, aber die Ruinen lassen erahnen, was für eine prachtvolle Burg Urquhart Castle ‘mal war.

Das Interessante an ihr ist die Tatsache, dass sie nicht ebenerdig liegt, sondern sich über mehrere Hügel „schwingt“; das macht das Ganze recht reizvoll, finde ich.

Auf dem Rückweg besuchte ich noch einmal den zum Besucherzentrum gehörenden Laden und erstand neben einem Kühlschrankmagneten ein paar Kleinigkeiten als (ess- und trinkbare) Mitbringsel für zuhause. Danach setzte ich meine Fahrt fort.

Da ich nun wieder an die Ostküste wollte, fuhr ich den gleichen Weg zurück, den ich schon gestern gekommen war, also auch wieder durch Inverness hindurch. Danach ging es zum wohl berühmtesten aller Schlachtfelder Schottlands, zum Culloden Battlefield, auf dem es am 16. April 1746 zum verhängnisvollen Aufeinandertreffen zwischen den ungefähr 5.000 aufständischen Jakobiten und den englischen Regierungstruppen kam. Der Parkplatz war recht gut gefüllt, und im sehr schön gestalteten und interessanten Besucherzentrum war es „rappelvoll“! Auf den Besuch des eigentlichen Schlachtfelds verzichtete ich allerdings, denn es regnete wieder ‘mal in Strömen. Außerdem konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass ich dadurch sehr viel verpasste; den Stopp hier hatte ich eigentlich nur eingelegt, weil dieser Ort sowieso auf meiner Strecke lag.

Mein nächster Besuch galt Baxter‘s Highland Village, in der Nähe des kleinen Orts Fochabers. Hier wird dem Besucher die durchaus interessante Geschichte der Familie Baxter und ihres erfolgreichen Lebensmittelunternehmens präsentiert; es geht hier hauptsächlich um schottische Delikatessen und Dosensuppen. Jedes der kleinen weißen Häuschen auf dem nächsten Foto widmet sich einem speziellen Thema, aber natürlich soll hier auch möglichst viel gekauft werden…

Jetzt ging es aber weiter in Richtung Küste. Für die Übernachtung hatte ich mir den hübschen Ort Banff ausgesucht, der übrigens auch Namensgeber der gleichnamigen Stadt Banff und des sie umgebenden Nationalparks in Alberta, Kanada, ist. Hier gibt es laut meiner Stellplatz-App insgesamt gleich drei Parkplätze, auf denen man kostenlos mit dem WoMo stehen und übernachten darf. Ich besuchte alle drei und suchte mir den meiner Ansicht nach schönsten aus; hier war es vor allem sehr ruhig und der Platz lag direkt am Meer.

Nach einer Kaffeepause machte ich mein Fahrrad bereit, um mir die Stadt etwas näher anzuschauen. Das Wetter hatte sich inzwischen deutlich gebessert, sodass ich meine Tour ganz entspannt starten konnte. Der kleine Hafen machte schon ‘mal einen guten Eindruck.

Die typisch schottische Kleinstadt hat mir im Großen und Ganzen ganz gut gefallen, allerdings ist man auch relativ schnell „durch“.

Ein paar recht steile Straßen raten dringend, doch besser vom Fahrrad abzusteigen… 😉

Naja, und ein paar Rechtschreibfehler kommen ja wohl überall ‘mal vor, oder…?

Zum Abschluss meiner Radtour erstand ich einen „fetten“ Döner, den ich dann im Wohnmobil mit großem Hunger verspeiste; dazu gab‘s wieder die obligatorische Dose Bier.

Im TV gab‘s heute nichts besonderes, deshalb verbrachte ich den Abend mit Musik hören und dem Beobachten der Menschen, die hier ab und an vorbeikamen. Die Stimmung erinnerte mich stark an einen bestimmten Abend im letzten Jahr in Norwegen, etwas südlich von Bergen, die ich in dem entsprechenden Reisebericht (siehe hier) ja auch schon versucht hatte, zu beschreiben.

Immer wieder kamen PKW, aus denen Frauen, Männer und Kinder, mit oder ohne Hund, ausstiegen, ein bisschen spazieren gingen und dann wieder davonfuhren. Ein älteres Ehepaar kam zu Fuß (wohl aus der Stadt), wanderte am Strand entlang und verschwand dann aus meinem Blickfeld. Dann wieder kamen ein paar Jugendliche „angerauscht“, mit offenen Fenstern und natürlich viel zu lauter Musik; sie drehten ein paar Runden und waren schon nach wenigen Minuten wieder auf dem Rückweg. Zwei junge Frauen fuhren in einem uralten, „quietschbunten“ Bulli vor, packten einen riesigen Lenkdrachen aus und liefen schwatzend an den Strand. Als sie zurückkehrten, fehlte der Drachen!

Dann tauchte ein weißer Van auf und parkte direkt neben mir. Ein noch sehr junger Mann, unrasiert und mit verkehrt herum aufgesetztem Baseball Cap, stieg zusammen mit seiner (vielleicht) 5-jährigen Tochter (nehme ich ‘mal an!) aus, um gleich darauf festzustellen, dass es für einen Spaziergang momentan zu stark regnete. Beide kletterten wieder ins Fahrzeug und warteten geduldig das Ende des Regens ab. Als es soweit war, holte er ein Kinderfahrrad aus dem Kofferraum; die Kleine „eierte“ sofort und überglücklich mit ihrem Mini-Gefährt in Richtung Strand (was nützt eigentlich ein Kinderfahrrad im Sand?). Als sie nach ca. 40 Minuten zurückkamen, gab‘s erst ‘mal ‘was zu „futtern“, dann wurden die Schlafgelegenheiten hergerichtet. Schließlich wurden ein paar Vorhänge zugezogen und mit meiner „Das-Fenster-zum-Hof-Schnüffelei“ war‘s endgültig vorbei!

Wenn man so in aller Ruhe, bei dem einem oder anderen Gläschen und mit leiser Musik, das Kommen und Gehen der Leute beobachtet, wenn die langsam, aber sicher einsetzende Wirkung des nun schon dritten Cocktails einem die Sinne vernebelt… hoppla, ich meinte natürlich… die Fantasie beflügelt, dann fragt man sich unwillkürlich, was man da wohl eigentlich sieht, und wie sich das in die tatsächliche Situation der Menschen einordnet. Lebt der junge Mann neben mir möglicherweise getrennt von der Mutter der Kleinen und hat seine Tochter jetzt einen Tag lang, um mit ihr eine schöne Zeit am Strand zu verbringen? Oder ist er vielleicht sogar alleinerziehender Vater? Wer weiß, sicher gibt‘s auch noch andere Möglichkeiten.

Und wo zum Teufel ist der Lenkdrachen geblieben…?

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