Der Wecker klingelt um 7:30 Uhr, aber ich bin noch viel zu müde zum Aufstehen! Der gestrige Tag in Paris war offenbar doch anstrengender, als ich es empfunden habe. Ich bin sogar ohne Abendessen schlafen gegangen, was bei mir so gut wie nie vorkommt. Also schlafe ich noch eine Stunde und konzentriere mich halt auf das 10-Uhr-Shuttle, was soll’s…

Ich dusche, frühstücke, bringe Müll weg, packe meine „sieben Sachen“ und laufe dann zum Bus. Pünktlich um 10 Uhr geht’s los, wie gestern wieder zur Station Porte Maillot. Mit der M1 fahre ich bis zur Haltestelle Hôtel de Ville, danach geht es zu Fuß nach Norden bis zum ersten Ziel heute, dem Centre Pompidou. In Paris mit der Metro zu fahren, finde ich übrigens sehr unkompliziert und einfach; vor allem fühle ich mich dort auch sicher! Allerdings wird alle zwei Minuten vor Taschendieben gewarnt! Darüber, dass mir nun schon das zweite Mal von jungen Leuten ein Platz angeboten wurde, sprechen jetzt ’mal nicht… 😉

Das im Januar 1977 eröffnete Kunst- und Kulturzentrum entstand aufgrund einer Initiative des früheren französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou. Durch die für die damalige Zeit umstrittene, weil ungewöhnliche Fassadentechnik, bei der Rohre, Treppen, Elektrik usw. nicht nur von außen sichtbar, sondern auch noch bunt bemalt sind, hatte das Gebäude seinen Spitznamen La Raffinerie bei den Parisern schnell weg! Und bis heute behalten! Es beherbergt vor allem das Staatliche Museum der Modernen Kunst (französisch Musée National d’Art Moderne), das ich mir heute anschauen will. Einer Außenstelle des Centre Pompidou bin ich übrigens schon in Málaga begegnet, im Frühjahr 2018 während meiner Spanien- und Portugalreise.

Insgesamt habe ich mir dieses Gebäude ein wenig größer, vor allem höher vorgestellt. Ich laufe einmal um den gesamten Komplex herum, um ihn von allen Seiten betrachten zu können. Ein Teil der Rolltreppe ist, wie man auf dem folgenden Foto sehen kann, gerade eingerüstet, aber das fällt nicht weiter auf; der gesamte „Klotz“ sieht sowieso aus wie ein einziges Baugerüst… 😉

Ich stelle mich nun in die inzwischen recht lange Warteschlange. Auch hier hätte ich durch meinen Citypass, durch den ich heute 14 Euro für den Eintritt spare, eigentlich bevorzugten Einlass an der Kasse genießen können. Aber was nützt mir das, wenn der Stau hauptsächlich durch die Sicherheitskontrollen entsteht, die nun ’mal jeder passieren muss? Ok, die gründliche Kontrolle muss selbstverständlich sein, aber warum stellt man dort nicht, je nach Andrang, genügend Personal zur Verfügung? So, wie ich es woanders schon häufig gesehen habe, zum Beispiel auf dem Burgberg in Prag!

Die riesige Eingangshalle in Inneren verlasse ich auf der anderen Seite sofort wieder und nehme die überdachte Rolltreppe, die bis zur 5. Ebene hinaufführt. Hier befindet sich der eigentliche Eingang zum Museum und auch der beste Platz für die Sicht auf die Stadt.

Ich mache ein paar Fotos, die allerdings wegen des trüben Wetters und der teilweise schlechten Sicht durch die meist schmutzige Verglasung nicht besonders zeigenswert sind. Ich schaue mich danach gründlich auf der 5. Ebene um, für die 4. ist leider nicht genügend Zeit vorhanden!

Hier treffe ich hauptsächlich auf moderne Gemälde und teilweise recht skurrile Installationen! Ich mache natürlich auch hier wieder sehr viele Fotos, von denen ich hier eine kleine(!) Auswahl zeigen möchte…

Sehr übersichtlich, finde ich!

Hhm, sowas kann ich auch, glaub’ ich…

Oh je! Da hasst jemand Musik… 😉

Frisch aus der Schrottpresse eingetroffen!

Was selbst auf dem Flohmarkt übrig bleiben wird…

Ein Flügel mit Pilzbefall?

Ich verlasse nach etwa 90 Minuten das Museum und laufe Richtung Osten zu meinem nächsten Ziel. Der Place des Vosges (deutsch Platz der Vogesen) soll meinem Reiseführer zufolge einer der schönsten Plätze in Paris sein. Das 140×140 m große Areal bildet ein geschlossenes Viereck und ist von insgesamt 36 Stadtpalais umgeben, allesamt in einheitlichem Design erbaut.

Ich muss gestehen, dass ich hier etwas mehr erwartet habe! Sicher trägt der bedeckte Himmel und das viele Laub auf den Wegen zu meinem eher negativen Eindruck bei, aber selbst bei deutlich besseren Bedingungen kann ich mir kaum vorstellen, in diesem Platz eine Besonderheit zu sehen! Er erinnert mich heute viel mehr an den Titel eines Romans von Françoise Sagan, den wir ’mal auf dem Gymnasium tagelang „durchkauen“ mussten: Bonjour Tristesse! Vielleicht lag’s ja auch daran, dass hier kaum Menschen unterwegs waren; ich muss wohl noch ’mal im Sommer wiederkommen und mir (bei mir selbst) eine „zweite Meinung“ einholen… 😉

Nach einer kurzen Verschnaufpause auf einer der vielen Bänke setzte ich meinen Weg fort.

Mein dritter Programmpunkt ist der Place de la Bastille, ein äußerst geschichtsträchtiger Platz, wenn man an den berühmten Sturm auf die Bastille denkt, der die Französische Revolution einleitete. Natürlich ist vom ehemaligen Gefängnis nichts mehr übrig; der Platz ist heute ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt von Paris! Leider ist die gesamte Mitte mitsamt der imposanten Julisäule komplett von hohen, blickdichten Bauzäunen umgeben, so kann ich, abgesehen vom mörderischen Verkehr, eigentlich so gut wie gar nichts von diesem Platz sehen.

Ich nutze hier aber die Gelegenheit, eine Kleinigkeit zu essen. Die Brasserie, die ich mir dazu aussuche, entspricht genau dem, was man so aus einschlägigen Filmen oder Dokumentationen kennt; hier fühle ich mich so richtig wohl! Inmitten von lautstark schwatzenden Parisern zu sitzen, die hier ihre Mittagspause verbringen, fühlt sich fast so an, als sei man selbst einer… 😉

Sofort fällt mir wieder mein Croque Monsieur von gestern ein; hier gibt’s doch tatsächlich das bereits erwähnte Gegenstück, ein Croque Madame, das ich jetzt unbedingt probieren muss! Durch das Spiegelei (keine Ahnung, ob das immer dazu gehört), schmeckt mir diese Varinate sogar noch besser als die „männliche“ gestern! Das kleine Bier dazu tut mir ebenfalls sehr gut.

Nach dieser wohltuenden Pause fahre ich mit der U-Bahn bis zur Haltestelle École Militaire. Dort steige ich aus und wandere dann gemütlich durch den langgestreckten Parc du Champ de Mars auf den Eiffelturm zu, während ich natürlich sehr viel fotografiere.

Der Besuch des wohl bedeutendsten Wahrzeichens von Paris ist leider in keinem des Citypasses enthalten; man muss ihn separat buchen, wieder zusammen mit einem genauen Zeitpunkt für den Einlass. Ich habe bei meiner Buchung etwa eine Woche vor Abfahrt genau 16,30 EUR zahlen müssen; mein Time Slot war auf 15:30 Uhr festgesetzt.

Ich war früher schon einmal in Paris, zusammen mit einem meiner Brüder. Das ist allerdings schon so furchtbar lange her, dass ich kaum noch Erinnerungen daran habe. Ich weiß nur noch, dass uns nicht ’mal ein ganzer Tag für die Stadt zur Verfügung stand. Wir haben damals Notre-Dame de Paris besucht, die berühmte Kathedrale, die jetzt ja wegen des Brands leider für eine ganze Weile geschlossen sein wird. Auf jeden Fall waren wir definitiv nicht am, geschweige denn auf dem Eiffelturm!

Daher ist dieser Augenblick, in dem ich jetzt vor diesem 324 m hohen Eisenturm stehe, auch wieder etwas sehr Besonderes für mich! Ich bin beeindruckt von der Größe und von dieser unfassbar komplexen Struktur! Da ich noch genügend Zeit habe, schaue ich mir alles ganz in Ruhe an und schlendere immer weiter in Richtung Eingang.

Die Wartezeit an der Sicherheitsschleuse ist dieses Mal erfreulich kurz; ich gelange auf den großen Platz unterhalb des Turms, wo ich mir wie ein winziges Insekt vorkomme! Um kurz nach 15 Uhr stelle ich mich in einer weiteren Warteschlange an, die durch ein großes Schild mit der Aufschrift „15:30“ gekennzeichnet ist. Während ich warte, bekomme ich zufällig von verschiedenen Seiten mit, dass die Aussichtsplattform ganz oben wegen des zu starken Winds für den Rest des Tages leider geschlossen bleibt! Das ist natürlich Pech, aber die Sicht von der 2. Etage ist sicher auch nicht so schlecht, zumal es jetzt immer wieder sonnige Abschnitte gibt.

Mein Besuch auf dem Dach des Arc de Triomphe gestern ist ja schon recht beeindruckend gewesen, aber das war nichts gegen das, was ich nun, als ich hier oben ankomme, geboten bekomme!

Den dritten Tag in Folge werfe ich wieder einen wunderschönen Blick auf La Défense, das Hochhausviertel von Paris, heute sogar ’mal in Sonnenlicht „gebadet“…

Seht ihr die winzigen „Ameisen“ dort auf dem Dach des Triumphbogens? Genau dort stand ich gestern auch!

Und hier ein Blick auf einen Abschnitt der Seine. Ganz im Hintergrund und auf dem folgenden Foto schaut man wieder auf Montmartre und die Kirche Sacré-Cœur de Montmartre, deren Besuch ja auch noch auf meinem „Zettel“ steht.

Von der 2. Etage sollte man seine Kamera auch ’mal nach oben richten! Der „Rest“ des Turms kommt einem womöglich genauso schwindelerregend hoch vor, als wenn man von unten fotografiert hätte! Nun bin ich doch sehr neugierig, wie die Stadt wohl von dort ganz oben aussehen muss! Auch hier ist „dringender Wiederholungsbesuch“ angesagt, fürchte ich… 😉

Auf der anderen Seite der Seine liegen die Jardins du Trocadéro, zwei an einem kleinen Hügel symmetrisch angelegte Grünanlagen. Dahinter sind die beiden viertelkreisförmigen Flügel des Palais de Chaillot zu sehen; zwischen ihnen bietet eine beliebte Aussichtsplattform einen schönen Blick auf einen Teil des linken Seine-Ufers und natürlich auf den Tour Eiffel.

Hier ein paar weitere Eindrücke von oben, teilweise mit etwas größerer Brennweite aufgenommen:

Mein erstes Ziel gestern, der Palais du Louvre

…und hier das Centre Pompidou, das ich mir heute als erstes vorgenommen habe.

Auch sehr beeindruckend aus dieser Höhe: Der Champ de Mars (deutsch Platz des Mars); an der linken oberen „Ecke“ liegt die U-Bahn-Station, an der ich vorhin ausgestiegen bin.

Der 210 m hohe Tour Montparnasse ist überhaupt nicht zu übersehen, egal, von wo aus man über Paris schaut! Ok, ok, abgesehen von der Aussichtsetage im 56. Stock des Gebäudes selbst natürlich… 😉

Der Aufenthalt auf dem Eiffelturm ist glücklicherweise zeitlich nicht begrenzt, deshalb bleibe ich hier eine ganze Weile! Schließlich hat man mir die eigentliche gebuchte Fahrt zur oberen Plattform ja auch gestrichen! Ich lege hier sogar meine Kaffeepause ein und „verdrücke“ dabei ein verteufelt schmackhaftes Lemon Tart, zusammen mit dem üblichen Cappuccino.

Dann geht es aber endgültig wieder nach unten, denn ich habe für heute noch ein zweite Buchung, die ich bereits vor der Reise getätigt habe. Für 15 EUR mache ich eine einstündige Sightseeing-Tour auf der Seine; der Bootsanleger befindet sich gleich unten am Turm, nur ein paar wenige Schritte entfernt!

Ich habe noch Zeit für zwei Kugeln Eiscreme (Mango und Erdbeere), dann ist auch schon das Boarding angesagt. Das Schiff ist zwar nicht besonders breit oder hoch, dafür aber „unendlich“ lang; keine Ahnung, wieviele Menschen hier Platz finden könnten.

Die Fahrt ist insgesamt recht kurzweilig und interessant; die Ansagen in französischer und englischer Sprache sind richtig gut zu verstehen und knapp, aber sehr informativ! Sie führt vorbei an vielen sehenswerten Brücken, deren Verzierungen man wohl oft nur vom Boot aus richtig bewundern kann, an Kirchen, Parks, Gärten und Treppenanlagen, die von meist jungen Leuten „bevölkert“ werden, und an vielem mehr.

Die weisslich-gold glänzenden Zwiebeltürme der Dreifaltigkeitskathedrale, einer erst 2016 eröffneten russisch-orthodoxen Kirche.

Das Schiff passierte natürlich auch die Kathedrale Notre-Dame de Paris, die bei einem verheerenden Großbrand im April schwer beschädigt wurde. Das ganze Ausmaß dieser Katastrophe war von hier aus natürlich nicht zu erkennen, aber der Anblick der gewaltigen Baugerüste war schon traurig genug!

Ist dies nicht die Stelle, an Nestor Patou in die Seine steigt, um seine Doppelrolle als Lord X loszuwerden? Kommt mir jedenfalls ganz so vor! Ich spreche natürlich von der wunderbaren Liebeskomödie Irma La Douce von Billy Wilder mit Shirley MacLaine und Jack Lemmon… 😉

Vorbei an den Jardins du Pont Neuf, die ich wahrscheinlich morgen besuchen werde,…

…und der Pont Neuf selbst, der Neuen Brücke, die aber erstaunlicherweise die älteste im Originalzustand erhaltene Brücke über die Seine ist, geht es schließlich wieder zurück zum Ausgangspunkt der Tour.

Nun ist es bereits nach 18 Uhr und ich denke langsam an den Rückweg zum Campingplatz. Ich wandere noch zur vorhin erwähnten Aussichtsplattform am Palais de Chaillot, mache ein paar Fotos und suche dann die nächste Metrostation auf.

Um 19:40 Uhr treffe ich wieder auf dem Campingplatz ein, wieder mit ziemlich „runden“ Füßen, aber um viele Erfahrungen und Eindrücke reicher!

Nach dem Abendessen schaue ich mir noch den Netflix-Film Birdman mit Michael Keaton an. Den finde ich allerdings „sturzlangweilig“, sodass ich nach etwa 30 Minuten abschalte (kommt eigentlich nie vor!) und schließlich schlafen gehe. Auch morgen wird’s wohl wieder recht anstrengend werden… 😉

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