Zwar bin ich weder Kaiser Rotbart, noch kann man die Bretagne als „das heil‘ge Land“ bezeichnen, aber meine Wanderung an der Küste von Ploumanac‘h heute morgen erinnerte mich unwillkürlich an diese berühmten Zeilen aus dem Gedicht von Ludwig Uhland über den wackeren Schwaben!

Ploumanac‘h ist ein kleiner Hafenort an der Nordküste der Bretagne, war früher selbstständig und gehört heute zur Gemeinde Perros-Guirec. Der hier 4 km lange, so genannte Zöllnerweg, der Sentier des Douaniers, führt von Ploumanac‘h bis nach Perros-Guirec an der Küste entlang und wurde damals angelegt, um Schmugglern und Piraten das Handwerk zu legen.

Heute findet man entlang dieser Strecke die wildesten und bizarrsten Felsskulpturen der gesamten Côte de Granit Rose. Versteht sich, dass man dort selbst am frühen Morgen oder gegen Abend niemals ganz allein unterwegs ist; auch Parkplätze sind dünn gesät, erst recht für Wohnmobile.

Da ich in Trégastel übernachtet hatte, musste ich in Ploumanac‘h zunächst ‘mal eine geeignete Parkmöglichkeit finden, denn zu Fuß wäre es doch ein wenig zu weit gewesen, und das Fahrrad kann ich natürlich bei einem Küstenwanderweg dieser Art überhaupt gar nicht gebrauchen!

Mein Reiseführer empfahl mir einen großen Parkplatz in der Nähe des Jachthafens, aber diese Information war leider schon wieder überholt: bereits kurz nach der Ortseinfahrt sah ich ein Schild, das ein Durchfahrtverbot für Wohnmobile anzeigte. Freundlicherweise machte ein Zusatzschild aber gleichzeitig auf einen Ausweichplatz aufmerksam; der entpuppte sich als ehemaliger Sportplatz, der zu einem riesigen Parkplatz umfunktioniert wurde.

Beim Anblick des Parkautomaten musste ich unwillkürlich schmunzeln; hier gab man sich ja richtig international und wies mit einem überdimensionalen Schild auf den Automaten hin, und zwar in gleich drei verschiedenen Sprachen! Dass dabei allerdings „Strafzettel“ anstelle des korrekten deutschen Worts verwendet wurde, regte sofort meine Fantasie an: Wer hier also meint, ein Parkschein sei ein allzu überflüssiger Luxus, der kann sich hier gleich einen dazu passenden Strafzettel ziehen und muss nicht erst auf die Politessen warten… 😉

Von hier aus hatte ich ein gutes Stückchen zu laufen, um zunächst den Ort und danach den Jachthafen zu erreichen, an dessen Ende der oben erwähnte Zöllnerweg startete. Das machte aber nichts, denn es war noch sehr früh (und daher nicht zu warm) und das Wetter war ausgezeichnet!

Ein paar Minuten war ich bereits auf dem Wanderweg unterwegs, da kam auch schon eine bezaubernde kleine Insel in mein Blickfeld, auf der sich das hübsche Château de Costaérès befindet, ein neugotisches Schlösschen aus dem 19. Jahrhundert; seit 1988 ist es der Zweitwohnsitz des deutschen Schauspielers und Kabarettisten Dieter Hallervorden!

Kurz darauf passiert man den Plage de Saint-Guirec; von dort aus bieten sich wunderschöne Blicke auf die kleine, vorgelagerte Bucht; die Felsen links und rechts sind hier noch von sehr viel Grün umgeben.

Wandert man weiter, gelangt man auf den spektakulärsten Abschnitt des Küstenwegs! Hier bieten sich einem Granitfelsen, wohin das Auge blickt. Die imposanten, von Wind und Wellen geformten Steinansammlungen sind bis zu 20 Meter hoch und mehr als 300 Millionen Jahre alt; ihre rosa- oder orangefarbenen Töne kommen am intensivsten bei tief stehender Sonne zum Vorschein; in dieser Beziehung hatte ich heute wirklich viel Glück!

Sehr schön eingebettet in diese urtümliche Landschaft ist auch der um 1945 erbaute und 15 m hohe Leuchtturm, der Phare de Mean Ruz.

Hin und wieder sieht man auch die typisch bretonischen Landhäuser, deren Baumaterial wohl ebenfalls aus dieser Gegend zu stammen scheint.

Ganz klar, dass viele der Felsen die Fantasie der Touristen anregen; es gibt die unterschiedlichsten Namen für diese von der Natur perfekt geformten Skulpturen; wie wär‘s z.B. mit einem Delphin? Einer Schildkröte? Oder einer Flasche?

Aber auch die größeren Ansammlungen von einzelnen oder zusammenhängenden Steinen sind absolut sehenswert und ihrer Art teilweise sehr unterschiedlich.

Diese sehr empfehlenswerte Küstenwanderung endete für mich gegen Mittag bei einem Parkplatz in der Nähe eines Campingplatzes; von hier aus ging es wieder zurück zum Wohnmobil.

Für meine heutige Übernachtung habe ich mir einen sehr schönen Campingplatz in der Nähe des Orts Saint-Pol-de-Léon ausgewählt. Bevor ich die etwa 80 km lange Fahrt dorthin begann, wollte ich allerdings noch etwas einkaufen und steuerte daher einen großen Supermarkt in Trégastel an. Nachdem ich schnell einen Einkaufszettel mit den benötigten Lebensmitteln geschrieben und, wie üblich auf einem Supermarktparkplatz, mein Wohnmobil „verriegelt und verrammelt“ hatte, stand ich am Eingang des Gebäudes plötzlich vor verschlossener Tür, um dann blitzschnell festzustellen, dass heute ja Sonntag war! Ist doch immer wieder erstaunlich, wie schnell man die übliche Einteilung in Woche und Wochenende vergessen kann, wenn man auf Reisen ist, oder…? 😉

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