Trotz der Übernachtung auf einem großen, belebten Parkplatz mitten in Paderborn habe ich ziemlich gut geschlafen. Nach dem Aufstehen und einer heißen Dusche im Wohnmobil habe ich ganz gemütlich und ausgiebig gefrühstückt; draußen tröpfelte es leicht, allerdings zeigten sich auch ein paar blaue „Löcher“ am Himmel…

Mein erstes Ziel für heute war, wie ja bereits angedeutet, das Heinz Nixdorf MuseumsForum (merkwürdige, aber offizielle Schreibweise), nach eigenen Angaben das größte Computermuseum der Welt. Nun, ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen, ich war in meinem ganzen Leben noch in keinem Computermuseum. Das Gebäude selbst ist aber schon ‘mal groß genug für einen solchen Superlativ! Der Eintritt ist (dank meines Rentnerausweises 😉 mit 4,- EUR nicht der Rede wert.

Als ich etwa 20 Jahre alt war, begann ich, mich für Computer aller Art zu interessieren. Damals kamen die ersten Taschenrechner auf, die gerade ‘mal die vier Grundrechenarten beherrschten. Meinen allerersten, einen Commodore MM6, habe ich mir 1973 für 88 US$ gekauft und war stolz wie Oskar, so ein Stückchen Hightech zu besitzen! Später ging es weiter mit programmierbaren Taschenrechnern (dafür musste man damals schon kleinere bis mittlere Vermögen ausgegeben), PDAs, PCs, Smartphones, Tablets usw.. Aber auch mit mittleren Rechenanlagen und Großrechnern habe ich während meines Informatikstudiums in Bremen zu tun gehabt.

Insofern war der Besuch in diesem Museum ein Fest für mich, wie man sich sicher vorstellen kann; alles, was ich in der Richtung je besessen hatte (oder auch: von dem ich besessen war), gab‘s hier zu bestaunen!

Das Foto unten zeigt die fast schon legendäre CRAY-2, ein Supercomputer aus dem Jahr 1985; allein das Kühlmittel dieses Rechners wog fast eine Tonne! Übrigens, meine 2 Jahre alte Apple Watch hat die doppelte Rechenleistung dieses „Giganten“!

In dieser Vitrine sind alle meine (teils wahr gewordenen) Taschenrechner-Träume friedlich vereint; für meinen ersten programmierbaren, den SR-52 von Texas Instruments, musste ich damals 2.900 DM (in Worten: Zweitausendneunhundert!) hinblättern; später stieg ich um auf die Rechner von Hewlett Packard, z.B. HP-65 und HP-67.

Dies ist mein allererster Personal Computer, ein über 20 kg schwerer PET-2001 von Commodore; er kostete 2.999 DM und verfügte über einen für damalige Verhältnisse gigantischen Hauptspeicher von 8,192 Bytes! Programme wurden über den eingebauten Kassettenrecorder gespeichert und geladen.

Diese etwas merkwürdig ausschauende Lady hat mich tatsächlich mehrfach verunsichert! Sie saß, als ich in diesen Raum hineinging, regungslos da und schien auf ihr Notebook zu starren. Als ich aber an ihr vorbeiging, hob sie den Kopf und schaute mir interessiert nach. Ich war mir jetzt völlig unsicher, ob es sich nun um einen echten Menschen handelte oder nicht! Erst als ich näher kam, erkannte ich, dass sie künstlich war. Den Displays entkam ich, dass dieser humanoide Roboter mit dem Namen Nadine von Prof. Dr. Nadia Magnenat-Thalmann von der Universität in Genf entwickelt wurde und ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Mimik und Gestik wirken tatsächlich täuschen echt! Über ein vor ihr aufgestelltes Mikrophon kann man sich sogar mit Nadine unterhalten…

Ich verbrachte etwa zwei Stunden im Museum, hätte aber gern noch einige Stunden mehr investiert! Allerdings hatte ich ja noch andere Pläne für heute, und so fuhr ich von Paderborn wieder in den Teutoburger Wald hinein, und zwar zum weltberühmten Hermannsdenkmal, etwa 6 km südwestlich von Detmold.

Ich hatte im Vorfeld erwogen, dort oben auf dem großen Parkplatz auch zu übernachten. Ein kurzer Spaziergang brachte mich zum eigentlichen Denkmal. Dort hielten sich zu diesem Zeitpunkt nur wenige Menschen auf, die meisten von ihnen waren Arbeiter, die eine Laser-Anlage aufbauten; am nächsten Abend sollte dort eine Laser-Show stattfinden. Ich machte viele Fotos und umrundete die gesamte Anlage mehrfach; auf einen Aufstieg verzichtete ich aber, weil der Blick von dort oben sicher auch nicht viel mehr hergeben würde als von unten. Irgendwie wollte es mir dort auch nicht so recht gefallen, was wahrscheinlich daran lag, dass alles noch im Winterschlaf zu liegen schien! Das Restaurant hatte geschlossen, auch der kleine Kiosk, und auf dem riesigen Parkplatz standen höchsten vier und fünf Autos. Komisch, wie sich der gefühlte Wert einer Sehenswürdigkeit mit dem Grad an Belebtheit ändern kann, oder…?

Das Denkmal soll an den Cheruskerfürsten Arminius und an die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald erinnern, in der germanische Stämme unter seiner Führung den römischen Legionen unter Publius Quinctilius Varus im Jahre 9 nach Christus eine entscheidende Niederlage beibrachten.

Mit einer Figurhöhe von 27 Metern und einer Gesamthöhe von 53 Metern ist das Hermannsdenkmal die höchste Statue Deutschlands.

Wieder im Wohnmobil angekommen, stellte ich fest, dass es viel zu früh war, um hier zu übernachten, deshalb suchte ich mir weiteres Ziel in der Nähe aus. Meine Wahl viel auf Bad Salzuflen, zum einen, weil es dort einen schönen Wohnmobilstellplatz (Stellplatz Flachsheide) geben sollte, zum anderen aber hauptsächlich, weil man dort ein so genanntes Gradierwerk anschauen konnte. Nach einer relativ kurzen Fahrt kam ich dort an, suchte mir einen schönen Stellplatz aus und richtete mich ein; bezahlen konnte ich noch nicht, da das kleine Kassenhäuschen erst wieder am Abend geöffnet war. Also holte ich das Fahrrad aus der Garage und radelte zunächst ‘mal am großen Kurparksee entlang bis in die Stadtmitte.

Gradierwerke sind Anlagen zur Salzgewinnung. Heute werden sie oft zu Kurzwecken verwendet und sind daher häufig in Kurorten zu finden. Durch die herabrieselnde Sole wird die umgebende Luft mit Soletröpfchen angereichert. Dies wirkt sich dann so ähnlich wie bei Seeluft beispielsweise bei Pollenallergikern und Asthmatikern positiv aus. Durch das Einatmen salzhaltiger Luft werden die Atemwege befeuchtet. Dieses ist das erste Gradierwerk, was ich in meinem bisherigen Leben zu sehen bekam; eine sehr imposante Anlage…

Die Altstadt von Bad Salzuflen, ebenfalls mit sehenswerten Fachwerkhäusern und hübschen Fußgängerzonen, hat mir auch sehr gut gefallen; das Wetter war inzwischen wieder richtig gut und ich genoß die Stadterkundung, auch wenn ich hier das Fahrrad meistens schieben musste.

Da es jetzt noch nicht allzu spät war, fuhr ich nicht direkt zurück zum Wohnmobilstellplatz, sondern nahm einen großen Umweg in nördlicher Richtung, zunächst durch den Wald bis zum Obernberg, danach über die Autobahn A2 hinweg und schließlich wieder in einem großen Bogen zurück bis zum Ausgangspunkt!

Ich bezahlte kurz darauf die Übernachtungsgebühr (7,- EUR) sowie die Kurtaxe (2,90 EUR) und genoss den restlichen Abend bei immer noch sonnigem Wetter. Wieder ging ein langer und erlebnisreicher Tag zu Ende; man findet manchmal kaum Zeit, alles Gesehene in Ruhe zu verarbeiten… 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert