Heute Morgen konnte ich mir ruhig etwas Zeit lassen! Für meine Besuche in Paris wollte ich in den kommenden vier Tagen nämlich den Shuttle-Service des Campingplatzes nutzen, der die Gäste morgens zur Metro bringt und sie abends dort wieder abholt. Dafür gibt es einen festen Fahrplan; die erste Fahrt am Tag findet aber erst um 9 Uhr statt.

Nach dem Duschen und einem gemütlichen Frühstück ging ich also um kurz vor 9 Uhr zur Rezeption und besorgte mir acht Shuttle-Tickets (16 EUR), zwei für jeden Tag.

Die Fahrt zur Metrostation Porte Maillot dauerte nur etwa 20 Minuten. Dort angekommen, stieg ich zum allerersten Mal in meinem Leben in die „Katakomben“ der Pariser U-Bahn hinab; ich war gespannt, wie sich das anfühlen würde!

Zunächst mussten auch hier erstmal Tickets her! Ich hatte ja bereits gestern über meine Entscheidungsfindung zu den verschiedenen City Passes berichtet. Der Museum Pass, für den ich mich entschieden hatte, beinhaltete ja keine Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Also hatte ich überlegt, welche die günstigste Variante bezüglich der U-Bahn-Tickets sein würde. Das war eindeutig der Kauf eines 10er-Packs zu 14,90 EUR (ein Einzelticket kostet sonst 1,90 EUR).

Ich ging zu einem Automaten, wählte den entsprechenden Tarif und zahlte mit einer meiner Kreditkarten. Nun sollten die 10 Tickets eigentlich nur noch ausgedruckt werden, aber aus der Maschine drangen leider nur ein paar röchelnde Laute und dann war… nix mehr! Auf dem Display erschien wieder der Begrüßungstext und die „Kiste“ war bereit für den nächsten Dummen… ähm… Kunden!

Mit Automaten hab‘ ich ja schon so manches Späßchen erlebt, zum Beispiel hier oder auch hier. Aber heute hatte ich überhaupt keine Zeit für derartige Kapriolen; ich wusste vor allem nicht, ob die Abbuchung nun stattgefunden hat oder nicht! Ich ging etwas zögerlich zum nächsten Automaten und versuchte dort mein Glück! Dieses Mal ging alles tatsächlich gut: Nach Eingabe meiner Karte fing der Drucker sofort an zu drucken und spuckte ein Ticket nach dem anderen aus, das erste, zweite, dritte, schließlich das neunte und zehnte. Dann aber auch das elfte, zwölfte, dreizehnte… WHAT???

Ich muss zu diesem Zeitpunkt ziemlich dumm aus der Wäsche geguckt haben; der „Kasten“ druckte jetzt tatsächlich insgesamt 20 Tickets aus, obwohl ich nur ein 10er-Pack angefordert hatte. Blitzartig reifte die folgende Erkenntnis in mir heran: DIESER AUTOMAT WAR MIT DEM ANDEREN VERWANDT!

Ich wollte mich schon freuen, dass ich nach dem Malheur beim ersten Versuch nun als Entschädigung 20 Tickets für den Preis von 10 bekommen hatte, das war aber leider nix! Später hab’ ich festgestellt, dass beide Vorgänge ordnungsgemäß abgebucht wurden! Leicht verwirrt ging ich schließlich durch die Schranke und wartete auf die nächste Bahn. Die Frage, ob eine Abbuchung auch dann erfolgt wäre, wenn ich nicht zu einem anderen Automaten gegangen wäre, blieb leider unbeantwortet. Ich denke inzwischen aber, dass das wahrscheinlich nicht der Fall gewesen wäre…

Nach diesem erneuten „Automatenabenteuer“ fuhr ich nun in wenigen Minuten mit der Metro bis zu meinem ersten Ziel für heute, dem Palais du Louvre nämlich, genauer gesagt, dem darin befindlichen Kunstmuseum Musée du Louvre. Der Plan für meinen ersten Tag war denkbar einfach: Vom Louvre aus wollte ich in schnurgerader Linie bis zum Triumphbogen laufen, etwa 3,5 km und immer in Richtung Nordwest! Hört sich wenig an für einen Tag, wird aber wohl gerade ’mal so klappen… 😉

Der Besuch des berühmtesten und meistbesuchten Museums der Welt war auch in meinem City Pass eingeschlossen. Trotzdem muss derzeit jeder Besucher wegen der gerade stattfindenden Bauarbeiten und der inzwischen dringend notwenigen „Kanalisierung“ der Menschenmassen vorher einen sogenannten Time Slot buchen! Das hatte ich natürlich auch erledigt; mein Einlass sollte um 10:30 Uhr sein.

Ich hatte also um 9:45 Uhr noch reichlich Zeit, mich sowohl draußen als auch im unter der modernen Glaspyramide befindlichen Eingangsbereich umzusehen und etliche Fotos zu machen. Wieder überkam mich das sehr schönes Gefühl, endlich ’mal an diesem besonderen Platz zu stehen…

Die 1989 fertiggestellte Glaspyramide bildet heute den Haupteingang zum Museum. Früher als „Gewächshaus“ oder „Käseglocke“ verspottet, ist sie inzwischen zu einem der bedeutendsten Wahrzeichen von Paris geworden. Mittlerweile ist sie auch als Drehort einiger Kinoproduktionen bekannt, zum Beispiel in The Da Vinci Code – Sakrileg mit Audrey Tautou und Tom Hanks oder auch Edge Of Tomorrow mit Emily Blunt und Tom Cruise.

Mein erster Gang führte mich zur Mona Lisa, dem wohl berühmtesten Ölgemälde der Welt, das Anfang des 16. Jahrhunderts von Leonardo da Vinci gemalt wurde. Schon einige Räume vorher nahm das Gedränge der Menschen, die einen Blick auf die lächelnde Lady werfen wollten, drastisch zu!

Wegen der oben erwähnten Bauarbeiten im Denon-Flügel wurde La Giaconda (italienisch für Die Heitere) zurzeit in einem anderen Raum gezeigt; Ende Oktober soll sie zu ihrem Stammplatz zurückkehren. Trotz der vielen Menschen ging es hier recht „gesittet“ zu; jeder Besucher hatte, wenn er denn wollte, die Gelegenheit, das hinter einer Panzerglaswand geschützte Gemälde in Ruhe anzuschauen.

Nachdem ich diese „Pflichtübung“ hinter mir hatte, wanderte ich ohne richtigen Plan durch die unzähligen Säle, Gänge und Hallen des Museums. Natürlich hatte ich nicht vor, jeden einzelnen Raum zu besuchen, dafür würde man vermutlich Wochen benötigen! Neben den vielen Gemälden, von denen ich ja gestern bereits genügend bestaunen durfte, interessierten mich unter anderem die königlichen Wohnräume; der Palais du Louvre war ja früher Residenz des Königs, bis Ludwig XIV. im Jahr 1682 nach Versailles umzog.

Danach ging es schließlich in den Bereich der Skulpturen, wo ich mir natürlich auch die berühmte Venus von Milo ansehen wollte. Auch hier waren viele Menschen versammelt, aber mit dem Andrang bei der Mona Lisa war das nicht zu vergleichen.

Die mehr als 2 m hohe Marmorskulptur der Göttin Aphrodite entstand gegen Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus. Sie wurde 1820 von einem Bauern auf der griechischen Insel Milos gefunden

Diese imposante Skulptur versinnbildlicht den italienischen Fluss Tiber. Die beiden Figuren unten links stellen Romulus und Remus dar.

Nachdem ich das Museum verlassen hatte, erwartete mich draußen ein Mix aus Sonne und Wolken; es war recht „frisch“ und ein wenig windig.

Auf dem weiteren Weg begegnet man zuerst einem Triumphbogen, genauer gesagt, dem Arc de Triomphe du Carrousel. Er darf natürlich nicht mit dem doppelt so hohen und viel bekannteren Exemplar am Ende der Champs-Élysées verwechselt werden.

Der Jardin des Tuileries hat mir erwartungsgemäß gut gefallen; hier ließ es sich trotz des nicht so tollen Wetters sehr gut aushalten!

Am Ende der schönen Parkanlage angelangt, stand mir nun der Sinn nach einem herzhaften Mittags-Snack. Ich setzte mich also in ein Straßenlokal und bestellt mir neben einem Grand Café ein sogenanntes Croque Monsieur.

Das ist die französische Variante eines Sandwich mit zwei Brotscheiben, innen mit Käse und Kochschinken belegt und außen mit geriebenem Käse überbacken! Sündhaft lecker! Irgendwann werde ich sicher auch das weibliche Pendant dazu probieren… 😉

Dritter Programmpunkt für heute war das Musée de l’Orangerie, ebenfalls ein Kunstmuseum und eine ebenfalls im Museum Pass enthaltene Sehenswürdigkeit. Im Gegensatz zum Louvre hat mein Besuch hier allerdings kaum 20 Minuten gedauert; mich interessierten hauptsächlich die beiden Säle mit den Seerosenbildern Claude Monets. Diese Gemälde sind bis zu 17 m breit und 2 m hoch; sie ergeben eine Gesamtlänge von mehr als 100 m!

Mich haben diese Bilder in ihrer Schlichtheit tatsächlich sehr beeindruckt; sie strahlen Frieden und Ruhe aus, und ihre beachtliche Breite sowie die gewölbte Form gaben mir das Gefühl, nach draußen zu blicken!

Direkt nebenan liegt die verkehrsreiche Place de la Concorde, mit fast 9 ha der größte Platz in Paris. Hier kreuzen sich zwei wichtige Verkehrsachsen der Stadt.

Der Obelisk von Luxor mit seiner vergoldeten Spitze steht in der Blickachse vom Louvre bis zum Triumphbogen auf der sogenannten Axe historique. Er stammt aus dem Tempel von Luxor; die ca. 1600 Hieroglyphen berichten von den ruhmreichen Taten Ramses II.

Nun kam endlich auch die berühmte Avenue des Champs Élysée in Sicht; den Bummel auf der knapp 2 km langen Prachtstraße genoss ich in jetzt vollen Zügen! Wie oft hatte man schon von diesem Ort gehört oder etwas davon gesehen? Dies ist für mich das Herz von Paris, vielleicht sogar von ganz Frankreich! Hier gab es soviel zu sehen, dass ich nicht wusste, wohin ich zuerst schauen sollte. Vor allem hatte ich überhaupt keine Ahnung, ob es besser war, auf der Nordseite oder vielleicht doch lieber auf der Südseite bis zum schon von weitem sichtbaren Triumphbogen zu wandern…

Auch hier waren natürlich viele Menschen unterwegs. Ich schätze, dass man hier auf mindestens ebenso viele Einheimische wie auf Touristen trifft. Auffällig waren die vielen Polizisten, die hier aufgrund der ständig erhöhten Terrorlage in Frankreich präsent zu sein schienen. Ich sah unzählige Einsatzfahrzeuge am Straßenrand, und alle 50 bis 100 m stand eine größere Gruppe von Beamten.

Ich war sehr froh, dass bisher alles wie geplant geklappt hatte; ich erreichte schließlich den gewaltigen Arc de Triomphe de l’Ètoile als letzte Station auf meiner heutigen Tour. Das von 1806 bis 1836 errichtete Denkmal im Zentrum der Place Charles-de-Gaulle gehört, wie wohl jeder weiß, ebenfalls zu den bekanntesten Wahrzeichen der französischen Metropole.

Für Fußgänger ist das 50 m hohe und 45 m breite Monument sicher durch eine Unterführung erreichbar. Von dort aus gelangt man über exakt 211 Stufen zu einer Aussichtsplattform, die eine unvergessliche 360°-Sicht auf die faszinierende Stadt bietet. Unzen gab’s auch lange Warteschlangen, aber durch meinen Citypass wurde ich sofort eingelassen, wieder ein netter Vorteil eines solchen Spar-Tickets…

Ein Blick auf La Défense, das riesige Büroviertel im Westen der Stadt.

Rechts sieht man den superhohen Tour Montparnasse, ein 210 m hoher Büroturm, von dem aus eine wohl noch spektakulärere Aussicht als von hier möglich wäre…

Die Sicht nach unten hatte es aber auch in sich! Hier treffen sage und schreib 12 große Avenues sternförmig aufeinander.

Auch der berühmte Eiffelturm war von hier aus natürlich sehr schön zu fotografieren; durch große Brennweiten kann man die vielen Menschen auf der mittleren Plattform mühelos ausmachen…

Auf dem 130 m hohen Hügel Montmartre (deutsch Märtyrerhügel) liegt, in allen Richtungen weithin sichtbar, die fotogene Basilika Sacré-Cœur. Auf den Besuch dieses Viertels freute ich mich schon ganz besonders.

Nach unendlich vielen Fotos stieg ich schließlich wieder nach unten. Eigenartig, aber hinunter waren es 215 Stufen statt nur 211…

Unter dem Bogen liegt das Grabmal des unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg mit der Ewigen Flamme. Das ganze Jahr hindurch finden hier Kranzniederlegungen und Ehrungen statt.

Aus einer etwas größeren Entfernung hatte ich noch Gelegenheit, das riesige Gebäude in seine vollen Größe zu fotografieren. Danach suchte ich die nächste Metrostation auf und fuhr mit der M1 wieder nach Porte Maillot und später mit einem regulären Bus (auf das Shuttle hätte ich noch 45 Minuten warten müssen) zurück zum Campingplatz. Für den Bus benötigte ich zwar ein eigentlich nicht eingeplantes Einzelticket, aber durch die „Automatenverschwörung“ heute früh hatte ich ja reichlich davon… 😉

Um etwa 18 Uhr saß ich wieder in meinem gemütlichen Wohnmobil, etwas müde zwar, aber vollends zufrieden! Hinter mir lag wieder ’mal ein sehr schöner Tag, den ich nicht so schnell vergessen werde!

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