Heute hab‘ ich mir am Vormittag Skopje angesehen, die Hauptstadt Nordmazedoniens.

Ich muss gestehen, die Beurteilung dieses Besuchs und die Einordnung meiner Eindrücke im Vergleich zu allen anderen schon besuchten Städten fällt mir extrem schwer, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt!

Zum einen fasziniert mich der krasse Gegensatz zwischen Alt und Neu. Geht man im alten Bazarviertel durch die engen Gassen spazieren, fühlt man sich fast wie in „Tausendundeiner Nacht“, auch wenn hier selbstverständlich schon fast alles auf den Tourismus ausgerichtet ist. Erkundet man dagegen die protzigen Bauwerke, die große Teile des historischen Stadtkerns schon fast völlig verdrängt haben und die meist während des äußerst umstrittenen und vor allem superkostspieligen Projekts Skopje 2014 entstanden sind, denkt man plötzlich, man sei ins Disneyland „gebeamt“ worden, Balkan-Style versteht sich! Was ich damit meine, wird durch die folgenden Fotos hoffentlich etwas deutlicher.

Aber der Reihe nach! Mein Plan für heute beruhte auf der Annahme, dass ich den Campingplatz verlasse, mit dem Wohnmobil in die nur 12 km entfernte Stadt fahre und dort für ein paar Stunden auf einem Parkplatz parken könnte; den hatte ich mir schon gestern über die App Park4Night herausgesucht. Ich war froh, dass das wieder ’mal alles genauso klappte!

Zwar musste ich wieder sehr konzentriert auf den dichten Berufsverkehr in der mir völlig unbekannten Stadt achten, aber die Angaben meines Navis waren zum Glück absolut präzise und korrekt, sodass ich tatsächlich nur kurze Zeit später auf den großen Parkplatz fuhr.

Ein junger Mann kam sofort aus einem kleinen Kassenhäuschen zu mir gelaufen. Ich fragte ihn auf englisch, ob ich hier mit dem WoMo stehen könnte, woraufhin er lächelnd mit einem lässigen „Sure!“ antwortete. Er drückte mir ein Ticket in die Hand und sagte, ich solle bei meiner Rückkehr damit zu seinem Häuschen kommen und dann bezahlen. Ich packte also meine Kamera und ein paar andere Sachen zusammen und marschierte los; einen richtigen Plan hatte ich dieses Mal nicht vorbereitet, aber das war nicht weiter schlimm.

Der Fluss Vardar fließt mitten durch die Innenstadt; das Zentrum liegt direkt an seinen beiden Uferseiten; von meinem Parkplatz bis zum Fluss waren es nur ein paar Schritte.

Auch wenn’s fast so aussieht, die Schiffe auf den beiden folgenden Fotos sind nicht identisch; beim ersten handelt es sich um das Senigallia, ein Design-Hotel mit immerhin 17 Zimmern, das zweite ist ein Restaurant-Schiff mit einem etwas eigenartigem Stil, finde ich…

Auffällig in der gesamten Innenstadt sind die vielen Skulpturen und Denkmäler! Ok, die gibt’s in anderen Städten auch, aber meiner Ansicht nach nicht so gigantisch und schon fast erdrückend!

Ein gutes Beispiel dafür ist die monumentale Reiterstatue Alexander des Großen auf dem 18.500 qm großen Makedonia-Platz. Allein der Sockel ist schon stolze 22 m hoch!

Und spätestens hier verstand ich, warum ich im Vorfeld so viel von Protz, Prunk, Kitsch oder auch Disneyland gelesen hatte; mich erinnerte das Archäologische Museum zusammen mit der davor befindlichen Brücke mit dem vielen Gold eher an das Casino The Mirage in Las Vegas

Die Neue Philharmonie sieht dagegen wenigstens noch ganz „manierlich“ aus, finde ich; moderne Architektur, auf eine Art schlicht und sicherlich vor allem funktionell!

Auf der Künstlerbrücke stehen 29 lebensgroße Statuen von bedeutenden Künstlern.

Nun war es aber an der Zeit, das alte Stadtviertel aufzusuchen, den Old Bazaar. Hier findet man zahlreiche kleine Geschäfte, die durch eine authentische Atmosphäre bestechen. Die vielen Minarette, Bäckereien und türkisch angehauchten Läden erinnern irgendwie an Istanbul (obwohl ich noch niemals dort war).

Überall findet man meist überdachte Trödel-, Fleisch, Obst- und Gemüsemärkte, in deren Wirrwarr von Gängen man sich superleicht verlaufen kann! Erst recht, wenn Decken, Teppiche oder Ähnliches von oben herab hängen und einem die Sicht versperren. Ist ein bisschen wie bei Ikea, da kommt man auch nicht so schnell wieder ’raus, selbst, wenn man möchte… 😉

Um die Mittagszeit beendete ich schließlich meinen Rundgang durch Skopje und kehrte zum Parkplatz zurück; ich zahlte die Parkgebühr, die mit umgerechnet knapp 2 Euro für etwa 3 Stunden recht gering ausfiel. Ich trank und aß schnell eine Kleinigkeit und machte mich dann auf den Weg in Richtung Griechenland!

Die Fahrt bis zur Grenze war wieder sehr kurzweilig; am liebsten hätte ich an „jeder Milchkanne“ angehalten, um ein paar Fotos zu machen; reichlich Gelegenheit dazu gab’s genug, vor allem, wenn man oben in den Bergen tolle Aussichten auf die unter einem liegenden Schluchten hatte.

Ich kam schnell voran, denn auch hier herrschte sehr wenig Verkehr und die Autobahn war vorbildlich ausgebaut. An der Grenze zu Griechenland musste ich nur ein paar Minuten warten, dann war ich endlich in meinem „Zielgebiet“ angekommen!

Für heute hatte ich nichts Besonderes mehr vor; es ging nur darum, einen Campingplatz anzufahren. Dafür hatte ich mir schon von zuhause aus eine Adresse notiert, ein Platz, der direkt am Meer lag und von der Beschreibung her eigentlich einen guten Eindruck machte.

Dort traf ich gegen 14:00 Uhr ein, und fand einen völlig verlassenen und irgendwie auch verwahrlosten Platz vor! Ich parkte mein Fahrzeug in der Nähe der Einfahrt und begab mich auf die hoffnungsvolle Suche nach irgendetwas „Menschlichem“. Am Wasser traf ich dann auf ein altes Männchen (und ich meine wirklich alt), das an einem womöglich noch älterem Boot herumzimmerte! Er erschrak sich fast zu Tode, als ich auf ihn zuging, wahrscheinlich hatte er seit Jahren keinen anderes Lebewesen mehr gesehen! Nachdem er sich wieder „berappelt“ hatte, machte er mir dann, überwiegend mit Händen und Füßen, klar, dass dieser Platz leider erst am 1. Mai öffnen würde; ich könne aber ruhig vorne am Eingang über Nacht stehen bleiben!

Aha! Ok! Soso! Ich ging also zurück, machte mir erst ’mal ein „Entscheidungs-Käffchen“ und entschied mich dann, doch noch weiterzufahren und nach einer Alternative zu suchen. Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass dieser Platz selbst nach dem 1. Mai kein Stück besser aussehen würde, als jetzt, nämlich wie ein einziger, großer Schrotthaufen!

Da es noch relativ früh war, hatte ich kein Problem damit. Ich suchte mir einen anderen Campingplatz, etwa 60 km weiter südlich (Camping Poseidon in Paralia Panteleimonos), und wurde dort sehr freundlich empfangen; die Übernachtung kostete „schlanke“ 13 Euro.

Ich bekam einen Platz unter riesigen Bäumen, direkt am Strand. Es standen dort bereits zwei Wohnwagen mit jeweils einem deutschen Ehepaar besetzt sowie ein Wohnmobil, das zu einer Schweizer Familie mit zwei Kindern gehörte; so kam es noch zu einem sehr kurzweiligen Schwätzchen über das übliche woher/wohin. Per Zufall entdeckten wir, dass einer der beiden deutschen Männer haargenau die gleiche Laufbahn bei der Bundeswehr eingeschlagen hatte wie ich, nur exakt ein Jahr früher! Na, das gab natürlich noch ’mal extra Gesprächsstoff!

Mein Glück mit dem grandiosen Wetter während der Anreise hatte mich leider ein wenig verlassen; zwar war es hier deutlich wärmer als noch zu Beginn, aber der Himmel war eigentlich permanent mit vielen dünnen Schleierwölkchen bedeckt, die so richtiges Griechenland-Feeling noch nicht aufkommen lassen wollten! Mal schauen, wie es in den nächsten Tagen wird…

Nach dem Abendessen schaute ich mir noch eine weitere Netflix-Folge an und machte mir ein paar Notizen zum heutigen Tag; gleich geht’s ins Bett!

8 thoughts on “Was erlauben Skopje?”

  1. Die herrliche Altstadt würde mir auch gefallen, aber die Neubauten sind ja grauenhaft protzig, oder?
    Auf Deiner fahrt nach Griechenland hast Du den ersten CP „verweigert“ weil zu, aber von Skopje nach Paralia Panteleimonos sind es 298 km – bist Du die geflogen?
    Wir waren südlich von Katerini auf dem CP Stolos!!
    Gruß Bernd

    1. Hi Bernd, danke für deinen Kommentar! Bei Camping Stolos hätte ich vermutlich auch vor verschlossenen Türen gestanden. Die machen ebenfalls erst ab Mai auf, jedenfalls laut Campercontact-App. Deine Frage nach der Entfernung von Skopje verstehe ich nicht so ganz; was meinst du? Die läppischen 300 km sind für Hannelore ja eher ein Katzensprung, da könnte ich eigentlich ruhig nach hinten gehen und während der Fahrt schlafen… 😉

      1. OK – verstehe, Du bist ja ein „Kilometerfresser“ – bist halt auch noch viel jünger als ich…
        Ja, Stolos macht erst Mitte April auf – als wir ankamen, waren wir die Ersten!!

  2. Hallo Wolfgang,
    man ließt immer bei dir wie wichtig eine gute Vorbereitung ist um auf solch einer Tour nicht unnötig Zeit zu verlieren. Gerade bei dieser Tour wohl sehr wichtig. Auch wir versuchten immer bei unseren Reisen, besonders bei den Touren durch Australien, USA oder Kanada, soviel wie möglich zu planen und fest zu machen. Damit es heißt: Ankommen, einchecken und ab durch die Mitte ! Der unterschied zwischen den protzigen Bauten, Denkmälern und dem Old Bazaar ist in der Tat groß. Gut das du noch einen angenehmen Campingplatz gefunden hast !

    1. Ja, ich glaube, inzwischen habe ich den richtigen „Mix“ zwischen guter Vorbereitung und spontanen Unternehmungen gefunden, denke ich! Danke für deinen Kommentar!

  3. Ach, irgendwie finde ich auch die großen Bauten gar nicht so schlimm. Von den Fotos her gefällt mir die Stadt sehr gut, auch wenn hier wirklich Gegensätze aufeinandertreffen. Ob ich da jemals hinkommen werde, ist eine andere Sache, aber schön, sich über Deinen weg mal mit der Stadt beschäftigt zu haben.
    LG Anja

    1. Die Bauten an sich sind auch gar nicht ’mal so schlimm, aber man sieht ihnen halt sofort an, wenn man vor Ort ist, dass sie einfach nicht „echt“ sind, vor allem nicht so alt, wie es den Anschein haben soll. Die Fotos gegen das leider doch nicht so wieder, wie ich es gehofft hatte. Danke für deinen Kommentar!

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