Auch heute führte mich meine Route noch weiter nach Norden; erst in ein paar Tagen werde ich mich dann nach Osten wenden, damit meine Rundreise dann auch irgendwann ’mal „rund“ werden kann… 😉

Mein ursprünglicher Plan für heute war ein Besuch und eine Übernachtung in Göteborg, Schwedens zweitgrößter Stadt. Daraus ist leider nichts geworden, und zwar gleich aus mehreren Gründen.

Je mehr ich mich der Stadt näherte, desto stärker wurde der Verkehr, sodass es schließlich nur noch extrem langsam voran ging. Ein Blick auf mein Smartphone verriet mir, dass nahezu alle Zufahrtsstraßen in die City hoffnungslos verstopft waren; ich würde wahrscheinlich noch zwei oder sogar mehr Stunden benötigen, um überhaupt einen der möglichen Übernachtungsplätze zu erreichen.

Das größte Problem aber war, dass ich völlig verunsichert war, wohin ich mich überhaupt wenden sollte! Ich hatte gestern Abend noch sehr intensiv recherchiert und über fast alle in der Nähe in Frage kommenden Camping- und Wohnmobilstellplätze leider überwiegend Negatives gelesen. Vor allem gab es hier in der Gegend offenbar ein riesiges Problem mit dreisten Einbruchdiebstählen! Die aktuellsten Fälle, von denen berichtet wurde, waren gerade ’mal zwei Tage alt! Und dabei war es völlig egal, ob es sich um einen komfortablen Campingplatz handelte oder einen einfachen Parkplatz in der Hafengegend!

Das Ganze war natürlich wenig einladend! Das ziemlich miese Wetter heute, meine nach wie vor nervigen Probleme mit meinem Fuß sowie die Erkenntnis, dass ich mit meinen weiteren Zielen so langsam aber sicher in zeitliche Schwierigkeiten geraten könnte, trugen schließlich dazu bei, mich gegen einen Besuch der Stadt zu entscheiden!

Das war natürlich bedauerlich; gerade Göteborg hat sehr viel für seine Besucher zu bieten! Aber genau deshalb wollte ich eben auch mehr als nur zwei oder drei Stunden Zeit dafür haben! Ich hoffe ganz einfach darauf, dass ich in Zukunft noch einmal die Gelegenheit haben werde, hierher zu kommen, z.B. während einer Hin- bzw. Rückreise nach bzw. von Norwegen.

Somit geriet nun also das eigentlich erst für morgen geplante Ziel in den Fokus, die Stadt Trollhättan. Dort wollte ich mir hauptsächlich den Trollhätte-Kanal sowie die Schleusenanlagen und den „Wasserfall“ (dazu später) anschauen.

Während einer kurzen Pause auf einem Autobahnrastplatz hatte ich die Koordinaten eines direkt an der Schleuse gelegenen Wohnmobilstellplatzes herausgesucht und in mein Navi „eintackert“; die Fahrt dorthin verlief nun deutlich entspannter als bisher, da der dichte Verkehr schlagartig abnahm. Ab und zu regnete es ein wenig, insgesamt war das Wetter allerdings noch ganz erträglich.

Als ich gegen Mittag endlich vor der Schranke des eingezäunten und überwachten Platzes stand, hatte ich kurzzeitig die Befürchtung, hier keinen Platz mehr zu bekommen; es waren leider alle Plätze besetzt! Erfreulicherweise wurde aber ein paar Minuten später einer frei; ich zog ein Ticket am Automaten und fuhr auf die entsprechende Parzelle. Sie lag zwar in der zweiten Reihe und nicht vorne, von wo man einen tollen Blick auf den Kanal gehabt hätte, aber eben besser als gar nichts…

Mein Fuß war weiterhin ziemlich angeschwollen! Während der Fahrt gab’s keinerlei Probleme, aber ich hatte ein wenig „Bammel“ davor, ihn bei einem Fußmarsch oder einer Radtour zu belasten! Zuerst ’mal legte ich aber eine längere Mittagspause ein.

Um 14:15 Uhr holte ich mein Fahrrad aus dem „Stall“. Ich dachte, dass mir das Radfahren wohl leichter fallen würde als zu laufen, was dann auch tatsächlich der Fall war! Lediglich beim Auf- und Absteigen hatte ich Schmerzen, während der Fahrt ging es aber ganz gut.

Oben habe ich das Wort „Wasserfall“ in Anführungszeichen gesetzt. Das hat natürlich einen Grund, den ich schnell ’mal erläutern möchte. Der Fluss Göta älv ist 93 km lang, fließt unter anderem durch Trollhättan und verbindet den riesigen Vänersee mit dem Kattegat. Er ist sowohl für die Binnenschifffahrt als auch für die Stromerzeugung wichtig. An seinem Lauf liegen insgesamt vier Kraftwerke, an denen diverse Umgehungskanäle und Schleusen vorbeiführen. Der künstlich angelegte Teil des Flusses ist insgesamt nur 11 km lang, allerdings wird deswegen die gesamte Wasserstraße als Trollhätte-Kanal bezeichnet.

Das Energieunternehmen Vattenfall, Betreiber der Kraftwerke, öffnet in unterschiedlichen Abständen in Trollhättan die Schleusen, zum Beispiel bei zu hohen Wasserständen, aber hauptsächlich für Touristen! Normalerweise immer samstags um 15:00 Uhr, in den Sommermonaten aber auch mittwochs! Und heute ist Mittwoch! Das Ganze dauert nur wenige Minuten; die Wassermassen, insgesamt etwa 300.000 Liter, ergießen sich dann ziemlich spektakulär aus einigen Toren in das alte Flussbett und bilden die erwähnten „Wasserfälle“!

Es gibt mehrere Stellen, von denen aus dieses Spektakel schön zu beobachten ist, die beste ist wohl auf der König-Oscar-Brücke, etwa 2,5 km von meinem Stellplatz entfernt.

Dort angekommen, stellte ich mein Fahrrad am Ende der Brücke ab und ging dann sehr langsam zu Fuß bis zur Mitte zurück. Wegen meiner Schmerzen im Fuß konnte ich jetzt nur noch humpeln! Die anderen Besucher sahen mich schon etwas eigenartig an, weshalb ich froh war, als ich einen guten Foto-Spot und damit meine vorerst „endgültige Parkposition“ erreicht hatte…

In wenigen Minuten sollte es losgehen, also war noch Zeit für ein paar Fotos in Richtung Süden…

…vom unterhalb gelegen Parkplatz (auf dem eine Übernachtung verboten war!)…

…und in die andere Richtung, also flussaufwärts!

Als erstes wurden pünktlich um 15:00 Uhr die seitlichen Tore geöffnet (siehe auch oben rechts auf dem vorigen Foto), dann kam ein weiteres Tor ganz hinten hinzu und zum Schluss ein direkt an der Brücke gelegenes.

Nach kurzer Zeit war alles geflutet; das laute Tosen der Wassermassen beherrschte die Situation…

Hier sieht man gut, wie sich das Wasser aus dem alten Flussbett mit dem des Kanals verbindet.

Dort unten zu fotografieren, wäre vielleicht auch nicht schlecht gewesen, den besseren Überblick, vor allem, wenn sich die Tore öffnen, hat man aber sicher dort, wo ich stand!

Nach ein paar Minuten war alles vorbei; die Tore wurden wieder geschlossen! Ich möchte nun nicht behaupten, dass man dieses Schauspiel auf keinen Fall verpassen darf, wenn man schon ’mal in der Gegend ist! Aber durchaus sehenswert und vor allem fotografierenswert war es auf jeden Fall!

Eigentlich wollte ich jetzt noch etwas weiter flussaufwärts und in die Innenstadt fahren, aber es tröpfelte nun wieder etwas, und ich wollte auch meinen Fuß so gut wie möglich schonen! Den Rest des Tages verbrachte ich also im Wohnmobil, zunächst mit einer gemütlichen Kaffeepause. Abends habe ich mir die ersten drei Folgen von Games Of Thrones angesehen. Ganz schön spannend, fand ich, und sehr gut gemacht; bin gespannt, wie’s weiter geht…

Abends musste ich meinen Fuß immer wieder kühlen; ich nehme jetzt sogar noch eine Schmerztablette und hoffe, dass ich überhaupt einschlafen kann! Morgen werde ich wohl ’mal versuchen, irgendwo in der Stadt ein zweites Kühlkissen aufzutreiben…

7 thoughts on “Wasserlassen in Trollhättan”

  1. Hallo Wolfgang,
    es überrascht mich das Göteborg solch ein Verkehrschaos hat und du einen schlechten Campinfplatz-Ruf vermittelst. Das du den Besuch abgebrochen hast wegen all deinen Gründen ist sehr gut nachzuvollziehen. Naja, bestimmt kannst du die Stadt nochmal erkunden. Gut das du später dein Fahrrad zur Hand hast, was ja schließlich deinem verletzten Zeh zum Wohle kam. Wenigstens hast du noch ein schönes Ereignis erleben und fotografieren können.
    Viele Grüße, Roland

    1. Hi Roland! Du hast Recht, im Nachhinein bedaure ich sehr, dass ich Göteborg nicht besuchen konnte bzw. wollte. Aber das werde ich sicher in naher Zukunft nachholen können, denke ich. Eine weitere Schwedenreise oder eine Norwegenreise mit Anreise über Schweden ist für mich jederzeit denkbar. Danke für deinen Kommentar und ein schönes Wochenende!

  2. Hallo Wolfgang,
    vielen Dank für deine Wünsche. Wir müssen es uns zuhause gemütlich machen. Wir haben echtes Shitwetter. Es stürmt und regnet. Grau-slig 😒

    1. Ja, hier ist’s leider auch nicht viel besser, und ich muss heute Abend noch mit dem Rad los… Aber ein gemütlicher Abend zuhause ist ja auch nicht zum verachten! Hab’ übrigens inzwischen alle vier Staffeln von „Die Brücke“ gesehen. Ich muss sagen, damit hast du mir den wohl besten TV-Tipp gegeben, den ich je bekommen habe… 😉 Hervorragende, spannende Skandinavien-Reihe mit einer wirklich brillanten Hauptdarstellerin!

  3. Da wird dir „Line of Duty“ ganz sicher auch gefallen. Total spannend und wendungsreich. Crime at his best! Guck mal ob die Serie „Luther“ verfügbar ist. Da verspreche ich ebenfalls allerbeste Krimi Unterhaltung 👍🏻

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