…muss in diesem Fall nicht zwangsläufig „B“ sagen, sondern spricht hier wahrscheinlich vom südlichsten Ort auf den Lofoten, am äußersten Ende der Europastraße E10 gelegen, der den kürzesten Ortsnamen der Welt aufweisen kann! Klar, es gibt noch ein paar weitere Orte auf der Welt, deren Namen ebenfalls nur aus einem Buchstaben bestehen, und ganz offiziell heißt diese 100-Seelen-Gemeinde ja auch „Å i Lofoten“, aber trotzdem stimmt die obige Behauptung! Der Name bedeutet übrigens soviel wie „Bach“ oder „kleiner Fluß“.

Å hatte ich mir heute als Tagesziel vorgenommen; die direkte Entfernung von meinem gestrigen Übernachtungsplatz betrug nur etwa 70 Kilometer, aber natürlich wollte ich zusätzlich einige Abstecher machen. Die Entfernungen auf den Lofoten sind glücklicherweise nicht besonders groß und es gibt, obwohl es bei einem ersten Blick auf die Karte nicht so aussieht, unzählige Möglichkeiten, von der „Hauptader“ E10 abzubiegen, um dadurch etwas abgelegenere Orte und Strände besuchen zu können. Den Weg von Å bis nach Svolvær, dem Ort, an dem ich mit der Fähre angekommen war, musste ich sowieso wieder zurückfahren; erst ganz im Norden der Lofoten führt die E10 auf‘s Festland zurück…

Mein erstes Ziel war der Ort Leknes, mit über 2.700 Einwohnern sowie Flug- und Seehafen für Lofoten-Verhältnisse schon fast als Großstadt zu bezeichnen! Dort hielt ich allerdings nur, um zu tanken, zu entsorgen (Abwasser ablassen, Frischwasser auffüllen und Chemie-Toilette entleeren) und um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen.

Bei Vareid bog ich von der E10 ab und fuhr zum kleinen Ort Vikten. Dort kann man eine Glashütte besuchen und den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen.

Leider war es noch viel zu früh; die Familie Tagrand (Vater und Sohn) war zwar anwesend, aber die öffentliche Vorführung fand erst viel später statt. Trotzdem war es interessant, sich dort umzusehen; im Shop werden die Erzeugnisse der beiden Künstler angeboten, und zwar zu wirklich „saftigen“ Preisen.

Eigentlich hatte ich es auf ein ganz besonderes Souvenir abgesehen, ein entweder aus Glas geblasenes oder aus Metall geschmiedetes stilisiertes Wikingerboot mit drei Männern und vier unter dem Boot schwimmenden Fischen, aber das war selbst in der kleinsten Ausführung derartig teuer, dass ich mich mit einer pyramidenförmigen Kerze begnügen musste, auf der ebenfalls das beschriebene Motiv abgebildet war. Dieses Symbol wird „Lofotruna“ genannt, ist das bekannteste Erzeugnis der Glashütte und gilt heute als regionales Warenzeichen der Lofoten.

Wieder zurück auf der E10, hielt ich nach einer Weile kurz vor dem Örtchen Ramberg auf einem Parkplatz, von dem aus man einen sehr schönen (weil erhöhten) Blick auf den schneeweißen Sandstrand und den Ort hatte. Dort stand ein Trecker mit einem angehängten Schäferwagen, der mir irgendwie bekannt vorkam. Ich dachte zuerst an „Deutz-Willi“, über den und dessen Nordkap-Reise ja schon mehrfach im Fernsehen berichtet wurde, aber dann fiel mir ein, dass der ja mit einem ganz normalen Wohnwagen unterwegs war. Mittlerweile weiß ich, dass es sich um den 66-jährigen Klaus Schäfer (wie passend!) aus Wannweil handelte, der seit Ende April 2016 ebenfalls zum Nordkap unterwegs war, und der sich für die etwa 9000 Kilometer lange Reise drei bis vier Monate Zeit genommen hatte; kein Wunder bei 25 km/h Höchstgeschwindigkeit! Leider war er selbst nicht anwesend; wäre sicher interessant gewesen, ihm zuzuhören…

Seit ich auf den Lofoten bin, habe ich unzählige hölzerne Stockfischgestelle gesehen, die aber allesamt leer waren; ich dachte schon, dass es vielleicht an der Jahreszeit liegen könnte. Heute aber sah ich während der Fahrt jede Menge Stockfisch oder deren Köpfe, auf den teilweise riesigen Gestellen zum Trocken aufgehängt. Grundlage für die Produktion ist hauptsächlich Dorsch, Hauptabnehmer für Stockfisch sind Italien, Schweden und die USA; die Köpfe gehen meistens nach Nigeria, wo sie für die Zubereitung einer Fischsuppe verwendet werden.

Nach einigen weiteren, kleineren Abstechern und einigen Fotostopps erreichte ich am Spätnachmittag schließlich den oben erwähnten Ort Å; die E10 endet dort direkt hinter einem kurzen Tunnel auf einem riesigen Parkplatz. Hier standen neben einigen PKW und ein paar Bussen jede Menge Wohnmobile, aber trotzdem war der Parkplatz noch nicht einmal zur Hälfte belegt.

Den gesamten Rest des Tages war ich wieder einmal gezwungen, im Wohnmobil zu bleiben; schon während der letzten Stunde fing es zu regnen an, jetzt aber, nachdem ich mein Tagespensum hinter mir hatte, öffnete der Himmel wieder ‘mal alle verfügbaren Schleusen; erst weit nach Mitternacht war endlich wieder „Ruhe im Karton“…

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