Mein heutiger Tag begann bereits um 7:00 Uhr, und zwar bei allerschönstem Wetter! Das macht das Aufstehen noch viel leichter, und nach einem guten Frühstück verließ ich, lange, bevor der Parkplatz überhaupt den ersten Besucher gesehen hatte, Gretna Green in Richtung Meer.

Ich wollte auf der B724 nach Westen fahren, immer relativ nahe an der Küste, um Caerlaverock Castle zu besuchen. Das klappte auch eine Weile ganz gut, bis ich nach links auf die B725 abbiegen sollte. Die Straße war aber leider komplett gesperrt; die Beschriftung auf dem entsprechenden, irgendwie eigenartig wirkenden Hinweisschild konnte ich zwar lesen, aber ich verstand leider nur „Bahnhof“! Auf jeden Fall war da etwas von Dumfries zu lesen, das ist der nächstgrößere Ort hier in der Nähe. Nach einem Blick auf die Karte wusste ich, dass der etwa 20 km lange Umweg über Dumfries eine zweite Möglichkeit war, um zur Schlossruine zu gelangen; eigentlich wollte ich meine Route erst nach deren Besuch in Richtung Dumfries fortsetzen.

Aber, was soll‘s! Ich hatte genügend Zeit, und ich wollte meine Schottland-Rundreise nicht gleich am ersten Tag damit beginnen, etwas auszulassen! Ich fuhr also zunächst nach Dumfries, ein sehr hübscher Ort übrigens. Dort gab‘s ‘ne Menge Verkehr, und es dauerte eine ziemliche Weile, bis ich den Ort endlich Richtung Süden wieder verlassen konnte.

Nun fuhr ich am River Nith entlang, eine wunderschöne Strecke, und machte eine kurze Pause im kleinen Nest Glencaple, das direkt am Fluß liegt und am alten Hafen einen kostenlosen Parkplatz bietet, auf dem auch Wohnmobile übernachten dürfen. Der Blick von dort auf den Fluß lohnt sich!

Eigentlich wollte ich mir dort noch eine weitere „Sehenswürdigkeit“ ansehen, nämlich den ehrwürdigen Glencaple Tea Room, gleich neben dem Parkplatz; der war aber leider abgebrannt und bis auf weiteres geschlossen!

Nun fuhr ich die restliche Strecke bis zur erwähnten Schlossruine. Mein Reiseführer hatte mich vorgewarnt: auf den großzügigen, zur Anlage gehörenden Parkplatz würde ich wohl nicht gelangen können, denn dazu musste man durch ein steinernes Einfahrtstor mit einer Durchfahrtshöhe von nur 10 Fuß fahren, also etwa 3,05 m. Meine dicke bzw. in diesem Fall eher hohe „Hannelore“ bringt es zwar „nur“ auf 2,96 m, aber das war mir einfach zu knapp! Die lange Zufahrtsstraße war extrem schmal, und so hoffte ich inständig, diese Strecke nicht gleich wieder rückwärts zurückfahren zu müssen, aber diese Befürchtung war grundlos: direkt vor dem Torbogen gab‘s eine kleine Parknische, in die mein WoMo gerade so eben hineinpasste!

Ich ging durch‘s Tor und traf gleich auf das kleine Besucherzentrum (siehe Foto) mit angegliedertem Shop und Mini-Museum; darin war es urgemütlich, und es roch verdammt gut nach Essen, sodass mir ungefragt das Wasser im Mund zusammen lief!

Eine sehr hübsche, junge Frau begrüßte mich herzlich, und es entwickelte sich ein nettes Gespräch über Dies und Das. Sie lobte meine Englischkenntnisse, vor allem meine Aussprache, und ich wunderte mich im Gegenzug darüber, dass ich sie so gut verstehen konnte! Ich fragte sie danach, und sie verriet mir, dass sie eben nicht aus Schottland, sondern aus England stamme und hier vor Jahren irgendwie „hängengeblieben“ sei; kein Wunder also! Ich fragte außerdem nach dem bogenförmigen Einfahrtstor und erfuhr, dass die 10 Fuß Höhe leider nur für die Mitte galt und eben nicht an den Seiten; gut, dass ich erst gar nicht versucht habe, dort durchzufahren… 😉

Sie riet mir, statt eines Einzeltickets für 6,50 Pfund lieber den Historic Scotland Explorer Pass zu kaufen, mit dem man kostenlosen Zugang zu vielen anderen Schlössern und Burgen in Schottland haben würde. Da ich vorhatte, noch weitere solcher Sehenswürdigkeiten zu besuchen, ließ ich mich überreden und zahlte dafür 42 Pfund. Bin gespannt, ob sich das am Ende meiner Reise gerechnet haben wird…

Nun war es aber an der Zeit, das Schloss bzw. das, was davon noch übrig war, zu besichtigen! Das Besondere an dieser Wasserburg ist der dreieckige Grundriss. Zwei gewaltige Rundtürme markieren das Eingangstor, an den anderen beiden Ecken befindet sich jeweils ein weiterer. Ich sah mir alles genau an und machte viele Fotos. Die meiste Zeit war ich, abgesehen von den vielen Tauben, die es hier anscheinend besonders gemütlich fanden, allein; erst kurz vor Ende meines Besuchs kamen vereinzelt weitere Touristen in mein Blickfeld. Hier ein paar Bilder von außen und vom Inneren dieser imposanten Anlage; der Besuch hat sich meiner Ansicht nach gelohnt:

Ein kleiner Spaziergang durch den Wald führt übrigens zu den Fundamenten des ersten Schlosses; außer ein paar alten Grundrissen gibt‘s dort allerdings kaum ‘was zu sehen…

Kurz nach Mittag war ich dann wieder „on the road“; ich wollte zurück an‘s Meer und hatte mir deshalb die Hafenstadt Girvan ausgesucht, genauer gesagt, den kostenlosen Parkplatz Ainslie Park an deren Südende, auf dem Wohnmobile ausdrücklich gestattet sind. Als ich dort so gegen 15:00 Uhr eintraf, waren glücklicherweise noch einige Parkplätze frei. Viele waren nämlich durch Tagesbesucher, also durch PKW, besetzt; der Platz liegt direkt am Strand, und man hat einen wunderbaren Blick auf das Meer!

Ich stellte also mein WoMo ab und unternahm sofort einen ersten kleinen Spaziergang an den Strand. Nach wie vor hatte ich fantastisches Wetter, und mit 20 Grad war es für schottische Verhältnisse sogar recht warm!

Ich genoss den Rest des Tages im oder am Wohnmobil und schaute dem regen Treiben am Strand zu; später machte ich einen zweiten Walk am Strand entlang.

Um ca. 21:00 Uhr gab‘s einen herrlichen Sonnenuntergang zu bestaunen. Natürlich habe ich in meinem Leben schon unendlich viele Sonnenuntergänge gesehen, aber ich finde, daran kann man sich wohl niemals sattsehen…

Die markante, von hier aus halbrund wirkende Felseninsel auf dem vorigen Foto heißt übrigens Ailsa Craig, zu deutsch etwa „Elisabeths Insel“. Sie ist etwa 16 km entfernt, 338 m hoch und vulkanischen Ursprungs. Sie  ist unbewohnt, für ca. 1,5 Millionen Pfund kann man sie kaufen… 😉

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