Nächstes Etappenziel meiner Reise ist Wernigerode, eine der wohl schönsten Städte in der Harzregion und nur etwas mehr als 20 km von Bad Harzburg entfernt. Auch hier werde ich höchstwahrscheinlich mehrere Tage bleiben, um den Ort selbst und seine Umgebung zu erkunden.

In Wernigerode gibt es eine ganze Reihe an touristischen Attraktionen. Der Stadtkern besteht größtenteils aus niedersächsischen Fachwerkhäusern. Das neugotische Schloss thront über der Stadt und ist daher aus der Ferne sehr gut zu erkennen. Auch die Umgebung von Wernigerode ist reizvoll: Hier startet zum Beispiel die Harzer Schmalspurbahn, die über Schierke zum Gipfel des Brocken führt, zum höchsten Berg im Harz.

Nach einer kurzen Fahrt traf ich gegen 08:30 Uhr am mitten in der Stadt gelegenen Wohnmobilstellplatz Am Katzenteich ein. Der war allerdings komplett ausgebucht, was man schon am roten Licht einer kleinen Ampel, die neben der Einfahrtsschranke steht, erkennen konnte. Ich war mir sicher, dass dies vor allem daran lag, dass ich deutlich zu früh vor Ort war: Die meisten Camper würden wahrscheinlich erst am Frühstückstisch sitzen oder sogar noch schlafen. Mit anderen Worten, etwas später würden bestimmte einige Plätze frei werden, denn eine gewisse Fluktuation gibt es natürlich täglich auf dieser Art von Plätzen.

Da ich aber nicht solange warten wollte und sich direkt vor dem Stellplatz ein großer Parkplatz befand, auf dem auch Wohnmobile (und sogar LKW) erlaubt waren, suchte ich mir dort einen passenden Platz und zahlte am Automaten für 24 Stunden nur 5 Euro. Genauso viel übrigens, wie eine Parzelle auf dem Stellplatz gekostet hätte. Schon kurz darauf war ich unterwegs, um die Altstadt kennenzulernen. Zu Fuß natürlich, denn die Entfernung dorthin betrug gerade einmal 500 m.

Auf dem direkten Weg zum Marktplatz dominierten, wie schon in Goslar, die hübschen Fachwerkhäuser die Straßen.

Dort angekommen, staunte ich zunächst über die unübersehbare Schönheit des Platzes und den ganz besonderen Charme, den dieser versprühte. Besonders stach dabei natürlich das an der Südseite befindliche Rathaus hervor. Das schlossartige Gebäude mit kunstvollem Uhrturm sowie Kuppel, Zwillingstürmen und attraktiver Fachwerkfassade wurde 1277 erstmalig erwähnt. Ich habe auf meinen vielen Reise nun schon so viele hübsche Rathäuser gesehen, aber dieses hier gefiel mir ganz besonders gut!

Wer würde in einem solchen Gebäude wohl nicht gern heiraten wollen…? 😉

Selbst der Eingang zum Büro der Touristen-Information ist ein optischer Genuss! Ich nutzte gleich die Gelegenheit, mir dort neben einem kostenlosen Hexen-Aufkleber, dem obligatorischen Fotomagnet und einigen Prospekten eine Gästekarte für drei Tage zu besorgen; die Kurtaxe beträgt 2,80 EUR pro Person und Tag und muss von jedem Touristen, der in der Stadt übernachtet, entrichtet werden.

Der neugotische Wohltäterbrunnen wurde 1848 in einer Eisengiesserei in Ilsenburg gebaut und zu Ehren der Wohltäter der Stadt angefertigt. Eine Gedenktafel, die 1991 für Gustav Petri angebracht wurde, knüpft an diese Tradition an: Der Oberst der deutschen Wehrmacht bewahrte Wernigerode 1945 vor der Zerstörung, weil er sich weigerte, die Stadt mit militärischen Mitteln vor den näher rückenden Amerikanern zu verteidigen.

Wäre der Schiefe Turm im italienischen Pisa so schräg wie das 1680 erbaute Schiefe Haus in Wernigerode, würde er wohl schon lange nicht mehr stehen! Es weist mit seinen 7 Grad fast die doppelte Neigung wie der weltberühmte Turm in der Toskana auf und wird heute als Museum und Galerie genutzt.

Einen weiteren sehenswerten, allerdings deutlich moderneren Brunnen findet man auf dem Nicolaiplatz: Das 2002 von Bernd Göbel geschaffene Kunstwerk setzt sich anhand verschiedener Bronzefiguren mit der Geschichte der Stadt auseinander.

Die Breite Straße ist Hauptgeschäftsstraße und Fußgängerzone von Wernigerode. Viele prachtvolle Fachwerkhäuser verzieren die Einkaufsmeile. Das Krummelsche Haus, das der Kornhändler Heinrich Krummel 1674 bauen ließ, fällt besonders auf. Es besitzt eine komplett aus geschnitztem Fachwerk und Holzverkleidungen bestehende Fassade. Jedes Feld ist mit verschiedenartigen Motiven geschmückt, die unterschiedliche symbolische Bedeutungen besitzen, und stellt ein eigenständiges Kunstwerk dar.

Nach einer sehr ausführlichen Erkundung der hübschen Altstadt kehrte ich schließlich zum Marktplatz zurück, setzte mich in ein Straßenrestaurant und bestellte mir neben einem großen Bier eine Rindsroulade mit Kartoffelstampf, Rotwohl und einen kleinen Salat; das tat richtig gut, und ich genoss nach dem Essen noch eine ganze Weile das lebendige Treiben auf dem Platz. Dann kehrte ich nach einem kleinem Einkauf in einem auf dem Rückweg liegenden Supermarkt zum Wohnmobil zurück.

Nach der Kaffeepause stand mir der Sinn nach einer kleinen Tour mit dem Fahrrad; ich entschied mich für einen Besuch des bereits weiter oben erwähnten Orts Ilsenburg, nur etwa 9 km von Wernigerode entfernt. Bei wunderschönem Wetter genoss ich sowohl die herrliche Natur auf dem Hin- und Rückweg als auch die hübsche und charmante Kleinstadt, in der übrigens auch der berühmte Heinrich-Heine-Wanderweg zum Brocken beginnt bzw. endet.

Der idyllisch gelegene Forellenteich liegt im Zentrum des Orts; die Grünanlagen drumherum wirken sehr gepflegt und einladend!

Auf dem Rückweg kam ich dann auch endlich in den Genuss, das wunderschöne Schloss Wernigerode betrachten und fotografieren zu dürfen, und das bei allerbestem Fotolicht! Ein wirklich toller Anblick, fand ich, und ich freute mich schon auf einem Besuch dort morgen oder übermorgen…

4 thoughts on “Wernigerode – die bunte Stadt am Harz”

  1. Hallo Wolfgang,
    die ganze Stadt wirkt auf deinen Fotos wie frisch renoviert. Jedes dieser alten tollen Fachwerkhäuser wirkt wie neu. Wernigerode ist mir mittlerweile schon ein Begriff und gerade dieser schmucke Marktplatz mit seinem Rathaus habe ich schon oft auf Fotos kennenlernen dürfen. Deine Fahrradtour hat den „sehenswerten“ Tag bestens abgerundet.
    LG Roland

  2. Das muss wirklich ein sehenswertes Städtchen sein. Alles, was Du hier zeigst, ist es wert, dieses Reiseziel in die engere Auswahl zu nehmen. Als ich noch vor der Wende im Harz war , hatte ich davon gar nichts gehört. Aber ein Besuch auf die Schnelle wäre damals sowieso nicht möglich gewesen.

  3. Danke für eure Kommentare, Anja und Roland! Solltet ihr ’mal in der Nähe sein, müsst ihr diese Stadt unbedingt besuchen; das lohnt sich auf jeden Fall! Und am besten auch Quedlinburg nicht vergessen, ist nicht weniger hübsch…

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