Inzwischen hatte ich mir überlegt, wie ich meinen Besuch auf dem Gipfel des Brocken sowie eine anschließende Wanderung von dort zurück ins Tal gestalten wollte. Ich hatte mich für den morgigen Tag entschieden, nicht zuletzt auch, weil die Wettervorhersage einfach nur perfekt war und man ja nie wissen konnte, wie lange das noch anhalten würde. Und Wernigerode, wo ich mich ja gerade befand, schien mir der ideale Ausgangsort zu sein: Vor hier führte die berühmte Brockenbahn über mehrere Stationen zum Gipfel, und zwischen dem Ende des ebenso bekannten Heinrich-Heine-Wegs in Ilsenburg existierte praktischerweise eine Busverbindung zurück zum Bahnhof in Wernigerode. Mit so einem konkreten Plan im Hinterkopf konnte ich daher schon heute ein paar Dinge erledigen, die damit zusammenhingen; davon aber später mehr…

Mit dem Frühstück ließ ich mir heute sehr viel Zeit und genoss die Ruhe hier auf dem WoMo-Stellplatz Am Katzenteich direkt neben der Altstadt. Direkt gegenüber meiner Parzelle, nur etwa 10 m entfernt, befand sich die Entfernung- und Versorgungsstation des Platzes. Ich nutzte die günstige Gelegenheit, zumal um diese Zeit noch niemand den Platz verlassen wollte und dort dann das übliche Gedränge herrschte. Da ich das Fahrzeug aber nicht bewegen wollte, musste ich das Abwasser per Eimer in insgesamt vier „Gängen“ entsorgen; für das Frischwasser brauchte ich lediglich zwei meiner Schläuche zu verbinden, um die Distanz zu überbrücken.

Nachdem das erledigt war, schnappte ich mir mein Fahrrad und fuhr zunächst zum Bahnhof, nördlich der Altstadt gelegen und nur zwei Minuten mit dem Rad entfernt. Dort informierte ich mich im Büro der Verkehrsbetriebe ganz genau über den Fahrplan der Buslinie 274 (der Ilsetaler genannt) und bekam eine entsprechende Broschüre in die Hand. Vor dem Schalter der Brockenbahn befand sich eine erschreckend lange Schlange von wartenden Menschen; ich ignorierte dies zunächst einmal, zumal ich das Ticket für morgen sowieso nicht schon heute kaufen konnte!

Danach besuchte in die Touristeninformation auf dem Marktplatz in der Altstadt. Ich erstand eine praktische und robuste Wanderkarte, die den gesamten Bereich des Nordharzes abdeckte. Da ich von der Stadtführung vor einigen Tagen in Goslar so beeindruckt war, wagte ich auch hier einen Versuch und buchte einen Termin um 10:30 Uhr. Sie sollte ca. eine Stunde dauern (in Goslar waren es zwei Stunden), kostete allerdings auch gerade ’mal 5,40 EUR.

Da ich bis dahin noch reichlich Zeit hatte, sah ich mich erneut auf dem Markplatz und seiner unmittelbaren Umgebung um. Inzwischen herrschte hier schon ein quirliges, aber nicht hektisches Treiben; die Atmosphäre hier am frühen Morgen war einmalig schön, und an den hübschen Gebäuden hier konnte man sich sowieso kaum sattsehen…

Dieses ja schon vorgestern erwähnte Museum würde mich eigentlich auch reizen, bis jetzt hat’s aber noch nicht so recht gepasst…

Das Westerntor bildet mit seinem markanten Turm den westlichen Abschluss der Altstadt. Das Stadttor wurde 1356 erstmals erwähnt. Neben seiner Funktion als Verteidigungswerk und Zollstation diente es auch als so genanntes Bürgergehorsam; in einer Arrestzelle wurden Leute wegen leichter Vergehen für begrenzte Zeit eingesperrt.

Pünktlich um 10:30 Uhr ging es dann los. Ein sympathischer und vor allem sehr humorvoller Herr, vielleicht ein paar Jahre älter als ich, begrüßte die Teilnehmer der Führung und erläuterte zunächst an Hand eines Bronzemodells unsere Route durch die Altstadt während der vor uns liegenden 60 Minuten.

Wie schon in Goslar, so waren es auch hier wieder die vielen kleinen Details, auf die unser Guide hinwies und die diese Führung so interessant machten, ebenso wie verschiedene höchst interessanten oder lustige Anekdoten, die man ganz sicher im Reiseführer nicht finden würde. Ich habe mir vorgenommen, während meiner zukünftigen Reisen und Stadtbesichtigungen häufiger ’mal daran zu denken, eine solche Führung mitzumachen!

Nachdem die 60 Minuten vorbei waren, kaufte ich noch ein paar Kleinigkeiten in einem Supermarkt ein und kehrte dann zum Wohnmobil zurück, um dort eine ausgiebige Mittagspause einzulegen.

Nach der Kaffeepause besuchte ich den 1974 gegründeten Wildpark südöstlich der Stadt. In einer Beschreibung im Internet hieß es: „Auf einer Fläche von 8 ha können Sie in großen Freianlagen viele in Deutschland beheimatete Tiere aus nächster Nähe bestaunen, die man sonst in den Wäldern nur noch selten oder gar nicht zu Gesicht bekommt“. Mal schauen…

Auf den Weg dorthin (mit dem Rad) hatte ich gleich mehrere Gelegenheiten, das hübsche Schloss bei bestem Fotolicht abzulichten.

Im Gehege selbst herrschte nicht besonders viel Betrieb! Ich hab’ zwar nicht „durchzählen lassen“, aber ich denke, die Anzahl der Enten in diesem kleinen Teich übertraf deutlich die der Besucher in der gesamten Anlage!

Die hübsche Waldgaststätte war leider (schon?) geschlossen! Schade, gegen ein „kühles Blondes“ im Biergarten hätte ich nichts einzuwenden gehabt, es sei denn, ich wäre der einzige Gast gewesen…

Alles in allem hat mich das Wildgehege allerdings nicht sehr beeindruckt! Die Umgebung hier im Christianental ist zwar wunderschön, erst recht im Licht der untergehenden Sonne und bei der Ruhe, die während meines Besuchs hier herrschte, aber in den meisten der Käfige, die mir fast durchgängig etwas zu klein erschienen, gab es absolut nichts zu sehen!

Den Abend verbrachte ich erneut im bzw. am Wohnmobil. Nach dem Abendessen bereitete ich schon ’mal, um morgen etwas Zeit zu sparen, meinen Rucksack für bevorstehende Wanderung vor. Ich freute mich nun wahnsinnig auf den Brocken, den ich voraussichtlich bei perfektem Wetter erleben würde! Mein letzter Besuch dort lag schon mehr als 30 Jahre zurück…

5 thoughts on “Wernigerode intensiv”

  1. Wieder ein sehr schöner Tag. Ja diese Stadtführungen bringen doch immer Einiges ans Licht, was man selbst nicht sieht oder weiß. Selbst in der Heimatstadt sollte man so etwas ruhig mal machen.

  2. Hallo Wolfgang,
    anstatt in einem Ort wie Wernigerode einfach umherzuschlendern kann man von 1 Std. Stadtführung wirklich etwas Gutes abgewinnen. Aber oft denkt man da gar nicht daran, sondern bummelt mit der Ehefrau umher und muss dabei die Kreditkarte zücken. Ich versuche mir dieses zu merken und bei Gelegenheit eine Stadtführung der Shoppingtour vorzuziehen. Es wird dabei aber eine kluge Überredungskunst von Nöten sein.
    VG Roland

    1. Lach… was für ein amüsanter, aber wahrscheinlich utopischer Gedankengang, Roland! Ich bin mir fast sicher, Annemarie würde dir prompt einen Gegenvorschlag unterbreiten: DU machst den Stadtrundgang (die 7 Euro dafür spendiert sie dir), und SIE geht shoppen! Mit deiner Kreditkarte, selbstredend… 😉

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