Mein erstes Zwischenziel nach der Abfahrt aus Banff sollte eigentlich das kleine Fischerdorf Pennan sein, ein langgezogenes Straßendorf, das zwischen dem Meer und der hochaufragenden Steilküste regelrecht eingequetscht ist. Ein lohnenswertes Fotomotiv, behauptete mein Reiseführer; aufgrund seiner idyllischen Lage wurde es in der 80er Jahren sogar als Hauptdrehort für den Film Local Hero mit Burt Lancaster ausgewählt.

Nur sollte man nicht versuchen, mit dem Wohnmobil dort hinzufahren, denn die kleine Stichstraße, die zu diesem Ort führt, hat bis zu 20% Gefälle! Kurz vor dem Ort sollte sich aber ein Parkplatz befinden, von dem aus könnte man zu Fuß hinunter zum Dorf laufen.

Diesen Parkplatz habe ich auch gefunden, aber der war leider so winzig, dass ich nicht mit gutem Gewissen dort parken mochte. Außerdem regnete es wieder ‘mal, sodass der steile und sicher sehr anstrengende Fußweg zum Dorf und zurück wohl eher einem Wasserbad geglichen hätte! Bei diesem Mistwetter und die dadurch ziemlich schlechte Sicht würde wahrscheinlich sowieso ein Großteil der oben geschriebenen Idylle verloren gehen. Eigentlich war es wohl ein Fehler, aber in diesem Moment hatte ich überhaupt keine Lust mehr, den Ort zu besuchen und so fuhr ich kurzerhand weiter!

In Fraserburgh, einer Stadt mit ca. 13.000 Einwohnern, hielt ich das zweite Mal an, allerdings auch nur ganz kurz. Die Stadt ist nicht besonders sehenswert, finde ich, außerdem war hier heute (am Sonntag) absolut nichts los! Wenn sogar schon Wikipedia unter der Rubrik „Söhne und Töchter von Fraserburgh“ nur einen einzigen Eintrag aufführt, will das schon etwas heißen: „Dennis Nilsen (*1945), Serienmörder“!

Von Fraserburgh aus fuhr ich über Aberdeen, Dundee und Perth eine ziemlich weite Strecke bis nach Stirling, um genauer zu sein, ca. 260 km. Zwischendurch machte ich natürlich ein paar Pausen.

Schon irgendwie lustig, aber bei sehr viele schottischen Städtenamen muss ich immer unwillkürlich an Australien denken, denn dort gibt‘s alle diese Städte auch! Und da ich bereits fünfmal in Australien war, aber noch nie in Schottland, fällt es mir schwer, mir klarzumachen, dass die schottischen „Versionen“ natürlich viel älter sind als die australischen! Mein Freund Richard Fischer z.B., den ich vor vielen Jahren über fotocommunity.de kennengelernt und 2007 sogar auch schon ‘mal zuhause besucht habe, wohnt in Stirling, einer kleinen Stadt in der Nähe von Adelaide, South Australia.

Mein Ziel in Stirling (dem schottischen, nicht dem australischen 😉 war natürlich das berühmte Stirling Castle, das ich unbedingt besuchen wollte! Leider folgte jetzt eine ziemlich abenteuerliche Odyssee auf der Suche nach einem für mein Wohnmobil geeigneten Parkplatz; eigentlich sollte ich laut Reiseführer auf dem riesigen Parkplatz direkt oben am Schloss parken können; dort fuchtelte aber ein „Offizieller“ ganz aufgeregt mit den Armen herum, als ich Anstalten machte, auf den Platz zu fahren, und wies mich schlicht und ergreifend ab! Ich fuhr wohl bald dreimal in einer mehr oder weniger großen Schleife um den gesamten Bereich um das Schloss herum, um schließlich entnervt einzusehen, dass ich hier heute wohl kein Glück haben würde!

Also wieder ‘mal umdisponieren! Auf einem kleinen Parkplatz am Stadtrand hielt ich an und suchte nach einem Übernachtungsplatz in der Nähe. Ich fand tatsächlich eine Möglichkeit, und zwar in Falkirk, nur 20 Kilometer von Stirling entfernt. Dort gibt‘s sogar eine weitere Sehenswürdigkeit, die ich mir sowieso ansehen wollte, und nach Stirling konnte ich morgen dann immer noch fahren, wenn ich wollte…

In Falkirk, oder besser gesagt, in der Nähe der Stadt, fuhr ich auf den Wheel Caravan Park, der eigentlich eher wie ein sandiger Parkplatz mit ein paar Containern daherkam! Aber es gab Wasser, Strom, Abfallbehälter und einigermaßen saubere Toiletten, also alles ok!

Ich richtete mich ein, bezahlte beim Betreiber, der kurze zeit später plötzlich von meinem WoMo stand, und fuhr dann mit dem Fahrrad zu der Attraktion in Falkirk, die ich ja vorhin schon erwähnt habe.

Hier gibt‘s nämlich das so genannte Falkirk Wheel, ein sehr modernes Schiffshebewerk, das mich irgendwie an ein Karussell erinnerte, ein Riesenrad für Schiffe gewissermaßen; seine eigenwillige Konstruktion soll angeblich einzigartig auf der Welt sein.

Unten fährt ein kleines, schmales Boot, ein so genanntes Narrowboat, in einen mit Wasser gegüllten Trog ein und wird durch eine ziemlich geniale Konstruktion über ein Rad nach oben befördert. Dabei wird gleichzeitig ein oben eingefahrenes Schiff nach unten befördert! Dadurch, dass sich beide Gewichte praktisch gegenseitig aufheben, benötigt man nur zehn relativ schwache Hydraulikmotoren, um die gesamte Anlage zu betreiben. Das Ganze dauert ca. vier Minuten, der Höhenunterschied beträgt immerhin stolze 24 Meter!

Die Passagiere dieses Boots haben die besondere „Karussellfahrt“ noch vor sich…

… während andere sich von diesem Abenteuer erstmal ausruhen müssen! 😉

Direkt neben der Anlage trifft man auf dieses kleine Kunstwerk: The Kelpies, „Wassergeister“ in Pferdegestalt, sind zwei Skulpturen aus Stahl, die jeweils ca. 30 m hoch sind und sich in einem Park am Rand der Stadt befinden. Die Exemplare auf dem Foto allerdings sind nur deren Duplikate im Miniaturformat!

Nachdem ich mich umgesehen hatte, nahm ich die Gelegenheit wahr, um mir auch die nahe Stadt etwas genauer anzuschauen. Ganz hübsch, aber eben auch nichts besonderes. Und natürlich ebenfalls „tote Hose“, auch hier in der Hauptstraße, der High Street, denn heute ist ja Sonntag!

Die Supermärkte hatten hier trotzdem geöffnet, und deshalb kaufte ich bei einem Lidl noch ein paar fehlende Kleinigkeiten ein; das Brot zum Abendessen schmeckte ganz hervorragend!

Nach der Rückkehr zum WoMo-Stellplatz, ein paar netten Gesprächen mit dem „Nachbarn“ und nach dem Abendessen verbrachte ich einen sehr entspannten und ruhigen Abend; während ich jetzt diese Notizen mache, genehmige ich mir ein paar gewürzte Cashewnüsse und ein Gläschen Cola-Whiskey… 😉

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