Dieser Bericht wird wohl etwas kürzer als sonst üblich ausfallen, denn es gab im Lauf des Tages eigentlich nur ein nennenswertes Ereignis für mich! Mein bisheriges „Domizil“ Korinth, wo ich mich jetzt fast zwei Tage aufgehalten hatte, habe ich heute früh verlassen.

Mein Ziel war die wunderschöne Stadt Nafplio, die ich mir morgen in aller Ruhe anschauen möchte. Genauer gesagt, ich wollte zum Karathona Beach fahren, einer in der Nähe der Stadt gelegenen, schönen Bucht mit kostenlosen Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnmobile. Und genau dort befinde ich mich jetzt auch gerade!

Vor der Abfahrt habe ich auf dem Stellplatz noch schnell Frischwasser aufgetankt, dann ging ich zum Haus der Betreiberfamilie, um zu bezahlen. Vasili, der ja recht gut englisch sprach, war leider nicht anwesend. Bei seinem Vater (ich nehme ’mal an, dass es sein Vater war, vielleicht ja sogar sein Opa) war es leider weder mit Deutsch noch mit Englisch sehr gut bestellt. Er konnte mir aber immerhin klarmachen, dass Vasili in der Kirche sei und ich auch bei ihm bezahlen könne (für die zweite dieser beiden Infos hielt er mir einfach seine ausgestreckte Hand hin…).

Ich zahlte also den entsprechenden Betrag. Und weil unsere Konversation bisher so reibungslos verlief, wurde der nette Herr noch mutiger und erkundigte sich jetzt mit dem folgenden, höchst komplizierten Satz nach meinen weiteren Reisezielen: „Programm?“. Ich antwortete, mindestens ebenso eloquent, mit „Epidauros“ und „Nafplio“, wobei ich letzteres Wort wahrscheinlich falsch ausgesprochen habe. Er nickte aber und machte sich sofort daran, mir erklären zu wollen, wie ich denn wohl am besten dort hinkommen könnte! Oh je, ich verstand natürlich nur Bahnhof! Ob er wohl schon ’mal ’was von Navis gehört hatte…? 😉

Von Korinth nach Nafplio bzw. zur Bucht sind’s auf direktem Weg nur etwa 60 km, aber ich wollte unbedingt noch ein besonderes Zwischenziel anfahren und hab’ daher eine etwas andere Route gewählt.

Mein Besuch galt Epidauros, einer bedeutenden antiken Kultstätte für den Heilgott Asklepios und dessen Vater Apollon, in der Nähe der Gemeinde Epidavros; seit 1988 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe! Um genau zu sein, interessierte ich mich eigentlich nur für das innerhalb der archäologischen Stätte gelegenen Theaters von Epidauros, weil es als besterhaltenes Theater der Antike gilt. Es wurde ungefähr 330 v. Chr. mit Blick auf die Berglandschaft der Argolis errichtet.

Als ich dort eintraf, waren erst relativ wenige Besucher anwesend; an der Kasse gab’s keine Wartezeit und ich musste 6 Euro zahlen, das ist ein ermäßigter Preis für EU-Bürger älter als 65 Jahre! Manchmal hat’s halt auch Vorteile, wenn man „schon etwas länger neu“ ist… 😉

Das Theater verfügt über eine exzellente Akustik, sodass man auch von den obersten Reihen jedes Wort verstehen kann. In der Mitte der Bühne befindet sich eine Steinplatte, auf der man dies z.B. durch das Fallenlassen einer Münze wunderbar testen kann; dies ist auch auf den letzten Rängen noch hörbar. Auch das Zerreißen eines Papierblatts ist ein beliebter Test!

Ich stieg also, nachdem ich unten einige Fotos gemacht habe, ganz bis nach oben, setzte mich auf einen der „billigen Plätze“ und wartete, bis unten jemand vielleicht so eine Demonstration vornehmen würde.

Leider vergeblich! Ich saß dort fast 30 Minuten, aber es tat sich nichts! Wahrscheinlich war noch kein Bus eingetroffen, denn meistens sind’s die Fahrer bzw. die Reiseführer, die da unten ihren Gästen dann ihre „Kunststückchen“ vorführten. Immerhin genoss ich den absolut fantastischen Ausblick auf die schöne Landschaft von dort oben…

Als ich endlich aufgab und wieder unten ankam, tauchte plötzlich wie aus dem Nichts eine italienische Reisegruppe auf, und deren äusserst witziger Begleiter fing nun genau mit dem an, worauf ich oben vergeblich gewartet hatte! War ja klar…!

Ich hörte und verstand jedes Wort (akustisch, meine ich), aber ich war auch kaum vier Meter von ihm entfernt! Was davon oben zu hören war, konnte ich nun leider nicht mehr beurteilen! Allerdings war ich nicht so dumm, jetzt schnell wieder nach oben zu klettern; ich wusste ganz genau, was dann passieren würde… 😉

Was er aber an Demos „auffuhr“, war allerdings ziemlich beeindruckend; das reichte vom einfachen Klatschen über Atmen, Flüstern, Lachen, Singen, Weinen (echt!) bis zum Münzen und Steine fallenlassen! Papier hatte er offenbar nicht dabei… 😉

Irgendwann hatte ich genug gesehen und verließ daher die Anlage. Im Kassenbereich standen jetzt um diese Uhrzeit massenweise Touristen an; hier wirkte sich die Geschichte mit dem „frühen Vogel“ und dem „Wurm“ endlich ’mal wieder günstig aus, wie ich für mich feststellte!

Die Fahrt von Korinth über Epidauros bis zum Karathona Beach hab’ ich wieder einmal sehr genossen; die Landschaft in dieser „Ecke“ ist aber auch wirklich superschön und abwechslungsreich! Der Himmel war, genau wie in den letzten Tagen, immer noch überwiegend bedeckt; meine „Hinreise-Sonnen-Flatrate“ war nun wohl endgültig abgelaufen! Morgen, also Donnerstag, sollte es endlich wieder schön sonnig werden! Das glaub‘ ich aber erst, wenn ich’s mit eigenen Augen sehe… 😉

Kurz vor meiner Ankunft sah ich das Ziel, das ich mir ausgewählt hatte, von einer Bergkuppe aus und war ganz baff; so schön hatte ich es mir nicht vorgestellt! Ich blickte auf eine wunderschöne, langgestreckte und halbrunde Bucht mit teilweise sogar recht breitem Sandstrand, davor viele große Bäume und unter ihnen jede Menge Parkmöglichkeiten für Fahrzeuge! „Beweisfotos“ gibt’s allerdings erst morgen, in der Hoffnung, dass auf ihnen dann endlich auch wieder ein paar Sonnenstrahlen zu sehen sein werden!

Als ich, ein paar Serpentinen später, endlich unten ankam, entdeckte ich lediglich zwei (ziemlich alte) Wohnmobile, fast 500 m voneinander entfernt; es war wirklich reichlich Platz vorhanden! Ich war mir trotz intensiver Recherche immer noch nicht so ganz sicher, ob man hier tatsächlich offiziell über Nacht stehen durfte, aber ich fand keine Hinweise auf irgendein Verbot! Auf einem Schild waren nur die üblichen Regeln für die Benutzung des Strands aufgeführt, sonst nichts…

Ich suchte ein schönes Plätzchen aus, machte mir ein etwas verspätetes Mittagessen und erkundete dann zu Fuß meine unmittelbare Umgebung. Den Rest des Tages verbrachte ich am Strand bzw. vor dem Wohnmobil. Ich hatte irgendwie keine rechte Lust mehr, noch irgendwas „Weltbewegendes“ zu unternehmen; das war aber auch ganz ok so, fand ich! Vom Beginn der Reise bis heute bin ich schließlich fast jeden Tag ziemlich aktiv gewesen, und jetzt hatte ich mir ein paar „freie“ Stunden ja wohl verdient, oder…? 😉

Heute Abend gab’s nach dem Abendessen zu einem großen Glas Bier gleich zwei weitere Folgen meiner aktuellen Netflix-Serie; schnell noch diese Notizen zu Papier bringen, dann geht’s wieder ’mal ins „Reich der Träume“…

5 Kommentare zu “Zum Hörtest nach Epidauros”

  1. Ich war sehr beeindruckt von diesem Theater: ca. 2300 Jahre alt, mit einer phantastischen Akustik.
    Als wir da waren, waren gerade die Regensburger Domspatzen im Theater und haben gesungen. Ich habe ganz oben im Theater gesessen und konnte jedes, noch so leise Wort verstehen. Wieso können wir das heute, mit der Modernen Technik nicht mehr hin bekommen – oder hat das vielleicht auch was mit „Hirn“ zu tun?????
    Ich war auf jeden Fall unglaublich begeistert – die hatten schon was drauf die alten Griechen.
    Sehr schöne Bilder übrigens – Du könntest das auch professionell machen?!
    VG Bernd

  2. Hallo Wolfgang,
    also zu kurz fand ich jetzt den Bericht nicht. OK du hast natürlich längere, aber das ist schon ganz ok so 🙂 Das Theater ist ja sagenhaft und wenn man nun bedenkt das 2350 Jahre alt ist finde ich die Erhaltung einfach erstaunlich gut. Der Blick von oben in die dahinterliegende Landschaft ist könnte nicht besser sein. Mein Gott, waren die „Jungs“ den alten Germanen um Welten voraus. Bei einem Besuch, wenn es einmal dazu kommen sollte, wünsche ich mir mit meiner Frau allein dort zu sein. Klappt natürlich nicht, da du ja Eintritt bezahlen mußtest und es bestimmt abgesperrt ist, oder ? Mit deiner Beschreibung von diesem Strand bin ich schon gespannt auf die Bilder im Wolfgang-Wetter !
    Viele Grüße, Roland

  3. Das ist ja wirklich ein riesiges Theater und mit dieser Akustik schon etwas ganz Besonderes. Das hätte ich auf dem Weg auf jeden Fall auch „mitgenommen“.
    LG Anja

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