Ich freu’ mich wie verrückt und bin schon sehr aufgeregt! Jetzt geht‘s endlich los; vor mir liegt nämlich meine erste längere Wohnmobilreise in diesem Jahr!

Mein Ziel ist das Baltikum, genauer gesagt, die drei osteuropäischen Länder Litauen, Lettland und Estland. Die Hinreise erfolgt per DFDS-Fähre von Kiel nach Klaipeda in Litauen; diese Passage habe ich bereits Ende November gebucht. Die Art der Rückreise halte ich mir offen, wahrscheinlich werde ich wohl über Land durch Polen zurück nach Deutschland fahren.

Alle drei Länder waren bisher für mich „böhmische Dörfer“, umso gespannter bin ich natürlich, was mich dort erwartet. Ich habe bereits einige Dokumentationen sowohl im TV als auch bei YouTube gesehen und auch sehr viele Reiseberichte gelesen. Ganz besonders freue ich mich allerdings auf die Hauptstädte der drei Länder!

Eine konkrete Reiseroute habe ich nicht ausgearbeitet; ich will von Klaipeda aus, immer so dicht wie möglich an der Ostseeküste entlang, über Liepaja und Ventspils nach Norden fahren und danach über Riga bis nach Tallinn. Von dort geht‘s schließlich zurück, dann aber eher im Landesinneren, sodass ich am Ende meiner Reise Kaunas und Vilnius besuchen kann.

Ich bin gestern nachmittag, am Ostersonntag, in Pinneberg losgefahren und kam etwa um 18:00 Uhr in Kiel an. Ich hatte mir bereits im Vorfeld den Wohnmobilstellplatz Förde- und Kanalblick, direkt am Nord-Ostsee-Kanal gelegen, ausgeguckt, den ich ja schon vom letzten Jahr kannte. Ich hoffte, dass ich trotz der vorgerückten Tageszeit keine Probleme haben würde, dort unterzukommen. Tatsächlich waren nur noch zwei(!) Stellplätze, die für die Länge meines Wohnmobils in Frage kommen könnten, verfügbar; wieder ‘mal „Schwein gehabt“… 😉

Ich parkte trotz der etwas engen Zufahrt problemlos ein und fuhr dann vorne auf die Auffahrkeile, weil mir die Stellfläche doch etwas zu schräg war (steht ein Wohnmobil sehr schräge, kann es leicht passieren, dass der Kühlschrank nicht mehr funktioniert!).

Ich meldete mich zunächst im Büro an; der Betreiber kannte mich sogar noch aus dem Vorjahr, und meine Daten waren in seinem Computer gespeichert. Deshalb ging alles sehr schnell; ich zahlte für die Übernachtung nur 12 Euro, was für diese Lage völlig in Ordnung ist.

Danach machte ich einen kleinen Spaziergang über den gesamten Platz und später etwas am Kanal entlang. Das Wetter war leider nicht sehr freundlich, und es gab hin und wieder ‘mal kleine Regenschauer. Ich ging daher schließlich zurück zum WoMo, machte es mir nach dem Abendessen gemütlich und schaute noch etwas TV.

Als ich heute Morgen aus dem Fenster sah, wurde ich von strahlend blauem Himmel überrascht; das war so gar nicht vorhergesagt! Umso besser, denn meine Fähre ging erst am Abend und ich wollte am Vormittag unbedingt noch eine schöne Tour mit dem Fahrrad machen. Im letzten Jahr bin ich von hier aus an der Kieler Förde entlang bis in die Innenstadt gefahren und habe mich dort ausgiebig umgesehen. Deshalb wollte ich dieses Mal stattdessen in Richtung Norden fahren, wozu ich natürlich zuerst ‘mal über den Kanal musste!

Gleich neben dem Wohnmobilstellplatz sollte der Anleger einer kleinen Personenfähre sein, die auch Fahrräder transportiert. Den fand ich auch sofort, die Fähre lag allerdings auf der anderen Seite. Nachdem ich sah, dass sich dort absolut nichts rührte, suchte ich einen Fahrplan, um dann feststellen zu müssen, dass ich (schon wieder ‘mal!) viel zu früh dran war; die erste Fähre ging erst um 9:00 Uhr, jetzt war es gerade ‘mal 08:20 Uhr!

Macht nix, dann fahr’ ich eben über die riesige Olympiabrücke, die in Richtung Kiel-Holtenau führt! Der Ausblick von dort oben war einfach gigantisch! Hätte ich mir das vorher klar gemacht, wäre die Fähre sowieso nicht in Frage gekommen, jedenfalls nicht für beide Richtungen! Von hier oben aus hat man einen wirklich herrlichen Blick auf den Kanal, aber vor allem auf die Schleusenanlage am Ende des Kanals. Ein Schiff verließ diese gerade in Richtung Brunsbüttel.

Auf den anderen Seite angekommen, suchte ich möglichst schnell wieder einen Radweg, der dicht am Kanal entlang führte; mein nächstes Zwischenziel war der bekannte Tiessen-Kai, der schon 1895 beim Bau des Kanals entstand und zuerst „Am Kai“ hieß. 1977 erfolgte die Umbenennung in den heutigen Namen, der sich auf die Firma Herrmann Tiessen bezog, einem Schiffsausrüster, der hier seine Verkaufsräume hatte. Heute gibt‘s hier neben zwei sehenswerten Traditionsseglern das wegen des tollen Ausblicks auf die Förde und die Kanaleinfahrt äußerst beliebte Schiffercafé, vor dem man hin und wieder auch ‘mal einen flotten Tango auf‘s Parkett legt; fragt mich nicht, warum…

Ein kleines Stück weiter, wo der Tiessenkai in die Holtenauer Reede übergeht, befindet sich einer der wohl schönsten Leuchttürme Deutschlands, der 24 m hohe Leuchtturm Holtenau. Er dient bereits seit 1895 als Einfahrtfeuer, wurde genau 100 Jahre nach seinem Bau umfassend renoviert und ist heute sowohl Seezeichen als auch eine Gedenkstätte für den damaligen Kanalbau. Er ist von einer hübschen Grünanlage umgeben, und sein achteckiger Unterbau ist heutzutage ein beliebtes Trauzimmer.

Nun fuhr ich weiter, immer noch direkt an der Kieler Förde entlang, weiter nach Nordosten, bis ich schließlich den Stadtteil Friedrichsort erreichte.

Hier wurde es nun so langsam Zeit, an den Rückweg zu denken. Nach einer ausgiebigen Pause mit herrlichem Blick auf die Förde fuhr ich zunächst ein paar Kilometer auf demselben Weg zurück, umrundete dann aber den Flughafen Kiel-Holtenau im Norden und bog später kurz vor der Kanalbrücke von der Bundesstraße ab, um den nördlichen Anleger der vorhin schon erwähnten Personenfähre zu erreichen. Dieses Mal war sie erwartungsgemäß in Betrieb, und ich musste nur ein paar Minuten warten, bis ich mit meinem Fahrrad an Bord gehen durfte; die Überfahrt dauerte nur 5 Minuten und ist kostenlos, wie bei allen Fähren über den Nord-Ostsee-Kanal!

Nach einem kleinen Mittagessen und einer weiteren Pause machte ich mich abfahrbereit. Da ich es vorher nicht erledigt hatte, musste jetzt das Grauwasser abgelassen und Frischwasser aufgefüllt werden; auch die WC-Kassette habe ich bei dieser Gelegenheit gleich noch ‘mal geleert.

Beim vorhergehenden Ausparken ist mir leider nun doch ein blödes Missgeschick passiert; die untere Begrenzungsleuchte auf der linken Seite hatte eine kleine „Diskussion“ mit einem Metallzaun, der diese innerhalb eines Sekundenbruchteils ganz klar für sich entscheiden konnte; dies wurde mir durch ein helles, kurzes, aber häßlich klingendes Geräusch signalisiert! Das Plastikglas war etwas gesplittert und die 12-V-Birne war natürlich „hinüber“. Die beiden Schrauben fand ich auf dem Boden, und so konnte ich die Abdeckung wieder notdürftig festschrauben. Um einen Ersatz werde ich mich aber erst nach der Reise kümmern; die fehlende Lampe wird kein Problem darstellen, zumal ich sowieso nie im Dunkeln fahre…

Nun fuhr ich endlich los, Richtung Fähre, und tankte bei famila noch ‘mal voll; Diesel ist nämlich in den baltischen Staaten deutlich teurer als bei uns! Der DFDS-Anleger befindet sich leider auf der gegenüberliegenden Seite der Förde, immerhin eine Strecke von rund 18 Kilometern. Dort angekommen, parkte ich zunächst vom dem Bürogebäude und ging dann hinein.

Wie im Amt, muss man sich an einem Automaten zuerst einen Zettel mit einer Nummer ziehen; ich brauchte auch hier nicht lange zu warten, bis ich dran kam. Eine junge Frau bediente mich kompetent und sehr freundlich; bereits nach einer Minute hatte ich meine Unterlagen, eine Bordkarte für mich, eine für „Hannelore“ und Vouchers für die beiden Mahlzeiten, die ich vorgebucht hatte.

Da ich noch fast zwei Stunden bis zum boarding hatte, lief ich noch etwas auf dem Gelände herum, um mich dort umzuschauen. Während dieser Zeit legte meine Fähre, die Victoria Seaways, gerade an; kurz darauf fuhr eine fast endlos erscheinende Kolonne aus PKW und LKW an mir vorbei.

Ich machte danach eine kleine Kaffeepause und bereitete schließlich meinen Trolley vor; während der Überfahrt darf man ja, wie allgemein auf Autofähren üblich, nicht mehr zu seinem Fahrzeug auf dem Fahrzeugdeck gehen. Also musste ich alles, was ich während der fast 20-stündigen Reise benötigte, mit in meine Kabine nehmen. Auch die Gasflaschen müssen abgedreht werden; da es auf dem Autodeck auch keinen Stromanschluss gibt, wird mein Kühlschrank daher einen ganzen Tag lang nicht funktionieren, wofür ich aber vorgesorgt hatte; vier Kühlelemente, die die ganze Zeit im Eisfach lagen, kamen nun in den normalen Kühlraum. Wenn man darauf achtet, dass der Kühlschrank während der Zeit nicht geöffnet wird, hält er über sehr viele Stunden noch seine Temperatur.

Endlich war es soweit und ich fuhr pünktlich zur boarding time zum Check-In-Schalter, wo meine Papiere geprüft wurden. Mir wurde eine Wartespur zugewiesen und ein paar Minuten später kam auch schon ein Follow-Me-Fahrzeug, das die gesamte Warteschlange langsam zum Schiff geleitete.

Die Einfahrt ins Oberdeck und das Rückwärts-Einparken verliefen reibungslos. Ich schnappte mir mein Gepäck und kletterte (Fahrstühle? Fehlanzeige!) auf das Passagierdeck; kurz darauf bezog ich eine zwar kleine, aber sehr gemütliche und vor allem saubere Kabine.

Nachdem ich einige Sachen ausgepackt hatte, machte ich mich wieder auf den Weg, um das Schiff „von oben bis unten“ zu inspizieren… 😉 Da das obere Außendeck komplett leer geblieben war, vermutete ich schon, dass die Fähre nicht besonders ausgelastet sein dürfte; das bestätigte sich jetzt.

Die wirklich großzügigen Aufenthaltsräume, Cafés und Bars wirkten manchmal fast wie verwaist und man traf jetzt nur einige wenige Menschen. Später, vor allem zur Essenszeit, wurde es dann zwar etwas belebter, aber trotzdem war diese Passage alles andere als ausgebucht!

Es gab hier auch ein Á-la-Carte-Restaurant (Foto unten), das ich allerdings nicht gebucht hatte; stattdessen galt mein Voucher für ein Buffet in einer Caféteria, wo ich kurz nach 19:00 Uhr zu Abend aß. Das Essen war reichhaltig, heiß und vor allem auch schmackhaft; bei einigen Dingen hatte ich zwar keine Ahnung, was ich da vor mir sah, probierte aber doch so einiges davon. Manche Sachen waren so lecker, dass ich mir noch ein oder zwei Nachschläge gönnte…

Nach dem Essen lief ich noch ein wenig im Schiff herum, trank in einer Bar zwei kleine Bierchen und ging schließlich wieder auf meine Kabine. Dort sah ich mir noch einen Spielfilm an, allerdings auf meinem iPad, denn auf allen Sendern des Kabinen-TV hörte man nur entweder litauisch oder russisch; beide Sprachen sind bei mir leider nicht ‘mal rudimentär vorhanden… 😉

Eben habe ich noch meine Notizen zu diesem Reisebericht ergänzt; ich werde jetzt versuchen, etwas zu schlafen! Das auf- und abschwellende Brummen der Schiffsdiesel sowie ein leichtes, aber kaum ignorierbares Schlingern des riesigen Kahns (Rollen? Stampfen? Keine Ahnung) werden mir hoffentlich keinen Strich durch diese Rechnung machen. Gute Nacht, John-Boy…

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