Heute habe ich einen weiteren Höhepunkt meiner Reise „abgehakt“: Das zu den Britischen Überseegebieten gehörende Gibraltar!

Die Fahrt von Málaga bis zu meinem heutigen Übernachtungsplatz, einem großen Parkplatz am Yachthafen in La Línea de la Concepción, war in jeder Beziehung kurzweilig! Die ca. 150 km lange Stecke verlief überwiegend an der Mittelmeerküste entlang. Die erste Hälfte war nicht besonders attraktiv, weil hier alles komplett zugebaut war, besonders natürlich die Gegend um Marbella. Allerdings herrschte dort ein so starker Verkehr, dass ich mich voll auf das Fahren zu konzentrieren hatte. Später wurde es etwas ruhiger, und die Landschaft wurde schöner und viel grüner.

La Linea liegt direkt an der Grenze zur Halbinsel Gibraltar und ist von der britischen Stadt lediglich durch deren internationalen Flughafen getrennt. Hier waren alle Straßen in Richtung Grenze komplett „verstopft“. Obwohl ich ja mit dem Wohnmobil gar nicht bis dort fahren wollte, musste ich fast 45 Minuten Stop&Go über mich ergehen lassen, bis ich dann endlich, im allerletzten Kreisverkehr vor der Grenze, rechts zum Yachthafen und zu meinem vorher ausgewählten Parkplatz abbiegen durfte.

Dort gefiel es mir sehr gut! Ein riesiger, sauberer Parkplatz, hauptsächlich für PKW, aber mit einem ebenfalls sehr großen Bereich für Wohnmobile. Abgerechnet wird über einen Kassenautomaten; bei der Einfahrt zieht man einfach eine Karte. Die Anlage ist sehr großzügig angelegt, der Blick auf den gewaltigen Felsen von Gibraltar sowie auf die vielen Segel- und Motoryachten vom WoMo aus ist schon sehr beeindruckend!

Dazu auch noch super Wetter, hoffentlich bleibt das so! Erst ‘mal hatte ich mächtigen Hunger; vier Spiegeleier mit Brot sowie ein Joghurt wechselten nach und nach ihren Aufenthaltsort… 😉

Nach dem Essen war natürlich wieder mein Fahrrad dran. Voller Erwartung fuhr ich in Richtung Grenze, die knapp 500 m entfernt lag. Es herrschte immer noch viel Verkehr, die Kreisverkehre waren kein bisschen leerer als vorhin, aber mit dem Rad „kratzte“ mich das natürlich nicht besonders.

Ich schlängelte mich also so gut es ging überall hindurch, musste an der Station der nur 1,2 km langen Grenze kurz meinen Personalausweis zeigen, und „schwupps“ war ich im Hoheitsbereich der Britischen Königin! Einfach ‘mal so… 

Jetzt hatte ich zum ersten Mal einen ungehinderten Blick auf den weltberühmten und immerhin 426 m hohen Felsen, einem monolithischen Kalksteinfelsen, wissenschaftlich ausgedrückt! Er ist die Touristenattraktion von Gibraltar; der größte Teil ist Naturschutzgebiet und gleichzeitig Lebensraum von etwa 250 Berberaffen. Aber auch von der Aussicht von dort oben versprach ich mir natürlich so einiges!

An dieser Stelle traf ich aber auch auf eine ganz andere Kuriosität, von der ich natürlich schon vorher wusste: Direkt vor mir lag die einzige Start- und Landebahn des Flughafens von Gibraltar, die hier von der vierspurigen Straße, der Winston Churchill Avenue, auf gleicher Höhe gekreuzt wird. Dies ist einmalig auf der Welt für einen internationalen Airport!

Als ich mir während meiner Reisevorbereitungen Gibraltar auf die Liste meiner Ziele gesetzt hatte, ging es mir natürlich in der Hauptsache um den Felsen, die schöne Aussicht und die dort lebenden Affen.

Über die Stadt selbst hatte ich mir kaum Gedanken gemacht. Umso überraschter war ich jetzt, hier im äussersten Süden der Iberischen Halbinsel auf eine so lebendige, „quietschbunte“, laute und belebte Stadt  zu treffen! Auch hier gab’s viel Verkehr, die Straßen sind (gefühlt) viel zu eng, und die Stadt platzte scheinbar aus allen Nähten!  

Noch begeisterter war ich von der Altstadt, von der ich vorher noch nicht ‘mal wusste, dass es sie überhaupt gab! Hier kam es mir deutlich spanischer als britischer vor, und mindestens genauso gemütlich und gleichzeitig exotisch wie die Altstädte vieler anderer spanischer Kleinstädte.

Jetzt wollte ich aber endlich „nach oben“! Ich fuhr nach dem kleinen Bummel durch die Altstadt nun zum großen Parkplatz an der Talstation der Seilbahn im Westen des Felsens. 

Dort angekommen, hatte ich einige Mühe, mein Fahrrad vernünftig zu sichern! Fahrradständer? Fehlanzeige! Normalerweise ist das ja kein großes Problem, irgendwie lässt sich überall ‘was finden, woran man das Rad „anbinden“ kann. Hier aber hat’s tatsächlich eine ganze Weile gedauert! Ich entschied mich schließlich für einen schweren Bauzaun, der auf der Rückseite des Gebäudes eingerichtet war, und schloss das Bike mit Hilfe meines stabilen Bügelschlosses daran an. Potentielle Diebe ständen nun vor der Qual der Wahl: Entweder klauen sie einen tonnenschweren Bauzaun und erhalten, sozusagen als „Dreingabe“, ein teures Fahrrad gleich dazu, oder sie klauen ein teures Fahrrad mit einem ziemlich großen „Klotz am Bein“… 😉

Dann stelle ich mich an! Klar, ich war natürlich nicht der einzige, der da oben hinauf wollte! Die Schlange war ganz schön lang, und so musste ich fast 50 Minuten, direkt in der Sonne stehend, warten, bis ich an der Kasse stand und ein Ticket kaufen konnte (18,50 EUR hin und zurück).

Die Wartezeit wurde allerdings dadurch verkürzt, dass man ununterbrochen von selbst ernannten Tour Guides „angequatscht“ wurde, die allesamt die gleiche, zweiteilige Botschaft verbreiteten: Eine Fahrt auf den Berg mit einem Taxi wäre nicht nur bequemer und viel schneller, sondern auch noch günstiger als die Seilbahn, und zweitens, alle, die hier in der Schlange ständen, wären ja schön dumm, so lange zu warten…

Nun, erstens wollte ich auf gar keinen Fall auf die Fahrt mit der Seilbahn verzichten, und zweitens wurde meine Entscheidung, zu warten, dadurch bestätigt, dass sich während der gesamten 50 Minuten nicht ein einziger der Touristen weglocken ließ…

Die 6-minütige Fahrt nach oben war sehr schön; der Blick auf die Stadt und auf das Meer wurden immer schöner, je höher man kam!

Oben auf einer etwas kleineren Plattform angekommen, überprüfte ich zum Spaß erst ‘mal, ob ich mein Fahrrad von hier aus noch entdecken könnte. Ich konnte!

Der winzige grüne Fleck, den man auf dem vorigen Foto links neben dem Mast entdecken kann, entpuppte sich bei voller 400-mm-Brennweite als der Sonnenschutz, der über dem Kassenbereich aufgespannt war; darunter sieht man einen roten PKW und gleich rechts daneben mein Fahrrad… 😉

Nun konnte ich meinen Blick rundum schweifen lassen und machte unzählige Fotos! Das folgende zeigt die Stadt La Linea sowie (unten) die bereits erwähnte Runway des Flughafens. Die Häuser ganz unten gehören bereits zu Gibraltar.

Oberhalb der Runway sieht man den Yachthafen und (wenn man weiß, wo) auch den Parkplatz, auf dem mein Wohnmobil stand. Ok, wenn ich schon das Fahrrad lokalisieren konnte, dann bestimmt auch mein „rollendes Zuhause“…

Also, erst ‘mal ein bisschen heranzoomen, zum orientieren… 

…dann voller Zoom, und voilá, da steht die „Hannelore“ gedankenverloren genau in der Bildmitte und lässt sich von der Sonne aufheizen! 😉

So, genug herumgespielt, hier gibt’s schließlich noch so einiges Anderes zu bestaunen! Die Aussicht zum Beispiel…

Hier darf’s ausnahmsweise auch ‘mal ein Selfie sein! Aber wirklich nur ausnahmsweise!!!

Hier der Blick auf Gibraltar und La Linea, in Richtung Nordwesten. Einfach herrlich…

Ein „Schwenk“ nach links, in Richtung Westen; oben links, das ist bereits der Atlantik! Wieso kommt mir eigentlich gerade „Ich will mehr, Schiffsverkehr“ in den Sinn…? 😉

(Fast) nichts als Wasser…

…und ‘mal ein Öltanker aus einer etwas ungewöhnlichen Perspektive; die 44 m Breite (hab‘ gegoogelt!) glaubt man sofort, seine 250 m Länge sieht man ihm auf diesem Foto aber eher nicht an!

Es dauerte nicht lange, da sieht man dann auch schon die ersten Berberaffen. Gibraltar ist der einzige Ort in Europa, an dem Affen freilebend vorkommen. Deswegen nennt man Gibraltar auch den „Affenfelsen“.

Sie werden regelmäßig von Tierpflegern gefüttert, aber die Inhalte von Handtaschen, Fototaschen, Jackentaschen und Plastiktüten aller Art übt wohl irgendwie einen noch viel stärkeren Reiz auf die Tiere aus! Ich habe einige Situationen beobachtet, in denen sich ein Tourist mit dem „niedlichen Äffchen“ vor ihm beschäftigte, während ihm weitere Mitglieder seiner Sippe in aller Ruhe und mit erstaunlicher Dreistigkeit von hinten die Taschen ausräumten! Leider ging das alles immer so schnell, dass kein vernünftiges Foto möglich war.

Und sogar noch ein Selfie! Ich nenne es „Zwei Affen vor Schiffen“… 😉

Solange die Tiere etwas zu futtern haben, halten sie relativ still, und man kann sie in Ruhe fotografieren. Aber immer gut aufpassen, hinter dir sind auch noch welche… 😉

Irgendwann musste ich mich dann aber „losreissen“; eigentlich hätte ich hier oben noch Stunden verbringen können! Dieser Besuch auf dem Felsen hat sich absolut gelohnt, erst recht bei diesem schönen Wetter! Es gibt ja genügend Menschen, die diesen Trip für Zeitverschwendung halten, nicht zuletzt auch wegen der oft langen Wartezeiten an der Grenze. Aber dieses Problem hatte ich ja nicht… 😉

Ich fuhr also wieder nach unten. Mein Fahrrad war noch da und, man staune, der Bauzaun auch!

Nun startete meine eigentliche Fahrradtour einmal rund um die Halbinsel, entgegen dem Uhrzeigersinn. Kurz vor der Südseite traf ich auf diesen kleinen Wasserfall, den ich hier gar nicht vermutet hätte.

Direkt an der Südspitze befindet sich der Punta Europa (deutsch: Europa-Spitze). Dort trifft man nicht nur auf die imposante Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee, eine der größten Moscheen in einem nicht-muslimischen Land, sondern auch auf andere interessante Anlagen.

Wer braucht hier schon das Fernrohr? Auch mit bloßem Auge kann man von hier aus nach Afrika sehen. Die Straße von Gibraltar ist hier immerhin nur ca. 20 km breit!

Der Leuchtturm Europa Point Lighthouse, der am äußersten Ende der Landzunge steht, wurde 1841 erbaut.

Von hier aus fuhr ich auf der nur dünn besiedelten Ostseite wieder zurück in Richtung Norden. Diese Strecke war deutlich schwieriger als die westliche, denn hier waren ziemlich „üble“ Steigungen zu bewältigen. Ein Stück weit ging es auch noch durch einen sehr langen Tunnel, in dem ich kaum ‘was sehen konnte und höllisch aufpassen musste, nicht von den vorbei „donnernden“ LKW gerammt zu werden! 

Schließlich erreichte ich wieder den Flughafen, dessen Runway ich mir nun in Ruhe ansehen konnte. Bei Flugverkehr wird die gesamte Straße natürlich gesperrt, was einige Zeit dauern kann; glücklicherweise landen und starten die Flieger hier eher selten…  

Nun ging es zurück nach La Linea. An der Grenze gab’s keinerlei Probleme, ‘mal abgesehen davon, dass ein etwas übereifriger Grenzbeamter meinte, ich müsse eigentlich einen Fahrradhelm tragen! Na denn…

Zurück am Wohnmobil genoss ich den restlichen Tag bei schönstem Wetter, wobei ich allerdings noch so einiges an „Büroarbeit“ zu erledigen hatte! Unter anderen war eine Online-Buchung vorzunehmen, aber davon später mehr…

Mein Abendessen war dieses Mal etwas „spartanisch“; aufgetautes Graubrot, Käse, Leberwurst und ein Glas Milch! Ich muss in den nächsten Tagen dringend ‘mal wieder „richtig“ einkaufen gehen…

2 Kommentare zu “Auf dem Affenfelsen von Gibraltar”

    1. Hah, stimmt, den kannte ich natürlich noch nicht! Jetzt aber schon, hab‘ mir die gesamte Website angesehen! Für einen Internationalen Flughafen kommt er mir aber doch ein wenig klein vor… 😉

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