Das frühe Aufstehen heute um 7:30 Uhr machte mir gar nichts aus, denn ich freute mich sehr auf eine interessante und ausgiebige Erkundung der Hansestadt Stralsund. Ich war noch niemals hier, und schon gestern aus der Ferne, vom gegenüber dem Strelasund liegenden Altefähr auf Rügen, hatte mich der Anblick der beeindruckenden „Skyline“ ziemlich beeindruckt!

Nach dem Duschen (ein blitzsauberes Sanitärgebäude; 5 Minuten Duschen kosten einen Euro) und dem Frühstück ging es auch schon los. Das Wetter meinte es heute wirklich sehr gut mit mir; strahlender Sonnenschein von früh bis spät sorgte für eine entspannte und angenehme Fahrradtour!

Wie immer hielt ich mich zunächst möglichst nah an der Uferlinie und fuhr in Richtung Stadt. Bei einem Blick zurück konnte man die imposante Rügenbrücke, die ich ja bereits gestern vorgestellt hatte, kaum übersehen. Rechts liegt das Festland und links die kleine Insel Dänholm, die von der Brücke komplett überspannt wird.

Nach einiger Zeit erreichte ich die sogenannte Hafeninsel. Hier am maritimen Eingangstor zur Stadt kann man sich recht gut vorstellen, dass Stralsund schon im 13. Jahrhundert durch seine äußerst günstige Lage zu einem wichtigen Handelsknotenpunkt wurde und lange Zeit ein bedeutender Umschlagplatz für die unterschiedlichsten Güter war. Heutzutage dient der Hafen neben seiner Funktion als Yachthafen, Marina und Umschlagplatz für Stück- und Schüttgüter auch als Ausgangspunkt für Fährschiffe nach Hiddensee und Altefähr sowie für Hafenrundfahrten.

Neben den historischen Backsteinbauten fällt natürlich sofort ein architektonisch ganz besonderes Gebäude auf, das auch schon gestern auf einigen meiner Fotos zu sehen war: Es ist das 2008 eröffnete Ozeaneum, das ich ja ebenfalls bereits erwähnt hatte: Den Besuch dort wollte ich mir natürlich nicht nehmen lassen; ich hatte schon gestern ein Ticket für morgen Abend um 18 Uhr gebucht.

Der Turm der alten Sankt-Nikolai-Kirche überragt mit seinen 103 m Höhe die engen Straßen und Giebelhäuser der Stralsunder Altstadt, die ich später besuchen wollte. Sie ist die älteste der drei großen evangelischen Pfarrkirchen der Stadt und wurde im Jahr 1276 erstmals urkundlich erwähnt. Nach einem Stadtbrand im Jahr 1662 bekam der Nordturm aufgrund fehlender finanzieller Mittel keine neue Haube, sondern lediglich ein flaches Satteldach, das er heute immer noch besitzt.

Der Fischkutter Free Willy ist fast selbst schon eine kleine Sehenswürdigkeit in Stralsund. Hier gibt’s alles Mögliche zu futtern, hauptsächlich aber Kibbelinge! Das niederländische Fischgericht, für das Fischfilet in mundgerechte Würfel geschnitten, mit Backteig überzogen und frittiert wird, beinhaltet ursprünglich immer Kabeljau, heute werden für die Zubereitung aber auch Seelachs- oder Seehechtfilets verwendet.

Die Seehunde-Skulptur Mutter und Kind von Bildhauer Mile Prerad wurden vor ca. 10 Jahren hinter dem Ozeaneum aufgestellt. Der auf Rügen lebende Künstler arbeitete mit den unterschiedlichsten Werkzeugen an Findlingen von Deutschlands größter Insel.

Seit 2003 liegt das ehemalige Segelschulschiff Gorch Fock 1 wieder in seinem Heimathafen an der Fährbrücke und kann mit oder ohne Führung besichtigt werden. Gebaut wurde das Segelschulschiff schon 1933 in Hamburg und diente in Stralsund der Ausbildung des Offiziersnachwuchses. Am 30. April 1945 wurde es bei der Halbinsel Drigge im Strelasund von der Kriegsmarine versenkt, jedoch zwei Jahre später wieder gehoben. In Rostock und Wismar versetzte man es wieder in seetüchtigen Stand und 1951 stellte die sowjetische Marine den Segler als Schulschiff in Dienst. 2003 wurde das Schiff dann vom gemeinnützigen Verein Tall-Ship Friends e.V. gekauft und nach Stralsund verbracht.

Kurzentschlossen nahm ich die Gelegenheit wahr und besichtigte den hübschen Traditionssegler; das Ticket kostete 5 Euro. Ich nahm mir viel Zeit und schaute mir alles an, was binnen un buten (innen und außen) möglich war; im Nachhinein kann ich sagen, dass es sich gelohnt hat!

Hier noch einmal ein Anblick des Ozeaneums, jetzt aus etwas größerer Entfernung. Ich muss sagen, dass mich der Kontrast zwischen seinem futuristischem Design und den historischen roten Gebäuden, von den es irgendwie eng umschlungen wirkte, ganz besonders beeindruckt hat! Das nenne ich ’mal eine gelungene Stadtarchitketur!

Aber auch solche „Zeitzeugen“ finde ich natürlich absolut sehenswert! Es handelt sich dabei um ein denkmalgeschütztes Gebäude mit dem Namen Silo III. Es gehört zum Ensemble der Speicher auf der Hafeninsel und prägt damit ebenfalls die Silhouette der Stadt.

Der zweite Teil meiner Radtour sah eine fast vollständige Umrundung der schönen Altstadt vor. Ich radelte zunächst auf der Sundpromenade bis in Höhe des sehenswerten Hansa-Gymnasiums, dann bog ich ab. Beim Anblick eines so schönen Gebäudes fühlte ich mich augenblicklich in meine eigene „Pennäler-Zeit“ zurückversetzt, die mindestens 100 Jahre zurückzuliegen schien… 😉

Die beiden Stadtteiche Knieperteich (Foto) und Frankenteich umgeben die Altstadt, die daher und wegen ihrer Lage direkt am Strelasund fast wie eine kleine Insel wirkt. Der westlich des Knieperteichs gelegene Moorteich gehört ebenfalls zum Stadtgebiet, genau wie der Stadtwald.

Nun wandte ich mich direkt in Richtung Altstadt und traf zunächst auf den Neuen Markt. Dort steht die monumentale Kirche Sankt Marien, die jüngste gotische Backsteinbasilika im europäischen Norden, deren Innenraum durch seine Größe beeindruckt: Er ist 96 m lang und 41 m breit! Das Mittelschiff hat eine Höhe von knapp 33 m. Die Barockorgel ist der kostbarste Besitz der Kirche, sie wurde 1659 vom Lübecker Orgelbaumeister Friedrich Stellwagen erschaffen. Lohnenswert ist eine Besteigung des über 100 m hohen Turmes, nach 366 Stufen bietet sich ein schöner Blick über Stralsund und die Insel Rügen. Ich habe aus Zeitgründen darauf verzichtet, allerdings schaute ich mich in der Kirche gründlich um…

Stralsunds Altstadt mit ihren zahlreichen Baudenkmalen und wertvollen Zeugnissen der Backsteingotik gehört bereits seit 2002 mit dem Titel Altstädte von Stralsund und Wismar zum UNESCO-Weltkulturerbe! Stadtrecht besitzt der Ort schon seit 1234, und im 14. Jahrhundert war die Stadt nach Lübeck die bedeutendste Hansestadt des südlichen Ostseeraums.

Nach der Besichtigung der Kirche fuhr ich weiter bis zum zentralen Platz in der Altstadt, dem Alten Markt. Hier kam ich nun richtig auf meine Kosten; inzwischen gefiel mir diese Stadt immer besser! Schon jetzt hatte sie in meinem inneren Ranking Rostock und sogar Wismar auf die Plätze verwiesen. Ich bin gespannt, was mich noch erwarten würde, und freute mich darüber, dass ich durch einen Zufall auch morgen noch in der Stadt sein werde. Die folgenden Fotos zeigen, wie schön es dort im Zentrum der Altstadt ist, und dass dort ein lebendiges Treiben herrschte…

Die historischen Giebelhäuser in Stralsund sind meiner Ansicht nach der absolute „Knaller“; hier kann man sich kaum sattsehen. Das Wulflamhaus (Bildmitte) ist ein aus dem 14. Jahrhundert stammendes Bürgerhaus.

Nun wurde es aber höchste Zeit für eine „kulinarische“ Pause: In einem Straßenrestaurant bestellte ich mir eine Portion Fish&Chips, dazu ein großes Kellerbier vom Fass. Dafür musste ich 23 Euro „abdrücken“, ein ziemlich stolzer Preis, fand ich…

Auf dem Rückweg zum Wohnmobil fuhr ich zunächst wieder in Richtung Wasser und später durch eine alte Klostersiedlung: Das Heilgeisthospital zu Stralsund, heute häufig auch Heilgeistkloster oder Kloster zum Heiligen Geist genannt, ist ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäudeensemble. Das Hospital nahm Kranke und Hilfsbedürftige auf und gewährte ihnen Pflege und eine Unterkunft, es war die größte Wohltätigkeitseinrichtung der Stadt. Als Kloster im eigentlichen Sinn hat die Anlage nie gedient; sie war stets eine kommunale Einrichtung bzw. städtischer Besitz. Durch Zahlung eines geringen finanziellen Beitrages erwarb man das Recht, in einer der kleinen Zellen im Alter wohnen zu dürfen. Auch heute werden die Häuser und Wohnungen vorwiegend von Einzelpersonen oder Familien gemietet und bewohnt.

Nach meiner Ankunft auf dem Stellplatz gab’s zunächst ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, danach war eine ausgiebige Kaffeepause fällig. Ich freute ich über die gelungene Tour heute, das perfekte Wetter und natürlich ebenfalls auf den morgigen Tag, und verbrachte den restlichen Nachmittag und den Abend dort.

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