Juchuu, endlich steht wieder eine neue Wohnmobil-Saison vor der Tür, inzwischen schon die siebente! Wie immer zu Beginn eines neuen Jahres werde ich auch dieses Mal zunächst mit einer sehr kleinen Tour starten. Dabei bleibe ich meist auch in der relativer Nähe meines Heimatorts; es geht nämlich darum, nach der langen Winterpause zu testen, ob alle Systeme (Gas- und Wasserversorgung, Elektrik usw.) ordnungsgemäß funktionieren oder ob irgendwelche Schäden am Fahrzeug selbst entstanden sind! Sollten Probleme auftauchen, würde ich halt recht schnell wieder zuhause sein und eine Werkstatt aufsuchen können.

Als Ziel für diese Reise habe ich mir wieder einmal Bremen ausgewählt, eventuell geht’s aber auch noch weiter nach Bremerhaven. Beide Orte hatte ich ja schon während meiner „Jungfernfahrt“ mit dem damals nagelneuen neuen Wohnmobil im März 2016 besucht. Bremen kenne ich allerdings schon aus meiner Bundeswehrzeit, danach habe ich sogar fünf Jahre an der Uni Bremen Informatik studiert. Trotzdem (oder etwa deswegen?) zieht es mich immer wieder dorthin…

Im Bremen gibt’s den Wohnmobilstellplatz Am Kuhhirten, nur ein paar 100 m von der Weser entfernt; dort bin ich damals auch schon gewesen. Da ich gestern Vormittag (am Montag) noch einen Termin hatte, fuhr ich dieses Mal erst um die Mittagszeit los. Die Fahrt nach Bremen ging allerdings zügig voran, und so hatte ich auch keinen Zweifel daran, dort noch einen Platz zu finden, erst recht um diese frühe Jahreszeit. Eine Übernachtung kostete hier 17 Euro, für einen stadtnahen Platz ganz ok, fand ich. Ich nahm mir vor, zwei volle Tage in der Stadt und ihrer Umgebung zu bleiben.

Ich hatte eine sehr ruhige Nacht verbracht (der Platz war kaum belegt), stand heute zeitig auf und ließ mir aber reichlich Zeit beim Frühstück. Dabei legte ich mir auch einen groben Plan für meine Radtour in die Stadt zurecht.

Der führte mich als allererstes mitten ins Zentrum von Bremen, auf den großen Marktplatz, wo ich mich gründlich umschaute. Er ist einer der ältesten öffentlichen Plätze der Stadt. Auf der gut 3.500 qm großen Freifläche, in die gleich fünf Straßen münden und an die sich zwei weitere Plätze anschließen, findet allerdings heutzutage kein richtiger Markt mehr statt. Ausnahmen sind der Bremer Weihnachtsmarkt und der Kleine Freimarkt. Von Einheimischen wird der Marktplatz auch als „gute Stube“ der Stadt bezeichnet.

Kaum ein Gebäude, das ich nicht schon von früher kannte! Hier ein schöner Blick auf die Nordwestseite des Platzes mit den historischen Giebelhäusern, deren Ursprung teilweise bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen…

Das Gebäude im Vordergrund des nächsten Fotos ist das Haus der Bürgerschaft. Das seit 1992 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 1962 bis 1966 nach Plänen des Architekten Wassili Luckhardt gebaut. Hier tagt die Bremische Bürgerschaft, also das Landesparlament der Freien Hansestadt Bremen.

Gleich dahinter befindet sich der schlank wirkende Sankt-Petri-Dom. Er wurde über den Fundamenten älterer Vorgängerbauten vom 11. Jahrhundert an in romanischem Stil errichtet und seit dem 13. Jahrhundert in gotischem Stil umgebaut und erweitert. Gemauert ist dieser Kirchenbau aus Sandstein, an verborgenen Stellen der älteren Teile auch Tuffstein.

Das Highlight des Markplatzes ist natürlich dieses ganz besondere Gebäude! Das Bremer Rathaus ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Backsteingotik und der Weserrenaissance in Europa. Seit 1917 steht es unter Denkmalschutz, und im Juli 2004 wurde es zusammen mit dem Bremer Roland (auf dem Foto „gut getarnt“ und kaum zu erkennen) von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Das Gebäude ist Sitz des Senats und des Bürgermeisters.

Ein Besuch Bremens ist natürlich nicht vollständig, wenn man nicht ’mal kurz beim wohl bekanntesten Wahrzeichen der Stadt vorbeischaut! Ich meine natürlich die Bremer Stadtmusikanten, eine Bronzestatue von Gerhard Marcks, die seit 1953 an das beliebte Märchen der Brüder Grimm erinnert. Esel, Hund, Katze und Hahn machten sich der Geschichte nach einst auf in die Stadt an der Weser, um hier ein besseres Leben zu finden. Die Skulptur steht an der linken (westlichen) Seite des Rathauses.

Direkt gegenüber dem Rathaus steht der sogenannte Schütting, das Gebäude der Bremer Kaufmannschaft, ehemals Gilde- und Kosthaus der Kaufleute und seit 1849 der Sitz der Handelskammer Bremen. Es steht seit 1917 unter Denkmalschutz.

Hier befand ich mich gerade am Nordosteingang der mit nur 108 m zwar recht kurzen, aber doch weltbekannten Böttgerstraße. Über dem Eingang prangt ein imposantes, vergoldetes Bronzerelief mit dem Titel Der Lichtbringer aus dem Jahr 1936.

Aufgrund ihrer Architektur zählt die Böttgerstraße zu den Kulturdenkmalen und Touristenattraktionen in Bremen. Die meisten Gebäude sind in der Zeit von 1922 bis 1931 entstanden und hauptsächlich Ludwig Roselius, einem Bremer Kaffeekaufmann und Mäzen, zu verdanken. Roselius beauftragte damals die Architekten Eduard ScotlandAlfred Runge und den Bildhauer Bernhard Hoetger mit der künstlerischen Gestaltung. Die Straße und ihre Gebäude sind ein seltenes Beispiel für die Architektur des Expressionismus; das ganze Ensemble steht schon seit 1973 unter Denkmalschutz.

Das Ludwig-Roselius-Museum ist ein Bürgerhaus aus dem 16. Jahrhundert. Zu dieser Zeit hatte die Böttcherstraße einen hohen Stellenwert als Zufahrt vom Bremer Marktplatz zum Hafen. Auf Grund der Lage waren hier hauptsächlich Handwerker ansässig. So ist auch die Namensgebung auf den Handwerksstand der Böttcher zurückzuführen, die Fässer fertigten. Das Gebäude wurde 1588 im Stil der Renaissance errichtet.

Nun ging es weiter, zunächst zur Lloyd Passage, einer glasüberdachten Fußgängermeile, die auch inoffiziell Mall of Fame genannt wird. Hier findet man nämlich eine Reihe von in Bronzeplatten eingelassen Handabdrücken Prominenter, die irgendeinen besonderen Bezug zu Bremen haben.

Danach traf ich, mehr oder weniger zufällig, auf diese „Schweinerei“: Der Schweinehirt und seine Herde ist eine bronzene Figurengruppe am Ende der Sögestraße. Die Bronzeschweine werden von Kindern und Jugendlichen gern auch als Reittiere zum Spielen genutzt. Zudem wurde es auch zur Gewohnheit, sich „bei den Schweinen“ zu verabreden und sie als Sitzgelegenheiten zu verwenden.

Nach einer kurzen Stippvisite am Hauptbahnhof…

…ging es dann weiter durch den schönen, jetzt am Ende des Winters aber leider noch ein wenig trist wirkenden Bürgerpark.

An dessen Nordost-Ecke erreichte ich schließlich einen Ort, den ich heute und auf dieser Tour auf keinen Fall auslassen wollte, nämlich die erst 1971 gegründete Bremer Universität! Mit ihr sind bei mir unendlich viele Erinnerungen verbunden, und mich beschlich ein wirklich eigenartiges Gefühl, diese Gebäude jetzt, nach etwa 40 Jahren, wiederzusehen: Von 1977 bis 1982 hatte ich hier Informatik studiert, den gerade erst neu eingerichteten Studiengang in Bremen! Diese fünf Jahre gehören wohl mit zu den schönsten und interessantesten in meinem Leben. Das Gebäude auf dem nächsten Foto wird schlicht MZH (Mehrzweckhaus) genannt, dort hatte ich in der 8. Etage tagein, tagaus „gebüffelt“.

Nachdem ich mich dort gründlich umgesehen hatte, ging es wieder zurück in Richtung Stadtzentrum, wie immer auf etwas anderer Strecke.

Das Universum Bremen, eine vielbesuchte Freizeit- und Kultureinrichtung in Bremen, ist ein Science Center mit ausgeprägtem Erlebnischarakter: Die Besucher sollen an mehr als 300 Exponaten naturwissenschaftliche Phänomene hautnah und mit allen Sinnen erleben. Es besteht neben dem Sonderausstellungsgebäude und dem Außenbereich hauptsächlich aus dem walförmigen Dauerausstellungsgebäude, das aufgrund seines besonderen Äußeren gleichzeitig ein architektonisches Wahrzeichen der Stadt darstellt. Auf einen Besuch habe verzichtet, da ich vor einigen Jahren schon hier war.

Auf meinem weiteren Rückweg passierte ich zunächst den fast menschenleeren Bereich um den großen Stadtwaldsee

…dann ging es durch den Stadtwald und erneut durch den Bürgerpark, dieses Mal allerdings auf dessen Westseite.

Ich durchquerte dann das Stadtzentrum und erreichte schließlich die Weser, an deren Nordufer ich meine Tour fortsetzte.

Nach der Überquerung der am 28. Juni 1952 von Wilhelm Kaisen eingeweihten Bürgermeister-Smidt-Brücke, die Alt- und Neustadt Bremens verbindet, ging es dann wieder zurück zum Wohnmobilstellplatz, wo ich den Rest des Tages verbrachte.

Wie man auf den Fotos unschwer erkennen kann, war ich heute leider nicht mit dem allerschönstem Wetter gesegnet. Letztlich war ich aber sehr froh, dass es weder geregnet hat noch richtig kalt war! Insofern war dies eine absolut tolle Radtour, die meine Sehnsucht nach Bremen ’mal wieder einigermaßen gestillt hatte. Vorerst jedenfalls… 😉

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