Mein heutiges Ziel war Stockholm, die Hauptstadt Schwedens.

Da ich mich bei der Abfahrt aus Örebro für die nördliche der beiden in Frage kommenden Routen entschieden hatte, würde ich dort von Nordwesten eintreffen. Daher bot es sich an, vorher noch Schloss Drottningholm zu besuchen. Schwedens allererstes UNESCO-Weltkulturerbe liegt etwa 10 km westlich der Stadt auf der Insel Lovön und ist heute neben seiner Nutzung als Museum der private Wohnsitz der schwedischen Königsfamilie; sie lebt im Südflügel des Gebäudes.

Gleich neben dem Schloss, das auch als „Schwedisches Versailles“ bezeichnet wird, liegt ein großer Besucherparkplatz, der erfreulicherweise auch genügend Raum für lange Wohnmobile bot. Hier bekam ich allerdings wieder ’mal Ärger mit einem „zickigen“ Parkautomaten! Der mochte, im Gegensatz zu dem in Malmö, überhaupt keine meiner Kreditkarten. Einigen deutschen Besuchern, die ebenfalls ihr Glück versuchten, ging es wie mir! Aber auch hier gab es die wieder Möglichkeit, mit Hilfe einer App zu zahlen, selbstverständlich mit einer völlig anderen als der in Smögen! Und die tatsächliche Zahlung lief dann letztlich über Apple Pay statt über eine Kreditkarte, wieder ’was Neues!

Manchmal hab’ ich das eigenartige Gefühl, dass die Zahlungsmethoden an Parkautomaten in allen europäischen Ländern, die ich bisher besucht habe, offenbar genauso unterschiedlich sind wie die Fingerabdrücke beim Menschen! So langsam entwickelt sich daraus ein neues Hobby für mich, nämlich mich darüber zu ärgern! Na ja, nicht wirklich… 😉

Als erstes schaute ich mich im Außenbereich um. Die Lage des im späten 17. Jahrhundert erbauten Schlosses inmitten des davor liegenden Gewässers, des nach französischem Vorbild gestalteten Barockgartens im Westen und des englischen Landschaftsgartens im Norden ist einfach perfekt!

Hier spazieren zu gehen, war ein Genuss! Es waren nur einige wenige Besucher vor Ort, und das tolle Wetter trug natürlich auch zu diesem Gefühl bei.

Danach besichtigte ich das Schloss. Besonders sehenswert sind im Inneren das prunkvolle Schlafzimmer und die Bibliothek im Rokoko-Stil. Leider war, wie so oft, auch hier das Fotografieren untersagt, sodass es nur zwei Fotos vom Eingangsbereich gibt.

Danach „lustwandelte“ ich durch den sehr gepflegten Schlosspark, der mir ebenfalls sehr gut gefiel!

Und zum Schluss wanderte ich durch den englischen Garten, in dem ich gern noch etwas länger geblieben wäre, und ging dann in einem großen Bogen schließlich wieder zurück zum Parkplatz.

Im Wohnmobil legte ich zunächst eine kleine Verschnaufpause ein, dann ging es endlich „hinüber“ zum Wohnmobilstellplatz in Stockholm, dem Husbilcamping Långholmen. Das schwedische Wort für Wohnmobil, also Husbil, gefällt mir übrigens ausgesprochen gut; es bedeutet schlicht und ergreifend Hausauto! Und eben nicht Autohaus… 😉

Der Stellplatz befindet sich auf der Insel Långholmen, nur etwa 20 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt. Ich kam bereits um 13:00 Uhr dort an, leider eine Stunde zu früh, denn die Reservierungen gelten eigentlich immer erst ab 14:00 Uhr!

Eine ältere Dame mit einer gefährlich wirkenden Halbbrille, die kaum englisch sprach (die Dame, meine ich), begrüßte mich und klärte mich dann (mit nur schwer zu ertragender Langsamkeit) über die aktuelle Lage auf:

  • Der für mich vorgesehene Platz steht zurzeit leider nicht zur Verfügung, es steht ein Boot darauf! Wie bitte? Ist das hier ein Husbilplatz oder ein Husbootenplatz? Und wofür ist dann meine Reservierung gut, die ich ganze zwei Wochen vorher gemacht habe?
  • Es gibt aber einen Behelfsplatz, der ganz hinten am Ende des Platzes liegt! Okaaaaay, weiter…
  • Da es nur ein Behelfsplatz ist, ist der auch nicht belegt, und daher macht es gar nichts, dass ich zu früh eingetroffen bin! Wow, jetzt fühl‘ ich mich sogar bevorzugt behandelt…
  • Ich darf also zwei Tage auf dem Behelfsplatz stehen! Ähmm, das hab‘ ich mir schon gedacht…
  • Ich kann mir den Platz ja erst ’mal ansehen! Ok, mach‘ ich, komm‘ gleich wieder…

Ich lief also bis zum hinteren Teil des Platzes, dort, wo es schon gar nicht mehr so toll aussah wie vorne, und schaute mir den besagten Platz an! Ok, es war tatsächlich nicht so schlimm wie gedacht, sondern….

noch viel, viel schlimmer!!! Ich war ziemlich entsetzt! Die komplett betonierte Fläche war extrem schräg und führte (ahnt ihr es schon?) direkt ins Wasser! Das hier war nichts anderes als eine ganz gewöhnliche Slipanlage! Wieso, zum Kuckuck, steht ein Boot auf „meinem“ Wohnmobilstellplatz, aber mein Wohnmobil soll auf einem Platz für Boote stehen…?

An der Seite links und rechts lag eine Unmenge an Brettern, die man aufgrund ihres desolaten Zustands vermutlich bereits beim Bau der später gesunkenen Vasa aussortiert hatte. Ich wusste sofort, wozu sie dienen sollten, nämlich als Ersatz bzw. Zusatz zu den Auffahrkeilen, die man im Wohnmobil üblicherweise dabei hat, die aber hier, bei gefühlten 50% Gefälle, vermutlich völlig nutzlos wären! Selbst, wenn man alle Bretter verwendete, das Fahrzeug würde immer noch derartig schief stehen, dass einem die Suppe aus den Tellern liefe…

Nö! Nicht mit mir! Obwohl ich heute wirklich gute Laune hatte (meinem „dicken“ Fuß ging’s inzwischen schon spürbar besser), wollte ich mir das nun doch nicht gefallen lassen! Ich ging also zurück, schob mich frech an der Schlange der bereits wartenden Camper vorbei und beschwerte mich bei der besagten Dame, etwas „vehementer“ vielleicht, als eigentlich nötig. Sie wirkte nun tatsächlich etwas ziemlich hilflos, zum einen wohl wegen ihrer mangelhaften Englischkenntnisse, zum anderen aber sicher auch, weil sie nicht wusste, wie sie das Problem lösen könnte!

Nun griff aber jemand ein, der weiter hinten in der Rezeption am Schreibtisch gesessen und das Problem mit meinem besetzten Stellplatz von Anfang an mitbekommen hatte: Eine junge Frau kam nach vorn, tuschelte der älteren zu, dass sie sich ruhig schon um den nächsten Gast kümmern sollte, und strahlte mich dann an! Sie hieß Anne, sprach perfektes Englisch, deutlich besser als ich, und sie war so unverschämt hübsch, dass ich kurz davor war, den „verrotteten“ Behelfsplatz nun doch noch als Glücksfall für mich zu betrachten!

Bevor ich aber auf Dummheiten kam, erklärte sie mir, dass es noch eine weitere Möglichkeit gäbe; einen anderen Platz nämlich, den sie mir gern ’mal zeigen möchte. Ich war natürlich einverstanden! Sie ging voran und führte mich zu einem Bereich in der Nähe der Sanitärgebäudes. Dort gab es vier weitere Stellplätze, von denen nur zwei belegt waren; einen davon könnte ich mir gern aussuchen!

Sie räumte ein, dass auch diese Plätze etwas schräg waren, was hier aber durch zwei ebenfalls bereitliegende, dicke Bretter sofort ausgeglichen werden konnte, und machte dann wirklich „Nägel mit Köpfen“:

  • Der Abstand zu den beiden benachbarten Wohnmobilen ist hier viel größer als auf den „normalen“ Plätzen, also mehr Komfort! Ok, das ist wahr…
  • Wegen der Umstände wird mir eine der beiden bereits im Voraus gezahlten Übernachtungen wieder gutgeschrieben! Wow, bin schon fast überredet…
  • Die Strompauschale wird mir erlassen und ich erhalte zwei kostenlose Duschmarken! Alter Schwede, jetzt hat sie mich!

Klar, das ließ ich mir nicht zweimal anbieten! Ich bedankte mich artig bei ihr, holte endlich meine schon etwas gelangweilt wirkende „Hannelore“ vom Eingangsbereich ab und fuhr auf den mir zugewiesenen Platz.

Ich wurde sofort von meinen Nachbarn, einem Ehepaar aus dem Rheinland, begrüßt und in ein nettes „Schwätzchen“ verwickelt. Danach machte ich mir etwas zu essen (Leberkäse mit Kartoffelsalat) und ging dann duschen; das war dringend nötig;-) Schon kurze Zeit später war ich endlich bereit für meine heutige Radtour.

Ich hatte Stockholm bisher erst einmal besucht, auf meiner Nordkap-Tour 2016 nämlich, während der langen Rückreise von Norwegen durch Finnland, Schweden und Dänemark. Schon damals verspürte ich den Wunsch, später noch ’mal herkommen zu können. Mit hoffentlich etwas mehr Zeit, wie immer… 😉

Da ich beim ersten Besuch hauptsächlich in der Altstadt (Gamla Stan) unterwegs war, konzentrierte ich mich dieses Mal mehr auf den Stadtteil Djurgården (sinngemäß Tiergarten), eine Insel im Osten der Stadt, die ich möglichst ganz umrunden wollte. Natürlich musste ich trotzdem zunächst ’mal von meinem Stellplatz aus in die Innenstadt fahren. Anders als 2016 war das Wetter heute perfekt! Ich hielt daher wieder ’mal „an fast jeder Milchkanne“, um Fotos zu machen.

Schon kurz nach Verlassen der Insel Långholmen, früher übrigens eine Gefängnisinsel, bot sich ein schöner Blick auf die Bucht Riddarfjärden und den gegenüber liegenden Stadtteil Kungsholmen mit dem markanten Rathaus der Stadt (Stockholms stadshuset)…

…und seinen farbenfrohen Häuserfassaden.

Die Lady Hutton (schwedisch auch Mälardrottningen) ist eine 1924 gebaute Luxusjacht. Sie ist nach ihrer zeitweiligen Besitzerin, der Kaufhauserbin Barbara Hutton benannt und dient seit 1982 als Restaurant- und Hotelschiff. Es verfügt über 61 Kabinen und eine Eigner-Suite, ein Restaurant sowie die Captain’s Bar, die offene Hutton’s Deck Lounge und eine Sauna.

Gleich daneben liegt die Riddarholmskyrkan, eine im gotischen Stil errichtete dreischiffige Kirche aus roten Ziegelsteinen. Der Spitze des hohen Westturms besteht aus durchbrochenem Gusseisen. Rechts davon befindet sich das Oberverwaltungsgericht.

Am Ufer von Södermalm findet man allerlei skurrile Bootstypen, wie zum Beispiel zu Hausbooten umgebaute Frachtschiffe oder (im Hintergrund) das Hotelschiff Den Röda Båten (deutsch Das rote Boot).

Ein Blick auf das Hotel Radisson Blu. Davor liegt das Waterfront Congress Centre, dahinter (durch das Hotel verdeckt) befindet sich die Australische Botschaft.

Über eine Brücke gelangte ich schließlich auf die Altstadtinsel Gamla Stan und fuhr dann an deren Ostufer entlang. Die Af Chapman, ein Vollschiff aus Eisen und das drittälteste der Welt seiner Art, ist heute eine Jugendherberge und liegt vor der kleinen Insel Skeppsholmen. Das rote Gebäude dahinter ist das Admiralitätsgebäude, es gehört heute dem Svenska Turistföreningen, einem schwedischen Wanderverein.

Von hier aus konnte ich weit in östliche Richtung schauen. Die Kais an der Küste von Södermalm werden von großen Fähren und Kreuzfahrtschiffen genutzt.

Nördlich der Altstadtinsel schließt sich der Stadtteil Östermalm an. Irgendwann schaffe ich es hoffentlich ’mal, die zahlreichen Inseln und Stadtteile Stockholms auseinanderhalten zu können. Die nächsten beiden Fotos zeigen das imposante Grand Hotel und das größte Kunstmuseum des Landes, das Nationalmuseum.

Und noch ein Foto vom oben bereits erwähnten Admiralitätsgebäude auf Skeppsholmen, dieses Mal aus einem etwas anderen Blickwinkel.

An sehenswerten Gebäuden herrscht hier offensichtlich kein Mangel; hier das Hotel Esplanade und das Hotel Diplomat, beide am Strandvägen gelegen. Davor befinden sich die Anleger für die unzähligen Ausflugsboote! Ich spielte mit dem Gedanken, morgen eventuell auch eine Bootstour zu machen…

Dieses riesige Gebäude beherbergt alle möglichen Läden und Firmen, nähere Informationen dazu konnte ich bisher leider nicht in Erfahrung bringen.

Das Nordische Museum (schwedisch Nordiska museet) liegt bereits auf der Insel Djurgården; es befasst sich mit der Kulturgeschichte und den verschiedenen Volksgruppen in Schweden. Schon 2016 wollte ich diesem besonderen Museum einen Besuch abstatten; wegen viel zu langer Wartezeiten an der Kasse hat’s aber leider nicht geklappt! Heute steht es natürlich auf nicht auf meinem Programm, vielleicht ja morgen…

Noch wichtiger, für mich jedenfalls, ist aber dieses Gebäude: Das legendäre Vasamuseum nämlich, das eigentlich zum Pflichtprogramm während eines Stockholm-Besuchs gehört. Dieses Museum möchte ich morgen auf jeden Fall besuchen!

Erst gegen 16:30 Uhr befand ich mich endlich auf der Brücke, die Östermalm mit der Insel Djurgården verbindet. Von der Djurgårdsbron hat man einen wunderschönen Ausblick zu beiden Seiten, nach Osten und nach Westen,…

…und auf diese „lustigen“ Straßenbahnen, die hier alle paar Minuten über die Brücke rumpeln!

Meine weitere Strecke führte mich jetzt entgegen dem Uhrzeigersinn fast einmal um die ganze Insel herum. Hier hatte man nicht mehr das Gefühl, sich in einer Großstadt aufzuhalten. Alles um mich herum war grün (bzw. blau), es waren hier nur sehr wenige Menschen unterwegs und ich freute mich „königlich“ über das perfekte Wetter! Ich gönnte mir sogar noch eine sehr späte Kaffeepause im Grünen: Im Garten eines Selbstbedienungs-Cafés gab’s einen leckeren Brownie sowie einen Cappuccino.

An ihrer Nordwestspitze verließ ich die Insel Djurgården über eine Brücke schließlich wieder; sie ist hier nur durch einen schmalen Kanal vom Stadtteil Östermalm getrennt.

Auf dem Rückweg, der wieder mitten durch die Stadt führte, traf ich zu meinem Glück noch auf eine recht „bunte“ Musik-Show, der ich etwa 20 Minuten lang zusah. Die Stockholm Blåsmasters, eine bekannte Brass Band, gaben hier gerade ein bemerkenswerte Konzert. Beim Recherchieren habe ich eben gelesen, dass sie vor drei Tagen noch im schleswig-holsteinischen Ratzeburg zu Gast waren…

Nach meiner Rückkehr und einem kleinen Einkauf im Shop der Rezeption läutete ich meinen Feierabend mit einem Cocktail ein, machte ein paar Notizen und überlegte mir, was ich morgen alles unternehmen wollte…

2 thoughts on “Hannelore und die Slipanlage”

  1. Hallo Wolfgang,
    den Ärger mit den Parkautomaten kann ich nur bestätigen. Egal wo wir unterwegs waren, auch in den Ländern selbst, standen wir oft rätselnd vor diesen Dingern und konnten manchmal nur mit Hilfe einheimischer Personen zum Erfolg kommen. Tolle Fotos vom Schloss und dessen Park, welcher mich auch an unser nahegelegenes Schwetzinger Schloss erinnert. Am Anfang deiner Geschichte von deinem belegten Campingplatz dachte ich das es nicht so gut ausgeht. Na, wie man sich irren kann, Gottseidank 😉 Bei deiner weiteren Tour konntest du aus den Perspektiven sehr schöne Architekturfotos machen und so kommt ein feines Stadtbild zusammen. Ich habe mir die Karte nochmal auf Koomot angeguckt und denke das es ein perfekter (Radfahr)Tag war !
    Liebe Grüße, Roland

    1. Seh’ ich auch so, Roland; die Radtour durch Stockholm war nahezu perfekt! Eine echt tolle Stadt! Ich hab’ keine Schwierigkeiten damit, mir einen dritten Besuch dort vorzustellen. Es fehlen immer noch viele Dinge im Stadtzentrum, die ich noch nicht gesehen, geschweige denn besucht habe, von den Außenbezirken, z.B. den vorgelagerten Schären, ganz zu schweigen! Danke für deinen ausführlichen Kommentar!

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