Heute stand ein Fahrradausflug auf die Insel Hiddensee auf dem Programm. Der Wecker ging um 06:30 Uhr; ich machte mir ein schnelles Frühstück, packte meine vorbereiteten Sachen in die Packtaschen des Fahrrads und schon etwa eine Stunde später war ich auf dem Weg vom Campingplatz in Schaprode zum Fährhafen.

Ich hatte mir eingebildet, einer der ersten dort zu sein, wurde aber eines Besseren belehrt: Ich musste mich ganz hinten an eine schon ziemlich lange Warteschlange anstellen! Die meisten der Passagiere, die auf die eintreffende Fähre nach Hiddensee warteten, waren Radfahrer, so wie ich! Kein Wunder, denn Autoverkehr ist dort untersagt, und zu Fuß wird man die gesamte Insel von Süd nach Nord kaum an nur einem Tag erkunden können. Es werden allerdings auch gemütliche Kutschfahrten angeboten.

Die Fähre war pünktlich, das Verladen und das Abstellen der Räder wurde von einem Mitarbeiter vorgenommen und ging daher sehr schnell. Mit nur wenigen Minuten Verspätung legte das Schiff um 08:03 Uhr ab! Das Ticket hatte ich schon vor einigen Tagen online gebucht; Hinfahrt zur Siedlung Neuendorf und zurück von Kloster kosteten (inklusive Fahrrad) 29,12 EUR.

Die Fahrt dauerte nur ca. 30 Minuten. Der Schaproder Bodden, das ist das Gewässer zwischen Festland und Insel, war „glatt wie ein Kinderpopo“, von daher war von einem Seegang nichts zu bemerken! Das Ausladen der Räder ging jetzt nicht ganz so schnell über die Bühne, denn nun musste jeder Passagier selbst sein Fahrrad aus dem riesigen „Metallknäuel“ herausziehen, und es dauerte immer eine ganze Weile, bis sich endlich der- oder diejenige einfand, dessen/deren Fahrrad als nächstes entfernt werden musste, damit man an die weiteren herankommen konnte…

Eigentlich wollte ich mit der Erkundung des südlichen Inselteils beginnen, aber schon nach kurzer Zeit entschied ich mich anders: Es gibt dort weder Straßen noch Fahrradwege, sondern nur Wege mit extrem weichem Sand, auf denen das Radfahren fast unmöglich ist, sowie eine alte. noch aus der Römerzeit stammende Plasterstraße. Insgesamt verfügt Hiddensee über ca. 16 km Sandstrand; die besonders schönen Badeplätze liegen dabei wohl im Süden, doch die waren ja sowieso nicht mein Hauptziel.

Also drehte ich wieder um und fuhr dann ganz gemütlich in Richtung Vitte, wie Neuendorf ebenfalls ein Ortsteil der Gemeinde Insel Hiddensee.

Fast alle Pferdekutschen, die mir begegneten, waren noch unbesetzt! Ich denke, dass die meisten Touristen, die sich für so eine Kutschfahrt begeistern können, wohl überwiegend in Neuendorf ankommen und sich dann nach Vitte oder gar nach Kloster kutschieren lassen. Von dort geht’s dann, wie bei mir, mit der Fähre wieder zurück auf’s Festland.

Vitte ist der Hauptort der Insel, hier hat die Gemeindeverwaltung ihren Sitz und von hier aus werden Gebrauchsgüter in alle Ecken Hiddensees gebracht. Das geschieht häufig mit Pferdefuhrwerken. In der Hauptsaison sind diese allerdings hauptsächlich damit beschäftigt, Touristen hin- und herzukutschieren, zum Beispiel nach Kloster, dem kulturellen Mittelpunkt der Insel.

Im Nationalparkhaus erhält der Besucher einen Einblick in die Pflanzen- und Tierwelt Hiddensees. Leider war es zurzeit geschlossen!

Der Ortsteil Kloster verdankt seinen Namen dem ehemaligen Zisterzienserkloster, das bis 1536 hier existierte. Einen Besuch lohnt die Inselkirche mit dem angrenzenden Friedhof. So bekannte Persönlichkeiten wie der Dichter Gerhart Hauptmann, die Tänzerin Gret Palucca und der Regisseur Walter Felsenstein liegen hier begraben. Das heutige Gerhart-Hauptmann-Haus ist das im Originalzustand erhaltene Sommerhaus des Nobelpreisträgers, und man erfährt viel über dessen künstlerisches Schaffen. Lesungen und Konzerte finden hier ebenfalls regelmäßig statt.

Hiddensee ist nur knapp 17 km lang und an der schmalsten Stelle etwa 250 m und der breitesten etwa 3,7 km breit. Der höchste Punkt, der Bakenberg, liegt 72 m über dem Meeresspiegel und ist damit echter „Höhepunkt“ des hügeligen Nordteils der Insel, dem Dornbusch.

Seit über 100 Jahren ist der 28 m hohe Hiddenseer Leuchtturm das Wahrzeichen der Insel, den man übrigens häufig auch im Fernsehen zu sehen bekommt: Von Hiddensee sendet täglich das Wetter- studio, das 1998 von Jörg Kachelmann gegründet wurde.

Nachdem ich den Leuchtturm, das Fahrrad meist schiebend, endlich erreicht hatte, ging es mir allerdings mehr um die faszinierenden Aussichten, die einem dort oben geboten wurden: Man konnte wirklich in alle Himmelsrichtungen schauen…

Der Leuchtturm selbst gibt allerdings auch eine gute Figur ab…

Sehr verlockend, so eine kleine Ruhepause, aber… danke, nein! 😉

Nun ging es wieder bergab und hinunter, bis ich erneut Kloster erreichte. Dort sah ich mich nun etwas genauer um und legte außerdem eine gemütliche Kaffeepause ein; ich hatte noch genügend Zeit, bis meine Fähre vom kleinen Hafen aus wieder zurück nach Schaprode ging.

Dieses Stück Mango-Joghurt-Torte, zusammen mit einem Pott Kaffee, war jetzt genau das Richtige…

Schließlich fuhr ich gemächlich zum Hafen, setzte mich dort auf eine Bank und sah dem Treiben zu. Etwa eine halbe Stunde später traf die Fähre ein und es ging, nach einem langen und wunderschönen Tag, in ca. 40 min wieder zurück nach Schaprode. Dieses Mal war das Schiff noch voller als schon auf der ersten Fahrt heute früh.

Am Wohnmobil angekommen, hatte ich mir zunächst ’mal ein Feierabend-Bierchen verdient, knabberte dazu ein paar Nüsse und schaute mir in Ruhe alle Fotos an, die ich tagsüber gemacht hatte. Nach dem Abendessen (es gab Schweinegulasch mit Nudeln) sah ich mir die erste Folge der dänischen Politserie Borgen – Gefährliche Seilschaften an! Sehr vielversprechend, fand ich…

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