Nach den drei Tagen im Westen von Rügen und auf Hiddensee ging es heute zu einem weiteren Highlight der Insel, ganz im Norden gelegen! Dort war ich zwar schon ’mal, allerdings nur ganz kurz und außerdem schon vor über 30 Jahren! Höchste Zeit also, dort erneut hinzufahren und dieses Mal alles in Ruhe anzuschauen.

Das Flächendenkmal Kap Arkona gehört neben dem Fischerdorf Vitt zur Gemeinde Putgarten, übrigens die nördlichste Gemeinde Mecklenburg-Vorpommerns, und ist eines der beliebtesten Ausflugsziele auf Rügen mit jährlich etwa 800.000 Besuchern! Am Kap befinden sich zwei Leuchttürme, ein ehemaliger Marine-Peilturm, zwei ehemalige Militärbunker, die slawische Jaromarsburg, eine Wetterwarte des Deutschen Wetterdienstes sowie einige touristische Gebäude (Restaurants, Souvenirläden usw.). Aufgrund der geologischen Beschaffenheit und der Wettereinflüsse kommt es dort immer wieder zu teilweise großen Uferabbrüchen, hauptsächlich im Winter und im Frühjahr.

Nach dem Frühstück auf dem Campingplatz in Schaprode bereitete ich meine Abfahrt vor, checkte aus (36 EUR für zwei Übernachtungen) und stand schon kurze Zeit später mit meinem Wohnmobil an der Wittower Fähre. Die Fährverbindung für Fußgänger und Fahrzeuge brachte mich über den Rassower Strom zur Halbinsel Wittow im Norden von Rügen. Das Schiff traf gerade ein, die Überfahrt dauerte nur 10 Minuten.

Weiter ging es durch Wieck und Altenkirchen auf schöner Strecke und bei bestem Wetter zum Kap, genauer gesagt, bis zum großen Parkplatz am Ortsrand von Putgarten, wo man auf einem abgetrennten Areal auch mit dem Wohnmobil übernachten darf. Ich suchte mir dort eine geeignete Parzelle aus und legte zunächst eine ausgiebige Mittagspause ein.

Danach war natürlich wieder meine (fast) tägliche Radtour dran. Ich schaute mich zuerst ein wenig in Putgarten um (nicht zu verwechseln mit dem Ortsteil Puttgarden auf der Insel Fehmarn)…

…und fuhr später zum kleinen Fischernest Vitt, wo es mir, obwohl komplett in Touristenhand, ganz besonders gut gefallen hat! Oberhalb des Dorfs trifft man auf die kleine Vitter Kapelle, deren Bau 1806 nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel begonnen und erst nach den Napoleonischen Kriegen 1816 fertiggestellt wurde. Sie wurde gebaut, weil immer mehr Besucher zu den Uferpredigten des Altenkirchener Pastors Ludwig Gotthard Kosegarten gekommen waren und einige der Besucher bei schlechtem Wetter keinen Platz mehr in den Fischerhütten fanden.

Im achteckigen Bau finden sich einige Gemälde, darunter eine 1893 angefertigte Kopie des bekannten Bildes Petrus auf dem Meer von Philipp Otto Runge aus dem Jahr 1806. Das Original hängt allerdings in der Hamburger Kunsthalle.

In Vitt gibt es nur 13 Häuser, die bis heute keine Hausnummern tragen. Stattdessen sind sie mit alten slawischen Symbolen gekennzeichnet! Wenn im Sommer täglich Tausende Touristen in das Dorf „einfallen“, kann man kaum glauben, dass der gesamte Ort unter Denkmalschutz steht. In mindestens der Hälfte der Häuser werden Souvenirs, Fischbrötchen oder Getränke angeboten, im kleinen Hafen warten Bootsverleih und Fischräucherei auf hoffentlich viele Kunden.

Vom Hafen aus hat man einen der schönsten Ausblicke auf die Kreidefelsen des Kap Arkonas, und eine Wanderung entlang des Strandes am Fuß der Steilküste ist äußerst reizvoll, vor allem natürlich bei so schönem Wetter. Ich verzichtete allerdings darauf, denn erstens wollte ich mein Fahrrad nicht so lange unbeaufsichtigt lassen und zweitens war meine Tour ja auch noch längst nicht zuende…

1741 wurde auf dem Kap durch die Schweden eine Feuerbake eingerichtet, um Seefahrern und Reisenden die Lage des Kaps anzuzeigen. Später baute man zeitlich versetzt gleich zwei Leuchttürme! Der älteste der beiden, der zweitälteste Leuchtturm Deutschlands, entstand 1826 ebenfalls nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel, auch Schinkelturm genannt. Seine Feuerhöhe beträgt knapp 60 m über dem Meeresspiegel. Da sie allerdings nicht ausreichte, wurde 1901 mit dem Bau des zweiten Leuchtturmes begonnen. Bei einer Bauhöhe von 35 m erreicht er eine Feuerhöhe von 75 m. Er ist bis heute in Betrieb.

Der kleinere Turm ist übrigens ebenfalls sehr beliebt wegen seiner Funktion als Außenstelle des Standesamtes. Die hier geschlossenen Ehen gelten als besonders dauerhaft, sagt man. Wer sich hier trauen lässt, kann das „Feuer seiner Leidenschaft“ in Form einer Kachel für alle Zeit in der Erde des Kap Arkonas festhalten.

Östlich der beiden Leuchttürme steht ein weiterer Turm mit einer markanten Glaskuppel, der bereits erwähnte Marine-Peilturm. Von der Reichsmarine 1927 errichtet, befand sich im Inneren eine Funksendeanlage, die von Schiffen zur Positionsbestimmung angepeilt werden konnte. Die Höhe des Turmes sollte die Reichweite des Signals verstärken. Die technische Ausrüstung wurde beim Rückzug der deutschen Truppen von der Insel Rügen zerstört. Der Turm dient heute als Schmuckatelier, und hier sind gegen eine kleine Gebühr auch wertvolle Fundstücke aus Ausgrabungen in der Jaromarsburg zu besichtigen.

Nachdem ich mir alles Wichtige am Kap angeschaut hatte, machte ich mich auf den Rückweg zum Wohnmobil, allerdings nicht auf direkter Linie.

Das Kap Arkona wird oft als das Nordkap Deutschlands bezeichnet, was jedoch nicht stimmt! Etwa einen Kilometer weiter nordwestlich befindet sich eine Stelle der Steilküste, Gellort genannt, die noch etwas weiter nördlich gelegen ist. Direkt am Fuß des Gellorts liegt der 165-to-Findling Siebenschneiderstein, auf plattdeutsch Söbenschniedersteen. Das Kap bietet in dieser Region fantastische Ausblicke auf die Ostsee, wie die nächsten Fotos hoffentlich zeigen können…

Ich radelte weiter an der Steilküste entlang bis zum sogenannten Nordstrand. Dort bog ich Richtung Süden ab und traf unterwegs im Ortsteil Varnkevitz noch auf diese ehemalige NVA-Anlage; sie ist jetzt eine Radarstation der Bundeswehr.

Gegen 16:30 Uhr war ich schließlich wieder zurück auf dem Parkplatz und am Wohnmobil. Zur etwas verspäteten Kaffeepause gab es wieder ’mal ein Stückchen vom leckeren Zitronenkuchen, den ich vor Jahren… ähm… vor einigen Tagen mit Hilfe meines Reisebackofens Omnia gebacken hatte. Der scheint wohl ewig zu halten! Der Kuchen natürlich, der Omina ja sowieso… 😉

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