Nach den vier ausgiebigen Stadtspaziergängen in den letzten Tagen ist heute, an meinem letzten Tag in Berlin, nun endlich ’mal wieder eine Fahrradtour dran, die zweite nach meinem Besuch bei Schloss Charlottenburg am letzten Sonntag. Schon zuhause hatte ich eine (hoffentlich) interessante Route für heute ausgearbeitet, die hauptsächlich auf einem Teilstück des 160 km langen sogenannten Berliner Mauerwegs entlangführen sollte.

Leider hatte ich wieder Pech mit dem Wetter, während der letzten 40 Minuten der Fahrt hat es sogar ziemlich stark geregnet. Aus diesem Grund nahm ich zum Ende hin ein paar Abkürzungen; aus den ursprünglich geplanten 40 km wurden daher schließlich nur 30. Schon kurz nach der Mittagszeit war ich wieder zurück auf dem Stellplatz Wohnmobil-Oase Berlin und verbrachte den restlichen Tag im Wohnmobil.

Start und Ziel war (natürlich) wieder mein Wohnmobilstellplatz; ich fuhr entgegen dem Uhrzeigersinn einmal komplett um das Zentrum der Stadt herum. So konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben Regionen der deutschen Hauptstadt erkunden, in denen ich bei allen meinen vorherigen Besuchen noch nie gewesen bin. Bei einem Blick auf die gefahrene Strecke auf einer Karte fällt allerdings sofort auf, dass ich dennoch nur einen „klitzekleinen“ Bereich dieser riesigen Stadt berührt hatte; ich bin sicher, dass ich Berlin in der Zukunft immer wieder ’mal besuchen werde…

Nun aber zu meiner Radtour! Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen gibt es heute nicht ganz so viele Fotos, was natürlich dem bereits erwähnten schlechten Wetter geschuldet ist. Die interessantesten Wegpunkte habe ich hier zusammengestellt.

Der erste befindet sich in der Bernauer Straße. Bis 1989 ging der brutale Schnitt zwischen Ost- und Westberlin hier mitten hindurch. Heute gehören die 1,4 km westlich des Mauerparks und östlich des Nordbahnhofs mit ihren Installationen, Bauwerken und Mauerresten zur Gedenkstätte Berliner Mauer.

Durch viele Schautafeln findet man hier reichlich Gelegenheiten, sich gut zu informieren; die nutze ich auch reichlich. Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen nicht nur einmal einen „Kloß im Hals“ hatte; je mehr ich mich im Verlauf meiner Tour mit diesem düsteren Teil unserer Geschichte beschäftigte, desto besser passte das aktuelle Wetter dazu!

In der Bernauer Straße blieb ein gut 200 m langer Abschnitt samt Sperranlagen erhalten, nämlich der ehemalige Postenweg.

Bereits 1995 erhielt die evangelische Versöhnungsgemeinde ihr altes Grundstück im ehemaligen Todesstreifen zurück. Dort hatten DDR-Grenztruppen 1985 die alte Versöhnungskirche gesprengt. Auf ihren Fundamenten steht heute diese kleine Versöhnungskapelle.

Nicht weit entfernt an der Ecke Ackerstraße beleuchtet ein Dokumentationszentrum die Geschichte der Teilung Berlins vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Wiedervereinigung. Der angeschlossene Aussichtsturm gewährt Einblick in den verbliebenen authentischen Mauer- und Todesstreifen auf der gegenüberliegenden, ehemals Ostberliner Straßenseite. Von meterhohen Stahlwänden gerahmt, wurde die Sperranlage 1998 zu einem Denkmal umgestaltet.

Nachdem ich mich dort ausgiebig umgeschaut hatte, ging es weiter in einem großen Bogen Richtung Westen bis zum Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und zum direkt an seinem Ufer liegenden Invalidenfriedhof. Die Anlage gehört zu den ältesten Friedhöfen in Berlin und wird als Zeugnis der preußischen und deutschen Militärgeschichte sowie als Erinnerungsstätte an die deutschen Befreiungskriege der Jahre 1813 bis 1815 angesehen. Hier erinnert unter anderem ein Gedenkstein an die ursprüngliche Grabstätte des „Roten Barons“ Manfred von Richthofen

…sowie die einst von Kaiserin Auguste Viktoria gespendete Auguste-Viktoria-Glocke an die ehemalige Gnadenkirche, die hier früher stand.

Der nächste Abschnitt meiner Tour führte durch das westliche Zentrum Berlins, also an Orten vorbei, die ich während meiner Spaziergänge in den letzten Tagen bereits gesehen und in meinen Tagesberichten auch vorgestellt hatte; daher gibt’s an dieser Stelle nur ein paar wenige Fotos von diesem Abschnitt.

Das Futurium ist ein 2019 eröffnetes Museum. Es startete als Projektinitiative wissenschaftlicher Einrichtungen und Netzwerke mehrerer Wirtschaftsunternehmen und Stiftungen sowie der deutschen Bundesregierung in Berlin und dient als Ort für Präsentation und Dialog zu Wissenschaft, Forschung und Entwicklung. Eigentlich genau „mein Ding“, aber während der ganzen Woche hatte ich es tatsächlich nicht geschafft, dieses Museum zu besuchen; hoffentlich dann beim nächsten Berlin-Besuch…

Endlich sah ich auch einmal das ARD-Hauptstadtstudio, das man ja aus den Nachrichtensendungen gut kennt. Hinter der zusammenhängenden Glasfront an der Ecke des Gebäudes, rechts neben dem ARD-Logo, liegt das bekannte Studio, aus dem oft gesendet wird und von dem aus man einen schönen Blick auf den Reichstag hat.

Eine Weile später erreichte ich, jetzt bereits im historischen Stadtteil Luisenstadt, den Rosengarten mit dem Engelbecken. Das Gebäude im Hintergrund ist die 1851–1856 erbaute Sankt-Michael-Kirche, die drittälteste römisch-katholische Kirche in Berlin, die nach der Reformation errichtet wurde. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs teilweise zerstört und anschließend nicht vollständig wiederaufgebaut.

Schließlich traf ich auf die hier recht breite Spree, wo ich abwechselnd am Nord- und am Südufer entlangfuhr und so einige interessante Fotomotive entdeckte.

Diesen Anblick kennt wohl fast jeder! Die Eastside Gallery erstreckt sich auf rund 1.300 m zwischen Spree und Mühlenstraße und bezeichnet das längste noch verbliebene Stück der Ostberliner Hinterlandmauer. 1990 wurde sie von Künstlern aus 21 Ländern bemalt und damit zur längsten Open-Air-Galerie der Welt. Die zwischenzeitlich stark verblassten, teils abgeblätterten Gemälde, unter anderm eben der berühmte „Bruderkuss“ von Dmitrij Vrubel, wurden nach der Sanierung des Mauerstücks bis Herbst 2009 von den Künstlern neu aufgetragen.

Seit 1896 verbindet die backsteinrote Oberbaumbrücke das östliche und westliche Spreeufer. Ihr Name erinnert daran, dass sich am Oberbaum einst eine Berliner Zollstation befand, die den Spreekähnen mit einem abgehängten Baumstamm die Durchfahrt versperrte! Ab 1902 ratterte im Obergeschoss die U-Bahn über die Gleise, während der Teilung Berlins ruhte der Zugverkehr, und bis auf einen streng bewachten Fußgänger-Grenzübergang war die Brücke komplett abgeriegelt. Seit 1995 rollen die Züge wieder.

Der Molecule Man ist ein Berliner Monumentalkunstwerk, das im Mai 1999 vom amerikanischen Bildhauer Jonathan Borofsky geschaffen wurde. Es handelt sich um eine Drei-Personen-Skulptur, die in der Spree zwischen Elsenbrücke und Oberbaumbrücke nahe dem Schnittpunkt der drei Ortsteile KreuzbergAlt-Treptow und Friedrichshain aufgestellt wurde.

Nach einer letzten Überquerung des Flusses beendete ich wegen des bereits erwähnten Regens meine Erkundungstour und fuhr auf mehr oder weniger direktem Weg wieder zurück zum Wohnmobilstellplatz, wo ich eine Zeit lang damit beschäftigt war, mich und meine „Klamotten“ zu trocknen! Trotz des nicht so schönen Wetters war dies wieder einmal eine sehr interessante Radtour, die hoffentlich nicht die letzte in dieser faszinierenden Stadt war…

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