Meine heutige Wanderung durch das Zentrum Berlins dauerte nicht ganz so lange wie die drei vorangegangenen. Das lag hauptsächlich am schlechten Wetter, denn es gab den ganzen Tag über immer wieder Regen, und da macht ein Spaziergang natürlich nicht besonders viel Spaß!

Schwerpunkt meiner Tour war die zentrale Achse in der Stadt, nämlich der Prachtboulevard Unter den Linden. Zu Beginn hab’ ich allerdings, nach der Anreise mit der S- und der U-Bahn, noch einmal das Bundeskanzleramt besucht, um dort ein paar weitere Fotos zu machen.

1997 erfolgte der allererste Spatenstich, 2001 wurde der von Schultes und Frank entworfene Monumentalkubus eingeweiht. Mit über 64.000 qm Bruttogeschossfläche zählt das Bundeskanzleramt zu den größten Regierungsgebäuden der Welt! Ein absolut beeindruckendes Gebäude, finde ich!

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Reichstag entstanden bis Ende 2003 drei große Blöcke mit Arbeitsräumen für die Bundesverwaltung, Ausschüsse und Parlamentarier: Östlich vom Bundestag das Jakob-Kaiser-Haus, am jenseitigen Spreeufer das Marie-Elisa-beth-Lüders-Haus und nördlich vom Reichstag das Paul-Löbe-Haus (Foto). Die Gebäude sind unterirdisch miteinander verbunden, um den Volksvertretern den raschen Wechsel vom Plenum in die Ausschüsse und ihre Büros zu ermöglichen. Überirdisch sind das Marie-Elisabeth-Lüders- und das Paul-Löbe-Haus Bestandteile des 1992 von den genannten Berliner Architekten so konzipierten Band des Bundes. Über die Spree und den ehemaligen Mauerverlauf hinweg verbindet es West und Ost miteinander!

Weiter ging es zum Reichstagsgebäude mit seiner imposanten Kuppel. Am 3. Oktober 1990 fanden in seinen altehrwürdigen Mauern die Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung statt, im Juni 1991 folgte der Bundestagsbeschluss, den Regierungssitz von Bonn nach Berlin zu verlegen. Bis 1999 wurde der Wallot-Bau komplett entkernt und nach Plänen des britischen Architekten Lord Norman Foster mit einer gläsernen Kuppel neu aufgebaut.

Am 23. Mai 1999 hielt man im historischen Reichstag und neuen Bundestag zur Wahl des Bundespräsidenten die erste Sitzung ab. Seitdem versammelt sich das Bundestagsplenum unter der lichtdurchfluteten Glaskuppel, die längst ein berühmtes Berliner Wahrzeichen ist.

So manches Mal kamen mir natürlich auch Fotomotive vor die Linse, die nicht gerade als Berliner Wahrzeichen gelten; kein Grund allerdings, sie nicht zu fotografieren… 😉

Seit 1945 erhebt sich das Sowjetische Ehrenmal unmittelbar westlich vom Brandenburger Tor an der Straße des 17. Juni. Es erinnert an die Millionen Menschen, die durch den deutschen Eroberungskrieg in der Sowjetunion ums Leben kamen, und ehrt die etwa 20.000 Soldaten der Roten Armee, die im Kampf um Berlin fielen. Schätzungsweise 2.500 gefallene Rotarmisten liegen auf dem Gelände begraben, das sich während der Teilung Berlins als sowjetische Exklave im britischen Sektor befand. Nach der Wiedervereinigung wurde das Ehrenmal an die Stadt übergeben. An dieses besondere Denkmal kann ich mich noch sehr gut erinnern, als ich im Rahmen einer Stadtrundfahrt mit etwa 14 Jahren zum ersten Mal in Berlin war!

Im Grünstreifen zwischen Reichstag und Brandenburger Tor versinnbildlicht ein kreisrundes, mit dunklem Wasser gefülltes Becken nach dem Entwurf des israelischen Künstlers Dani Karavan einen „endlos tiefen“ Grund: Symbol des Lebens, der Trauer und der Erinnerung an die rund 500.000 Sinti und Roma, die im Nationalsozialismus ermordet wurden.

Ein Besuch der besonders beeindruckende, ja sogar bedrückenden Stelen des Holocaust-Mahnmals gehört natürlich auch zum Pflichtprogramm. 2006 war ich auch schon einmal hier; damals war das Wetter übrigens genauso „mies“ wie heute… 😉

Auf 19.000 qm erstreckt sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Das 2005 feierlich eingeweihte Stelenfeld des New Yorker Architekten Peter Eisenman ist die zentrale deutsche Gedenkstätte für die sechs Millionen jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Terrors.

Auf dem unregelmäßig abgesenkten Gelände fügen sich 2.711 unterschiedlich hohe Stelen zu einem von allen Seiten begehbaren Erfahrungsraum, der allerdings ohne Erklärung bleibt. Denn „Ausmaß und Maßstab des Holocaust machen jeden Versuch, ihn mit traditionellen Mitteln zu repräsentieren, zu einem aussichtslosen Unterfangen“, so Eisenman 1998.

Mit dem Erreichen des Brandenburger Tors betrat ich auf meinem weiteren Spaziergang nun den ehemaligen Osten der Stadt. Von allen kriegszerstörten Bauwerken am Pariser Platz wurde 1956/57 nur das berühmte Tor wiedererrichtet. Das Wahrzeichen Berlins avancierte zum Symbol für die Teilung der Stadt, des Landes, des Kontinents und der ganzen Welt, und wurde mit dem Fall des Eisernen Vorhangs vor drei Jahrzehnten schließlich zum Inbegriff für die friedliche Überwindung von Mauern und Grenzen.

Im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört, wurde der Pariser Platz ab den 1990er-Jahren im Sinne einer damals heiß umstrittenen „kritischen Rekonstruktion“ auf seinem alten Grundriss neu hergestellt. Neben dem originalgetreu rekonstruierten Hotel Adlon und der benachbarten gläsernen Akademie der Künste entstanden die weiteren Gebäude am Platz, deren jetziges Aussehen durch ihre historischen Vorgängerbauten inspiriert wurde.

Das Adlon wurde 1997 wiedereröffnet und 2005 zum besten Hotel in Europa gewählt, 2007 folgte der ruhmreiche dritte Platz unter den hundert besten Hotels auf der Welt! Seit 2017 ziert es die Gold-Liste des renommierten Luxusreisemagazins Condé Nast Travelers als eines der weltweit führenden Häuser.

Dieser junge Mann hat mich plötzlich einfach „angequatscht“, stellte sich als Eddie vor und bat mich um ein Selfie! Keine Ahnung, warum, aber ich tat ihm diesen Gefallen natürlich… 😉

Naja, ok, nicht ganz die Wahrheit! Eddie bestand nämlich in Wirklichkeit aus Wachs, konnte gar nicht sprechen und stand, als „Lockmittel“ sozusagen, direkt vor dem Madame Tussauds Berlin, einem Wachsfigurenkabinett! Die Idee mit dem kleinen Podest, auf das man sich direkt neben Ed Sheerans „Doppelgänger“ stellen und fotografieren lassen kann, fand ich sehr originell! Ich konnte nicht widerstehen… 😉

Vor allem war ich von der Qualität dieser Arbeit äußerst beeindruckt! Zum einen überraschten mich die vielen Details und der wirklich echt aussehende Kopf der Figur. Zum andern empfand ich das Aussehen als absolut stimmig. Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Wachsfiguren gesehen, aber fast immer sahen sie nur ähnlich aus wie die echten Promis, nicht genauso. Das war hier nicht der Fall, fand ich.

Kurze Zeit später meldete sich der Hunger, aber nicht „der kleine“, sondern offenbar sein größerer Bruder! Ich suchte mir daher ein gemütliches Lokal und bestellte mir eine Portion Bierkutschergulasch mit Semmelknödeln und Krautsalat, dazu gab’s ein Glas Berliner Weiße Rot. Beides hat mir sehr gut geschmeckt; den Preis von 17.80 EUR fand ich sehr angemessen!

Ein Blick in einen der vielen Souvenirläden in der Stadt.

Mitten auf der Straße reitet der „Alte Fritz“. Das 13 m hohe Reiterstandbild, 1839–1851 von Christian Daniel Rauch geschaffen, machte im Laufe der Jahrhunderte so allerlei mit. Die Steigbügel klaute man ihm, und 1950 landete der König, samt Pferd in Einzelteile zerlegt, im Potsdamer Schlosspark von Sanssouci. Mit der Rückbesinnung der DDR-Führung auf Berlins preußische Tradition fand die Figur 1980 auf ihren dann um einige Meter verschobenen Sockel „Unter den Linden“ zurück und steht, in den 1990er-Jahren restauriert und abermals um 8 m versetzt, nun wieder am ursprünglichen Ort.

1748 war Baubeginn für die Stadtresidenz des Bruders Friedrichs des Großen, Prinz Heinrich von Preußen. Die Pläne für das ehemalige Prinz-Heinrich-Palais und heutige Hauptgebäude der Humboldt-Universität lieferte Johann Boumanns d. Ä., der auch die Bauleitung übernahm. Die Wiedererrichtung des traditionsreichen Universitätsgebäudes nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erfolgte ab 1946.

Die Versunkene Bibliothek liegt seit 1995 im Verborgenen im Zentrum des kopfsteingepflasterten Bebelplatzes. Eine in den Boden eingelassene Glasscheibe gewährt Einblick in die vom israelischen Künstler Micha Ullman geschaffene Stätte: Ein leerer weißer Raum mit leeren weißen Regalen, in denen 20.000 Bücher Platz fänden. So wird man an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten, die am 10. Mai 1933 auf dem damals noch Opernplatz genannten Geviert stattfand, erinnert.

Die Neue Wache ist das früheste Bauwerk Karl Friedrich Schinkels in Berlin und zugleich ein Hauptwerk des deutschen Klassizismus. 1816 bis 1818 schuf sie der große Baumeister Preußens nach dem Vorbild eines römischen Kastells. Seit 1993 dient sie als Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.

Das Zeughaus gilt als Berlins schönstes erhaltenes Barockgebäude, es wurde 1695 bis 1730 errichtet. Nach der Vollendung des Wiederaufbaus 1952 erhielt das Zeughaus mit dem Museum für Deutsche Geschichte seine neue Bestimmung und erklärte die Geschichte der Deutschen nach marxistisch-leninistischer Lesart. 1990 übernahm das Deutsche Historische Museum die Räumlichkeiten, interpretiert die Ereignisse seitdem auf bundesrepublikanische Weise und zeigt die deutsche Geschichte vom Mittelalter bis zum Mauerfall.

Dieses Gebäude ist eine 600 Millionen Euro teure Rekonstruktion des historischen Berliner Stadtschlosses. Nach einem Entwurf des italienischen Architekten Franco Stella wurde es unter dem Namen Humboldt-Forum als Zentrum für Wissenschaft und Kultur die wissenschaftliche Sammlung der Humboldt-Universität aufgenommen.

Die drei folgenden Fotos wurden allesamt im Berliner Dom aufgenommen. Bilder seines Äußeren hatte ich ja vor zwei Tagen schon gezeigt. Dieses Mal war die Warteschlange vor der riesigen Kirche nicht besonders lang, und ich unternahm einen weiteren Versuch, ihr Inneres zu besichtigen! Was dann auch klappte; das Ticket kostete 9 Euro, mein Einlass war um Punkt 14 Uhr!

Zur wertvollen Innenausstattung der Hauptkirche zählen die vergoldete Altarwand von Karl Friedrich Schinkel, davor der 1850 von Friedrich August Stüler geschaffene Altartisch aus weißem Marmor sowie das Marmortaufbecken von Christian Daniel Rauch, das zwischen 1819 und 1833 entstand.

Gegenüber der Kaiserempore mit dem preußischen Königswappen stellt die 1905 eingeweihte Orgel des Hoforgelbaumeisters Wilhelm Sauer ein weiteres Prunkstück dar. Mit 7.269 Pfeifen und 113 Registern war sie damals die größte in Deutschland. Unterhalb der Orgelempore sind die barocken Sarkophage des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und seiner zweiten Gemahlin ausgestellt.

Mein weiterer Weg führte durch eine überdachte Einkaufspassage in der Heiligengeistgasse

…und am Bahnhof Hackeschen Markt vorbei…

weiter bis zu den Hackeschen Höfen, wo ich mich nach 2006 zum zweiten Mal etwas genauer umschaute.

In den acht „Höfen“ findet man ein Kino, schicke Boutiquen und diverse Buch- und Schmuckläden; Galerien und Cafés laden zum Verweilen ein.

An dieser Stelle beendete ich meinen Rundgang durch Berlins Zentrum und fuhr zurück zum Bahnhof Gesundbrunnen; von dort ging es wieder zu Fuß zurück zum Wohnmobilstellplatz!

Wenn man bedenkt, dass wir uns gerade mitten in der Zeit einer Corona-Pandemie befinden, bin ich doch sehr froh, dass ich sogar diese Städtereise ohne größere Einschränkungen durchführen kann! Auf diese Gedanken kam ich während der Rückfahrt mit der S-Bahn, als ich dieses lustige Plakat sah! Das ist Humor vom Feinsten, finde ich; gefällt mir ausgesprochen gut… 😉

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