Eine neue, spannende Reise steht an, dieses Mal geht es nach Irland!

Endlich, muss man sagen! Denn einerseits steht diese Wohnmobilreise schon seit vielen Jahren auf meinem Wunschzettel, andererseits hatte ich bereits vor zwei Jahren einen ersten Anlauf genommen, die schöne Insel zu besuchen! Leider machte mir damals die Corona-Pandemie einen dicken Strich durch die Rechnung, und ich musste meine schon Ende 2019 vorgenommene Buchung für die Fähre mit Irish Ferries von Cherbourg nach Dublin zähneknirschend wieder stornieren! Stattdessen unternahm ich damals eine 7-wöchige Traumreise nach Sizilien, was natürlich auch nicht gerade die allerschlechteste Alternative war… 😉

Die damals geleistete Anzahlung für die Fährüberfahrt bekam ich nach der Stornierung zwar nicht erstattet, aber der größte Teil davon wurde meinem Kundenkonto bei der Reederei gutgeschrieben und konnte bei einer eventuellen Folgebuchung innerhalb der nächsten 12 Monate wieder verwendet werden. Im letzten Jahr hatte ich mich allerdings für eine Reise nach Nordspanien und Nordportugal entschieden, und so war ich sehr erstaunt, dass man mir den entsprechenden Betrag für die aktuelle Buchung, die ich bereits im Oktober des letzten Jahres vorgenommen hatte, doch noch angerechnet hatte! Diese eher ungewöhnliche Kulanz hatte sicher auch etwas mit Corona zu tun, denke ich…

Es gibt natürlich viele verschiedene Wege, mit dem Wohnmobil auf die Insel zu kommen. Ich hatte mich für die bereits oben genannte Verbindung über Frankreich entschieden, weil ich dadurch nicht zwei Fährpassagen pro Strecke vor mir hatte, sondern nur eine. Die lange Fahrt einmal quer durch England (inzwischen ja auch nicht mehr EU-Gebiet) entfiel ebenfalls! Stattdessen genoss ich den Luxus einer gemütlichen Kabine während der über Nacht stattfindenden, etwa 19-stündigen Überfahrt. So erwartete ich, völlig entspannt und ausgeruht am Vormittag in Dublin eintreffen zu können.

Die Anfahrt nach Cherbourg (der korrekte Name nach der Zusammenlegung verschiedener Gemeinden ist eigentlich Cherbourg-en-Cotentin) war natürlich nicht an einem Tag zu bewältigen. Zwischen meinem Zuhause und der lebendigen Hafenstadt in der Bretagne liegen immerhin mehr als 1.200 km! Also hatte ich kurzerhand das Angenehme mit dem Notwendigen (oder so ähnlich…;-)) verbunden, denn es heißt doch immer wieder: Der Weg ist das Ziel!

Da ich sehr viel Zeit investieren konnte, hatte ich mir nämlich überlegt, sowohl auf dem Hinweg nach Cherbourg als auch auf dem Rückweg eine möglichst große Zahl von Städten zu besuchen, die ich noch nicht kannte! Das würde zwar deutlich länger dauern, als nur zwei oder drei lange Fahretappen, dafür wäre es aber deutlich entspannter und vor allem interessanter!

Schon vor vielen Wochen hatte ich mit der Detailplanung für diese Reise begonnen. Man kann sich leicht vorstellen, dass für eine solche Unternehmung eine ganze Menge an Themen berücksichtigt werden muss. Die Vorschriften in den verschiedenen Ländern (nicht zuletzt auch bezüglich der aktuellen Corona-Bestimmungen), die benötigte Ausrüstung und Verpflegung, der Zustand des Fahrzeuges sowie notwendige Ersatzteile, die Routenplanung und vieles mehr wollten sorgfältig durchdacht sein!

Ich hatte die einzelnen Streckenabschnitte nach und von Cherbourg so geplant, dass jeweils vormittags die Fahrt zum nächsten Ort und am Nachmittag dessen Besuch stattfinden sollte. Demnach würde ich auf diese Weise zehn Tage für die Anreise und vier für die Rückreise benötigen. Die Liste der Städte, die ich mir ausgesucht hatte, versprach sehr viel Abwechslung und vor allem Neues, und so freute ich mich darauf fast so sehr wie auf Irland selbst, das ich einmal komplett umrunden wollte. Dazu aber später mehr!

Also, mein „Luxus-Programm“ sieht zurzeit so aus:

  • Tag 1: Münster
  • Tag 2: Eindhoven (Holland)
  • Tag 3: Antwerpen (Belgien)
  • Tag 4: Ostende (Belgien)
  • Tag 5: Dünkirchen (Frankreich)
  • Tag 6: Calais (Frankreich)
  • Tag 7: Amiens (Frankreich)
  • Tag 8: Rouen (Frankreich)
  • Tag 9: Caen (Frankreich)
  • Tag 10: Cherbourg (Frankreich)
  • Tag 11: Cherbourg (Frankreich); nachmittags Abfahrt nach Irland
  • Tag 12: Ankunft in Dublin
  • Tag 13 bis Tag 45: Rundreise Irland
  • Tag 46: Ankunft in Cherbourg
  • Tag 47: Reims (Frankreich)
  • Tag 48: Aachen
  • Tag 49: Rückfahrt nach Pinneberg

Heute ist der allererste Tag meiner 7-wöchigen Reise, demzufolge müsste ich mich also gemäß obigem Plan wohl in Münster befinden! Kleinen Moment, ich schau’ ’mal nach…

Ja, stimmt, ich bin tatsächlich gerade in Münster! 😉 Ich stehe mit meinem Wohnmobil auf einem einfachen, dafür aber kostenlosen Parkplatz am Sportpark Sentruper Höhe. Es ist 19:30 Uhr. Ich habe gerade zu Abend gegessen und bin jetzt dabei, meine Eindrücke vom heutigen Besuch der westfälischen Stadt zu Papier zu bringen. Naja, so in etwa; ich verwende dafür natürlich nicht mehr Papier, sondern eine sehr komfortable Notizen-App auf meinem Tablet.

Meine Fahrt begann heute Morgen bereits um 6 Uhr. Trotz vieler Baustellen auf den Autobahnen und ständigem Regen kam ich eigentlich recht gut voran. Meine Hoffnung auf besseres Wetter am Nachmittag wurde erfreulicherweise nicht enttäuscht: Es waren zwar nach wie vor sehr viele Wolken unterwegs und hin und wieder „tröpfelte“ es ein wenig. Aber ich hatte auch sehr viel Sonnenschein, und so konnte ich die erste Radtour dieser spannenden Reise in vollen Zügen genießen!

Nach meiner Ankunft auf besagtem Parkplatz sowie einer kleinen Mittags- und Erholungspause startete ich meine Erkundung der Stadt. Zunächst fuhr ich am langgestreckten Aasee entlang bis in die Altstadt, danach erfolgte eine komplette Umrundung auf der sogenannten Promenade.

Dabei handelt es sich um ein aus dem Befestigungsring um die Stadt entstandener asphaltierter Weg, der zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Münsters zählt. Er ist 4,5 km lang, umschließt die gesamte Altstadt und trennt die Altstadt von den umliegenden Stadtteilen. Es gibt insgesamt zehn aus der Innenstadt führende Straßen, welche die Promenade dort kreuzen, wo früher die Stadttore standen.

Das Kriegerdenkmal in der Fürstenbergstraße im Osten der Promenade kam in der Anfangszeit bei der einheimischen Bevölkerung nicht besonders gut an und wurde unter anderem, hauptsächlich wegen der übertriebenen Darstellung nackter Krieger, spöttisch auch als „Schinkendenkmal“ bezeichnet. Es erinnert an alle aus Münster stammenden Gefallenen der deutschen Einigungskriege von 1864, 1866 sowie 1870/1871 und soll als Appell an Einheit und Einmütigkeit verstanden werden.

Der Zwinger ist Teil der ehemaligen Stadtbefestigung aus der frühen Neuzeit. In der Zeit des Nationalsozialismus war er sowohl Gefängnis als auch Hinrichtungsstätte der Gestapo und wurde durch alliierte Bombenangriffe schwer beschädigt. Seit der Umwandlung in ein Mahnmal gehört der Zwinger zum Stadtmuseum Münster und beherbergt die Skulptur Das gegenläufige Konzert.

Das aus Baumberger Kalksandstein gebaute Fürstbischöfliche Schloss ist ein in den Jahren von 1767 bis 1787 im Baustil des Barock erbautes Residenzschloss für Münsters vorletzten Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels. Der Architekt war Johann Conrad Schlaun. Seit 1954 ist es Sitz und Wahrzeichen der Universität Münster, zu der auch das Gebäude auf dem übernächsten Foto gehört.

Kurz vor Beendigung meiner Umrundung traf ich noch auf die sogenannte Westerholtsche Wiese, einem direkt an der Aa (ein 43 km langer Nebenfluss der Ems) gelegenen öffentlichen Park. Etwas später fuhr ich direkt in die Altstadt hinein.

Der Erbdrostenhof ist ein barockes Adelspalais und wurde nach Plänen des bereits erwähnten Architekten Johann Conrad Schlaun für den münsterschen Erbdrosten Adolf Heidenreich Freiherr Droste zu Vischering von 1753 bis 1757 erbaut. Bemerkenswert ist der dreiflügelige Bau durch seine repräsentative Gestaltung auf einer sehr beengten Grundfläche. Die Stadt Münster sowie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe haben den Palast bis 2057 gepachtet. Er beherbergt heute Büroflächen des LWL sowie einen barocken Festsaal.

Seit Juni 2018 befindet sich in der Dominikanerkirche das Kunstwerk Zwei graue Doppelspiegel für ein Pendel vom Maler und Bildhauer Gerhard Richter, bestehend aus einem Foucaultschen Pendel mit einer 48 kg schweren Stahlkugel sowie vier grauen Glasbahnen.

Die Kirche war früher Teil einer Klosteranlage, vom Konventsgebäude der Dominikaner steht allerdings nur noch die an die Westfront anschließende Fassade. 

Nach dem Besuch der Kirche steuerte ich nun auf das Zentrum der Altstadt zu.

Sankt Lamberti ist eine römisch-katholische Kirche im Stadtkern von Münster. Sie wurde zwischen 1375 und 1525 als Markt- und Bürgerkirche erbaut und bildet den nördlichen Abschluss des Prinzipalmarktes; örtliche Kaufleute finanzierten den Bau. Namensgeber ist der heilige Lambert von Lüttich.

Eine Besonderheit der Kirche sind die drei am Turm befestigten Eisenkörbe. In ihnen wurden 1536 die Leichname der drei Anführer des sogenannten Täuferreichs von Münster Jan van LeidenBernd Krechting und Bernd Knipperdolling zur Schau gestellt, nachdem sie auf dem Platz vor der Kirche öffentlich gefoltert und hingerichtet worden waren. Hhm, inzwischen hat man die sterblichen Überreste der drei offensichtlich entfernt; ich konnte jedenfalls nichts mehr entdecken… 😉

Von 21 Uhr bis Mitternacht (außer dienstags) bläst halbstündlich ein Türmer oder eine Türmerin zur vollen und halben Stunde ein Horn. Das Amt besteht seit 1379. Seit 2014 übt es Martje Thalmann aus, als erste Frau in der Geschichte der Lambertikirche; über sie und ihren außergewöhnlichen Beruf habe ich sogar ’mal eine Dokumentation im TV gesehen!

Der Prinzipalmarkt ist der wohl wichtigste und bekannteste Straßenzug der Stadt. Der Name bedeutet Hauptmarkt, im Unterschied zum Roggenmarkt und zum Fischmarkt, die im weiteren Verlauf der Straße folgen. Der Prinzipalmarkt dokumentiert mit seinem Grundriss und der Bebauung die geschichtliche und bauliche Entwicklung des wirtschaftlichen und politischen Zentrums von Münster. Er wird auch als dessen „gute Stube“ bezeichnet.

Das historische Rathaus von Münster ist neben dem Sankt-Paulus-Dom eines der Wahrzeichen der Stadt. Bekanntheit erlangte es während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden in Münster und Osnabrück, der den Dreißigjährigen Krieg in Europa beendete. Zugleich ist es der Geburtsort des modernen Hollands, weil mit dem Frieden von Münster während des Kongresses am 15. Mai 1648 auch der 80-jährige Spanisch-Niederländische Krieg beendet wurde. Bis zur weitgehenden Zerstörung des ursprünglichen Bauwerkes im Zweiten Weltkrieg galt es und gilt erneut seit dem Wiederaufbau als eines der bedeutendsten profanen Baudenkmäler der Gotik. Das Rathaus ist eine der Hauptattraktionen für Touristen, die Münster besuchen. Im Jahr 2012 wurden beispielsweise rund 120.000 Besucher gezählt.

Der Sankt-Paulus-Dom ist eine römisch-katholische Kirche. Die Kathedrale des Bistums Münster zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauten der Stadt und ist neben dem historischen Rathaus ebenfalls eines ihrer Wahrzeichen. Verwaltet wird der Dom vom Domkapitel Münster.

Zwei besonders beliebte und bekannte Lokale, sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen, sind die direkt nebeneinander liegenden Kleiner Kiepenkerl und Großer Kiepenkerl. Ihr Name hat mit einer dort aufgestellte Bronzestatue zu tun: Als Kiepenkerl wurde im Münsterland früher ein wandernder Handelsmann mit seiner Rückentrage, der so genannten Kiepe, in typischer Montur mit Leinenkittel, Halstuch, Mütze, Knotenstock und Pfeife bezeichnet.

Ein kurzer Blick auf die Überwasserkirche, auch Liebfrauenkirche oder Liebfrauen-Überwasser genannt. Ihr Name leitet sich von „über dem Wasser“ ab, da sie westlich des Sankt-Paulus-Doms auf der gegenüberliegenden Seite der Aa liegt. 

Laut Aussage des Betreibers ist Die Ziege die wahrscheinlich kleinste Kneipe der Welt, in jedem Fall aber die kleinste Münsters! Auf gerade einmal 25 qm wird gefeiert und geklönt…

Zum Abschluss meiner Radtour wollte ich mir noch unbedingt den Stadthafen ansehen, einen Binnenhafen, der auch als Hafen Münster bezeichnet wird. Er wurde 1899 eröffnet und zweigt als Stichhafen vom Dortmund-Ems-Kanal ab. Zuerst als städtischer Eigenbetrieb geführt, wurde er 1953 in die Verantwortung der Stadtwerke Münster übergeben, die seitdem den Betrieb durchführt.

Der Hafen war von Beginn an hauptsächlich auf Importe ausgelegt. Im Zweiten Weltkrieg wurde er schwer beschädigt, aber bereits 1946 wiedereröffnet, um dringend benötigte Baustoffe für den Wiederaufbau der Stadt erhalten zu können. Heute ist der Hafen als Warenumschlagplatz fast bedeutungslos geworden, stattdessen wurden am Nordufer vorwiegend kulturelle und gastronomische Betriebe angesiedelt, die den so genannten Kreativkai bilden.

Auf der anderen Seite des Hafens fiel mir sofort ein ziemlich ungewöhnliches „Ungeheuer“ auf, ein sechsbeiniger Klotz. Obwohl ihm sowohl Rüssel als auch Segelohren fehlen, wird er im Volksmund als „Elephant“ bezeichnet. Die Betonkonstruktion diente zu früheren Zeiten, als im Stadthafen noch ein reger Warenumschlag stattfand, als Schüttvorrichtung für die Beladung von LKWs durch den Hafenkran mit Sand und Kies, der per Frachtschiff angeliefert worden war.

Kurz vor 17 Uhr war ich zurück auf dem Parkplatz und im Wohnmobil. Trotz der vorgerückten Zeit genehmigte ich mir noch eine schnelle Kaffeepause, danach erfolgte ein kurzes Schläfchen und einige WhatsApp-Nachrichten waren jetzt auch fällig. Nachdem ich meine obligatorischen Reisenotizen brav „unter Dach und Fach“ gebracht hatte, machte ich es mir gemütlich und sah mir auf meinem Tablet die erste Folge der 4. Staffel der Netflix-Serie The Last Kingdom an. Danach war ich aber sehr schnell „reif für die Insel“ und freute mich auf meinen morgigen Besuch in Eindhoven…

5 thoughts on “Irland fängt mit Münster an…”

  1. Hallo Wolle, wieder einmal ein toller Bericht👏👍Münster weckt bei mir viele Erinnerungen, war ich doch 1970 mit meiner „ damaligen“ Verlobten das erste Mal auf einem gemeinsamen Wochenendausflug🤣Freue mich schon auf Deine weiteren Berichte-denn Irland kommt ja bald für mich👏👍

  2. Das hast Du klasse organisiert. Wenn wir auf der Autobahn an den „braunnen Sehenswürdigkeits-Schildern“ vorbei fahren, würde ich auch am liebsten überall mal einen Halt einlegen. Aber meist will man dann doch schnell zum Ziel kommen.
    Münster muss sehr schön sein, das hatte ich auch schon gehört und das erkennt man auf Deinen Bildern. Schön, dass Du dort einen Zwischenstopp einlegen konntest.

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