Seit März 2016 habe ich schon 420 Übernachtungen in meinem Wohnmobil hinter mir, aber es gibt doch tatsächlich immer noch „Premieren“: Heute schlafe ich, wenn ich nicht nicht täusche, zum allerersten Mal auf dem Parkplatz eines Supermarkts! Bei der Suche nach einem Stellplatz hier im schönen Friedrichstadt im Kreis Nordfriesland habe ich in einer Stellplatz-App einen entsprechenden Hinweis gefunden und mich darüber etwas gewundert: Ein Geschäftsführer, der selbst Camper ist, erlaubt die kostenlose Übernachtung für bis zu fünf Wohnmobile auf dem Gelände seines Marktes!

Das wollte ich mir ’mal genauer ansehen! Als ich dort eintraf, hielt ich Ausschau nach einem speziell für Wohnmobile geeigneten Bereich, fand aber keinen. Es waren nur ganz normale Parkboxen in „PKW-Größe“ vorhanden, allerdings war es möglich, meine „Hannelore“ so zu parken, dass sich ihr langes Hinterteil über einem Rasenstück befand. Weil ich auch kein anderes Wohnmobil sah, ging ich sicherheitshalber noch in den Laden und fragte einen jungen Angestellten, ob das mit dem Übernachten wirklich seine Richtigkeit hatte! Tatsächlich bestätigte es das, und so entschied ich mich, dort zu bleiben und meine tägliche Radtour von hier aus zu starten.

Heute wollte ich neben Friedrichstadt auch Tönning besuchen, nahe der Mündung der Eider in die Nordsee gelegen. Nach dem Beginn meiner Tour kurz nach dem Mittagessen verließ ich daher zunächst den Ort über die in der Nähe des Supermarkts befindliche Eiderbrücke.

Die Fahrt in Richtung Südwesten war wegen des stetigen Gegenwinds rechts „erfrischend“, allerdings nicht besonders abwechslungsreich, sodass es von diesem Abschnitt auch nicht viele Fotos gibt! Ich passierte den kleinen Ort Lunden, wo mir zumindest die hübsche Sankt-Laurentius-Kirche ein Foto wert war, die im 12. Jahrhundert gebaut wurde.

Nach einiger Zeit sah ich in der Ferne dann den Bade- und Luftkurort Tönning auf der anderen Flussseite, und es folgte die zweite Eiderüberquerung für heute…

Am Multimar Wattforum legte ich einen kurzen Stopp ein. Es handelt sich dabei um das größte Informationszentrum für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, 1999 eröffnet und 2003 erstmals erweitert. Leider war es, wie so oft in diesen Zeiten, wegen der Corona-Pandemie geschlossen! Sehr schade, ich hätte es gern besucht, es gibt dort viel Interessantes zu bestaunen. Hier werden unter anderem Seepferdchen und Katzenhaie aufgezogen; eine der Hauptattraktionen ist ein rund 250.000 l fassendes Becken mit einer 6 x 6 m großen Panoramascheibe.

Danach schaute ich mir den kleinen Hafen an, in dem heute allerdings nicht besonders viel Betrieb herrschte! Ich sah zwar einige geparkte PKW, aber nicht besonders viele Spaziergänger.

Sofort fiel mir ein kleines Café auf, das geöffnet hatte und wo man draußen sitzen konnte! Es dauerte keine zwei Sekunden, da beschloss ich, dort meine Kaffeepause einzulegen. Natürlich gab’s auch hier ein paar Regeln, die zu beachten waren (Eintritt nur nach Aufforderung, Mund-/Nasenschutz tragen, solange man nicht am Tisch sitzt, Anschrift auf einen kleinen Zettel eintragen usw.), aber eines kann ich euch versichern: Es tat so richtig gut, endlich ’mal wieder in einem Café zu sitzen, zusammen mit einigen anderen Menschen! Ein kleines Stückchen Normalität also, von dem man noch vor einigen Monaten nicht geglaubt hätte, dass man es so sehr vermissen würde.

Ein leckeres Stück Friesentorte, zusammen mit einer heißen Tasse Kaffee, schmeckte mir daher gleich doppelt gut… 😉

In der Altstadt findet man noch Stufengiebelhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die den niederländischen Einfluss zeigen.

Am Marktplatz steht die evangelische Sank-Laurentius-Kirche (dieser Name scheint in der Gegend wohl sehr beliebt zu sein), deren Nordwand noch aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die barocke Turmspitze wurde 1706 errichtet.

Nachdem ich mich in der Altstadt von Tönning ausgiebig umgesehen hatte, verließ ich den Ort wieder und fuhr auf einer anderen Route zurück in Richtung Friedrichstadt. Das Wetter wurde jetzt deutlich besser, und ich genoss die schöne Radtour durch eine typisch norddeutsche Marschlandschaft, immer so nah wie möglich an der Einer entlang.

Friedrichstadt liegt zwischen der Eider und der Treene. Die Bauten der niederländischen Backsteinrenaissance und Grachten prägen das Stadtbild des heute vor allem vom Tourismus lebenden „Holländerstädtchens“ mit seinen knapp 2.600 Einwohnern. Wie in Holland führt eine kleine Klappbrücke, die Blaue Brücke, über die Treene in Richtung Bahnhof. Mit ihren hoch angebrachten Gegengewichten scheint sie fast zu einem Bild von van Gogh zu gehören. Wenige hundert Meter weiter mündet die Treene in die Eider.

Am Marktplatz stehen die „Prachtstücke“ der 1621 von Herzog Friedrich III. gegründeten Stadt, die holländischen Giebelhäuser!

Ebenso wie in Amsterdam werden auch in Friedrichstadt Stadtrundfahrten auf den vielen Kanälen angeboten, sogenannte Grachtenfahrten. Lange, schlanke Schiffe werden dabei unter schmalen und niedrigen Brücken hindurch bugsiert.

Nach einem Abstecher an die Treene, die die Stadt im Norden begrenzt, fuhr ich schließlich wieder zurück zum Wohnmobil und verbrachte dort einen ruhigen Abend mit TV gucken und Musik hören…

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