Heute war der große Tag gekommen: Ein Zugfahrt mit der berühmten Brockenbahn, der Besuch des Gipfelbereichs des mit 1.141 m höchsten Bergs im Harz, des Brockens, sowie eine schöne Wanderung standen bevor, und das sogar an einem für Ende September ziemlich heißen Tag! Ich stand heute bereits um 07:00 Uhr auf, frühstückte, packte dann meine bereits gestern vorbereiteten „Siebensachen“ zusammen und fuhr mit dem Rad das kleine Stückchen zum Bahnhof von Wernigerode.

Schon dort gab’s den ersten kleinen „Dämpfer“: Wie schon gestern, sah ich auch heute eine erschreckend lange Warteschlange auf dem Bahnhofsvorplatz stehen! Jetzt, um etwa 08:00 Uhr, wo der Schalter doch erst um 08:35 Uhr öffnen sollte!

Ich stellte mein Fahrrad ab, sicherte es wie immer gründlich und stellte mich dann „artig“ an. Im Gespräch mit anderen Wartenden erfuhr ich, dass der 09:10-Zug gestern nur bis zum kleinen Ort Schierke gefahren war; wegen eines Feuers im weiteren Verlauf der Trasse war dort plötzlich „Endstation“! Wie ich es verstand, fuhren auch danach keine Züge mehr zum Brocken, und die verständlicherweise enttäuschten Fahrgäste wurde allesamt auf heute vertröstet! Kein Wunder also, dass hier ein solcher Andrang herrschte! So langsam stellte sich bei mir das dumpfe Gefühl ein, ich würde vielleicht sogar gar kein Ticket mehr abbekommen und mein „schöner“ Plan platzte wie eine Seifenblase…

Glücklicherweise war dies nicht der Fall! Ich musste zwar warten, bis man die Tickethalle öffnete, stellte dann aber sehr schnell fest, dass für Inhaber der HarzCard, die ich ja bereits mehrfach erwähnt hatte und die sogar eine einfache Fahrt mit der Brockenbahn (zurzeit 31,- EUR) beinhaltete, ein separater Schalter zur Verfügung stand! Na, das kam mir natürlich gerade recht, und so passierte es, dass ich fast als erster in den bereitstehenden Zug einsteigen konnte! Der „Waggon meiner Wahl“ war noch komplett leer und ich wählte natürlich einen Fensterplatz.

Natürlich war mir klar, dass dieser Zustand keine zwei Minuten Bestand haben würde! Allerdings war der Waggon bei Abfahrt um 09:10 Uhr erstaunlicherweise trotzdem nicht voll besetzt, sondern nur etwa zur Hälfte! Ich führte das darauf zurück, dass viele der möglicherweise immer noch am Schalter anstehenden Menschen unter anderem auch Tickets für spätere Abfahrten kaufen wollten! An den zwei oder drei Haltestellen in Wernigerode stiegen dann weitere Gäste hinzu, und ab Drei Annen Hohne waren schließlich doch restlos alle Plätze belegt!

Wegen der Corona-Pandemie war in den Abteilen das Tragen von FFP2- oder OP-Masken vorgeschrieben und überall an den Wänden hatte man darüberhinaus Schilder angebracht, die das Essen und Trinken während der Fahrt strikt untersagten! Logisch, denn wäre das erlaubt, würde die Maskenpflicht wohl kaum Sinn machen! Ich ärgerte mich wahnsinnig darüber, dass sich etliche Leute einen Dreck darum scherten: Kaum saßen sie auf ihren Plätzen, wurden auch schon die „Fresspakete“ ausgepackt, dazu die unvermeidliche Flasche Piccolo und die dazu gehörenden „Plastikflöten“! Manche lernen’s halt nie; Rücksichtnahme scheint für sie ein Fremdwort zu sein…

Die Fahrt mit der eigentlichen Brockenbahn ab Drei Annen Hohne über Schierke bis zum Brocken (bis Drei Annen Hohne heißt sie eigentlich Harzquerbahn) hatte ich mir übrigens etwas schöner vorgestellt! Dadurch, dass der Wagen vollbesetzt war und die Sitzbänke sowieso schon recht schmal sind, kam man sich ziemlich „eingepfercht“ vor. Sobald ich ein Fenster etwas weiter als einen Spalt öffnete, um zum Beispiel zu fotografieren, erntete ich sofort ziemlich „giftige“ Blicke; im Übrigen sah man draußen sowieso kaum mehr als Wald mit überwiegend abgestorbenen Fichten!

Sobald aber die Endstation erreicht war (pünktlich um 11:48 Uhr) und ich endlich aussteigen konnte, wurde ich mit einem wirklich wunderschönen 360°-Rundumblick entschädigt. Da die Baumgrenze hier tatsächlich deutlich tiefer liegt, gibt es, ’mal abgesehen von einigen wenigen Gebäuden, nichts, was den Blick in alle Himmelsrichtungen beeinträchtigte! Wenn man weiß, dass der Brocken statistisch an über 300(!) Tagen pro Jahr im Nebel liegt, kann man einschätzen, welches Glück ich heute wieder ’mal hatte…

Das Bahnhofsgelände liegt ein paar Meter unterhalb des Brocken-Plateaus, und so marschierten alle Fahrgäste zunächst ’mal langsam nach oben und verteilten sich dort.

In einem kleinen Souvenirshop kaufte ich zunächst mein obligatorisches Magnet-Andenken, dann gab’s einen Teller Erbsensuppe mit Bockwurst (6,- EUR)! Das ist übrigens ebenfalls obligatorisch hier auf dem Brocken; das muss man einfach machen… 😉

Danach nahm ich mir sehr viel Zeit, mich auf dem weitläufigen Gelände gründlich umzusehen; sowohl mein Smartphone als auch die Bridge-Kamera waren dabei natürlich im Dauereinsatz! Sogar ein Selfie (bei mir eine Seltenheit!) musste sein und sofort verschickt werden!

Die etwas futuristisch anmutenden Gebäude gegen den stahlblauen Himmel wirkten schon fast ein wenig surreal, fand ich. Das Foto zeigt (von links nach rechts) das Brockenhotel, die Wetterstation, den Funkturm mit den Sendeanlagen sowie das Brockenhaus.

Das dreigeschossige Brockenhaus entstand ab 1983 im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR; es dient heute als Besucherzentrum des Nationalparks Harz und als Museum. Wegen der weit sichtbaren Kuppel, die damals die Abhöranlagen beherbergte, wurde es im Volksbund auch „Stasi-Moschee“ oder „Brocken-Moschee“ genannt… 😉

Am Gipfelstein wurde auf dem oberen Schild eine Höhenmarke (1142 m) angebracht; sie bezieht sich auf die Linie auf dem unteren Schild.

Der Dichter Heinrich Heine beschreibt in der Harzreise eindrucksvoll seine Wanderung auf den Brocken mit Übernachtung im Brockenhotel. 1824 schrieb er nach einer nebeligen Besteigung des Brockens angeblich in das Gipfelbuch: „Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine.“ Dieses Zitat wurde ihm allerdings nur angedichtet; an ihn erinnert hier oben das Heinrich-Heine-Denkmal, ein etwa vier Tonnen schwerer Granitstein.

Nachdem ich mir oben alles angesehen und sogar noch eine kleine Picknickpause eingelegt hatte, begann ich endlich meine Wanderung auf dem bekannten Heinrich-Heine-Weg in Richtung Ilsenburg.

Er ist etwa 11 km lang, führt in Richtung Nordost vom Brocken weg und verläuft auf den ersten Kilometern auf dem alten Kolonnenweg, einer aus Betonplatten bestehenden Straße, auf der einst die DDR-Grenztruppen patrouillierten.

Das dürfte der Zug sein, mit dem ich hier angekommen war, nun allerdings wieder auf dem Rückweg nach Wernigerode.

Die Wanderung selbst ist natürlich eigentlich nichts Besonderes. Aber für mich als relativ ungeübten Wanderer war sie es schon! Wer meine Reisebericht verfolgt, weiß, dass ich meistens mit dem Rad unterwegs bin. Nun geht es hier zwar überwiegend bergab, aber wie man auf den Fotos sehen kann, doch teilweise richtig steil, was sehr belastend für die Gelenke sein kann. Insgesamt also doch ziemlich anstrengend, vor allem bei der heutigen Hitze und dem komplett fehlenden Schatten auf den ersten Kilometern. Ich war wirklich heilfroh, diese Strecke bergab und nicht bergauf laufen zu müssen; manche Wanderer, die mir begegneten, auch sogar recht junge Leute, sahen aus, als ob sie tagelang gefoltert worden sind… 😉

Wenn man auf dem Weg nach oben diese Markierung sieht, weiß man, dass man jetzt auf 1.000 Meter Höhe ist; es fehlen also „nur“ noch 141 Höhenmeter bis zum Gipfel! Aber die Freude darüber hält sicher nicht lange an, denn ab hier wird’s nun richtig steil! Für mich, der ich ja abwärts wanderte, wurde es dagegen ein wenig leichter.

Ich war nun inzwischen wieder unterhalb der Baumgrenze und sah auch hier wieder große Flächen toter Bäume.

Diese jungen Leute sahen noch recht fit aus, hatten allerdings auch noch so Einiges vor sich…

Insgesamt traf ich allerdings sehr wenige Wanderer; oftmals lief ich 30 Minuten oder länger völlig allein, alles war hier „mucksmäuschenstill“! Die Ausblicke auf das östliche Harzvorland waren immer wieder fantastisch und luden auch zu kleinen Atempausen ein; ich freute mich immer wieder darüber, dass ich so ein Wahnsinns-Glück mit dem Wetter hatte!

Den Kolonnenweg hatte ich an dieser Stelle längst hinter mir gelassen; es ging nun teils durch dichten Wald oder über lichte Ebenen. Die Beschaffenheit des Wegs wechselte häufig; von einfachen, flachen Schotterwegen über enge Pfade bis hin zu regelrechten Kletterpfaden und ausgetrockneten Bachläufen war so gut wie alles vorhanden.

Die Beschilderung war auf dem gesamten Wanderweg vorbildlich; verlaufen konnte man sich hier eigentlich nicht.

Das letzte Teilstück verlief immer an der kleinen Ilse entlang…

…bis ich schließlich die ersten Ausläufer von Ilsenburg erreichte.

Am Blochauer, einem Parkplatz mit Haltestelle und Ausgangspunkt für einige Wanderungen, stellte ich fest, dass ich noch viel Zeit hatte, bevor mein Bus nach Wernigerode ging. Aus diesem Grund wanderte ich weiter bis ins Ortszentrum und dort bis zur letztmöglichen Haltestelle in der Harzburger Straße. Dort musste ich noch 15 Minuten warten, dann ging es mit dem Bus über kleine Dörfer zurück zum Bahnhof in Wernigerode. Ich schnappte mir mein Fahrrad und war schon ein paar Minuten später wieder beim Wohnmobil!

Insgesamt habe ich diese für mich ungewohnte Wanderung besser „verarbeitet“ als befürchtet; Beine und Hüften machten sich zwar ein wenig bemerkbar, aber schon kurze Zeit später war das auch wieder vorbei. Nach dem Abendessen gab’s noch ein wenig TV, dann ging ich relativ früh schlafen. Ich vermute stark, dass zwischen Hinlegen und Einschlafen keine 60 Sekunden lagen… 😉

2 thoughts on “Auf den Spuren von Heinrich Heine”

  1. Hallo Wolfgang,
    so schlecht wie anfangs deine Befürchtung am Bahnhof war, so gut endete sie. Diese „Harz-Karte“ hatte bisher viele Vorteile. Jetzt wo ich deinen Blog lese, kommt auch das diesjährige große Feuer am Brocken wieder hoch. Das Wetter hatte ja bestens gepasst um den Gipfel zu „stürmen“. Natürlich würde für uns auch die Reihenfolge der Bergauffahrt und die Wanderung hinunter in Frage kommen, obwohl mir mittlerweile auch das Bergab Schwierigkeiten bereitet, wie du es ja auch bei dir erwähnt hast. Die 60 Sek. Marke habe ich wohl schon ewig nicht mehr erreicht.
    VG Roland

    1. Hi Roland! Ja, die HarzCard hatte sich echt gelohnt; im „Fazit Harz“ kannst du später nachlesen, wo genau ich sie überall eingesetzt und was ich dabei gespart habe. Danke für deinen Kommentar!

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