Heute habe ich die hübsche Stadt Quimper besucht. Sie hat ungefähr 63.000 Einwohner und ist die Präfektur (d.h. die Hauptstadt) des Départements Finistère.

Eigentlich hatte ich diesen Ort während meiner Reiseplanung überhaupt gar nicht „auf dem Radar“, erst vor ein paar Tagen wurde ich durch die ziemlich interessant klingenden Beschreibungen in einigen Reiseberichten, die ich im Internet gefunden habe, auf sie aufmerksam. Als ich dann noch die in der Nähe in Frage kommenden Übernachtungsmöglichkeiten checkte, fand ich einen Campingplatz im Süden der Stadt, direkt am Ufer des Odet, auf den ich wirklich sehr neugierig wurde: Camping de l‘Orangerie de Lanniron. Allein dieser Name ist doch schon wie Musik, oder…? 😉

Und tatsächlich, dieser Platz liegt im ehemaligen Schlosspark, genauer gesagt, in der Orangerie der alten Sommerresidenz der Bischöfe von Quimper, zu der eben auch das heute als Hotel genutzte Schloss, das Château de Lanniron, sowie einige weitere sehr hübsche und tadellos gepflegte Gärten und Parkanlagen gehören. Die gesamte Anlage ist über 90 Hektar groß!

Die einzelnen Stellplätze sind riesig, wenn man, wie ich, oftmals auf engen Wohnmobilstellplätzen übernachtet, und durch große Hecken oder Büsche von den Nachbarplätzen getrennt; der Untergrund ist mit Gras bewachsen und es gibt viele Bäume, die Schatten spenden (und die natürlich dadurch auch ‘mal zum Problem werden, wenn man ungestörten Satellitenempfang haben möchte; in dem Fall muss man halt umparken und sich einen anderen Platz suchen). Die Sanitäranlagen sind zwar nicht gerade die modernsten, aber dafür sauber und funktional. Man findet hier alle Annehmlichkeiten, die man sich auf einem Campingplatz wünscht, auch ein echter Golfplatz ist vorhanden! Und eine weitere Überraschung wartete auf mich, als ich in der Rezeption, in der man sogar einwandfreies Englisch sprach, einen Platz für eine Nacht buchte und nur sage und schreibe 19 Euro zahlen musste! Na klar, in der Hauptsaison kostet es hier deutlich mehr, als dieser Preis ist gemessen an dem, was einem hier geboten wird, schon wirklich günstig!

Ich suchte mir also ein schönes Plätzchen (mit Satellitenempfang 😉 aus und bereitete danach, wie üblich, meine heutige Radtour vor, auf der ich mir die Stadt ansehen wollte.

Als erstes fuhr ich mit dem Fahrrad etwas in der Anlage hin und her, um mir alles genau anzusehen, danach hinunter an den Fluss und am Schloss und den schönen Gartenanlagen vorbei in Richtung Stadt, immer am Ufer des Odet entlang, der mitten durch die Stadt fließt.

Ich hatte vorher mit Hilfe meiner bewährten Outdoor-App KOMOOT eine Strecke ausgearbeitet, die ich abfahren wollte; das ist immer sehr praktisch, denn dann kann ich das Smartphone z.B. in der Jackentasche lassen und höre nur noch auf die Sprachanweisungen, die mir genau mitteilen, wann und wo ich abbiegen soll. Eigentlich hatte ich mich schon darüber gewundert, dass der Weg hier am Fluss weiter entlang führen sollte, denn auf den Satellitenfotos war das in dieser Form gar nicht zu erkennen. Tatsächlich wurde der Weg aber immer schmaler, führte dann in ein Waldstückchen hinein und wurde schließlich so eng und unübersichtlich, dass ich wieder ‘mal absteigen und schieben musste.

Auch jetzt hatte ich noch keinen Verdacht geschöpft, und „kämpfte“ mich tapfer voran; vereinzelt lagen umgestürzte (kleine) Bäume oder auch Äste auf dem Weg, über die ich klettern musste, mit dem Fahrrad, versteht sich! Irgendwann aber wurde aus dem Weg ein Trampelpfad; ich blieb überall an den Dornen von Büschen hängen und ratschte mir mehrfach die Haut auf. Ich fluchte innerlich, ließ das Bike jetzt erst ‘mal stehen und ging ein Stückchen voraus, um zu sehen, ob sich der Weg wieder verbessern würde, denn laut Karte waren es nur noch etwa 150 Meter bis zu einem Sandweg, der unter einer Brücke über den Odet entlang ging.

Als ich plötzlich vor einem riesigen Maschendrahtzaum stand, der sogar bis weit in den Fluss hineinführte, war die Entscheidung gefallen; hier ging es nun auf keinen Fall weiter! Ob ich wollte oder nicht, ich musste umkehren, und die gesamte bisherige Strapaze noch einmal ertragen! Glücklicherweise kann ich auch dem Rückweg dann aber an eine Stelle, die ganz in der Nähe meines Campingplatzes lag, allerdings ca. 15 Meter tiefer! Ich fand wieder einen kleinen, aufwärts führenden Trampelpfad, wahrscheinlich durch Besucher des Campingplatzes entstanden, die einen direkten Weg vom Platz zum Flussufer gesucht hatten, und „schnaubte“ schiebend bergauf!

Irgendwann kam ich endlich oben an, war völlig außer Atem, überall verkratzt, und stand wieder genau dort, wo ich vor etwa einer Stunde losgefahren war! Na bravo, wirklich gut gemacht!!!

Nun musste ich aber erst ‘mal herausfinden, was hier schief gelaufen war! Ich sah mir meine Tour auf dem Smartphone noch ‘mal genauer an und fiel aus allen Wolken, als ich feststellte, dass als Sportart „zu Fuß“ eingestellt war, nicht „Fahrrad“! Dass das ein riesiger Unterschied ist, leuchtet sicherlich jedem ein. Normalerweise ist, wenn ich eine neue Tour plane, immer „Fahrrad“ voreingestellt, aber dieses Mal musste ich versehentlich irgendwie die Sportart gewechselt haben, natürlich unwissentlich.

Das erklärte natürlich einiges, allerdings blieb da immer noch der hohe Maschendrahtzaun, den auch ein Fußgänger wohl kaum hätte ignorieren können, ‘mal davon abgesehen, dass dahinter vermutlich Privatgelände lag! Also waren in diesem Fall die der App zugrunde liegenden Informationen nicht ganz auf dem neuesten Stand, was natürlich hin und wieder ‘mal vorkommen kann!

Dieses ungeplante „Abenteuer“ hatte ich ganz schnell abgehakt; es war immer noch recht früh am Tag, das Wetter war prima und ich war voller Tatendrang. Ich freute mich vor allem darauf, jetzt mit einer neuen Routenplanung (dieses Mal für Fahrräder 😉 endlich wieder bequem im Sattel sitzen und Gas geben zu können…

Nun klappte alles hervorragend; nach relativ kurzer Zeit war ich bereits an dem schon oben erwähnten kleinen Sandweg, der unter einer Brücke über den Odet hindurch führte, und von da ab fuhr ich tatsächlich immer am Fluss entlang, bis in die Stadtmitte von Quimper.

Die Stadt gefiel mir auf diesem Streckenabschnitt schon ‘mal sehr gut; besonders die unzähligen Blumenkästen und Ziersträucher überall an den Straßenrändern und an den Brücken fallen sofort ins Auge! Weithin sichtbar sind die neugotischen Türme der imposanten Cathedrale Saint-Corentin. Der Bau begann bereits im Jahr 1240, konnte aber erst 1856 mit dem Errichten der Kirchturm spitzen abgeschlossen werden. Und wir schimpfen über den neuen Berliner Flughafen… 😉

Nachdem ich mich auf dem zentralen Platz um die riesige Kathedrale herum ausführlich umgesehen hatte, ging es in die mittelalterliche Altstadt vom Quimper; hier musste ich das Bike natürlich wieder schieben. Obwohl die Geschäfte und Restaurants sich hier nicht sonderlich von denen anderer, ähnlicher Städte unterschieden, hatte man hier aber tatsächlich fast das Gefühl, sich im Mittelalter zu befinden! Die vielen hübschen, teilweise recht windschiefen Fachwerkhäuser, aber auch die typisch bretonischen grauen Steinhäuser vermittelten einen supergemütlichen Eindruck.

Irgendwann meldete sich mein Magen; ich hatte Hunger und auch Durst, und so suchte ich mir ein kleines Lokal auf dem Place Saint-Corentin (das ist der Platz um die Kathedrale) aus, fand einen schönen Platz im Freien und bestellte mir zum ersten Mal, seit ich hier in Frankreich bin, eine herzhafte Galette (Pfannkuchen aus Buchweizenmehl) mit Schinken, Käse und Ei, dazu einen Cappuccino.

Nach einer erholsamen Pause, in der ich das rege Treiben auf dem Platz beobachtete, setzte ich meine Radtour fort; jetzt ging es über den Fluss in den Süden der Stadt. Was ich bei meiner Planung wohl irgendwie übersehen hatte, war die Tatsache, der dieser Teil der Stadt ca. 60 m höher lag als die Altstadt auf Meeresspiegelhöhe. Also war wieder ‘mal der „Bergziegenmodus“ angesagt.

Zurück auf dem Campingplatz, genoss ich bei bestem Wetter den Rest dieses wunderschönen Tages vor meinem WoMo und „opferte“ den Göttern als Dank eine ganze Flasche Rotwein! Mit etwas Wehmut denke ich jetzt gerade daran, dass ich in einer Woche schon wieder zuhause sein werde; wie schnell doch die Zeit vergeht…

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