Bis zu meiner nächsten Auslandsreise in die Normandie und in die Bretagne Anfang September muss ich leider noch ein paar Wochen warten; Zeit genug also, zwischendurch noch die ein oder andere Kurzreise mit dem Wohnmobil zu unternehmen…

Als Thema für diese Reise sowie für einige weitere im nächsten und wahrscheinlich auch in den folgenden Jahren hab’ ich mir die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns ausgesucht, von der ich bis heute eigentlich noch so gut wie gar nichts kenne, wenn man ‘mal von einer kurzen, aber alkoholgetränkten Vatertagstour mit Arbeitskollegen auf die Insel Rügen vor gefühlten Hundert Jahren absieht!

Auf die Highlights wie z.B. Fischland-Darß-Zingst, Hiddensee, Rügen, Usedom und die wunderschönen, alten Hansestädte freue ich mich natürlich ganz besonders, aber weil ich wirklich die gesamte Küste intensiv kennenlernen möchte, fange ich auf dem ersten Teilstück ganz im Westen, in Nordwestmecklenburg, an; dabei orientiere ich mich im Wesentlichen an einem dazu passenden Reiseführer, den ich mir zu diesem Zweck extra besorgt habe, den Wohnmobil-Tourguide aus dem Reise-Know-How-Verlag mit dem Titel „Die schönsten Touren an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns“. Klingt doch vielversprechend, oder…?

Die Anfahrt gestaltete sich recht einfach, schließlich waren es nur 120 km bis nach Schönberg, einer kleinen Stadt nahe der A20, etwa 15 km östlich von Lübeck. Dort habe ich auf einem Parkstreifen im Industriegebiet völlig allein und ungestört übernachtet. Heute morgen bin ich dann ungefähr 20 km weiter nach Rosenhagen gefahren, einem winzigen Ortsteil von Dassow, der schon fast an der Ostseeküste liegt. Dort gibt es am Ortseingang einen ruhig gelegenen Wohnmobil-Stellplatz für 9,50 Euro pro Übernachtung; als ich ankam, waren gerade ‘mal drei oder vier Wohnmobile auf dem Platz, später am Abend stand ich dort sogar ganz allein!

Dies war der perfekte Startpunkt für meine Radtour! Bereits nach ein paar Minuten war ich direkt am Strand und sah mich dort etwas um; es war heute leider etwas diesig, aber dafür relativ warm und windstill, und ab und zu kam die Sonne doch noch „ungefiltert“ hervor. Perfekte Bedingungen also!

Mein erstes Ziel war die ca. 3 km lange Halbinsel Priwall. Die gehört zwar nicht zu Mecklenburg, sondern zu Schleswig-Holstein, aber es war schon sehr lange mein Wunsch, endlich ‘mal auf dieser Seite der Trave-Mündung zu stehen, dort, wo auch das schmucke Museumsschiff Passat festgemacht hat. Außerdem kommt man, wenn man die Halbinsel komplett umrundet, auch durch das Natur- und Vogelschutzgebiet „Südlicher Priwall“, das ich als sehr sehenswert empfunden habe; die Radwege führen überwiegend an der Trave und an der Pötenitzer Wiek entlang…

Dort, wo die Halbinsel beginnt, verlief früher die innerdeutsche Grenze. Zwischen der Lübecker Bucht im Norden und der Pötenitzer Wiek im Süden liegen dort nur knapp 300 Meter. Zur Erinnerung an die Grenzöffnung in diesem Abschnitt am 3. Februar 1990 wurde hier ein Findling mit einer entsprechenden Inschrift aufgestellt; daneben findet man eine etwas ausführlichere Informationstafel.

Als nächstes habe ich endlich einmal die Passat besichtigen können; auch das war uralter Wunsch von mir, den ich nun endlich ‘mal aus meiner Liste streichen kann. Der Eintritt ist mit vier Euro nicht zu hoch, finde ich; man bekommt wirklich ‘ne Menge zu sehen, vor allem auch unter Deck. Was mich richtig überrascht hat, war die schiere Größe dieser Viermastbark; in all den Jahren hab’ ich ja sie immer nur aus der Ferne, nämlich vom anderen Ufer in Travemünde aus, gesehen.

Zurück in Mecklenburg, ging es dann zum kleinen Dorf Pötenitz; ich wollte dort das alte Gutshaus „Schloss Pötenitz“ aufsuchen, das ‘mal vor Jahren in einer Sendung der WDR-Reihe „Wunderschön!“ vorgestellt wurde. Das Portal habe ich zwar gefunden (siehe Foto), aber zum Gutshaus kommt man einfach nicht mehr hin. Die Straße, über der das Portal steht, heißt tatsächlich „Schlossallee“ und ist doch nicht anderes als ein überwucherter Sandweg, der nach ein paar Metern zunächst von einem umgestürzten Baum halb und dann (für Hartnäckige) von einem hässlichen Bauzaun ganz versperrt wird.

Meine Versuche, auf anderen Wegen zum Gutshaus zu gelangen, endeten alle mit der nur sehr widerstrebend gewonnenen Erkenntnis, dass matschige Feldwege und dichtes Dornengestrüpp sehr wohl gewichtige Gründe sein können, von einem Vorhaben abzurücken…

Die kleinen Straßen und Wege im Nordwesten Mecklenburgs eignen sich im Allgemeinen recht gut zum Fahrrad fahren, denn es gibt dort kaum Verkehr. Fahrradwege sind allerdings meistens nicht vorhanden und manchmal wird man auch ziemlich heftig durchgerüttelt! Die Landschaft ist wunderschön; oft hat man das Gefühl, als ob die Zeit hier immer noch stehen geblieben ist…

Nun fuhr ich weiter über Harkensee und Neuenhagen nach Dönkendorf. Kurze Zeit später bog ich in einen Feldweg ein, der mich auf eine andere Straße und weiter zum Schloss Kalkhorst bringen sollte; er bestand aus zwei sandigen Fahrspuren, die zu Anfang recht gut befahrbar waren.

Dann aber, zum Umkehren war es mir schon zu spät, waren diese Fahrspuren über und über mit kleinen, fiesen Steinchen bedeckt, die erstens das Fahren etwas ungemütlich machten und zweitens in mir das Gefühl aufkommen ließen, dass das meinen Reifen ganz und gar nicht gefallen würde! Und dann passierte, was passieren musste; auf einer kleinen Anhöhe mit wunderschöner Aussicht in alle Richtungen, etliche Kilometer von größeren Orten entfernt, bei etwa 25 Grad im Schatten, der aber gar nicht vorhanden war, hatte ich einen Platten! Ok, mein Fahrrad hatte einen Platten! Natürlich am Hinterrad, wo sonst?

Gerade noch hat man sich an der schönen Landschaft, am schönen Wetter (hier schien die Sonne gerade ‘mal „unbarmherzig“ vom Himmel) und an der Aussicht auf ein schönes Stückchen Kuchen und ein Kännchen Kaffee im nächsten Ort erfreut, da holt einen die nüchterne Erkenntnis, dass man die nächste Stunde erst ‘mal damit beschäftigt sein würde, sich schmutzige Finger zu holen, rücksichtslos auf den (sandigen) Boden der Tatsachen zurück!

Noch bevor das Fahrrad richtig ausgerollt war, ratterte in meinen Kopf schon die Inventarliste meiner beiden Packtaschen über meinen geistigen Bildschirm; ich wusste, ich hatte sowohl Werkzeug als auch Flickzeug dabei! Sogar ein Sandwich und eine halbe Flasche Wasser konnte ich noch ins Feld führen! Allerdings fiel mir auch gleich ein, dass ich das Flickzeug damals vermutlich noch mit DM statt mit Euros bezahlt hatte…

Nun, so alt war es wohl wieder auch nicht, aber als ich irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit den Klebstoff aus der Tube auf den Flicken drückte, starrte ich staunend auf gleich zwei verschiedene Flüssigkeiten; eine zähe, etwas gelbe und eine fast wässrige, transparente! Hhmm, so soll das bestimmt nicht aussehen…

Dazu kam, dass ich am defekten Schlauch leider kein einfaches, kleines Loch entdeckte, sondern eine fast zwei Quadratzentimeter große poröse Stelle, die natürlich einen entsprechend großen Flicken erforderte. Später fand sich sogar noch ein zweites, eher längliches Loch gleich daneben. Die beiden viel zu großen Flicken sowie der irgendwie aus der Form geratene Klebstoff führten dazu, dass das Ganze zu einer ziemlich langwierigen Aktion ausartete; als ich das Hinterrad wieder montiert und den Reifen schon halb aufgepumpt hatte, musste ich feststellen, dass die Luft nach kurzer Zeit trotzdem wieder entweichen konnte; na Klasse, ich durfte also wieder von vorne beginnen! Für den zweiten Durchlauf hab’ ich die komplette Tube Klebstoff verbraucht, und dieses Mal klappte es dann endlich! Diese Flickerei hielt zumindest für den gesamten Rest meiner Radtour; um einen neuen Schlauch konnte ich mich am nächsten Tag kümmern…

Verschwitzt, schmutzig und sehr durstig (meine Wasserflasche hatte ich längst ausgetrunken) ging es dann irgendwann weiter; was für ein tolles Gefühl, wenn das Fahrrad endlich wieder rollt… 😉

Über Kalkhorst und Groß Schwansee fuhr ich schließlich wieder nach Norden bis zur Ostseeküste; von dort aus ging es nach Westen auf einem gut ausgebauten Fahrradweg wieder zurück an meinen Ausgangspunkt und zum Wohnmobil!

Trotz der blöden Panne hab’ ich diese Tour, die über insgesamt 43 Kilometer ging, als sehr lohnend und abwechslungsreich empfunden; das Wetter passte und fast alles, was ich sah, war auf die eine oder andere Art neu für mich! Mit dem ersten Tag in Meck-Pomm war ich schon ‘mal richtig zufrieden… 😉

One thought on “Meck-Pomm, ich komm…”

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