Heute stand im Rahmen meiner Rügen-Erkundnung das erste richtige Seebad auf dem Programm, nämlich Binz. Am Vormittag, während meiner „Anreise“ war der Himmel noch ziemlich bedeckt, gegen Mittag sollte es aber auflockern. Als ich im Ort eintraf, stellte ich mein Fahrrad ab und erkundete den Ort zunächst zu Fuß.

Schon 1884 wurde Binz offiziell zum Badeort erklärt, wodurch ein enormes Baugeschehen einsetzte; nun entstanden hier Logierhäuser im Villenstil der sogenannten Bäderarchitektur, die klangvolle Namen erhielten. Das waren zum einen nationale Bezeichnungen wie Germania, zum anderen benannte man die Villen aber auch gern nach den Frauen der Bauherren.

Ab 1902 kam eine neue Attraktion in den Ort, die Seebrücke. Sie ragte knapp 600 m ins Meer, bis sie in der Neujahrsnacht 1906 durch eine Sturmflut zerstört wurde; das Kurhaus fiel im selben Jahr einem Brand zum Opfer! Aber schon kurze Zeit später war beides wieder aufgebaut. Am 28. Juli 1912 legte ein Dampfer an, wobei an der Brücke ein hölzerner Querbalken zerbrach. Etwa 50 Menschen wurden dabei ins Wasser gerissen, 17 starben! Nachdem 1942 die Seebrücke durch Eis ein weiteres Mal zerstört wurde, errichtete man sie zunächst nicht neu. Erst 1994 wurde eine neue Seebrücke mit einer Länge von 340 m eingeweiht. Sie ist heute nicht nur beliebte Flaniermeile, sondern auch Ausgangspunkt für Schiffstouren zum Kap Arkona, entlang der Kreidefelsen oder für Tagesausflüge rund um Rügen. Im Juni findet hier das Seebrückenfest statt.

Mittlerweile ist Binz das größte Seebad der Insel und bietet dem Besucher viele Veranstaltungen am feinsandigen Strand und über 1.800 Sonnenstunden im Jahr, die man beim Baden und Sonnen genießen kann. Direkt vor dem Kurhaus finden auf dem Kurplatz u. a. regelmäßig Konzerte statt.

Nachdem ich mich ausreichend umgesehen hatte, suchte ich mir einen kleinen Imbiss und bestellte mir eine Portion Fish & Chips (7,50 EUR) als Mittagessen. Danach suchte ich mein wieder Fahrrad auf, erkundete noch ein paar weitere Ortsteile…

…und fuhr schließlich aus dem Ort hinaus in Richtung Norden, natürlich immer möglichst nah am Strand entlang. Diese Passage meiner Tour gefiel mir ganz besonders gut. Inzwischen hatte ich auch, wie man auf den Fotos sehen kann, wieder bestes Wetter!

Mein nächstes Etappenziel war Prora, ein Ortsteil von Binz. Prora ist vor allem wegen des gigantischen Seebades, das die Nationalsozialisten hier errichten ließen, vielen Menschen ein Begriff. Ich war hier schon einmal kurz nach der „Wende“, 1991; vom damals noch deutlich sichtbaren „DDR-Charme“ war heute natürlich absolut gar nichts mehr zu bemerken!

Da die gesamte Anlage von Ende der 1940er Jahre bis 1990 für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war, rankten sich eine Menge Legenden und Gerüchte um das, was man im Inneren der Absperrungen vermutete. Heute kann sich jeder sein Bild vom Koloss von Prora, der ursprünglich immerhin stolze 4,5 km lang war, machen. Jetzt findet man hier Ferienwohnungen, Läden, Hotels, Restaurants und Cafés vor.

Das Naturerbe-Zentrum Rügen ist ein Naturerlebniszentrum in Prora. Es wurde am 15. Juni 2013 eröffnet und bietet einen spektakulären Baumwipfelpfad sowie Erlebnisausstellungen, Führungen und Informationen zu den umliegenden Ökosystemen.

Den Baumwipfelpfad samt dazu gehörendem Aussichtsturm wollte ich mir unbedingt ’mal selbst ansehen…

An einer der vielen „Erlebnisstationen“ traf ich auf drei junge Frauen. Eine von ihnen versuchte, mit Hebelbewegungen eine kleine Wassersäule bis ganz nach oben zu pumpen, was aber immer nur ein paar wenige Zentimeter brachte und daher sehr lange dauerte. Ich sagte zu ihr: „Sie wissen aber schon, dass die hier um 20 Uhr schließen, oder?“. Großes Gelächter; sie tat beleidigt, war es aber natürlich nicht… 😉 Später traf ich die drei immer wieder ’mal und wechselte ein paar Worte mit ihnen.

Der 40 m hohe Aussichtsturm, der einem Adlerhorst nachempfunden ist, steht in der Mitte des Pfades; von seiner Aussichtsplattform auf einer Höhe von 82 m über dem Meeresspiegel bietet sich der Rundblick über die Baumwipfel, über Teile von Rügen, zum Kleinen Jasmunder Bodden und zur Prorer Wiek. Die Aussicht ist natürlich absolut gigantisch, wie man sich vorstellen kann; die Mühe des Aufstiegs lohnt sich daher auf jeden Fall! Aber seht selbst…

Nach gefühlten 1.000 Fotos ging es schließlich wieder nach unten. Den „ganz schnellen“ Weg ersparte ich mir allerdings… 😉

Nach dieser sehr schönen Unternehmung holte ich mein Fahrrad und fuhr den langen Weg zurück nach Bergen. Gegen 17 Uhr traf ich wieder auf dem Wohnmobilstellplatz ein und freute mich über einen gelungenen Tag und über das schöne Wetter!

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