Flevoland ist die jüngste Provinz Hollands. Sie besteht fast ausschließlich aus Land, das erst im 20. Jahrhundert dem IJsselmeer abrungen wurde. Der Osten wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt, während der Westen mit Almere schon fast zum Einzugsgebiet Amsterdams gehört. Hauptstadt ist das 78.000 Einwohner zählende Lelystad, das ich heute besucht habe.

In der Nacht hatte es so heftig geregnet, dass ich davon gleich mehrfach aufgewacht bin. Am Morgen war es zwar wieder sonnig, aber gegen Mittag bezog sich der Himmel und es regnete dann bis zum Abend! Irgendwie scheint es, als ob sich in dieser Woche jeden Tag gutes mit schlechtem Wetter abwechseln würde…

Für die etwa 120 km lange Fahrt von Harlingen nach Lelystad benötigte ich nur knapp 90 Minuten. Ich fuhr auf den kostenlosen Parkplatz Parking Houtribslag im Norden der Stadt, der von vielen Wohnmobilfahrern genutzt wird.

Meine Radtour verlief zunächst am Ufer des IJsselmeers entlang in Richtung Südwesten. Schon von weitem sah man den ehemaligen Fernsehturm der Stadt. Er wird heute als Rechenzentrum genutzt; mit seinen 140 m Höhe ist er kaum zu übersehen…

Der 26 km lange Markerwaarddeich ist eigentlich kein Deich, sondern ein Damm. Er wurde zwischen 1963 und 1976 errichtet und trennt das IJsselmeer vom südlich davon gelegenen Markermeer. Heute dient er als wichtige Straßenverbindung zwischen Flevoland und Nordholland. An zwei Stellen kann man aus dem Markermeer in das IJsselmeer wechseln; hier in Lelystad an der Ostseite des Dammes sind es die Houtrib-Schleusen, die ich kurze Zeit später erreichte.

Dort entdeckte ich auch das wohl außergewöhnlichste Hinweisschild für ein Rauchverbot, das ich jemals gesehen hatte. Zuerst musste ich ein wenig schmunzeln, dann aber machte meine Belustigung der plötzlichen Erkenntnis Platz, dass diese Art der Darstellung eigentlich gar nicht witzig, sondern sehr gut durchdacht ist: Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich schon Tausende und Abertausende von Rauchern beim Vorhandensein eines üblichen Rauchverbotsschilds mit dem Hinweis, dass sie ja schließlich Zigarren- oder Pfeifenraucher wären, herausgeredet haben… 😉

Nun erreichte ich den Hafen der Stadt. Die Batavia war ein Segelschiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC). Es lief 1629 auf seiner ersten Reise vor Australien auf ein Riff und sank. Ein Nachbau wurde von 1985 bis 1995 auf der Bataviawerft hier in Lelystad gefertigt. Die Werft ist Teil des Batavialand-Museums.

Ebenfalls vom Hafen aus ist De Hurkende Man (deutsch Der hockende Mann) zu sehen. Die 25 Meter hohe Stahlskulptur wurde 2010 vom Künstler Antony Gormley geschaffen und wiegt sage und schreibe 44 Tonnen!

Meine nächste Station etwas weiter südlich war der moderne Bataviahafen.

Von hier hatte ich einen ungehinderten Blick auf das gewaltige Sperrwerk zwischen IJsselmeer und Markermeer.

Und hier liegen einige sehenswerte Segelschiffe, die man auch chartern kann, wenn man das nötige „Kleingeld“ besitzt!

Da der Regen nun leider immer stärker wurde, entschloss ich mich nach einer Weile zur Umkehr und fuhr direkt in die Stadt. Was ich sah, gefiel mir nicht schlecht, allerdings war an eine „vernünftige“ Stadterkundung nun wegen des Wetters nicht mehr zu denken; ich musste mich alle paar Minuten irgendwo unterstellen…

Schließlich gab ich auf und fuhr, bei echtem „Sauwetter“, wieder zurück zum Wohnmobil! Bevor ich hineinging, musste ich mich aber fast komplett ausziehen, denn ich war jetzt tatsächlich „pitschnass“ bis auf die Haut. Mein Wohnmobil glich kurze Zeit später einem Trockenboden: Überall waren Wäscheleinen gespannt, auf denen meine Sachen zum Trocknen hingen…

Nach einem heißen Cappuccino und einer leckeren Schoko-Makrone sah die Welt aber dann schon ganz anders aus. Leider musste ich den Rest des Tages im Wohnmobil verbringen, aber auch in solchen Situationen kommt bei mir niemals Langeweile auf; irgendwas gibt’s immer zu tun…

Morgen wollte ich ja zum Abschluss noch Amsterdam besuchen, also plante ich schon ’mal eine ungefähre Strecke für meine Radtour…

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