Heute ist mein erster ganzer Tag in Berlin! Ich bin gestern mit dem Wohnmobil für einen einwöchigen Besuch in der Hauptstadt eingetroffen und werde während der gesamten Zeit auf dem Stellplatz Wohnmobil-Oase in Berlin-Mitte übernachten.

Schon zuhause hatte ich mehrere Spaziergänge durch das Stadtzentrum präzise ausgearbeitet, von denen ich heute den ersten in Angriff nehmen wollte. Die „angepeilte“ Route ist schon dem Titel dieses Berichts zu entnehmen, es soll vom Bahnhof Zoo bis zum Bundeskanzleramt gehen, insgesamt etwa 8 km!

Zunächst lief ich vom Stellplatz aus in nur wenigen Minuten zum Bahnhof Gesundbrunnen und fuhr dann mit der DB über den Hauptbahnhof zum Bahnhof Zoo. Ich hatte mir zuvor schon für 40 Euro die Berlin WelcomeCard in der 4-Tage-Version besorgt, allerdings war ich mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht sicher, ob damit das Fahren mit der Bundesbahn überhaupt eingeschlossen ist! Egal, auf den zwei Zwischenstationen wird wohl kaum kontrolliert werden, dachte ich mir, und so war es natürlich auch!

Das schöne Wetter von gestern hatte sich leider kurzfristig „verabschiedet“! Später sollte es auflockern, und über diese Planung hatte man den zuständigen Mitarbeiter „dort oben“ offenbar auch informiert: Gegen 10:30 Uhr kam tatsächlich die Sonne durch, für den Rest des Tages konnte ich mich über viel blauen Himmel freuen!

Hier befand ich mich gerade am sogenannten Kranzler Eck Berlin mit dem traditionsreichen ehemaligen Café Kranzler. Die Filiale am Kurfürstendamm war eine West-Berliner Institution und bis Ende 1999 ein bei Touristen und Prominenten beliebter Anziehungspunkt. Seit 2016 wird das Café wieder in der berühmten Rotunde im Dachgeschoss mit Blick über den Ku’Damm betrieben.

Gleich gegenüber befindet sich das 119 m hohe Hotel Motel One Berlin Upper West, ein Themenhotel mit den Bezugspunkten Filmstadt Berlin und Berlinale-Kino Zoopalast.

Hier im Zentrum des Berliner Westens blickt man von vielen Seiten natürlich auch auf die evangelische Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche. Das Baudenkmal auf dem Breitscheidplatz wurde im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. zum Gedenken an seinen Großvater Kaiser Wilhelm I. in den Jahren 1891–1895 von Franz Schwechten im Stil der Neoromanik erbaut. Der Kirchturm (links) war mit 113 m der damals höchste der Stadt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Gedächtniskirche schwer beschädigt. Danach einlegte man sich auf den Abriss des Kirchenschiffs, aber den Erhalt der Turmruine als Mahnmal gegen den Krieg und auf den Neubau eines vierteiligen Bauensembles, das aus dem Kirchenschiff, dem Kirchturm (rechts auf dem vorigen Foto), der Kapelle und dem Foyer besteht. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen des Berliner Westens und zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der deutschen Hauptstadt.

Vor Ort entdeckte ich auch die Gedenktafeln, die hier für die zwölf Todesopfer des islamistischen Anschlags auf den Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 installiert wurden.

Ich nutzte natürlich die Gelegenheit, mir die Kirche nun zum ersten Mal in meinem Leben auch von innen anzuschauen…

Ein Charakteristikum der neuen Kirche sind die gerasterten Wände, die aus mehr als 20.000 blauen Glasfenstern bestehen.

Danach ging es ein paar Schritte weiter, auf die andere Seite der Budapester Straße. Das dort befindliche denkmalgeschützte Gebäude ist Teil eines Bauensembles, das heute den Namen Bikini Berlin trägt, historisch hieß der Komplex allerdings Zentrum am Zoo. Das Bikini-Haus beherbergt heute vor allem ein großes Einkaufszentrum. Hier schaute mich ebenfalls in Ruhe um und schlenderte, ’mal im Erdgeschoss, ’mal im Obergeschoss, von West nach Ost durch das ganze Gebäude.

Danach ging es nur noch ein kurzes Stück weiter nach Osten, denn ich wollte mir auf jeden Fall den Eingangsbereich des Berliner Zoos anschauen, genauer gesagt, das bekannte Elefantentor. Das von 1983 bis 1984 im ostasiatischen Stil errichtete Tor erhält seinen Namen durch zwei lebensgroße liegende Elefanten aus Sandstein, die ein Pagodendach aus rotem Holz, goldenen Ornamenten und grünglasierten Ziegeln tragen. Die Rekonstruktion basiert auf dem gleichnamigen Originalbau aus dem Jahr 1899, der während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Heute zählt das Tor zu den Wahrzeichen des Zoologischen Gartens und steht unter Denkmalschutz.

Das ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Europa-Center ist ein Gebäudekomplex mit einem markanten Hochhaus am Breitscheidplatz. Von 1963 bis 1965 errichtet, wurde es neben der Gedächtniskirche ebenfalls recht schnell zu einem Wahrzeichen der Stadt. Mit einer Höhe von 86 m war der Büroturm einige Jahre lang das höchste Hochhaus der Stadt.

Als ich mit 13 oder 14 Jahren zum ersten Mal in Berlin war, sind wir auch auf die Aussichtsplattform hinaufgefahren; darauf habe ich dieses Mal wegen der ohnehin schlechten Sicht verzichtet! Aber den Eingang zu den Berliner Stachelschweinen im Untergeschoss musste ich unbedingt noch schnell auf einem Foto festhalten… 😉

Nun wanderte ich langsam in Richtung Südosten auf der Tauentzienstraße entlang…

…bis zum weltberühmten, bereits 1907 eröffneten KaDeWe (Kaufhaus des Westens), einem der größten Warenhäuser Europas! Du musste ich natürlich auch ’rein; dort gibt’s immer wieder interessante Dinge zu sehen. Die legendäre „Fress-Etage“, wie die Berliner sagen, im 6. Stock präsentiert die größte Schlemmer- und Feinkostabteilung des Kontinents. Von der Futtertheke zur Feinschmecker-Bar lassen sich hier fast alle Köstlichkeiten der Welt probieren.

Als ich das Gebäude wieder verließ, wurde ich durch intensiven Sonnenschein überrascht, was ich mit dem Verzehr einer typischen Berliner Spezialität natürlich sofort feiern musste… 😉 Zugegeben, dies war eine recht kleine Portion, allerdings war der Preis von 2,90 EUR dafür ganz ok, fand ich.

Am Wittenbergplatz bog ich nach Norden in die Ansbacherstraße ab und überquerte später wieder den Kurfürstendamm. Am DIN-Platz befindet sich der Sitz des Deutschen Instituts für Normung e. V. (DIN), dort war allerdings alles geschlossen.

Kurz darauf spazierte ich am Landwehrkanal entlang…

…bis zum Konrad-Adenauer-Haus, das die Bundesgeschäftsstele der CDU beherbergt. Dort hielt ich mich eine ganze Weile auf, denn ein ganzer „Tross“ von Fotografen und Journalisten belagerten gerade den Haupteingang! Ich dachte, hier passiert gleich ’was Wichtiges und ich bekomme möglicherweise einige Polit-Promis zu sehen!

Was immer dort noch passieren sollte, ich hab’s nicht erlebt, denn nach ca. 30 Minuten war mir meine Zeit doch zu schade dafür, hier noch länger zu warten! Lediglich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte ich zu Gesicht bekommen, der, von Leibwächtern begleitet, in das Gebäude ging. Ich wanderte also weiter, jetzt wieder nach Norden, und nun traf ich auf ein weiteres schwergewichtiges Wahrzeichen der Stadt, die Siegessäule! Und natürlich auf den sie umgebenden Tiergarten, die „grüne Lunge“ Berlins.

„Goldelse“ wird die von Friedrich Drake geschaffene Siegesgöttin Viktoria von den Berlinern genannt. 1873 wurde sie als Nationaldenkmal der Einigungskriege auf dem Königsplatz (heute Platz der Republik) feierlich eingeweiht und 1938/39 im Rahmen des Hauptstadtumbaus durch die Nationalsozialisten an den Großen Stern im Herzen des Tiergartens verpflanzt.

Ebenfalls am Großen Stern trifft man auf zwei sehenswerte Denkmale. Das erste erinnert an den preußischen Feldherrn und deutschen Einigungskämpfer Helmuth von Moltke (1800–1891); es gehört zu den Meisterwerken der Berliner Bildhauerschule.

Das zweite ist das Bismarck-Nationaldenkmal, zu Ehren des ersten deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck geschaffen. In den Jahren 1897–1901 von Reinhold Begas im Stil des Neobarock ursprünglich auf dem Königsplatz vor dem Reichstagsgebäude errichtet, wurde es 1938/1939 zusammen mit den Denkmälern Roons und Moltkes sowie der Siegessäule an den heutigen Standort versetzt. Das Monument ist eines der bedeutendsten Bismarckdenkmälern Deutschlands.

Am nördlichen Rand des Tiergartens, direkt am Ufer der Spree, liegt das Schloss Bellevue. Die frühklassizistische Schlossanlage ist die „erste Adresse“ der Bundesrepublik Deutschland. 1785 für den jüngsten Bruder Friedrichs des Großen als Sommerpalais erbaut und nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg rekonstruiert, ist das Schloss heute Sitz des Bundespräsidenten! Es kann leider nur von außen besichtigt werden.

An dieses Gebäude kann ich mich sogar noch von meinem allerersten Besuch in Berlin erinnern, was sicher mit seiner markanten Form zu tun hat. Die Kongresshalle an der John-Foster-Dulles-Allee im Tiergarten wird für Veranstaltungen und Ausstellungen aller Art genutzt. Bis heute bewirkt sie Aufsehen und Anziehung mit ihrem besonderen Dach, das sich in einem weiten und hohen Bogen über das Auditorium spannt. Es besteht aus einem Netz von Stahlseilen, das an zwei Stahlbögen aufgehängt ist und hier mit Beton abgedeckt wurde. Der Berliner Volksmund nennt das Gebäude übrigens „Schwangere Auster“. 😉 

Ganz in der Nähe traf ich dann auf ein fast ebenso interessantes Objekt: Das Carillon ist ein von Hand spielbares Glockenspiel, sein Turm besteht aus vier zum Karree gruppierten Einzeltürmen, die je 42 m hoch und mit schwarzem Granit verkleidet sind. 187 Stufen einer Wendeltreppe führen zur Spielerkabine in 33 m Höhe. Mit 68 Kirchenglocken und einem Tonumfang von fünfeinhalb Oktaven ist es eines der größten Carillons Europas. Die Glocken wiegen insgesamt 48 to, die größte ist mit 7,8 to mehr als doppelt so schwer wie mein Wohnmobil, die kleinste wiegt nur 8 kg! Das Carillon wurde von der Daimler-Benz AG gestiftet, demzufolge nennt man es in Berlin auch scherzhaft „Big Benz“ oder auch „Notre Daimler“… 😉

Das Tipi am Kanzleramt ist ein Theater, in dem Chanson, Cabaret, Konzerte, Musicals oder Varieté präsentiert werden. Der rot ausgeschlagene Theaterraum verfügt über bis zu 550 Sitzplätze, fast alles feste Tischplätze, an denen auch gespeist werden kann. Es ist die größte stationäre Zeltbühne Europas und liegt im Tiergarten zwischen dem Bundeskanzleramt und dem Haus der Kulturen der Welt. Es wurde 2002 gegründet als Jubiläumszelt zum 10. Geburtstag der Bar jeder Vernunft. Der Name verweist auf die Zeltform des Tipi.

Schließlich erreichte ich das Regierungsviertel und damit auch das Kanzleramt, das ursprünglich geplante Ziel meines heutigen Spaziergangs. Seit 2001 dient ein von Schultes und Frank entworfener Neubau im Berliner Spreebogen als Sitz der Behörde und damit der Bundeskanzlerin bzw. des Bundeskanzlers. Das Gebäude öffnet sich zu einem zentralen Platz gegenüber dem Paul-Löbe-Haus, der als Bürgerforum gestaltet werden soll.

Nur ein paar wenige Schritte weiter auf diesem überaus geschichtsträchtigen Boden trifft man auf das Reichstagsgebäude (umgangssprachlich kurz Reichstag) am Platz der Republik. Es ist seit 1999 Sitz des Deutschen Bundestages. Seit 1994 tritt hier übrigens auch die Bundesversammlung zur Wahl des deutschen Bundespräsidenten zusammen. Da ich den Bundestag im Rahmen einer Führung zusammen mit meiner Schwängerin und meinem Bruder bereits 2006 kennengelernt hatte, verzichtete ich heute auf einen Besuch, zu dem man sich ohnehin vorher hätte anmelden müssen. Neben dem Brandenburger Tor ist der 1884 bis 1894 nach Entwürfen von Paul Wallot errichtete Neorenaissancepalast die wohl bekannteste und am meisten besuchte Sehenswürdigkeit Berlins.

Da ich zu diesem Zeitpunkt noch Zeit und Lust hatte und auch noch absolut topfit war, entschloss ich mich, von hier aus weiter bis zum Hauptbahnhof zu laufen; von dort aus konnte ich dann bequem wieder zum Bahnhof Gesundbrunnen zurückfahren. Auf dem Weg dorthin gab’s natürlich auch jede Menge interessanter Motive für meine Kamera, zum Beispiel den Cube Berlin, ein würfelförmiges Bürogebäude auf dem Washingtonplatz

…oder den weitläufigen Spreebogenpark.

Gegen 15:30 Uhr erreichte ich dann den riesigen Berliner Hauptbahnhof.

Dort schaute ich mich ebenfalls ein wenig um, fuhr aber dann ziemlich bald mit der S-Bahn weiter. Kurz nach 16 Uhr traf ich auf dem Wohnmobilstellplatz ein, rechtzeitig zu einer wenn auch etwas verspäteten Kaffeepause! Ich hatte einen superinteressanten ersten Berlin-Tag erlebt und war sehr froh, dass der Wettergott ein Einsehen und bereits am Vormittag für reichlich Sonnenschein gesorgt hatte… 😉

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