Meinen beiden Spaziergängen vorgestern im Westen und gestern im Osten Berlins folgte heute eine dritte Tour, die durch beide Teile der Stadt führte. Im Zentrum meiner als Rundstrecke geplanten Route könnte man das Sony Center am Potsdamer Platz bezeichnen; Start und Ziel war der U-Bahnhof Stadtmitte, den ich nach der bereits bewährten Anreise vom Bahnhof Gesundbrunnen aus und über den Bahnhof Friedrichstadt mit der U6 recht zügig erreichte. Über das Wetter heute konnte ich mich erfreulicherweise nicht beklagen: Bis ca. 11 Uhr war der Himmel zwar meist bedeckt, danach aber gab’s „Sonne satt“, was sich natürlich nicht nur auf mein Gemüt, sondern auch auf die Qualität der Fotos auswirkte… 😉

Erster kleine Programmpunkt war ein kurzer Besuch in den Friedrichstadt-Passagen, einer Gruppe von Geschäftshäusern in der Friedrichstraße. Das 1997 eröffnete Quartier 205-207 liegt zwischen Französische Straße und Mohrenstraße. Die drei Karrees sind unterirdisch miteinander verbunden. Das südlichste ist das Quartier 205, das ich mir etwas genauer angesehen habe. Es beherbergt die üblichen Bekleidungsketten. Das etwas elegantere Quartier 206 dagegen besticht mit Haute-Couture-Boutiquen, während das nördlichste, das mit einer Glasfassade ausgestattete Quartier 207, das französische Kaufhaus Galeries Lafayette beherbergt.

Danach lief ich auf der erwähnten Mohrenstraße in Richtung Osten bis zum Gendarmenmarkt. Als ich den Eingangsbereich zum Hilton Hotel passierte, „stolperte“ dort gerade ein Mann mit Hut und grauem Regenmantel hervor, der mit seinen Gedanken offenbar überall gewesen zu sein schien, nur nicht hier vor Ort; er „rasselte“ fast mit mir zusammen, wäre ich nicht blitzschnell ausgewichen! Als er wieder zu sich kam, sah er mich kurz an, sagte aber keinen Ton. Seinem Blick konnte ich, allerdings nur mit einer gehörigen Portion Fantasie, eventuell ein „Ich bin Promi, du erkennst mich doch wohl hoffentlich!“ und eventuell noch ein „Sorry“ entnehmen: Es handelte sich um den CDU-Politiker Norbert Röttgen!

Der als „schönster Platz Berlins“ geltende Gendarmenmarkt wurde nach dem ursprünglich hier angesiedelten Kürassierregiment Gens d’armes benannt. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1976 bis 1993 wiederaufgebaut. Auf ihm befinden sich das heute als Konzerthaus genutzte Schauspielhaus von Karl Friedrich Schinkel

…sowie der Deutsche Dom und der Französische Dom (Foto) von Carl von Gontard; sie gleichen sich wie ein Ei dem anderen! Auf jeden Fall bilden beide Türme einen prachtvollen Rahmen für das oben gezeigte Schauspielhaus.

Nach einer kompletten Umrundung des Platzes ging es wieder zurück auf die Mohrenstraße und von dort auf die Leipziger Straße, die schnurstracks nach Westen auf den Potsdamer Platz zuläuft. Kurz vor dem Finanzministerium traf ich auf diese „lustige“ Telefonzelle, die ich nach etwa 40 Jahren sehr gern ’mal wieder benutzt hätte; leider hatte ich keine Leiter dabei… 😉

Das ehemalige gigantische Reichsluftfahrtministerium beheimatete nach der Wende bis 1995 die Treuhandanstalt und dient seitdem, mit 112.000 qm Fläche und fast 7 km an Fluren, dem Bundesministerium der Finanzen.

Kurz darauf passiert man das von Friedrich Schulze 1899 bis 1903 erbaute, neubarocke Preußische Herrenhaus. Bis 1918 versammelte sich hier die erste Kammer des Preußischen Landtags: Vertreter des Hochadels, Großgrundbesitzer und andere vom preußischen König berufene Mitglieder. In der Nazizeit war das Haus Teil des Reichsluftministeriums, ab 1950 residierte in seinen Räumen die Akademie der Wissenschaften der DDR und seit Herbst 2000 tagt hier der Deutsche Bundesrat. Ich muss ehrlich gestehen, bis vor ein paar Moneten hätte ich nicht gewusst, wo ich auf einem Berliner Stadtplan den Bundesrat eigentlich zu suchen hätte! Geht es euch auch so…?

Als nächstes stand ein kleiner Besuch in der 2014 eröffneten Mall of Berlin am Leipziger Platz auf dem Programm. Von diesem riesigen Einkaufszentrum mit mehr als 200 Geschäften hatte ich vorher noch nie gehört; es ist nach den Gropius Passagen das zweitgrößte in Berlin.

Am Leipziger Platz liegt auch das Deutsche Spionagemuseum. Es zeigt in einer interaktiven und multimedialen Ausstellung die Geschichte der Spionage und der Nachrichtendienste weltweit. Besondere Schwerpunkte bilden die Geschichte der Spionage in Berlin während des Kalten Krieges sowie die aktuellen Entwicklungen der Gegenwart.

Der achteckige Platz ist vollständig von hohen Gebäuden umgeben. Er bildet eine Doppelanlage mit dem angrenzenden Potsdamer Platz, auf dem ich eine sehr interessante Anlage entdeckte…

…dem Verkehrsturm nämlich, der ersten Verkehrsampel in Deutschland. Der fünfseitige Turm war ab dem 15. Dezember 1924 in Betrieb und regelte den Verkehr auf dem Potsdamer Platz, zu der Zeit der verkehrsreichste Platz in Europa! Als neue Berliner Sehenswürdigkeit war er auf vielen zeitgenössischen Bildern und Postkarten abgebildet und entwickelte sich schnell zum Sinnbild des modernen Berlins der zweiten Hälfte der 1920er Jahre. Bei den Arbeiten für den unterirdischen S-Bahnhof Potsdamer Platz wurde er Anfang Oktober 1937 abgebaut und durch eine Hängeampel ersetzt.

Wenn man in dieser Region ab und an nach oben schaut, könnte man meinen, man sei in Frankfurt oder gar in Ney York City! Der 1998 erbaute Forum Tower (Foto) stammt vom Stararchitekten Renzo Piano und wird daher auch oft als Pianolas bezeichnet. Der vordere spitz zulaufende Büroturm ist aus Glas, der hintere Teil des Gebäudes ist dagegen mit Terrakotta verkleidet. 

An der nordwestlichen Ecke des Potsdamer Platzes, den täglich mehr als 100.000 Menschen besuchen, befindet sich der Eingang zum Sony Center, das ich 2006 schon einmal besucht hatte. Das aus sieben Bauwerken bestehende Ensemble aus Stahl und Glas entstand nach einem Entwurf von Helmut Jahn umfasst Büros, Geschäfte, Gastronomie, Eigentumswohnungen, Kinos und vieles mehr.

Im Zentrum des Supercenters wölbt sich über den 40 Meter hohen gläsernen Fassaden eine Zeltdachkonstruktion aus 24 Membranbahnen. Sie überspannt ein 4.000 qm großes Forum und ermöglicht den Besuchern, unabhängig von Wetter und Jahreszeit open air an ihrem Cappuccino zu nippen.

Später passierte ich die Berliner Philharmonie (kurz Philharmonie) in der Herbert-von-Karajan-Straße. Sie ist Heimstätte der weltbekannten Berliner Philharmoniker und zählt mit dem Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt zu den wichtigsten Konzertsälen Berlins. Auf dem folgenden Foto ist übrigens nicht die Philharmonie selbst zu sehen, sondern der angeschlossene Kammermusiksaal.

Die Sankt-Matthäus-Kirche ist ein evangelischer Kirchenbau am südlichen Rand des Großen Tiergartens. Sie steht heute als einziger historischer Bau mitten im Kulturforum.

Das Foto zeigt die Neue Nationalgalerie, ein tolles Fotomotiv, wie ich finde! Die wie schwebend wirkende Glas-Stahl-Konstruktion wurde 1965 bis 1968 errichtet. Es ist das letzte Bauwerk Ludwig Mies van der Rohes und das einzige, das er noch in Deutschland realisierte, nachdem er 1938 in die USA emigrierte. Im Oktober 1968 eröffnete die Neue Nationalgalerie mit einer Piet-Mondrian-Ausstellung.

Auf dem großen Platz rund um das Gebäude findet man ebenfalls viel Interessantes für die Kamera…

Eigentlich wollte ich mir jetzt noch das Bundesministerium für Verteidigung anschauen, natürlich nur von außen; leider war aber hier wegen einer Gedenkfeier zur Ehrung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan mit später anschließendem Großen Zapfenstreich alles großräumig abgeriegelt.

Diese bewachsene und jetzt gerade schön „beleuchtete“ Gebäude in der Bernburger Straße war mir auch ein Foto wert…

… und eine Berichterstattung über Berlin wäre sicher unvollständig, wenn man die sogenannten „Spätis“ nicht erwähnen würde! Spätkauf ist eine vor allem in ostdeutschen Städten gebräuchliche Bezeichnung für einen kleinen Laden, der außerhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten geöffnet ist, häufig auch rund um die Uhr. Die Bezeichnung Spätverkauf wurde in der DDR seit den 1950er Jahren gebraucht, die Bezeichnung Spätkauf in West-Berlin seit den 1980er Jahren, die Kurzform Späti etablierte sich dann nach der deutschen Wiedervereinigung; der Begriff wurde 2017 sogar in den Duden aufgenommen.

In der Niederkirchnerstraße passierte ich unter anderm das Berliner Abgeordnetenhaus (die Volksvertretung bzw. das Landesparlament Berlins und dessen oberstes Verfassungsorgan)…

…sowie den direkt gegenüberliegenden Martin-Gropius-Bau. Das nach seinem Architekten Martin Gropius benannte Gebäude gehört zu den bedeutendsten Museumsbauten Deutschlands aus dem 19. Jahrhundert. Er wurde 1881 eröffnet und seit 2001 von den Berliner Festspielen im Auftrag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien betrieben.

Ein kurzes Stück weiter erreichte ich dann wieder ein sehr wichtiges „Stück Geschichte“, hier in Berlin eigentlich immer an der Tagesordnung! Die Anlage heißt Topographie des Terrors, ein seit 1987 bestehendes Projekt in Berlin-Kreuzberg zur Dokumentation und Aufarbeitung des Terrors im nationalsozialistischen Deutschland. Dazu gehören eine Dauerausstellung und Sonderausstellungen im Dokumentationszentrum, das im Jahr 2010 eröffnet wurde, sowie eine schon zuvor eingerichtete Freiluftausstellung und ein Geländerundgang mit Erläuterungen zur Geschichte des historischen Orts.

Hier befanden sich 1933–1945 die mächtigsten Einrichtungen des nationalsozialistischen Terrorapparats: der Sicherheitsdienst der SS und die Geheime Staatspolizei (Gestapo), ab 1939 zum Reichssicherheitshauptamt zusammengefasst, sowie die Reichsführung SS. Verfolgung und Völkermord wurden von hier aus generalstabsmäßig organisiert und Regimegegner im Gestapo-Gefängnis zu Tode gefoltert.

Am sogenannten Welt-Ballon fabd ich endlich eine gute Gelegenheit, eine Pause einzulegen; immerhin war ich jetzt schon eine ganze Weile unterwegs, ohne mich einmal zumindest kurz hinzusetzen.

Der Berlin HiFlyer bietet aus 150 m über dem Stadtzentrum einen tollen Ausblick auf die Metropole und wurde hier 2006 installiert. Auf seiner Hülle fand sich anfangs die Werbung eines privaten Fernsehsenders, seit etwa 2012 wirbt die überregionale Zeitung Die Welt für sich, daher die Bezeichnung „Welt-Ballon“.

Hier spendierte ich mir eine superleckere Currywurst mit „Pommes“, die mir sehr gut schmeckte und auch satt machte.

Weiter ging es nach der erholsamen Pause zum gleich nebenan liegenden Checkpoint Charlie. Am 28. Oktober 1961 standen sich an diesem wichtigen Kontrollpunkt sowjetische und amerikanische Panzer gegenüber, fast wäre ein neuer Weltkrieg ausgelöst worden! Der abgeriegelte Grenzübergang zwischen West- und Ostberlin war ausschließlich alliierten Streitkräften, Ausländern und Diplomaten vorbehalten. Westberliner mussten über einen anderen Übergang in die DDR einreisen, Westdeutsche hatten abermals einen anderen zu passieren.

An diese grotesken Verhältnisse erinnert heute nur noch recht wenig: Eine doppelläufige Pflastersteinreihe im Straßenbelag, die den ehemaligen Mauerverlauf nachzeichnet, eine alte dreisprachige Warntafel mit der Aufschrift „You are leaving the American sector“ sowie eine kleine Kontrollbaracke (Foto), die vom Mauermuseum am Checkpoint Charlie allerdings erst nachträglich dort aufgestellt wurde.

Nun hatte ich das Ziel meiner geplanten Route erreicht und fuhr mit U- und S-Bahn wieder zurück zum Bahnhof Gesundbrunnen. Auch heute besuchte ich noch einmal das direkt daneben liegende Einkaufszentrum und erstand dort ein paar wenige „Mitbringsel“, unter anderem ein paar Flaschen Berliner Weiße. Nach dem Abendessen im Wohnmobil sah ich mir noch die letzte Folge von Der Kastanienmann an, ein spannende und lohnenswerte Krimiserie aus Dänemark.

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