Seit gestern befinde mich in der Hansestadt Greifswald, nachdem ich vorher elf Tage lang die Insel Rügen erkundet hatte. Wegen des schlechten Wetters fiel meine gestrige Radtour leider buchstäblich ins Wasser, und so freute ich mich heute umso mehr, dass es wenigstens nicht regnete! Am Spätnachmittag kam sogar die Sonne hervor, allerdings war ich zu der Zeit längst wieder zurück.

Der Wecker klingelte wie üblich um 07:30 Uhr, allerdings ließ ich mir noch eine „ganze halbe Stunde“ Zeit, bevor ich dann endlich doch aufstand! Etwa eine Stunde später startete ich zu meiner 40-km-Fahrradtour.

Sie führte mich zunächst am kleinen Flüsschen Ryck entlang. Später fuhr ich über Neuendorf, einem Ortsteil von Kemnitz, bis nach Loissin und einem seiner Ortsteile, Ludwigsburg. Dort lohnt vor allem ein Abstecher zum Schloss. Am Ende des Rückwegs habe ich mir dann die Greifswalds Altstadt gründlich angesehen, von der ich, ähnlich wie schon in Stralsund, wieder einmal sehr beeindruckt war!

Die Ryck fließt auch durch Greifswald, genauer gesagt, nördlich der Altstadt entlang. Genau dort liegt auch mein Wohnmobilstellplatz und von meinem Wohnmobil bis zum Ufer an der Hafenstraße sind es gerade ’mal 50 m! Eine perfekte Gelegenheit also, meine Tour genau hier, am Museumshafen, zu beginnen und immer am Fluß Richtung Osten bis zu seiner bereits erwähnten Mündung zu radeln.

So langsam geht’s auf dem 5 km langen Wander- und Fahrradweg aus dem eigentlichen Stadtgebiet heraus…

…bis zum seewärtigen Stadtteil Wieck, der sich aus einem früheren Fischerdorf entwickelte und seinen maritimen Charakter weitestgehend bewahren konnte.

Die Wiecker Holzklappbrücke wurde 1887 nach holländischem Vorbild erbaut. Sie führt über die Ryck, die wenige hundert Meter weiter östlich in die Dänische Wiek, den südlichen Teil des Greifswalder Boddens, mündet. Die Brücke ist 55,1 m lang, 7,5 m breit und hat eine Schiffsdurchfahrtsbreite von 10,7 m; sie verbindet die beiden Ortsteile Wieck und Eldena. Als eine der ältesten und immer noch funktionsfähigen Holzklappbrücken ist sie heute ein beeindruckendes technisches Denkmal und gilt als Wahrzeichen von Greifswald-Wieck. Fotografen und Malern dient sie immer wieder als Motiv. Tja, und mir natürlich auch… 😉

Ich hatte sogar das Glück, sie auch bei geöffnetem Zustand fotografieren zu können.

Im 19. Jahrhundert war Wieck einer der wichtigsten Fischereihäfen der deutschen Ostseeküste und zeitweise auch Endhafen der preußischen Postlinie nach Ystad in Schweden. Heute findet man hier einen gemütlichen und gepflegten Touristenort mit Bademöglichkeiten und zahlreichen Gaststätten.

Die Greif ist eine von der Stadt Greifswald und dem Förderverein Rahsegler GREIF e.V. gehaltene Brigantine (eine Schonerbrigg), die als Segelschulschiff der Jugendförderung durch maritime Ausbildung diente. Das aus Stahl gebaute Schiff war in der DDR von 1951 bis 1990 als Segelschulschiff Wilhelm Pieck in Dienst.

Eigentlich ist es ja jetzt, Mitte September, immer noch ein wenig zu früh für die Kraniche, die üblicherweise im Oktober in ihre Winterquartiere fliegen. Aber hin und wieder sieht man in der Ferne doch schon recht große Ansammlungen dieser schönen und elegant wirkenden Vögel…

Hhm, recht einladend! Aber für meine Kaffeepause noch zu früh… 😉

Meine Tour ging nun weiter um den südlichen Bogen der Dänischen Wieck herum bis nach Kemnitz. Dort bog ich Richtung Norden ab und fuhr durch Neuendorf bis nach Ludwigsburg, wo ich mir hauptsächlich das Schloss ansehen wollte.

Heute bedauerlicherweise ziemlich verfallen, wurde das Schloss Ludwigsburg ab 1577 als Witwensitz der Pommernfürsten erbaut und ging später in schwedischen Besitz über. 1810 erwarb es die vermögende Greifswalder Kaufmannsfamilie Weißenborn. 1945 enteignet, kaufte die Familie 1991 das Areal zurück und arbeitet jetzt zusammen mit einem Förderverein an der Instandsetzung der Anlage. Für Besucher sind bereits ein kleiner Hofladen und ein Kräutergarten geöffnet.

Es gehört neben dem Schloss Ueckermünde und dem Stettiner Schloss zu den letzten vorhandenen Renaissancebauten der pommerschen Herzöge und ist als einziges weitgehend im Original erhalten.

Auf dem Friedhof des Ortes findet man das Mausoleum der Familie Weißenborn sowie eine kleine Kapelle, die, gemessen am riesigen Storchennest auf ihrer Spitze, fast ein wenig zu klein wirkt.

Später radelte ich weiter nach Loissin, einem 800-Einwohner-Dörfchen, in dem es aber leider gar nichts Bedeutendes zu sehen (und zu fotografieren) gab. Dann machte ich mich auf den Rückweg und fuhr zunächst wieder nach Neuendorf, wo ich eine gemütliche Mittagspause einlegte. Ich hatte mir heute Morgen extra zwei Sandwiches, einen Müsli-Riegel und natürlich eine große Flasche Wasser eingepackt.

Mein weiterer Weg führte wieder über Wieck und dann, auf einer etwas weiter nördlich gelegenen Route, schließlich zurück nach Greifswald und direkt in die lebendige Altstadt, meinem letzten Programmpunkt für heute!

Herausragend ist der in Norddeutschland in Größe und Gestalt einzigartige Marktplatz der Stadt mit seinen alten Handels- und Lagerhäusern, Kontoren und Verwaltungsgebäuden. Die nachfolgenden Fotos geben hoffentlich ein kleinen Eindruck davon.

Dort befindet sich neben den zahlreichen beeindruckenden Giebelhäusern auch das aus dem 13. Jahrhundert stammende gotisch-barocke Greifswalder Rathaus.

Die Sankt-Marien-Kirche ist die älteste der drei großen Stadtkirchen der Hansestadt. Sie ist der Norddeutschen Backsteingotik zuzuordnen. Die Evangelische Kirchengemeinde ist mit über 3.000 Mitgliedern die größte in der Stadt.

Vor der Rückkehr zum Wohnmobil besorgte ich mir noch schnell ein Stück Kuchen in einer Bäckerei, fuhr dann zum Stellplatz zurück und legte dort eine gemütliche Kaffeepause ein. Am Spätnachmittag sowie am Abend gab es wieder so einiges zu erledigen. Ich fand aber auch Zeit, mir eine interessante Dokumentation über die Insel Usedom, die ich in den nächsten Tagen ja auch noch besuchen will, anzuschauen. Die wurde durch die bekannte Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers charmant und souverän präsentiert; danach freute ich mich noch mehr darauf, einige der vorgestellten Orte dort besuchen zu dürfen…

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