Zugegeben, der Titel dieses Beitrags ist nicht ganz korrekt, eigentlich müsste es eher „Wo Wasserstraßen über Wasserstraßen fließen“ heißen, aber das klingt halt nicht ganz so toll! Wie bitte? Wovon, zum Teufel, ich hier spreche…?

Die Rede ist vom größten Doppel-Wasserstraßenkreuz der Welt, dort, wo in der alten Hansestadt  Minden der Mittellandkanal in zwei so genannten Trogbrücken über das Wesertal und damit über die 13 m tiefer liegende Weser fließt. Das wollte ich mir immer schon ‘mal ansehen, und weil meine Kurzreise sich so langsam aber sicher ihrem Ende nähert, und weil sich Minden auf der Strecke Richtung Norden befindet, lag es nahe, hier an meinem letzten Tag vor der Rückreise noch einen Stopp einzulegen.

Doch nun ‘mal schön der Reihe nach…

Schon während des Frühstücks suchte ich im Internet und in den einschlägigen Apps nach einem geeigneten Platz in oder in der Nähe von Minden. Ich fand mit dem Stellplatz „Kanzlers Weide“ einen gemischten Großparkplatz, auf dem neben PKW auch bis zu 100 Wohnmobile stehen dürfen, und, was das Beste war, direkt am Ostufer der Weser, gegenüber der Altstadt!

Ich fuhr, nachdem meine „Hannelore“ Wasser gelassen hatte (und ich auch ;-), nördlich von Bad Salzuflen bei Exter auf die Autobahn A2 bis zur Ausfahrt 33, Richtung Porta Westfalica. Dort ging es nach der Ortsdurchfahrt links über die Weserbrücke und dann weiter bis zum Parkplatz des Kaiser-Wilhelm-Denkmals, das ich als kleines Zwischenziel ausgewählt hatte. Dort war ich vor ein paar Jahren schon einmal, allerdings bei wirklich miesem Wetter, während heute die Sonne nur so strahlte!

Der Parkplatz war eine einzige Baustelle, und ich hatte mit meinem 2,34 m breiten WoMo ziemliche Probleme, die schmale Ersatz-Durchfahrt zum hinteren Teil des Platzes unfallfrei zu passieren; dort stand ich allerdings (wieder ‘mal!) so gut wie allein. Aus den beiden einzigen PKW, die zeitgleich mit mir ankamen, stiegen Bauarbeiter, die hier beschäftigt waren.

Vom Parkplatz aus muss man noch einen kurzen Spazierweg bis zum Denkmal gehen, aber auch der war teilweise gesperrt! Der alternative Weg war eher ein Pfad und teilweise sogar recht steil. Ich ahnte es schon: auch am Denkmal selbst, oder besser, unterhalb des Denkmals, fand ich eine Großbaustelle vor. Dort wird der gesamte Sockelbereich neu gestaltet und zwei riesige Baukräne vermasselten mir fast alle Fotos, egal, aus welcher Richtung ich fotografieren wollte. Ein paar Bilder sind allerdings vorzeigbar…

Das rund 88 m hohe Denkmal ist Kaiser Wilhelm I. gewidmet und wurde 1892 bis 1896 errichtet. Bis zu 200.000 Besucher kommen pro Jahr hierher, um nicht zuletzt auch den einmalig schönen Ausblick auf die unterhalb liegende Landschaft zu genießen.

Nun fuhr ich zügig den Rest der ohnehin recht kurzen Tagesetappe bis zum oben bereits erwähnten Großparkplatz am Weserufer in Minden. Ich fand genügend freie Stellplätze für Wohnmobile vor und konnte mir den besten davon aussuchen. Mit dem Wetter hatte ich in dieser Woche so richtig viel Glück; auch jetzt wieder herrlicher Sonnenschein, fast windstill und Temperaturen von etwa 12 bis 15 Grad. Perfekt für einen Stadtrundgang und natürlich wieder für eine schöne Tour mit meinem Bike!

Praktischerweise liegt eine elegant geschwungene Fußgängerbrücke über die Weser direkt hier am Parkplatz, was natürlich auch nicht weiter verwunderlich ist.

Von hier aus hat man schon ‘mal einen sehr schönen Blick nach Norden auf die Weser und die Weserbrücke Minden; blickt man nach Süden, sieht man den markanten Weserdurchbruch zwischen Wiehengebirge und Wesergebirge und sogar das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, das ich vorhin gerade erst besucht habe (und leider auch die beiden häßlichen Baukräne…).

In der Altstadt traf ich zuerst auf den Mindener Dom St. Gorgonius und St. Petrus, der im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört und in den 50er Jahren wiederaufgebaut wurde. Zu seinen wertvollsten Kunstschätzen gehört unter anderem eine Rekonstruktion der Goldenen Tafel, eines hölzernen, vergoldeten gotischen Flügelaltars.

Minden besitzt einen wunderschönen Markplatz mit herrlichen Giebelhäusern und reich verzierten Fassaden; auch das Rathaus befindet sich dort. Das zweite Gebäude von rechts, das mit der aufwändigen Klinkerfassade, ist die ehemalige Löwenapotheke.

Das Fachwerkhaus auf dem folgenden Foto wurde Ende des 15. Jahrhunderts in direkter Nachbarschaft zur St. Martinikirche auf dem Gelände des Stiftes errichtet. Hier wohnte seit dem 17. Jahrhundert der Stadtmusikus; zu seinen Aufgaben gehörten Wächter- und Türmerdienste und das Spielen im Gottesdienst. Neben dem Wohnhaus erbaute man 1648 die kleine Scheune (das Windloch). Es ist ein typisches Lagergebäude, von denen es viele in der Stadt gab.

Nach dem Stadtrundgang und einem kleinen Mittagessen (es gab Fisch!), wanderte ich zurück zum Wohnmobil und plante meine Fahrradtour für den Nachmittag. Dieses tolle Wetter musste ich unbedingt so lange wie möglich ausnutzen.

Meine Route führte mich zunächst nach Westen, aus der Stadt heraus, bis zum Mittellandkanal, ein Stückchen am Kanal entlang, dann nach Norden. In einem sehr weiten Bogen ging es danach im Norden um die Stadt herum, bis ich schließlich wieder auf die Weser traf. Von dort an fuhr ich auf dem bekannten Weserradweg (den ich unbedingt irgendwann ‘mal „richtig“ erkunden möchte!) wieder in Richtung Minden.

Nun näherte ich mich langsam meinem eigentlichen Ziel, dem Doppel-Wasserstraßenkreuz Minden, und passierte zunächst rechterhand die über 100 Jahre alte Schachtschleuse.

Ein paar Minuten ging es weiter an den Hafen- und Schleusenanlagen entlang. Endlich befand ich mich dort, wo ich immer schon ‘mal sein wollte: Direkt vor mir fliesst hier der Mittellandkanal über die Weser, ein wirklich eigenartiger Anblick…

Nachdem ich mich hier ausgiebig umgesehen und viele Fotos gemacht hatte, ging es zurück zum Wohnmobil. Ich hatte allerdings zu Beginn einige Mühe, von hier aus die passende Route zurück auf die untere Ebene der Weser zu finden; meine Komoot-App schlug mir hier Wege vor, die möglicherweise zu Fuß denkbar gewesen wären, nicht aber mit dem Fahrrad! Gegen 18:30 Uhr war es dann höchste Eisenbahn für eine leckere Hopfenkaltschale… 😉

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