Heute bin ich in Volterra und damit in einer der wohl schönsten Städte in der Toskana. Den hoch über der Umgebung liegenden Ort hatte ich damals auf meiner ersten Wohnmobilreise nach Italien aus irgendeinem Grund ausgelassen.

Den frühen Vormittag verbrachte ich allerdings noch auf Monte Argentario. Nach meiner gestrigen Radtour über die Nehrung mit dem imposanten Pinienwald nach Orbetello wollte ich mir heute den Nordwesten der hübschen Halbinsel anschauen, genauer gesagt, den Hauptort Porto Santo Stefano. Nicht nur der Ort kann sich sehen lassen, auch die Strecke von meinem Wohnmobilstellplatz dorthin war sehr abwechslungsreich! Allerdings war wieder einmal große Aufmerksamkeit angesagt, denn bis auf wenige Ausnahmen gab es keinerlei Radwege. Ich hatte auf sehr engen Straßen viele starke Steigungen und eine Ummenge an Kurven bewältigen und musste dabei hauptsächlich auf die vielen oft rücksichtslosen LKW aufpassen, die zu dieser Zeit dort verkehrten. Denen machte es nämlich absolut gar nichts aus, in (gefühltem) Millimeterabstand an mir „vorbeizudonnern“; mir aber schon…

Die Hafenstadt Porto Santo Stefano liegt sehr malerisch in einer kleinen Bucht. Im Hafen Porto del Valle findet der tägliche Fischmarkt statt. Von dort aus verkehren auch die Schiffe zu den Nachbarinseln Giglio und Giannutri. Ja, genau das Giglio, ihr wisst schon, oder…?

Die Altstadt mit ihren überwiegend beige- und rosafarbigen Häusern wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im mittelalterlichen borgo-Stil wieder aufgebaut.

Leider musste ich aufgrund der Bedingungen denselben Weg wieder zurückfahren, dafür ging dies aber etwas schneller vonstatten als die Hinfahrt, und ich war bereits gegen 10:00 Uhr wieder am Wohnmobil und bereitete gleich darauf meine Abfahrt vor.

Ich verließ die Halbinsel über die nördliche Nehrung, damit hatte ich nun alle drei kennengelernt. Die Fahrt über Grosseto nach Volterra verlief überwiegend auf kleinen, schmalen Straßen, war dafür aber super interessant! Die toskanische Landschaft ist immer wieder ein wahrer Genuss und bietet ständig neue Überraschungen. Es war heute erneut sehr heiß; am frühen Nachmittag bildeten sich dicke Quellwolken, und es wurde extrem schwül, was ich bisher auf meiner Reise noch gar nicht so erlebt hatte!

In Volterra steuerte ich sofort den größten der zwei oder drei Wohnmobilstellplätze des Ortes an; eigentlich war es nur ein recht einfacher Parkplatz, der getrennte Bereiche für PKW und Wohnmobile zur Verfügung stellte. Die Übernachtung kostete 12,00 EUR und war an einem Automaten zu bezahlen.

Der große Vorteil lag aber darin, dass man genau dort einen Tor passierte und dann über eine lange Treppe nach oben in den Ort gelangen konnte, sehr praktisch! Allerdings hatte die 1,5 Millionen Stufen, nur grob geschätzt, versteht sich… 😉

Zunächst stand aber die fällige Kaffeepause an, danach staunte ich nicht schlecht, als ich nach einem kurzen Verdauungsschläfchen durch ein starkes Gewitter geweckt wurde! Es folgte heftiger Wind, gefolgt von wolkenbruchartigem Regen; ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, alle Fenster und Dachluken zu schließen. Das Ganze hielt aber nicht sehr lange vor, bereits 30 Minuten später schien wieder die Sonne, Allerdings hatte es sich deutlich abgekühlt, die Schwüle war natürlich ebenfalls verschwunden.

Eigentlich hatte ich geplant, den Ort erst morgen Vormittag zu erkunden. Da jetzt aber noch genügend Zeit war und ich fit wie ein Turnschuh, entschied ich mich kurzerhand, meinen Besuch schon heute zu erledigen. Dementsprechend würde ich auch mehr Zeit in Lucca haben, meinem nächsten Ziel.

Im Nachhinein war ich sehr froh, Volterra nicht schon wieder ausgelassen zu haben; was für ein hübsches Städtchen! Die engen mittelalterlichen Gassen, in denen stets viel Leben war, gefielen mir sehr gut, vor allem der Mix aus Alt und Neu.

Volterra kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand der Ort aus der Verbindung mehrerer kleiner etruskischer Ansiedlungen, deren Bestand bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurückverfolgt werden kann. Zu dieser Zeit bauten die Etrusker eine sieben Kilometer lange Ringmauer und nannten die nunmehr vereinigte Stadt Velathri. Außerhalb der mittelalterlichen Porta Fiorentina liegt das Teatro Romano, erbaut zur Zeit des Kaisers Augustus. Von der Zuschauertribüne für etwa 2.000 Personen blickt man auf die teilweise rekonstruierte Bühnenwand. Die unterhalb des Theaters liegenden Thermenanlagen stammen aus späterer Zeit.

Am Hauptplatz der Stadt, der Piazza dei Priori, steht der älteste erhaltene Kommunalpalast der Toskana, der Palazzo dei Priori.

Gegen Abend suchte ich mir ein nettes Lokal, wo man draußen zwar nur etwas beengt sitzen konnte (mein Stuhl stand genau genommen eigentlich schon mitten auf der Straße), aber wo sehr viel los war und eine tolle Stimmung herrschte. Ich bestellte eine (für mich bis dato völlig unbekannte) Pizza mit weißen Bohnen aus der Region, dazu ein Glas Wein. Mir hat schon sehr lange eine Pizza nicht mehr so gut geschmeckt wie diese, ehrlich…

Nach dem Essen wanderte ich noch ein wenig im Ort umher und genoss vor allem die vielen sich bietenden Möglichkeiten, auf die umliegende Landschaft zu blicken, die sich jetzt im Abendlicht in typisch toskanischer Art und Weise bestens präsentierte!

Dann ging es auch schon wieder hinunter zum Parkplatz und zum Wohnmobil. Heute hatte ich wieder ’mal sehr viel gesehen und unternommen; entsprechend müde war ich und ging daher relativ früh schlafen! Etwas wehmütig dachte ich daran, dass ich jetzt nur noch sehr wenige Tage hatte, dann würde meine Reise definitiv vorbei sein! Der berühmt-berüchtigte Satz Nach der Reise ist vor der Reise beruhigt mich allerdings immer wieder etwas… 😉

2 thoughts on “Zu Besuch in Volterra”

  1. Hallo Wolfgang,
    da hattest du in den frühen Morgenstunde noch eine interessante Tour gemacht. Porto Santo Stefano zeigt sich als sehenswertes Hafenstädtchen auf deinen Fotos. Volterra hatten wir bei unserer Toskana-Rundreise 2014 von unserer letzten Station San Gimignano auch besucht. Die Altstadt mit ihren engen, dunklen Gassen und den uralten Mauern hatte mich damals sehr fasziniert. Eine solche Pizzakreation habe ich bis jetzt noch nie gesehen, aber als Bohnenliebhaber durchaus interessant.
    LG Roland

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