Mein Tag stand heute ‘mal ganz im Zeichen von Bildung und Kultur, jawoll! Bremerhaven hat da nämlich so einiges zu bieten, unter anderem das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost (so die offizielle Bezeichnung) und das Deutsche Auswandererhaus.

1. Klimahaus Bremerhaven 8° Ost

Die fast 19.000 qm große Wissens- und Erlebniswelt liegt am Alten Hafen und ist Bestandteil der so genannten Havenwelten, die ich ja gestern bereits erwähnt hatte. Die Ausstellung basiert auf einer virtuellen Reise um die Erde in Nord-Süd-Richtung auf etwa 8° östlicher Länge bis zum Südpol und dann in Nordrichtung entlang des 171. bzw. 172. westlichen Längengrades. In drei verschiedenen Ausstellungsbereichen werden die Themenkomplexe Klima und Klimawandel aufgegriffen.

2. Deutsches Auswandererhaus

Das Hauptthema des Museums ist denjenigen Deutschen gewidmet, die in den verschiedenen Epochen in die USA ausgewandert sind. Es liegt unmittelbar am Neuen Hafen, gegenüber dem Zoo. In einem Rundgang kann man die verschiedenen Stationen einer Auswanderung verfolgen und einige Datenbanken kostenlos abfragen.

Beide Sehenswürdigkeiten liegen relativ dicht beieinander und sind auch problemlos zu Fuß vom Wohnmobilstellplatz An der Doppelschleuse zu erreichen. Zuerst besuchte ich das Klimahaus. Da es im Winterhalbjahr erst um 10:00 öffnete, konnte ich mir mit dem Frühstück Zeit lassen und mich später vor dem Gebäude noch etwas umschauen. Leider hatte ich es versäumt, ein Foto von der Aussenansicht zu machen; ich werde es eventuell später „nachliefern“…

Die gesamte Ausstellung hier ausführlich vorstellen zu wollen, würde sicher den Rahmen dieses Reiseberichts sprengen, daher seht bitte die folgenden Fotos nur als Beispiel dafür, was es an den einzelnen Stationen zu erleben gibt. Der Bereich Reise nimmt die größte Fläche ein; neun Stationen in acht Ländern stellen die unterschiedlichen Klimazonen der Erde dar. 

Reisestation Schweiz: Hier geht’s um die Veränderungen durch den Klimawandel im Leben der Menschen in Isenthal im Kanton Uri.

Einige Schautafeln in der Reisestation Niger. Hier wird Mariam, das Tuareg-Mädchen, vorgestellt; sie muss tagtäglich Wasser aus dem Brunnen für die ganze Familie holen. Bevor man hier eintreten darf, lernen die Besucher aber zunächst die nigerianische Antwort auf die Frage „Wie geht es dir?“. Nur wer sie richtig(!) aussprechen kann, dem öffnet sich die Tür zu ihrem Land. Eine wundervolle Idee, finde ich…

Reisestation Kamerun. Themen sind hier unter anderem der Regenwald und die ständig zunehmende Bedrohung der Artenvielfalt, zum Beispiel durch Rodung des Dschungels.

Die Reisestation Antarktis zeigt, wie es ist, wenn die einzige Farbe in der ganzen Umgebung ein unterschiedlich schattiertes Weiß ist. Man hört den Menschen im Zelt „bibbern“ und zittert selbst mit, denn die Temperatur in diesem Teil der Ausstellung beträgt 6° unter Null, die durchschnittliche Sommertemperatur an der Neumayer-Station des Alfred-Wegener-Instituts.

Reisestation Samoa, etwa auf dem 171. Längengrad gelegen. Auch in der Südsee hat der Klimawandel bereits alarmierende Spuren hinterlassen.

Es folgen die Reisestationen Alaska

…und Deutschland, genauer gesagt, die Hallig Langeneß.

Die letzte Station auf der Reise bildet Bremerhaven selbst. Hier trifft man auf eine imposante Bilderwand, für die Bremerhavener Schulen insgesamt über 1.600 Kunstwerke gestaltet haben.

Die beiden anderen Ausstellungsbereich sind ebenfalls sehr interessant; hier wechseln auch die Themen immer wieder ‘mal. Das Bibelzitat als Neonschrift an einer der Tafeln fand ich besonders originell… 😉

Nach einer kleinen Kaffeepause in der zum Klimahaus gehörenden Cafeteria beendete ich meinen Besuch, der mir sehr gefallen hat! Ich denke, diese besondere Einrichtung ist auf jeden Fall irgendwann ‘mal einen zweiten Besuch wert!

Dann ging ich zum Deutschen Auswandererhaus hinüber. Der Eintrittspreis von 15,- EUR war, im Nachhinein betrachtet, vielleicht ein wenig hoch, da „passten“ die 18,- EUR für das Klimahaus schon viel besser, fand ich! Trotzdem war aber auch dieser Besuch sehr interessant!

An der Kaje, einer detailgenauen Rekonstruktion einer Kaianlage um 1880, lässt sich der schwierige Moment des Abschieds nur erahnen…

Mehr als 7.000.000 Auswanderer brachen über Bremerhaven nach Übersee auf. Die Galerie der 7 Millionen ist eine Hommage an jeden von ihnen. Hier treten ihre ganz persönlichen Lebensgeschichten in den Vordergrund. 

An dieser Stelle werden dem Besucher die beengten Verhältnisse im düsteren Zwischendeck eines Seglers um 1850 vor Augen geführt.

Hier dagegen der schlichte Komfort, den der imposante Ocean Liner Columbus von 1929 sogar in der Dritten Klasse bot.

Eine alte Karte von der Südspitze Manhattans. Bevor die Auswanderer aber wirklich einreisen durften, standen noch strenge Prüfungen auf Ellis Island bevor. Sie wurde deshalb auch „Insel der Tränen“ genannt.

Seit 2012 verfügt das Deutsche Auswandererhaus über einen weiteren, neu errichteten Bau. Darin thematisiert es auch die Einwanderung nach Deutschland seit dem frühen 18. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den 60er und 70er Jahren, mit nachgebauten Geschäften, Büros und einem Kino, das themenbezogene Filme zeigt. Diesen Bereich fand ich fast sogar noch interessanter als den ersten, denn er war ja wie eine kleine Zeitreise in meine eigene Jugendzeit… 😉

Dadurch, dass ich beide Häuser an einem Tag besucht hatte, konnte ich sie, was ihren Unterhaltungswert betrifft, eigentlich ganz gut vergleichen. Ich muss sagen, dass mich das Klimahaus richtig interessiert und vor allem fasziniert hat, während der Funke beim Einwandererhaus nicht so richtig überspringen wollte! Um das zu erreichen, muss man dort wahrscheinlich doch etwas mehr Zeit investieren und vor allem die zahlreichen Recherche-Möglichkeiten besser nutzten, um richtig „eintauchen“ zu können. Beim nächsten Mal werde ich das ganz sicher machen…

Auf dem Rückweg gab’s nichts Besonderes mehr zu sehen, deshalb war ich relativ schnell wieder im Wohnmobil. Gegen Abend machte ich mir etwas Warmes zu essen, denn ein Mittagessen hatte ich heute ja nicht gehabt, nur die vorgezogene Kaffeepause im Klimahaus.

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