In der Nacht gab’s Starkregen und ein heftiges Gewitter, begleitet mit einer derart schnellen Folge von Blitzen, dass ich dabei fast hätte lesen können! Dennoch habe ich einigermaßen gut geschlafen, stand um 7 Uhr auf und freute mich während des Frühstücks, dass der Regen langsam nachließ und die Wolkendecke wieder etwas aufriss.

Am Vormittag habe ich Alkmaar besucht, eine der bekannten „Käsestädte“ in Holland. Ich fuhr zunächst einen Parkplatz am Rand des Zentrums an und löste gegen 10 Uhr am Automaten ein Ticket (3 Stunden für 2,50 EUR). Von dort aus ging ich dann zu Fuß in die Altstadt, wo ich mich ausgiebig umsah und dem bunten Treiben in der Stadt zuschaute.

Eigentlich hatte ich mich auf den berühmten, immer freitags stattfindenden Käsemarkt gefreut, der fiel aber corona-bedingt in diesem Jahr leider aus! Trotzdem bereute ich keine Minute, hierher gefahren zu sein; ich traf auf eine äußerst charmante und hübsche Stadt, die mich sehr überrascht hat.

Das dominierende Gebäude auf dem Marktplatz, dem Waagplein, ist De Waag, also die bereits aus dem 14. Jahrhundert stammende ehemalige öffentliche Waage. Sie beherbergt heute das Holländische Käsemuseum (Hollands Kaasmuseum). Für mich sah sie eher wie eine Kirche aus, bis ich mich etwas genauer informierte.

Und hier herrschte sogar richtig viel Betrieb! Das lag mit Sicherheit nicht nur daran, dass die Stadt immerhin mehr als 100.000 Einwohner hat, sondern auch bei Touristen sehr beliebt ist, Käsemarkt hin oder her! Die Frauen auf ihren Surfbrettern im Vordergrund sammeln hier gerade Müll, eine Aktion, die ich inzwischen auch schon in Dänemark und in Schweden häufiger beobachtet habe! Warum sehe ich das nicht auch ’mal in Deutschland? Wobei ich mit dieser Frage natürlich nicht behaupte, dass es so etwas bei uns nicht geben würde… 😉

Die Grote of Sint-Laurenskerk (Große oder St.-Laurentiuskirche) ist eine evangelische Kirche im Südosten der Altstadt. Ursprünglich ein katholisches Gotteshaus, dem heiligen Laurentius geweiht, wurde sie im Zug der Reformation 1573 protestantisch. 1996 wurde sie entwidmet; der Bau ist jetzt niederländisches Nationaldenkmal und beherbergt eine ständige Ausstellung über seine Geschichte. Wegen der beiden Orgeln wird er häufig auch als Konzertsaal genutzt.

Berühmt ist Alkmaar durch den bereits weiter oben erwähnten, seit dem 17. Jahrhundert abgehaltenen Käsemarkt. Das Schauspiel mit den in Weiß gekleideten Käseträgern zieht immer viele Schaulustige an; jährlich besuchen etwa 300.000 Menschen den Käsemarkt, dem einzigen im Land, der die alten Traditionen des Verkaufs immer noch beibehält! So findet er vom ersten Freitag im April bis zum ersten Freitag im September nur freitags vormittags statt. Morgens wird zuerst der gesamte Platz aufgeräumt und gesäubert. Anschließend werden die Laibe von sogenannten Setzern in lange Reihen über- und nebeneinander aufgeschichtet. Um Punkt 10 Uhr ertönt eine Glocke, dann laufen die Käseträger, ausgestattet mit aus Holz gefertigten Tragegestellen, kreuz und quer über den Marktplatz. Die Käselaibe werden ausgiebig getestet und es wird auf sie geboten; Feilschen ist dabei ein wichtiger Bestandteil des Kaufes, der grundsätzlich per Handschlag besiegelt wird.

Wie schon gesagt, hier war jede Menge los, und es gab immer viel zu fotografieren…

Da ich auf dem Parkplatz mitten in der Stadt nicht übernachten durfte, musste ich mir für heute natürlich noch einen geeigneten Platz suchen. Daher ging ich, nachdem ich im Fremdenverkehrsbüro der Stadt (VVV) noch ein paar Souvenirs gekauft hatte, kurz nach der Mittagszeit wieder langsam zurück zum Wohnmobil, aß eine Kleinigkeit und verließ dann die Stadt in Richtung Osten.

Nach „so viel Käse“ heute lag es nahe, vielleicht auch noch eine weitere Käsestadt zu besuchen, nämlich Edam, direkt am Markermeer gelegen! Beim Recherchieren in meinen Stellplatz-Apps wurde ich auf einen Touristen-Markt aufmerksam, der allerlei Interessantes anbot, und auf dessen Parkplatz man mit dem Wohnmobil angeblich kostenfrei übernachten können sollte. Es handelte sich dabei um Simonehoeve Cheese Farm and Clog Factory, einen ehemaligen Bauernhof, bei dem es um die Käseherstellung und Holzschuhmacherei geht.

Die Anlage liegt kurz vor dem Ort Volendam, einem Touristendorf, das zusammen mit Edam zur Gemeinde Edam-Voldendam gehört. Tatsächlich ging es mir hier, um ganz ehrlich zu sein, weder um die Käse- noch um die Holzschuhherstellung, sondern mehr um die Möglichkeit einer Übernachtung! Daher ging ich, nachdem ich hier eingetroffen war und mir einen Platz auf dem großen Parkareal ausgesucht hatte, zunächst in das Gebäude und fragte eine der Angestellten, ob eine Übernachtung auch ohne Besuch der Vorführungen möglich wäre. Sie sagte, dass wäre überhaupt kein Problem und wünschte mir einen schönen Aufenthalt, und so konnte ich, nach einer kurzen Kaffeepause, meine Radtour starten. Ich wollte zunächst nach Voldendam und später am Wasser entlang bis nach Edam und von dort wieder zurück zum Bauernhof fahren.

Mit Volendam erreichte ich auch das Markermeer, an dessen Ufer sich viele vor allem junge Leute „tummelten“ und sich wahrscheinlich genauso wie ich über das inzwischen deutlich freundlichere Wetter als noch am Vormittag freuten.

Auch Volendam selbst hat mich wieder überrascht; ich war keineswegs darauf vorbereitet, hier so viele Leute anzutreffen. Die „Fressmeilen“ erinnerten mich irgendwie an Travemünde, Büsum oder an Rostocks Ortsteil Warnemünde… 😉

Danach radelte ich, immer am Wasser entlang, nach Edam, wo es wesentlich ruhiger zuging, um nicht zu sagen, hier herrschte im Vergleich zu Volendam „tote Hose“! Es erwartete mich hier eine völlig andere Atmosphäre.

Edam hat eine malerische Innenstadt mit Häusern und kleinen Grachten aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Wichtige Gebäude sind die gotische Nikolaikirche, der so genannte Spielturm, ein ehemaliger Kirchturm, das Proveniershuis und das Stadtmuseum (übernächstes Foto).

Nachdem ich mich gründlich umgesehen hatte, fuhr ich recht zügig zurück zum Parkplatz. Inzwischen hatte sich nämlich der Himmel wieder bedrohlich zugezogen, und ich fand, nachdem ich wieder am Wohnmobil eintraf, gerade eben noch Zeit, mein Fahrrad zu verstauen, als ein heftiger Regen einsetzte; wieder ’mal Schwein gehabt!

Für morgen hatte ich mir Haarlem als nächstes Ziel vorgenommen; auf diese Stadt, von der ich schon so viel gehört und gelesen hatte, war ich besonders gespannt…

4 thoughts on “Alle Käse hier…”

  1. Hallo Wolfgang, in der Ecke haben wir auch schon öfters Urlaub gemacht und Alkmaar war immer ein beliebtes Ausflugsziel von uns. Leider ist Holland sehr teuer geworden, was die Unterkünfte in den Ferienzeiten betrifft und deswegen haben wir umdisponiert. Aber irgendwann werde ich Holland sicherlich nochmal bereisen und auch mal andere Ecken anschauen. LG Andrea

    1. Ja, lohnt sich auf jeden Fall und ist meiner Ansicht nach immer ein perfektes Reiseziel! Mit den Preisen hast du Recht, allerdings geht in den letzten Tagen ja auch hier preislich alles irgendwie „durch die Decke“… Danke für deinen Kommentar, Andrea.

  2. Hallo Wolfgang,
    mit den beiden Touren zu Fuß und mit dem Rad hattest du einen ereignisreichen Tag, welches man durch die vielen schönen Motive und deinen Texten entnehmen kann. Alkmaar kommt mir vor wie Klein-Amsterdam.
    VG Roland

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