Pünktlich zu Beginn meiner Stadterkundung hatte sich superschönes Wetter eingestellt, zwar morgens noch „arg schattig“, aber ansonsten mit strahlend blauem Himmel und vereinzelten „Reisewölkchen“… 😉

Ich konnte es kaum noch erwarten, Aarhus endlich wiederzusehen! Ich stand schon um 7:00 Uhr auf, ging duschen und holte mir an der Rezeption zwei knackige dänische Brötchen; auch die hatte ich schon lange vermisst.

Nach dem Frühstück machte ich mein Fahrrad bereit, packte einige Sachen ein, und dann ging es auch schon los! Die Steigung aus der Senke kurz vor Erreichen der Stadt (wer erinnert sich an das letzte Foto des gestrigen Berichts?) machte mir ein wenig zu schaffen. Mir wurde schon jetzt klar, dass ich während der gesamten Tour stets ein waches Auge auf die Restladung meines eBike-Akkus haben sollte!

Ich fuhr der Einfachheit halber zunächst immer auf der Haupteinfallstraße, dem Randersvej, bis zum Hafen, machte eine kleine Pause und fand dort auch schon ein paar lohenswerte Fotomotive.

Das denkmalgeschützte Gebäude auf dem folgenden Foto beherbergt die Katedralskole, also eigentlich eine Bildungseinrichtung der katholischen Kirche. Die Schule wurde etwa 1195 gegründet, und der Schulbetrieb läuft seitdem bis heute ununterbrochen! Seit 2007 ist sie allerdings eine unabhängige Einrichtung, die vom dänischen Staat finanziert wird.

Dieses Gebäude hat mich schon im letzten Jahr beeindruckt; es handelt sich um das ehemalige, 1897 erbaute Königliche Zollamt. Es wird heute sowohl für studentische Veranstaltungen als auch von Wirtschaftsorganisationen genutzt.

Meine weitere Route führte mich dann zum großen Jachthafen Marselisborg. Dort befand sich übrigens auch der gestern erwähnte Wohnmobilstellplatz, den ich mir wenigstens kurz ’mal anschauen wollte; meine Entscheidung für den Campingplatz in Lisbjerg erwies sich danach erst recht als „goldrichtig“.

Nun verließ ich die Stadt auch schon wieder und wandte mich in Richtung Süden, immer so nah wie möglich am Wasser entlang. Aarhus liegt übrigens an der Aarhus Bugt (deutsch Aarhusbucht), die wiederum Teil des Kattegats ist. Und ob das Kattegat nun ein Meeresarm der Ostsee, der Nordsee oder keines von beiden ist, darüber streitet man sich sicher auch noch in 100 Jahren… 😉

Hier ein Blick zurück auf die nun schon weit hinter mir liegende Stadt, genauer gesagt, auf den Hafen von Aarhus…

…und hier in die andere Richtung, meine aktuelle Fahrtrichtung.

Etwa 30 Minuten später legte ich einen zweiten größeren Stopp ein. Das Varna Palæet ist ein neoklassizistisches, für die Nationalausstellung von 1909 errichtetes Gebäude, das heute unter anderem ein sehr exklusives Restaurant beherbergt. Es liegt direkt am Ufer der Bucht von Aarhus, ist aber sehr schön in die Wälder von Marselisborg eingebettet. Das hübsche Gebäude war allerdings nicht der Grund für meinen Halt; es lag halt „zufällig“ auf dem Weg und stellte natürlich auch ein superschönes Fotomotiv dar!

Mein Besuch galt aber… der längsten Brücke der Welt!

Naja, nicht wirklich, aber eigentlich irgendwie doch, oder…? Das nächste Foto präsentiert euch Die unendliche Brücke (englisch The Infinite Bridge, dänisch De Uendelige Bro), einen kreisrunden Steg, halb an Land, halb im Wasser, der den unendlichen Kreislauf der Natur symbolisieren soll.

Die Installation eines dänischen Architekten misst 60 m im Durchmesser und wurde 2015 anlässlich einer Ausstellung erbaut. Sie wurde inzwischen zu einem äußerst beliebten Ausflugsziel für Einheimische und Touristen, muss allerdings wegen der Witterungsbedingungen jedes Jahr im Winter mühsam abgebaut und im Frühjahr wieder aufgebaut werden!

Natürlich ließ auch ich es mir nicht nehmen, eine Runde auf der „Brücke“ zu drehen, ein tolles Gefühl war das! Und gleichzeitig auch ein etwas „mulmiges“, so ganz ohne Geländer nämlich, allerdings war das Wasser hier wohl höchstens 1 bis 2 m tief… 😉

Nach diesem „Mini“-Highlight setzte ich meine Radtour fort. Es ging immer in Richtung Süden, nun leider etwas weiter vom Ufer entfernt, bis ich einige Zeit später aber wieder ans Wasser zurückkehrte und einen Blick auf den wunderschönen Naturstrand Moesgård Strand werfen konnte.

Danach verließ ich endgültig die Küste und wandte mich nun nach Westen. Bevor ich mein nächstes Ziel erreichte (siehe weiter unten), passierte ich den hübschen Moesgård Parken (deutsch Moesgård-Park) und danach das Gut Moesgård. Die Gutsgebäude dienen heute der Universität Aarhus als Moesgaard Campus (MOCA) und beherbergen neben einigen anderen die Studienrichtungen Anthropologie und Archäologie.

Nun stand ich endlich vor der „Hauptattraktion“ des heutigen Tags! Diese Anlage wollte ich schon sehr lange unbedingt ’mal besuchen, und deshalb hatte ich meine heutige etwa 50 km lange Fahrradtour auch exakt so geplant!

Es handelt sich um das Moesgård Museum; bei den Dänen hat sich auch die einfache Kurzbezeichnung MoMu eingebürgert, sicherlich mit einem kleinen Augenzwinkern in Anlehnung an das „etwas“ berühmtere MoMA (Museum of Modern Art) in New York City.

Eigentlich bin ich schon vor ein paar Monaten durch einen puren Zufall auf diese außergewöhnliche Anlage gestoßen! Beim Recherchieren möglicher Ausflugsziele verwende ich auch immer wieder gern die Satelliten-Ansichten der verschiedenen Kartendienste, wie zum Beispiel Google Maps. Dabei fiel mir eines Tages direkt neben dem Gut Moesgård ein großer park- oder wiesenartiger Bereich auf, in dessen Mitte sich ein Gewirr von hellen Linien oder Wegen abzeichnete. Ich konnte mir zunächst keinen Reim darauf machen, was das wohl darstellen sollte; erst als ich einen dunklen Schatten entdeckte, wusste ich, dass es sich wohl um ein Gebäude mit einem mit Gras bewachsenen Dach handeln musste! Der Rest ging schnell; ich besuchte den Link zum Museum, fand das, was ich dort las und sah, so interessant und einladend, dass das Museum sofort auf meiner To-Do-Liste für eine zukünftige Reise nach Aarhus landete!

Und nun bin ich hier! Und megagespannt, was mich alles erwarten würde! Die außergewöhnliche Architektur dieser Anlage, die sich mühelos in die Landschaft integriert, war fast schon allein einen Besuch wert; ich hoffe, das nächste Foto bringt dies ein wenig zum Ausdruck…

Als erstes musste ich natürlich das Dach „bezwingen“! Ich stellte mein Fahrrad ab (wer gute Augen hat, kann es auf dem folgenden Foto sogar entdecken, etwas rechts und oberhalb der Bildmitte) und stieg hinauf. Von oben hatte man nicht nur einen hervorragenden Überblick über die ganze Anlage, sondern natürlich auch einen fantastischen Blick über die Landschaft, bis hin zum Meer! An der höchsten Stelle des Dachs steht man immerhin 21 m über dem Boden!

Ich habe hier oben ziemlich viel fotografiert, in alle Richtungen! Ich musste mich förmlich zwingen, wieder hinunter zu steigen, denn schließlich wollte ich das Museum ja auch noch besuchen!

Das Museum wurde 1970 eröffnet. Es besitzt eine große archäologische Sammlung, die von der dänischen Altsteinzeit bis zur Wikingerzeit reicht. Darunter befinden sich Masken- und Runensteine, die Moorleiche des berühmten Grauballe-Manns (dazu später mehr) und andere wertvolle Funde aus der Eisenzeit.

Ich betrat den großen, lichtdurchfluteten Eingangsbereich und erhielt gegen Vorlage meiner Aarhus Card ein Tagesticket. Nachdem ich mich hier noch etwas umgesehen hatte, startete ich meinen Rundgang durch das eigentliche Museum, was mir riesig vorkam!

Ich entschied mich zunächst für die unteren Etagen. Aus der Entfernung fragte ich mich für eine Nanosekunde, warum wohl einige der Besucher so völlig regungslos auf der nach unten führenden, breiten Treppe standen. Dann bemerkte ich aber schnell, dass sie mit allerlei Gestalten aus den verschiedenen Zeitaltern „bevölkert“ war; es handelte sich um insgesamt sieben Homininen (Menschenarten). Die Ausstellung begann also bereits hier, ich stand auf der sogenannten Evolutionstreppe!

Schon jetzt fielen mir gleich zwei Besonderheiten auf, die ich von anderen Museen bisher so nicht kannte, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern! Zum einen waren sowohl Gesicht als auch Körper der Figuren derart realistisch, dass ich mich schon fast scheute, sie so einfach „anzugaffen“! Zum anderen gefiel mir außerordentlich gut, dass man hier nicht nur in nichtssagende Gesichter sah; die Künstler hatten sich offenbar große Mühe gegeben, den Modellen natürliche und teils verblüffende Gesichtsausdrücke zu verleihen! Der junge Mann auf dem diesem Foto zum Beispiel hat höchstwahrscheinlich gerade recht gute Laune, während der Typ auf dem nächsten offenbar mit großer Sorge an seine längst überfällige Steuererklärung zu denken scheint…

Das Angebot an Themen und Exponaten in den unendlich vielen Räumen und Gängen war überwältigend; mir war schon jetzt klar, dass ich während meiner zur Verfügung stehenden Zeit nur einen winzigen Bruchteil würde anschauen können! Einige der in diesem Bericht präsentierten Fotos sollen daher auch nur einen ungefähren Eindruck der Ausstellung vermitteln und bleiben deshalb auch ohne weitere Erläuterung!

Immer wieder war ich fasziniert, mit welcher Kreativität und Liebe zum Detail die Gestalter dieses Museums zu Werke gegangen sind. Ich kenne viele Museen, die ebenfalls sehr interessant sind, die aber ihre Ausstellungsstücke fast immer auf die gleiche Art und Weise präsentierten; dies war hier definitiv nicht der Fall! Hier zum Beispiel erläutert ein Zoologe die Besonderheiten des Schädels eines kleinen Tieres! Er selbst sowie der Wald im Hintergrund werden als Video gezeigt; das, worauf es hier ankommt, nämlich seine Hände und der Schädel, werden dabei zusätzlich noch ’mal als vergrößerte Version, im Raum schwebend sozusagen, eingeblendet! Hier macht es wirklich Spaß, stehenzubleiben und bis zum Ende zuzuhören…

Auch bei den Frauen auf den nächsten Fotos war ich wieder sehr beeindruckt davon, wie real sie auf mich wirkten; klar, das hatte sicher auch etwas mit der spärlichen Beleuchtung zu tun.

Die Lady auf dem folgenden Foto hatte mich richtig „wuschelig“ gemacht! Man betrat einen sehr dunklen Raum, in welchem im Hintergrund einige Menschen „schliefen“. Direkt am Eingang aber saß jemand auf einer Bank. Und ich schwöre, ich war mir wirklich lange Zeit nicht sicher, ob ich eine Nachbildung vor mir hatte oder ob hier tatsächlich eine Besucherin aus Fleisch und Blut saß, die sich nur kurz ausruhte! Vor allem irritierte mich die Tatsache, dass sie mir direkt ins Gesicht sah!

Bloß nicht anfassen, ermahnte ich mich! Ich war mir fast sicher, sofort ’ne amtliche Ohrfeige zu kassieren, wenn ich’s auch nur ansatzweise versuchen würde… 😉

Ich ließ es also, und als ich an ihr vorbeiging, sah sie immer noch zum Eingang des Raums, sehr zu meiner Erleichterung!

Das Museum besitzt übrigens eine ganz besondere „Kostbarkeit“, wie weiter oben schon kurz erwähnt, nämlich den berühmten Grauballe-Mann! Er ist für Dänemark so etwas wie der Ötzi für Südtirol, könnte man vielleicht sagen.

Es handelt sich dabei um eine Moorleiche, die 1952 in Jütland im Nebelgårds Mose, einem Kesselmoor von 130 m Durchmesser, in Grauballe gefunden wurde, etwa 40 km von Aarhus entfernt. Der im 3. Jahrhundert vor Christus verstorbene junge Mann lebte in der vorrömischen Eisenzeit und ist die besterhaltene und bekannteste dänische Moorleiche. Aufgrund der besonderen Verhältnisse im Moor war sein Körper in außerordentlich gutem Zustand, obwohl er dort über 2000 Jahre gelegen hatte. Noch immer sind seine Finger- und Fußnägel sowie seine Haare zu sehen!

Dummerweise habe ich es irgendwie geschafft, kein einziges Foto von ihm zu machen, darüber ärgere ich mich jetzt noch! Ich war offenbar so fasziniert von dieser Geschichte und der umfangreichen Dokumentation in diesem Ausstellungsbereich, dass ich einfach nicht daran gedacht habe! Und das bedeutet bei mir schon ’was… 😉

Wer Interesse hat, kann natürlich ’mal googeln und wird schnell unzählige Bilder von der Leiche finden.

Ein Modell der alten Stadtanlage. Der hineinprojezierte Dom wirkt richtig monströs im Vergleich zu den winzigen Häusern und Hütten…

Nach etwas mehr als 90 Minuten verließ ich das Gebäude schließlich wieder, mit einem sehr guten Gefühl! Das war absolut überwältigend, eines der schönsten Museen, die ich jemals besucht habe, vielleicht sogar das schönste! Die Architektur ist wirklich einmalig, die Ausstellungen sind auf Top-Niveau, und die Lage in der herrlichen hügeligen Natur mit Blick auf Wald und Meer komplettiert den ohnehin schon guten Eindruck.

Ich wäre gern länger geblieben, aber schließlich hatte ich noch einen weiten Rückweg vor mir! Ich legte eine kurze Pause ein, aß und trank etwas, und setzte dann meine Tour fort. Nun ging es wieder in Richtung Stadt.

Zwischen dem Schloss (siehe weiter unten) und der Aarhuser Bucht liegt der Gedächtnispark (dänisch Mindeparken), der wegen seiner schönen Gartenanlagen und der kulturgeschichtlichen Bedeutung ein sehenswertes Ausflugsziel ist.

Das Schloss Marselisborg ist die Sommerresidenz der dänischen Königin. Wenn sie und ihre Familie sich im Schloss aufhalten, findet täglich um 12:00 Uhr ein Wachwechsel der Königlichen Garde statt. Ist sie nicht anwesend, ist dafür der Schlosspark mit dem Rosengarten für die Öffentlichkeit zugänglich. Nun, für den Wachwechsel wäre es sowieso viel zu spät gewesen, daher war es mir ganz recht, dass die Königin nicht anwesend war. So konnte ich mich wenigstens ein paar Minuten im Park umschauen und vor allem ganz in Ruhe ein Foto vom Schloss machen!

Auf meinem weiteren Weg zurück nach Aarhus passierte ich das Tivoli Friheden, den Vergnügungspark von Aarhus. Er liegt im idyllischen Wald Marselisborgskov und ist von der Stadt aus zu Fuß erreichbar. Für einen Besuch war es hier ebenfalls viel zu spät, allerdings war der Park heute ohnehin geschlossen! Es blieb also bei einem Foto vom Eingangsbereich und ein weiteres durch das Gitter des Eingangstors.

Nur fuhr ich am Rathaus der Stadt vorbei; mit seiner etwas eigenwilligen Architektur und dem ebenfalls ungewöhnlichen Turm ist es kaum zu übersehen! Eventuell werde ich es mir morgen genauer ansehen, falls es die Zeit erlaubt…

Zurück in der Innenstadt, suchte ich mir ein gemütliches Straßen-Café und genoss nach der langen Tour eine erholsame Kaffeepause. Der Schokoladenkuchen war „ein absolutes Gedicht“… 😉

Den Rest der Strecke von Aarhus nach Lisbjerg und zum Campingplatz fuhr ich in einem Stück. Als ich am endlich Wohnmobil eintraf, war ich zugegebenermaßen etwas „geschafft“ und mein Hintern tat weh! Nach einer 50 km langen Tour mit teils heftigen Steigungen an der Küste und bei reichlich Sonnenschein „auf’s Hirn“ allerdings auch kein großes Wunder, oder? Aber diese Tour, die ich so schnell nicht vergessen werde, war wieder einmal unfassbar schön und interessant!

Den ersten Cocktail, draußen im Freien, versteht sich, hatte ich mir heute definitiv mehr verdient als gestern! Es war immer noch sehr warm, und ich genoss die absolute Ruhe auf dem Platz, denn ich hatte noch immer keine unmittelbaren Nachbarn. Bin sogar kurzzeitig eingeschlafen, was mir sonst eigentlich nie passiert… 😉

Abends habe ich, nach langer Überlegung, was ich eigentlich essen wollte, meinen Gasgrill „angeworfen“; es gab Thüringer Bratwürste, verschiedene Kartoffelsalate und Baked Beans, dazu ein eiskaltes Bier!

Der erste Tag meiner kleinen Reise hat mir schon ’mal sehr viel Spaß bereitet; ich bin sehr gespannt, ob ich das morgen noch toppen kann…

2 thoughts on “Bloß nicht anfassen…”

  1. Hallo Wolfgang,
    wow, was für ein Tag du da hattest, und wieder denke ich wie gut doch das Reisen mit einem WoMo und einem E-Bike doch ist. Was du alles gesehen und erlebt hast an einem Tag war echt klasse. Ob es die vielfältige, interessante Architektur ist, das tolle Museum oder einfach das Radfaren entlang schöner Natur unter herrlichem Himmel. Was will man mehr ? OK, außer einem Schokoladenkuchen 🙂
    Liebe Grüße, Roland

    1. So seh’ ich das auch, Roland. Es war ein sehr schöner und vor allem abwechslungsreicher Tag, den ich so nicht ohne Fahrrad hätte gestalten können… Danke für einen Kommentar!

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