Heute stand die Erkundung der schönen Altstadt von Valencia auf dem Programm. Deshalb ließ ich mein Fahrrad auch in der Heckgarage und nahm den Bus. Das Ticket für eine Einzelfahrt kostete 1,50 EUR, das gab’s schon in der Rezeption des Campingplatzes. Und die Haltestelle ist direkt gegenüber, praktischer geht’s kaum!
Um 09:40 Uhr fuhr ich mit der Linie 25 bis einem großen Platz, der von einem monumentalen Denkmal dominiert wird, der Puerta del Mar. Diese „Pforte zum Meer“ wurde zum Gedenken an die Gefallenen im spanischen Bürgerkrieg errichtet.
Mit den Bezeichnungen, die ich hier angebe, muss ich gut aufpassen, denn hier wird neben spanisch hauptsächlich valencianisch gesprochen, einer Variante des Katalanischen. So heisst der große Platz, auf dem ich mich jetzt befand, im Spanischen Plaza de la Puerta del Mar, aber auf valencianisch Plaça de la Porta de la Mar! Wer soll da nicht durcheinanderkommen… ? 😉
Das Tier oben auf dem Portal ist nicht etwa ein Raubvogel, wie man vielleicht denken könnte, sondern eine Fledermaus! Diesem „Tierchen“ begegnet man überall hier in Valencia, es ist auch im Wappen der Stadt enthalten.
Einen ersten Eindruck von der Altstadt erhielt ich ja bereits gestern, allerdings nur sehr kurz und auf ein recht kleines Gebiet beschränkt! Nun aber konnte ich mich (ohne Fahrrad) in Ruhe umschauen. Die Atmosphäre hier war natürlich typisch spanisch, jedenfalls, so wie ich mir spanisch vorstelle, aber doch wieder so ganz anders als z.B. in Barcelona.
Sehr schön, die Polizei im freundlichen Dialog mit der Bevölkerung! Die „Dienstfahrzeuge“ nutzten die Zeit inzwischen anderweitig… 😉
Hier erreichte ich den Mercado Central, einen der beiden großen Märkte der Stadt. Die Markhalle, im Stil des spanischen Jugendstil zwischen 1916 und 1926 erbaut, hat mich sehr überrascht; so schön war sie, wenn ich mich recht erinnere, in Barcelona nicht!
Die Kombination aus Metall, Glas, verspielten Ornamenten und Kacheln hat mich sehr beeindruckt! Toll, dass so etwas Profanes wie eine Markhalle so schön sein kann… 😉
Überhaupt gab es so einige Unterschiede zur Markhalle in Barcelona. Hier herrschte zunächst ‘mal kein so schlimmes Gedränge, was allerdings eventuell auch am Wochentag lag. Ausserdem war hier alles etwas geräumiger, viel heller, sauberer und irgendwie geordneter. Das Warenangebot war allerdings ähnlich…
Schaue ich mir die Ware an, oder schaut die Ware mich an…?
Eigenartige Gebilde! Was soll man damit nur machen…? 😉
Schinken, meist der berühmte Serrano, wohin das Auge blickt…
Und dieses arme Schwein hat’s hinter sich… 😉
Wie wohl fast in jeder spanischen Stadt gibt’s natürlich auch hier jede Menge Kacheln als Andenken zu kaufen…
…oder Küchenschürzen für jeden Geschmack!
Wieder einmal habe ich mich viel länger in einer Markhalle aufgehalten, als ich geplant hatte, aber es ist ja nun ‘mal auch sehr interessant, was man dort alles zu sehen bekommt! Gekauft habe ich allerdings nichts, denn ich habe natürlich keine Lust, einige Stunden mit irgendwelchen Tüten oder Taschen in der Stadt herumzulaufen, bevor es mit dem Bus wieder zum Campingplatz geht; an Souvenirs oder andere Mitbringsel musste ich jetzt noch nicht denken.
Aber nun hatte ich mittlerweile großen Hunger. Ich suchte mir am Plaza de la Reina, dem zentralen Platz in der Altstadt, eines der vielen Straßencafés aus. Ich bestellte ein Tourist Menu, das ganz in Ordnung war, aber alles andere als spektakulär. Für 17,- EUR (inklusive 0,3 l Bier) kann man allerdings auch nicht viel mehr erwarten, denke ich…
Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kathedrale von Valencia (Catedral de Santa María de Valencia) im nordöstlichen Teil der Altstadt sah ich mir natürlich auch von innen an; leider habe ich dort keine Fotos gemacht. Besonders auffallend ist der 51 m hohe Turm mit seinem achteckigen Grundriss.
Schließlich erreichte ich den Plaza de la Virgen (deutsch: Jungfrauenplatz), den ich schon gestern besucht hatte. Wieder sehr verwirrend: Im Valencianischen heisst der Platz völlig anders, nämlich Plaça de la Mare de Déu, und dieser Name steht hier auf jedem Straßenschild!
Der wohl bekannteste Platz ist im Gegensatz zu vielen anderen großen Plätzen der Stadt eine Fußgängerzone; hier tagt auch das weltberühmte und seit über 1.000 Jahren aktive Wassergericht (Tribunal de las Aguas), leider immer nur donnerstags! Acht schwarz gekleidete Richter sitzen dann im Freien vor einem Portal der Kathedrale und verhandeln hauptsächlich Streitigkeiten zwischen Bauern und Grundbesitzern bezüglich der Bewässerung ihrer Felder. Dieses Spektakel ist heutzutage eher eine Touristenattraktion, gehört aber inzwischen sogar zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO!
Gleich nebenan befand sich eine weitere Kirche (Nuestra Señora de los Desamparados), in der gerade eine Messe stattfand.
Der Palast der Borgias, heute Sitz des valencianischen Parlaments.
Durch die wuchtige Puerta de Serranos, eines der ehemals insgesamt zwölf Stadttore, verließ ich für einige Zeit die Altstadt und wanderte im trockengelegten Flussbett des Turia. Der Fluss selbst wurde nach verheerenden Überschwemmungen in den 50er Jahren aus der Stadt heraus verlegt und das ehemalige Flussbett in einen Park verwandelt.
Dieses kleine Wäldchen besteht aus Florettseidenbäumen, die ursprünglich aus Südamerika stammen. Ihren Wasser speichernden Verdickungen verdanken sie den spanischen Beinamen palo borracho, soviel wie „betrunkener Baum“.
Durch einen weiter östlich gelegenen Zugang betrat ich später wieder die Altstadt und wanderte langsam zurück zu meinem Ausgangspunkt. Dort wartete ich nur ein paar Minuten auf den Bus, der mich zurück zum Campingplatz brachte.
Das Wetter war heute leider immer noch nicht zufriedenstellend, allerdings gab’s deutlich häufiger als gestern sonnige Phasen. Und natürlich war es sehr warm, deshalb freute ich mich nun auf einen entspannten Nachmittag und Abend am Wohnmobil…