Vom äußersten Norden der Insel Rügen ging es heute wieder ein kleines Stückchen in südliche Richtung. Gestern habe ich das bekannten Kap Arkona besucht, das zur Halbinsel Wittow gehört. Eine kleine Nehrung, die Schaabe, verbindet sie mit einer weiteren Halbinsel, nämlich Jasmund. Hier wurde 1990 der 30 qkm große Nationalpark Jasmund angelegt, übrigens der kleinste Deutschlands! Seit Juni 2011 gehört er, neben anderen Regionen in Europa, wegen seines gewaltigen Buchenbestands zum UNESCO-Weltnaturerbe. Bekannt ist die Halbinsel Jasmund vor allem aber wegen ihrer markanten Kreidefelsen, unter anderem befindet sich hier der 118 m hohe Königsstuhl, das wohl markanteste Wahrzeichen Rügens.

Nach der Abfahrt vom Stellplatz bei Putgarten erreichte ich um 09:30 Uhr die kleine Siedlung Hagen, einen Ortsteil der Gemeinde Lohme. Zahlreiche Gaststätten deuteten schon die Nähe des Nationalparks und damit auch ein entsprechend hohes Tourismusaufkommen an. Als ich auf den großen Parkplatz am Ortsrand fuhr, wurde das hier herrschende Besucherausmaß noch deutlicher: Hunderte von PKW-Parkplätzen, aber auch ein Wohnmobilstellplatz mit WC und Dusche sowie weitere gastronomische Einrichtungen und eine Buslinie zum Nationalparkzentrum werden hier in der Saison ausgiebig genutzt. Die Übernachtungsgebühr betrug laut Aushang 12,50 EUR zuzüglich 1,- EUR Kurtaxe! Zahlen musste ich allerdings 14,50 EUR: Wieder einmal hat man mir frecherweise gleich zweimal Kurtaxe berechnet!

Ich suchte mir einen ruhigen Platz im hinteren Bereich des großen Areals aus und parkte dort ein. Wegen einiger Unebenheiten musste ich beide Auffahrkeile verwenden, um einigermaßen waagerecht stehen zu können; eine Arbeit, die nach so vielen Jahren allerdings längs Routine war. Um kurz nach 10 Uhr fuhr ich dann mit dem Fahrrad zunächst zum Eingangsbereich des Besucherzentrums.

Das Ticket kostete stolze 10 Euro, beinhaltete allerdings auch eine ganze Reihe von Einzelleistungen, unter anderem eine Vorführung in einem Multivisionskino sowie eine umfangreiche Ausstellung. Letztere habe ich mir in Ruhe angesehen.

Auf drei Etagen streifen die Besucher durch die akustisch inszenierten Räume und werden dabei spielerisch in die Geheimnisse der Kreidelandschaft eingeweiht. Der Clou: Für jeden „Zeitreisenden“ gibt es die passende Führung per Kopfhörer-System, auch für Kinder! Während die Großen zwischen Romantik, Information und Abenteuer (meine Wahl!) entscheiden können, werden die Kleinen mit lustigen Geschichten durch die Erlebnis-Ausstellung begleitet. Hier ein paar Fotos der Ausstellung; mir ist natürlich klar, dass deren hohe Qualität nur dann richtig zur Geltung kommen kann, wenn man sich wirklich genügend Zeit nimmt und die wichtigsten der unzähligen Infotafeln auch wirklich durchliest…

Der Name Königsstuhl wird nach Überlieferungen auf den schwedischen König Karl XIII. zurückgeführt, der von hier aus im Jahr 1715 eine Seeschlacht gegen die Dänen geführt haben soll. Auf die 200 qm große Plattform des Königsstuhls gelangt man heute nur noch mit einem Ticket des Nationalpark-Zentrums. Die hölzerne Königsstuhltreppe mit ihren 412 Stufen bis zum Strand überwindet 110 m Höhenunterschied, ist allerdings seit 2016 gesperrt und soll auch nicht mehr erneuert werden: Ähnlich der Königsstreppe am Kap Arkona bereiten nämlich Erdrutsche den Verantwortlichen große Sorgen. Ein kompletter Rückbau der Treppe ist bereits beschlossen.

Nach dem Besuch der Ausstellung ging es natürlich gleich zur Aussichtsplattform und zum Königsstuhl selbst. Dort war zu lesen, dass der Besuch hier ab dem nächsten Jahr zunächst nicht mehr möglich sein wird: Ein völlig neues Bauprojekt, ein sogenannter Skywalk, kündigte sich schon jetzt durch viele Baustellen auf dem Gelände an; Fertigstellung soll 2023 sein!

Kreidefelsen auf Rügen ist der Titel eines 1818 entstandenes Ölgemäldes von Caspar David Friedrich. Es gilt als Hauptwerk der deutschen Romantik und befindet sich in einem Kunstmuseum in schweizerischen Winterthur. Vorlage für das Bild waren verschiedene Entwürfe des Malers, die allerdings an mehreren Orten entstanden sind; diese Stelle, etwas südlich oder sogenannten Victoria-Sicht (Foto), hat noch die größte Ähnlichkeit mit dem Gemälde. Entgegen der immer noch weit verbreiteten Ansicht hat Friedrich auf jeden Fall nicht die markanten Wissower Klinken gemalt, denn die gab es vor 200 Jahren noch gar nicht!

Nach einigen kleinen Wanderungen im Bereich des Besucherzentrums setzte ich schließlich meine Radtour fort…

…und erreichte später den bereits weiter oben erwähnten Ort Lohme im Norden der Halbinsel Jasmund; hier boten sich wieder einmal wunderschöne Ausblicke auf die Küste und die Ostsee.

Auf einer neu errichteten Treppe können Besucher die Steilküste bis zum 1997 schön sanierten Hafen hinabsteigen. Hier befindet sich auch das gemütliche Café Niedlich, das ich allerdings nicht besucht habe.

Stattdessen sah ich mich etwas näher im Hafen um…

…fotografierte diese interessante Kormoran-Kolonie…

…und fuhr danach in einem großen Bogen wieder zurück zum Wohnmobil, wo wieder eine ausgedehnte Mittagspause angesagt war.

Meine zweite Tour heute galt dem staatlich anerkannten Erholungsort Sassnitz, einer 9.200 Einwohner zählenden Gemeinde, die unter anderem für seine Bäderarchitektur im Kurviertel sowie für den riesigen Fährhafen Sassnitz im südlichen Ortsteil Mukran bekannt ist.

Nachdem ich wieder einmal die gesamte „Wasserlinie“ abgeklappert hatte, schaute ich mich noch ausgiebig im Geschenke- und Souvenirladen Rügenmarkt um und kaufte dort tatsächlich ein paar Mitbringsel (Seife mit Kreide sowie Rotweinsalz) für meine Schwägerin. Danach hatte ich mir eine gemütliche Pause verdient; der Kirschstreuselkuchen mit Sahne und Vanillesauce kam da gerade richtig; dazu gab’s einen Pott Kaffee!

Zurück ging es dann, im Gegensatz zur Herfahrt auf der Landstraße, auf hervorragend ausgebauten Radwegen durch den dichten Buchenwald.

Nach meiner Rückkehr zum Stellplatz konnte ich einmal mehr auf einen wunderschönen Tag zurückblicken!

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