Spätestens nach dieser Nacht weiß ich, dass ich nun endgültig in Griechenland angekommen bin: Das ständige Hundegebell in der Umgebung war leider kaum zu überhören! Zum Glück bin ich davon nur wenige Male aufgewacht und hab‘ eigentlich ganz gut geschlafen!

Nach fast zwei Tagen „Abstinenz“ kam heute natürlich wieder mein Fahrrad zum Einsatz; ich wollte ja den gesamten Tag in Korinth und Umgebung verbringen und hier auch wieder übernachten. Es gibt so einiges zu entdecken, wofür man sicher auch mehrere Tage investieren könnte.

Da wären zunächst ’mal die bedeutenden archäologischen Stätten in der Nähe meines Stellplatzes, nur ein paar Minuten von hier entfernt. Das Dorf Archea Korinthos liegt direkt am Ausgrabungsareal der antiken Stadt, auf einem Plateau an der Nordflanke des Berges Akrokorinth. Der Eintritt kostete 8 Euro und beinhaltete auch den Besuch eines kleinen Museums. Weil ich (wie ja fast immer) sehr früh dort eintraf, war ich in den ersten 30 Minuten der einzige Besucher der Anlage.

Der Apollon-Tempel ist einer der ältesten erhalten gebliebenen griechischen Tempel; er entstand etwa 550 v. Chr. und ersetzte damals einen älteren Vorgängerbau. Heute sind die sieben Säulen das Wahrzeichen Korinths; der Tempel ist der älteste Bau des antiken Korinths.

Ein weiteres Highlight der Anlage ist der ehemalige prunkvolle Peirene-Brunnen, gestiftet von einem Freund des römischen Kaisers Hadrian. Diese Bergquelle war viele Jahrhunderte in Benutzung und wurde mehrfach umgebaut und verschönert.

Auch im kleinen Museum gibt’s einiges zu bestaunen; es ist sehr nicht groß, aber durchaus interessant und abwechslungsreich gestaltet.

Ein Mosaik zeigt die Rekonstruktion eines Fußbodens, der früher den Speiseraum einer römischen Villa zierte.

Auf einem anderen ist innerhalb eines komplizierten Kreisornaments ein Dionysoskopf dargestellt.

Im Innenhof mit seinen schattigen Bäumen gibt es unter anderem mehrere Statuen, Reliefs und Sakrophage zu sehen.

Nach dem Besuch der Ausgrabungsstätte und des Museums ging es wieder mit dem Rad weiter!

Meine Strecke verlief in überwiegend ländlichem Gebiet, oft auf sehr schmalen Straße und kleinen Feldwegen. Hier wurde ich nun mit einem Problem konfrontiert, dass mich wohl auch in den nächsten Wochen noch weiter begleiten würde: den vielen Hunden, die offenbar Radfahrer „zum fressen“ gern haben! Wenn man an einem Haus vorbei fährt, mit seinen Gedanken (wieder mal!) ganz woanders ist und einem dann ein infernalisches Bellen in die Glieder fährt, weiß man nach einer Schrecksekunde wenigstens, dass der Hund, der zu diesem Gebell gehört, einen nur solange auf „seinem“ Grundstück verfolgen kann, wie dessen Umzäunung reicht! Immer in der Hoffnung, dass der Zaun in wirklich guten Zustand sein möge, versteht sich…

Was aber, wenn der Hund sich eben nicht auf einem Grundstück befindet, sondern urplötzlich um die Ecke „geschossen“ kommt? Und zwar mit eher unterdrücktem Knurren, aber mit (geschätzt) 128 gefletschten Reißzähnen ein paar Meter vor dir auf dich wartet…? Ja, dann… Dann muss man die Beine in die Hand nehmen, oder besser, voll in die Pedalen seines eBikes treten und todesmutig versuchen, dem „bösen Ungeheuer“ zu entkommen! Nicht nur einmal hab‘ ich es erlebt, dass der Hund tatsächlich neben mir her lief und versuchte, mir in Füße oder Beine zu beissen…

Schließlich erreichte ich dann aber doch, einigermaßen lebendig, das zweite Ziel meiner heutigen Tour, den Kanal von Korinth. Er trennt die Halbinsel Peloponnes vom griechischen Festland und verkürzt den Seeweg um 325 Kilometer. Ich kannte ihn schon aus meiner frühesten Schulzeit und wollte schon immer ’mal sehen, wie es dort tatsächlich aussah! Ich steuerte zuerst eine alte Fußgängerbrücke an, die sich etwa in der Mitte des 6.343 m langen Kanals befindet.

Von dort hatte ich einen supertollen Blick zu beiden Seiten! Ich konnte sowohl das südöstliche als auch das nordwestliche Ende sehen. Insgesamt führen fünf Brücken über den Kanal.

Bemerkenswert sind die absenkbaren Brücken an beiden Enden des Kanals. Wenn sich ein Schiff nähert, werden sie kurzerhand durch ein von Motoren angetriebenes Gestänge im Kanal „versenkt“. Das Foto zeigt die Anlage am nordwestlichen Ausgang; ich musste hier, genauso wie eine ziemlich lange Schlange von Autos, eine ganze Weile warten, bevor ich diesen Vorgang mit eigenen Augen beobachten konnte…

Hier gibt’s auch noch ein kleines Video dazu (ohne Ton):

Nach der Besichtigung des Kanals ging es nun endlich in die Stadt; sie hat mehr als 30.000 Einwohner und ist nach Patras und Kalamata der drittgrößte Ort auf dem Peloponnes.

Im Stadtzentrum angekommen, suchte ich mir allerdings erst einmal ein kleines Straßencafé, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Ein Greek salad, traditional style (den ich mir eigentlich etwas anders vorgestellt hatte) und ein Glas Bier kamen mir da gerade recht!

Als eine sehr junge und superhübsche Lady meine Bestellung aufnehmen wollte, war ich zunächst ’mal völlig „baff“: Sie sah original aus wie die Sängerin Katie Melua! Eine echt starke Ähnlichkeit, vor allem ihre Augen! Meine zweite Verblüffung folgte aber sofort: Als ich ihr davon erzählte, strahlte sie zwar, fragte mich aber gleich, wer denn wohl Katie Melua sei? Hhm, man sollte vielleicht nicht immer so viele Dinge voraussetzen… 😉

Wir kamen ins Gespräch und sie fragte mich, woher ich gerade käme und welches meine weiteren Ziele wären. Vor allem wollte sie wissen, ob ich auch in Belgrad gewesen bin, denn sie würde morgen für vier Tage hinfahren, um Verwandte zu besuchen! Aha, demnach war sie wohl keine Griechin, sondern ja vielleicht eine Serbin!

Nun sah ich mir die Stadt etwas genauer an; in den Fußgängerzonen, die allesamt sehr gepflegt wirken und großzügig angelegt waren, musste ich mein Rad natürlich schieben.

Ich versuchte in mehreren Läden, mein obligatorisches Mitbringsel, einen Fotomagneten, zu erstehen, hatte dabei aber leider keinen Erfolg! Entweder wusste man gar nicht, was ich meinte, oder man sagte mir, so etwas gäbe es in der Stadt nicht und ich solle es vielleicht ’mal in Alt-Korinth versuchen. Dort gäbe es mehrere Souvenirläden! Toll, genau dort war ich ja bereits heute Morgen, aber glücklicherweise lag in der Nähe ja auch mein Stellplatz! Ich fuhr also noch eine Weile an der Küste entlang und aus der Stadt heraus und wandte mich dann wieder in Richtung Süden. Ganz in der Nähe der Ausgrabungsstätte, die jetzt deutlich besser besucht war (es standen einige Busse auf dem Parkplatz), befindet sich die „Touristenmeile“ mit vielen Restaurants und kleinen Läden; dort gab’s tatsächlich einen Magneten, allerdings „nur“ von Alt-Korinth, nicht von der Stadt selbst; macht nichts! Und obendrein sogar einen weiteren vom Kanal von Korinth! Angesichts der vielen sehr einladend wirkenden Lokale beschloss ich, am Abend noch einmal herzukommen, um hier zu essen. Passenderweise sprach mich eine Restaurantbesitzerin auf der Straße an und sagte etwas von 15% Rabatt, wenn man Gast auf dem Wohnmobilstellplatz im Dorf wäre! Super, passt; bin ich…

So machte ich es dann auch. Ich fuhr nun zum Stellplatz zurück, machte eine Cappuccino-Pause (ein leckerer Muffen musste sein Leben lassen…) und erledigte noch einige „wohnmobiltechnische“ Angelegenheiten. Später gab’s noch einen kleinen Cocktail (nein, kein erneutes tasting) und ich verschickte ein paar Fotos von heute an Zuhause, dann ging es gegen 19:00 Uhr auch schon wieder los!

Das Innere des Lokals Gemelos Tavern war an sich schon eine kleine Sehenswürdigkeit; natürlich durfte ich hier fotografieren!

Ich setzte mich aber nach draußen, zur Straße hin; die Außenterasse, von der man einen traumhaft schönen Blick auf die Ausgrabungsstätte und den gewaltigen Berg hatte, war leider aus irgendeinem Grund geschlossen!

Das Abendessen war wirklich sehr lecker! Ich bestellte nicht allzu viel, da ich keine großen Hunger hatte, vielleicht wegen des Salats um die Mittagszeit. Was ich bekam, war trotzdem reichlich; zusammen mit einem halben Liter Wein und zwei Ouzos war das mehr als genug für mich. Zusammen wurden inklusive Trinkgeld nur 25 Euro fällig; die Bedienung war super nett, hier konnte man sich wirklich wohl fühlen (nach den 15% Rabatt zu fragen, hatte ich allerdings leider vergessen…).

Zufrieden und satt machte ich mich gegen 22:00 Uhr wieder auf den Heimweg, nach einem zwar langen, aber richtig schönen Tag! Und ohne irgendwelche „Vorkommnisse“, ’mal von den vielen Hunderennen abgesehen… 😉

6 Kommentare zu “Bei den alten Korinthern”

  1. Hallo Wolfgang,
    solche alten Ausgrabungsstätten haben schon immer etwas faszinierendes für mich. Ich stelle mir immer vor wie das Leben wohl dort war. Die alten Film-Klassiker wie „Ben Hur“, „Cleopatra“ oder „Quo Vadis“ sind sowieso in meinem Besitz. OK, das ist das alte Rom, aber vergleichbar mit dieser Zivilisation. Beim Anblick des Kanal von Korinth kam mir, welchen ich echt nicht kannte, kam mir gleich der Panama-Kanal in den Sinn. Bei dem Restaurant konnte man sich ja totgucken 🙂
    Herzliche Grüße, Roland

    1. Das geht mir auch so, Roland! Wenn ich vor Ort relativ ungestört bin, gelingt es mir auch recht oft, mich in Gedanken in eine frühere Zeit zu versetzen und mir das alltägliche Leben dort vorzustellen. Wenn „Hannelore“ doch nur eine Zeitmaschine wäre… 😉 Danke für deinen Beitrag!

  2. Eine absenkbare Brücke? Das habe ich ja noch nie gesehen. Faszinierend. Die ganze Gegend ist sehr spannend und ich würde sie mir auch gerne mal anschauen. Dein Bericht macht Lust darauf. Und die Bilder Deines Essens erst recht 🙂
    LG Anja

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