Fantastisch! Diese Reise „mutiert“ so langsam zu einer Weltreise, scheint mir!
Nach Deutschland, Frankreich und schließlich Spanien war ich ja erst vorgestern in Großbritannien (ok, im Britischen Überseegebiet), gestern in Marokko und heute schon in Kuba! Ja, wirklich!
Ok, ok, eigentlich nur gefühlt wirklich!
Ich bin heute im wunderschönen Cádiz, der Hauptstadt der gleichnamigen spanischen Provinz. Und die hat nun aber wirklich wirklich viel mit der kubanischen Metropole Havanna zu tun!
Cádiz verfügt über eine 3.000 Jahre alte Geschichte und ist damit vermutlich die älteste Stadt Europas. Sie ist Partnerstadt von Havanna und wird deshalb auch Klein Havanna oder, spanisch ausgedrückt, La Habanita genannt.
Diese starke Verbindung hat ihren Grund: In der spanischen Kolonialzeit gab es eine wichtige Seeverbindung zwischen beiden Hafenstädten. In der Folge ähnelten sich Cádiz und Havanna im Lauf der Zeit immer mehr. In so manchem Film, in dem Havanna Schauplatz war, wurde stattdessen in Cádiz gedreht; dazu später ein Beispiel…
Ich war sehr gespannt auf Cádiz! Zum einen reizte mich schon allein die Lage der Altstadt und der Neustadt auf einer lang gestreckten Landzunge, die nur durch einen schmalen Damm mit dem Festland verbunden ist. Zum anderen hatte ich bei meiner Vorbereitung sehr viel über diese als sehr freundlich und lebenslustig geltende Stadt gelesen! Die Gaditanos, so werden die Einwohner von Cádiz genannt, feiern für ihr Leben gern; der jährlich stattfindende Karneval ist, nach denen von Rio de Janeiro und Port of Spain, der drittgrößte Karneval der Welt!
Der Wechsel von Tarifa nach Cádiz dauerte nur etwa 90 Minuten. Nach dem Aufstehen war der Himmel ‘mal wieder komplett bedeckt, aber während der Fahrt merkte ich, dass es sich dabei eigentlich nur um dichten Nebel handelte. Der löste sich im Lauf des Vormittags glücklicherweise auf, und für den Nachmittag hatte Petrus sogar die Kugel mit der Aufschrift „Heiter“ aus seiner Glückstrommel gezogen… 😉
Ziel war einmal mehr ein großer, gemischter Parkplatz, im Hafengebiet der Stadt gelegen. Die Parkgebühren lagen auf üblichem Niveau, allerdings sollte es hier einen kleinen „Insider-Trick“ geben, den ich in einem WoMo-Reiseführer gelesen hatte und sofort ‘mal ausprobierte!
Anstatt bei der Einfahrt ganz normal ein Ticket zu ziehen, soll man sich an der kleine „Bude“ des Parkwächters anmelden; der stellt dann ein 24-Stunden-Ticket speziell für Wohnmobile aus. Und das soll angeblich nur 3 Euro kosten.
So war es tatsächlich auch! Der freundliche Herr sprach zwar kaum englisch, aber war natürlich nicht blind und wusste sofort, was ich wollte. Er bestätigte mir den Preis noch ‘mal, allerdings sollte ich erst morgen, bei der Ausfahrt, zahlen. Und zwar bei ihm, nicht an der Kasse!
Nun machte ich als erstes eine kleine Fahrradtour, um meine nähere Umgebung zu erkunden. Hauptsächlich wollte ich aber einen Supermarkt finden, um meine Vorräte wieder etwas aufzufüllen. Auf dem Weg dorthin kam ich an den vielen Hafenanlagen vorbei, und plötzlich glaubte ich, meinen Augen nicht mehr trauen zu können!
Was ist denn das jetzt bitte? War ich nun in Cádiz? Oder in Havanna? Oder doch etwa schon wieder in… Hamburg?
Ich könnte schwören, dass die Brücke, die da so unvermittelt vor mir auftauchte, die Hamburger Köhlbrandbrücke sein musste! Auch die riesigen Container-Kräne sahen haargenau aus wie die im Hafen „meiner“ Hansestadt!
Ok, also anhalten, Smartphone ‘raus und googeln!
Es handelte sich hier um die erst 2015 eröffnete Puente de la Constitución de 1812 (umgangssprachlich: Puente de la Pepa). Sie verbindet die Stadt mit der in der Bucht von Cádiz gegenüber liegenden Stadt Puerto Real und damit mit dem Festland. Sie ist die längste Brücke Spaniens und mit 3,2 km Gesamtlänge länger als die Golden Gate Bridge in San Francisco! Und ihre Pylone sehen denen der Köhlbrandbrücke tatsächlich zum Verwechseln ähnlich…
An der Pier lag das Kreuzfahrtschiff Marella Discovery 2 der Reederei Marella Cruises; es gehört zu den schnellsten Kreuzfahrtschiffen der Welt.
In der Altstadt fand ich, direkt gegenüber der Markthalle, einen Carrefour-Supermarkt, wo ich unter anderem Brot, Croissants, Donut, Milch und Sandwiches einkaufte. Danach fuhr ich zurück zum Wohnmobil und machte eine ausgiebige Mittagspause.
Dann brach ich zu meiner zweiten, „richtigen“ Radtour auf. Ich fuhr zunächst auf einer breiten Mole entlang, die neben dem Parkplatz verlief, bis zu einer Statue. Von dort aus hatte ich einen schönen Blick aus der Ferne auf Teile der Altstadt von Cádiz.
Die folgenden Fotos machte ich bereits im Norden der Altstadt, direkt an der Stadtmauer. Die Alameda de Apodaca ist ein idealer Ort zum Flanieren und Entspannen an heißen Tagen. Von der breiten, mit Platten gepflasterten Promenade bieten sich einem fantastische Ausblicke auf das Meer.
Aber auch die üppige Vegetation ist absolut beeindruckend! Beim Anblick dieser altehrwürdigen Würgefeigen klappt mir jedesmal die Kinnlade herunter… 😉 Ich liebe diese Bäume einfach!
Die wunderschönen Wege und Plätze sind vorbildlich gestaltet und gepflegt. Ein Spaziergang hier ist pure Erholung…
Die „etwas andere“ Sitzbank! Sehr hart, aber mit sehr viiiiiel Platz… 😉
Das Kastell Santa Catalina am westlichen Rand der Altstadt stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es bildet die nördliche Begrenzung des Strandes Playa La Caleta.
Die vielen kleine Boote schwimmen hier zurzeit wie „Fische auf dem Trockenen“…
Hier ein Blick auf den auch bei den Bewohnern sehr beliebten Stadtstrand Playa La Caleta.
Dies ist das alte Badehaus Balneario de la Palma aus den 1920er Jahren. Genau hier und nicht etwa in Havanna stieg Halle Berry in ihrem orangefarbenen Bikini im 2002 erschienenen Blockbuster „James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag“ aus dem Wasser und trank zusammen mit Pierce Brosnan einen Mojito!
Das Castillo de San Sebastián wurde mitten ins Meer hineingebaut und war einst Teil der Festung, die die Stadt vor feindlichen Übergriffen schützen sollte. Heute ist es wegen seiner fantastischen Aussicht auf Meer und Stadt eine beliebte Sehenswürdigkeit.
Diese Festung war ebenfalls Filmkulisse des schon oben erwähnten Films. Hier wurden die Szenen gedreht, die im Film vor der Klinik in Kuba spielen.
Leider blieb mir der Zugang verweht; ein ziemlich starrköpfiger Angestellter am Eingang bestand darauf, dass das an einer Mauer angebrachte Schild, das das Fahrradfahren innerhalb der Anlage verbot, auch das Schieben von Fahrrädern einschloss! Ok, dann halt nicht…
Ich befand mich hier immer noch in Höhe der Altstadt, hatte aber jetzt schon einen schönen Blick auf die nach Süden hin ausgedehnte Neustadt, die ebenfalls über superschöne, sehr lange und vor allem saubere Strände verfügt.
Diese Ansicht kennt man vermutlich, wenn man sich schon ‘mal Fotos von Cádiz angesehen hat! Die im Barockstil im 18. Jahrhundert erbaute Kathedrale von Cádiz ist ein echter Hingucker und gilt als Hauptsehenswürdigkeit der Stadt! Die knallgelbe, mit Keramikziegeln gedeckte Kuppel kann man von fast jedem Punkt der Stadt ausmachen.
Auch bei diesem Anblick fühlt man sich irgendwie nach Mittelamerika versetzt, finde ich…
Gleich nebenan liegt die Iglesia de Santa Cruz, die alte Kathedrale, die auf dem Gelände einer ehemaligen Moschee erbaut wurde.
Und nochmal die neue und die alte Kathedrale, einträchtig nebeneinander…
Von den unfassbar schönen Aussichten, die sich mir hier boten, konnte ich gar nicht genug bekommen! Ich hab’ viel zu viele Fotos gemacht, das wird eine ziemlich üble Arbeit machen, wenn ich wieder zuhause bin… 😉
Die Strände der Stadt waren um diese Uhrzeit allesamt nicht besonders stark frequentiert; die Mittagspause, die gern auch schon ‘mal bis 16:00 Uhr gehen kann, ist den Spaniern heilig…
Gute Gelegenheit, auch für mich ;-), ein paar schöne Brautfotos zu machen!
Nachdem ich die Altstadt nun hinter mir hatte, verließ ich die Promenade und den Strand, wandte ich mich nach Osten und fuhr einige wenige Wege in der Neustadt herum. Danach passierte ich das Stadttor und befand mich schließlich wieder in der Altstadt.
Hier musste ich mein Fahrrad natürlich meistens wieder schieben, hatte dadurch aber auch mehr Zeit, mir alles in Ruhe anzusehen.
Die Altstadt von Cádiz gefiel mir wieder einmal ganz besonders gut; auch sie hat ihren ganz eigenen Charakter und ist eigentlich mit keiner der anderen, die ich bereits besucht hatte, vergleichbar. In mir kam so langsam der Verdacht auf, dass ich, was die Schönheit der Altstadt anbelangte, Cádiz möglicherweise sogar noch vor Málaga einordnen könnte…
Mist, ich muss einfach ‘mal damit aufhören, die vielen Städte miteinander zu vergleichen… 😉
Nun erreichte ich den sehr hübschen Platz Plaza de San Juan de Dios, den zum Hafen hin offenen Hauptplatz der Stadt. Er stammt bereits aus dem Mittelalter, wurde vor kurzem umgestaltet und als Fußgängerzone ausgebaut. Hier befindet sich auch das Rathaus der Stadt.
Nach einer kleinen Pause mit einem erfrischenden Getränk machte ich mich auf den Rückweg zum Parkplatz und beendete damit meine interessante Fahrradtour.
Wieder einmal geht ein traumhaft schöner Tag zu Ende! Jetzt, gegen 22:00 Uhr, mache ich mir ein paar Notizen. Ich hab‘ bereits zwei Glas Rotwein hinter und eins direkt vor mir; hoffentlich kann ich, wenn ich später zuhause den Bericht schreiben muss, meine Schrift noch lesen… 😉