Meine heutige Etappe mit dem Wohnmobil war die bisher kürzeste auf dieser Reise: Nur etwa 50 km trennen den kleinen Stellplatz bei Gistel, in der Nähe von Ostende in Belgien, von Dünkirchen, meinem neuen Ziel und gleichzeitig dem ersten in Frankreich.

Durch die sehr geringe Entfernung war ich natürlich sehr früh vor Ort. Ich hatte bereits vor zwei Tagen eine Reservierung für einen der hier ansässigen Campingplätze vorgenommen, leider galt diese aber erst ab 14 Uhr! Daher hatte ich gleich danach nach einem passenden Parkplatz für meine „Hannelore“ gesucht, von dem aus ich meine Radtour starten konnte. Meine Wahl fiel auf einen kostenlosen Platz in der Nähe des Hafens, auf dem noch viele Plätze frei waren. Schon 10 Minuten nach dem Einparken war ich wieder mit dem Rad unterwegs…

Meine grob geplante Tour führte mich zunächst auf der Pont Lucien Lefol über den Canal Exutoire in den malerischen Skulpturenpark Jardin des Sculptures, vorbei am Kunstmuseum LAAC (Abkürzung für Lieu d’art et action contemporaine) sowie an einigen recht sehenswerten Skulpturen.

Diese „Komposition“ aus Dutzenden von Ankern heißt Anchorage und stammt vom Künstler Arman (eigentlich Armand Pierre Fernandez).

Rechter Hand hatte ich einen Blick auf die grazile Passerelle du Grand Large, einer 2014 bis 2015 erbauten Fußgänger- und Radfahrerbrücke; sie stammt von der Architektin Brigit de Kosmi.

Nun erkundete ich das östliche Hafengebiet, wo unzählige Fotomotive auf mich warteten…

Der schlanke und ca. 63 m hohe Leuchtturm Phare de Dunkerque, auch Phare de Risban genannt, gilt als nördlichster Leuchtturm Frankreichs.

Sehr vorbildlich: Den Hinweis auf öffentliche Toiletten kann man hier nun wirklich kaum übersehen! Aber Moment ’mal, wo bitte ist denn der entsprechende Eingang für „Königstiger“…? 😉

An dieser Stelle hatte ich schon einen tollen Blick auf die „Skyline“ der Stadt. In der Mitte erkennt man den Rathausturm, rechts den Belfried von Dünkirchen.

Hier steht das riesige Calvarie des Marins. Dieses 26 to schwere und 11 m hohe Denkmal wurde vom Künstler Nicolas Alquin entworfen. Auf der einen Seite hat es die Form eines Schiffsbugs und auf der anderen die eines offenen Buchs. Es steht an der Stelle, an der im Mai und Juni 1940, also während der berühmten Schlacht um Dünkirchen im Zweiten Weltkrieg, ein großer Teil der französischen und der britischen Truppen nach England einschiffte. Es ist eine Hommage an alle, die damals ihr Leben verloren.

Die Architektur dieser Wohnblocks hat mich sehr beeindruckt!

Der um 1450 erbaute Tour du Leughenaer (alte Schreibweise für das holländische Wort leugenaar, deutsch Lügner) ist ein achteckiger, 30 m hoher Turm. Er ist das älteste Baudenkmal der Stadt und war im 18. Jahrhundert von einer Plattform zur Überwachung des Hafens umgeben. Im Jahr 1814 wurde er für die Installation eines Leuchtfeuers erhöht. Ein großer Teil der technischen Ausrüstung des 19. Jahrhunderts im Turm blieb bis heute erhalten.

Den deutlich größeren Turm des Rathauses konnte ich von hier auch bereits sehen; dazu später mehr.

Die Duchesse Anne ist das einzige erhalten gebliebene französische Vollschiff und nach der Herzogin Anne de Bretagne benannt. Die ehemalige Großherzogin Elisabeth war das erste deutsche Handelsmarine-Schulschiff. Es kam 1946 als Reparationsleistung an Frankreich und erhielt seinen jetzigen Namen. Heute liegt es als Museumsschiff im Hafen und gehört zum Hafenmuseum Dünkirchen.

Auf dem zentralen Platz Place Jean Bart steht auch die aus dem 19. Jahrhundert stammende Statue des gleichnamigen Korsaren Jean Bart, ein Werk des Bildhauers David d’Angers. Der Freibeuter stand ab 1672 in den Diensten des französischen Königs Ludwigs XIV.

Der Belfried von Dünkirchen (auch auch Belfried Saint-Eloi, französisch Beffroi de Dunkerque) steht nur ein paar Schritte weiter. Er ist eines der Wahrzeichen der Stadt, seit 1916 nationales französisches Kulturdenkmal und seit 2005 sogar UNESCO-Weltkulturerbe. Der Turm wurde im Jahr 1233 als Wachturm sowie als Orientierungspunkt und Leuchtturm erbaut; nachts wurde zu diesem Zweck auf dem Turm ein Feuer unterhalten.

Schade, für die berühmte Tour de France war ich eindeutig zu früh vor Ort… 😉

Das ist das Hôtel de Ville von Dünkirchen. Nein, es ist kein Hotel, sondern das ist die französische Bezeichnung für Rathaus. Es wurde in seiner jetzigen Form von 1897 bis 1901 von Louis Marie Cordonnier im neoflämischen Stil erbaut und beherbergt heute vor allem den Stadtrat und das Standesamt.

Bereits gegen 11:30 Uhr beendete ich meine heutige Radtour und fuhr ich zum Parkplatz zurück. Vorher schaute ich aber noch kurz in die Rezeption des Campingplatzes La Licorne hinein, denn der lag praktischerweise auf meiner Strecke. Ich fragte dort, ob es wohl möglich wäre, schon vor 14 Uhr einzuchecken. Man teilte mir mit, das wäre überhaupt kein Problem! Kurze Zeit später war ich also bereits mit dem Wohnmobil hier, checkte ein (12,55 EUR pro Nacht) und parkte auf dem mir zugewiesenen Platz ein. Hier gefiel es mir richtig gut, was natürlich nicht zuletzt auch am tollen Wetter heute lag…

Nach dem Mittagessen und einer ausgiebigen Mittagspause ging ich zu Fuß zum nur ein paar Schritte entfernten Strand und zur Strandpromenade, um dort noch ein paar weitere Fotos zu machen. Hier herrschte lebhafter Publikumsverkehr, wie man auf den folgenden Fotos sicher sehen kann…

Meine Reise scheint sich offenbar zu einer „Themenreise“ zu entwickeln: Nachdem ich mir schon in Antwerpen abends den Film Die Schlacht um die Schelde angesehen hatte, war demzufolge heute natürlich der Netflix-Streifen Dunkirk dran, bei dem es um die bereits erwähnte Schlacht um Dünkirchen geht. Ein sehr beklemmender Film, fand ich…

4 thoughts on “Der Belfried von Dünkirchen”

  1. Ein tolles, geschichtsträchtiges Städtchen. Schön, wie Du es hier zeigst und beschreibst. Ich kenne es nur aus der Geschichte und such aus dem besagten Film.
    Klasse, dass Du immer einen passenden Film findest, so ist die Geschichte nochmal viel lebendiger

    1. Im Nachhinein bin ich über die Auswahl der Städte auf meiner Anreise nach Cherbourg sehr froh! Dünkirchen hatte auch bei mir bisher immer nur „einen Namen“ und kein „Gesicht“; das ist jetzt erfreulicherweise anders… 😉 Danke für deinen Kommentar, Anja.

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