Nach den drei an der Nordsee bzw. am Ärmelkanal gelegenen Hafenstädten Ostende (Belgien) sowie Dünkirchen und Calais ging es nun wieder etwas landeinwärts: Mein heutiges Etappenziel war die schöne Stadt Amiens, die Hauptstadt der Picardie. Mein Hauptinteresse galt dabei vor allem der riesigen Kathedrale, der größten Frankreichs!

Ich traf um 11 Uhr auf dem Campingplatz Des Cygnes ein, für den ich vor einigen Tagen bereits ebenfalls eine Reservierung für eine Nacht (20,50 EUR) vorgenommen hatte. Auch hier war der Check-In eigentlich erst ab 14 Uhr vorgesehen, aber ich durfte den Platz, der zu kaum einem Drittel belegt war, trotzdem schon befahren und mir eine beliebige Parzelle auswählen. Ich wählte einen Platz im hinteren Bereich, allerdings war es hier auf dem parkähnlichen Gelände eigentlich überall sehr schön.

Nach der Mittagspause ging es mit dem Fahrrad in die Stadt. Schon diese Anfahrt war wieder einmal wunderschön, das tolle Wetter trug natürlich auch dazu bei. Es ging meistens auf perfekten Rad- und Wanderwegen am Canal de la Somme entlang direkt in Richtung Zentrum. Der Kanal verläuft ab Höhe Campingplatz bis in die Stadt parallel zur insgesamt ca. 250 km langen Somme.

Mein erstes Ziel war die bereits erwähnte Kathedrale Notre-Dame d’Amiens, die ich mir sowohl von außen als auch innen ganz genau angeschaut habe. Wer das Bedürfnis verspürt hat, sich ’mal absolut winzig und unbedeutend vorzukommen, der braucht sich einfach nur auf dem Vorplatz vor die Kirche zu stellen; der Eindruck ist einfach überwältigend…

Die Kathedrale gilt als Meisterwerk der Gotik und ist die größte mittelalterliche Kathedrale der Welt! Mit einem Innenvolumen von fast 200.000 qm ist sie etwa doppelt so groß wie die berühmte Notre-Dame de Paris. Mit einer Höhe von 42 m bis zur Decke ist sie außerdem die Kathedrale mit dem höchsten Kirchenschiff. Sie wurde gleich zweimal (1981 und 1998) zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt und feierte vor zwei Jahren ihr 800-jähriges Bestehen!

Allein die Westfassade ist schon überaus sehenswert, hier könnte man stundenlang jedes Detail betrachten. Die drei Portale sind jeweils nach der Hauptfigur benannt, die sich an den Türpfeilern befinden: Links der Heilige Firmin (der erste Bischof von Amiens), in der Mitte Jesus und rechts die Jungfrau Maria. Im oberen Bereich (siehe voriges Foto) befindet sich eine Rose mit einem Durchmesser von 13 m, was der Breite des Kirchenschiffs entspricht.

Der Bau der Kathedrale in der damals reichen Handelsstadt wurde um 1218 begonnen. Ein Blick von Südosten noch…

…dann ging ich, nachdem ich mein Fahrrad in der Nähe abgestellt hatte, in die Kirche hinein. Sicher könnte man zu jedem der folgenden Fotos ausführliche Erklärungen abgeben, aber im Rahmen dieses Tagesberichts wäre das sicher etwas übertrieben. Jeder kann sich online, zum Beispiel bei Wikipedia, viel besser über jedes Detail dieser außergewöhnlichen Kirche informieren.

Ich hielt mich etwa 45 min in der Kathedrale auf, dann wurde es Zeit, meine Tour fortzusetzen. Über den Vorplatz, wo ich in einem kleinen Laden noch eine Schachtel Maccarons als Mitbringsel kaufte…

…und eine Straße, von der aus ich einen schönen Blick zurück auf die Südseite der Kirche hatte, ging es weiter, zunächst in östliche, später dann in nördliche Richtung.

Ich passierte dabei die sogenannten Hortillonnages von Amiens, ein von unzähligen Kanälen durchzogenes, Jahrhunderte altes Obst- und Gemüseanbaugebiet. Sie sind mittlerweile eine Touristen-Attraktion, neben Wanderwegen werden Fahrten mit langen, flachen Kähne mit geneigtem Bug, ursprünglich das Verkehrsmittel der Gemüsebauern, angeboten. Inzwischen werden allerdings vermehrt auch Elektroboote genutzt. Die Besucherzahl wird mit jährlich rund 100.000 angegeben.

Etwas weiter hatte ich linker Hand einen wunderbaren Blick auf den Parc Saint-Pierre und den darin befindlichen großen See gleichen Namens. Das schöne Wetter hatte viele Besucher angelockt, hauptsächlich junge Leute (Amiens ist Universitätsstadt!), die es sich hier offenbar gut gehen ließen…

Danach fuhr ich wieder zurück ins Zentrum und schaute mich in der belebten Fußgängerzonen in der Rue des Trios Cailloux und der Rue Delambre um.

Am Place Gambetta schien es mir am schönsten zu sein, und ich sah mich nach einem gemütlichen Lokal für meine längst fällige Kaffeepause um…

Natürlich wurde ich schnell fündig: Zum Cappuccino gab’s dieses Mal Crêpes After Eight. Himmlisch lecker… 😉

Ich hatte ja in meinem gestrigen Reisebericht bereits über die zahlreichen Belfriede (Glocken- und/oder Wachtürme) gesprochen, die in vielen Städten Belgiens und Nordfrankreichs seit Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Der Glockenturm von Amiens gehört seit 2005 ebenfalls dazu, auch wenn es sich hier um ein relativ kleines Exemplar handelt. Er wurde im 15. Jahrhundert errichtet und später im 18. Jahrhundert umgestaltet.

Die Rückfahrt führte mich außerhalb der Stadt ebenfalls wieder am Kanal entlang. Kurz nach 17 Uhr war ich zurück auf dem Campinglatz und verbrachte einen sehr schönen Abend am Wohnmobil. Morgen werde ich Rouen besuchen, etwa 100 km weiter südwestlich von Amiens. Die Stadt an der Seine kann ebenfalls mit einer beeindruckenden Kirche aufwarten,

2 thoughts on “Die Kathedrale von Amiens”

  1. Wow…sowohl von dieser Stadt als auch von dieser Kathedrale habe ich noch nie etwas gehört. Das hat sich jetzt geändert. Es ist wirklich beeindruckend.

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