Das größte und bedeutendste der insgesamt fünf Ostseebäder auf der Insel Rügen, Binz, hatte ich ja bereits vor einigen Tagen besucht, zusammen mit dem ebenfalls bekannten Ortsteil Prora. Heute habe ich ein weiteres dieser Seebäder besucht!

Die Gemeinde Sellin liegt ungefähr 8 km südöstlich von Binz (Luftlinie) am Ende eines ausgedehnten Küstenhochwaldes (der Granitz) an der Verbindung zur Halbinsel Mönchgut, die ich mir morgen noch anschauen möchte.

Sellin bietet, jedenfalls nach meinen Recherchen, nicht so tolle Stellplatzmöglichkeiten, daher bin ich gleich nach Göhren gefahren, ein weiteres der fünf Seebäder und nur etwa 5 km von Sellin entfernt. So konnte ich mir heute gleich zwei Orte anschauen. Auf dem Parkplatz am Südstrand darf man auch mit dem Wohnmobil übernachten, für nur 10 Euro, die am Automaten zu bezahlen sind.

Dummerweise akzeptierte der nur Münzen, von denen ich aber nicht genug hatte. Die beiden Camper, die bei meinem Eintreffen noch (oder schon) auf dem Platz standen, konnten leider auch nicht weiterhelfen, und so musste ich zunächst ’mal ganz schnell in den Ort radeln, um mir Kleingeld zu besorgen. Diese Gelegenheit nutzte ich gleich zu einem kurzen Einkauf in einem Supermarkt.

Meine Radtour hatte ich für den Nachmittag geplant. Bis dahin gab’s, abgesehen vom Mittagessen und dem dringend notwenigen „Schönheitsschläfchen“, noch so einiges zu erledigen: Die Reisenotizen der letzten beiden Tage mussten nachgeholt werden, ein lästiger Abwasch wartete noch auf mich und am Fahrrad gab es schon wieder etwas zu reparieren, allerdings nur eine Kleinigkeit.

Gegen 13 Uhr ging es dann aber endlich los, zunächst natürlich an die Strandpromenade von Göhren. Das Wetter war heute zwar nicht perfekt, aber völlig ok, und ich hatte den Eindruck, es würde im Lauf des Nachmittags immer besser werden. Der Ort ist vergleichsweise ruhig und gemütlich und hat recht enge Straßen. Aufgrund der geringen Wassertiefe ist der Strand besonders für Familien mit Kindern geeignet.

Die Seebrücke Göhren ist 350 m lang und wurde 1993 wieder neu errichtet. Durch das traditionelle, weiß gestrichene und grün gedeckte Brückenhaus hindurch betritt man die mit hölzernen Planken belegte Brücke, an deren Ende Ausflugsschiffe anlegen können.

Von Göhren, das übrigens am östlichsten Punkt Rügens liegt, und führen ein Rad- und ein Fußweg durch einen baumbestandenen, sehr schönen Küstenabschnitt weiter nach Sellin…

…wo ich ca. 30 Minuten später eintraf. Der Ort zählt heute ungefähr 1 Million Übernachtungen jährlich! Bei etwa 8.000 Gästebetten bedeutet das eine sehr hohe Auslastung im gesamten Jahresverlauf.

Zentrum des Ortes und Pflichtbestandteil jedes Besuches ist die Wilhelmstraße mit ihrer 100 Jahre alten weißen Bäderarchitektur. Als modernes Seebad verfügt Sellin über zahlreiche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und das gastronomische Angebot ist nahezu unüberschaubar. Um ehrlich zu sein, hatte ich mir den Ort eigentlich gar nicht besonders attraktiv vorgestellt, nun änderte sich meine Ansicht allerdings. Hier gefiel es mir sogar noch besser als in Binz!

Das Wahrzeichen Sellins ist natürlich die lange Seebrücke mit dem markanten Brückenrestaurant. Bereits 1906 wurde hier eine 508 m lange See- und Landungsbrücke mit Restaurant und Musikpavillon errichtet. Am 24. März 1924 zerstörte massiver Eisgang sie innerhalb nur einer Stunde! Unter Aufbietung aller verfügbaren finanziellen Mittel errichtete die Gemeinde anschließend noch im August des gleichen Jahres eine neue Brücke. Gezeichnet von der Zeit, mehreren Sturmfluten und schwerem Eisgang musste diese Seebrücke 1974 wegen Baumängeln gesperrt und 1978 abgerissen werden. Erst 1992 wurde der Wunsch der Selliner Bürger und ungezählter Besucher erfüllt und mit dem Bau einer neuen Seebrücke begonnen. Über 20 Millionen DM kostete der Bau und es dauerte sechs Jahre, bis die heute 394 m lange Anlage, übrigens die längste auf Rügen, mit ihren schlossähnlichen Gebäuden fertiggestellt werden konnte.

Fein säuberlich aufgereiht bilden die weißen Strandkörbe, eine wohl typisch deutsche „Angelegenheit“, immer wieder ein schönes Fotomotiv! Man könnte sogar auf den Gedanken kommen, an ihrer Ausrichtung minutengenau die Uhrzeit ablesen zu können… 😉

Ein ganz besonderer Anziehungspunkt ist übrigens die 2008 erbaute Tauchgondel, die seit 2008 am äußersten Ende der Seebrücke Gäste zu einem Besuch des Meeresbodens einlädt. Maximal 30 Personen können bei einem Tauchgang dabei sein…

Nach ein paar weiteren „Schlenkern“ im Ort machte ich mich auf den Rückweg nach Göhren und zum Parkplatz, auf dem meine „Hannelore“ (hoffentlich!) schon auf mich wartete!

Ein kleiner Abstecher führte mich in Sellin aber zunächst noch zum Cliff-Hotel Rügen, wo ich lediglich von außen zwei Fotos machte; mein Bruder und meine Schwägerin waren vor ein paar Jahren nämlich dort. Aus der Masse der Hotels und Restaurants der Orts ragt es direkt oberhalb des Strandes heraus. Es wurde 1978 als Gästehaus des Zentralkomitees der SED und der Staatsregierung sehr aufwendig errichtet und beherbergte zahlreiche in- und ausländische Prominenz. Ein Aufzug brachte die Gäste vom Hotel direkt bis an den für die Öffentlichkeit gesperrten Privatstrand. Heute steht die Anlage mit ihren verschiedenen Restaurants und Terrassen natürlich jedem Gast offen. Der nach wie vor vorhandene Luxus und der unübertreffliche Ausblick sowohl auf die Ostsee als auch den Selliner See bezaubern immer noch.

Weiter ging es auf der Landstraße Richtung Göhren, auf der mir, übrigens zum allerersten Mal hier auf Rügen, der berühmte Rasende Roland (die von Putbus nach Göhren führende Schmalspurbahn) begegnete; das ging allerdings so schnell, dass es nur zu einem „aus der Hüfte geschossenen“ und daher leider nicht zeigenswerten Foto reichte…

Zur Kaffeepause im Wohnmobil ließ ich mir das letzte Stückchen Zitronenkuchen schmecken, daran hatte ich länger als eine Woche „gearbeitet“… 😉 Zum Abendessen gab es Geflügelbratwürstchen mit Nudelsalat, dazu zwei Gläser Grauburgunder. Nach ein paar Chats und dem Schreiben meiner Notizen schaute ich mir zwei weitere Folgen der dänischen Politserie Borgen an; die gefiel mir in den letzten Tagen immer besser.

Wie schon erwähnt, will ich morgen noch die Halbinsel Mönchgut etwas genauer unter die Lupe nehmen. Voraussichtlich wird das dann aber wohl mein allerletzter Tag auf Rügen sein, denn ich habe ja noch ein weiteres „Schwergewicht“ auf meiner Themenliste: Die Ostseeinsel Usedom mit den weltberühmten Kaiserbädern… 😉

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