Der Chianti ist der wohl bekannteste Wein Italiens und stammt, wie sollte es anders sein, aus dem Chianti-Gebiet, das ungefähr ein Drittel der gesamten Toskana ausmacht. Eine der „Hauptstädte“ ist schon seit dem 13. Jahrhundert Greve in Chianti, eine 14.000-Seelen-Gemeinde, etwa 30 Kilometer südlich von Florenz.

Während früher alles, was nur halbwegs aus zermatschten Trauben bestand, Chianti genannt werden durfte und einfach nur als Synonym für italienischen Wein stand, gibt es heute strengere Regeln! Das Gebiet ist in neun Regionen aufgeteilt, das wichtigste ist das Chianti-Classico-Gebiet; der Gallo Nero (deutsch: Schwarzer Hahn) ist das Kennzeichen der dort produzierten Weine, deren Qualitätsmerkmale streng geprüft werden müssen.

Ich hatte mir vorgenommen, wenigstens ein Gläschen Chianti Classico Riserva zu trinken und eventuell auch eine Flasche mitzubringen, daher war Greve mein heutiges Reiseziel und meine Fahrt entsprechend kurz. Natürlich gibt‘s diese Weine auch bei uns, oder man bestellt sie online, aber vor Ort zu probieren und einzukaufen, ist ja doch noch etwas anderes…

Vor dem örtlichen Schwimmbad gibt‘s einen speziell für Reisemobile vorgesehenen, kostenlosen Platz, auf dem ich so früh am Tag natürlich kein Problem hatte, eine freie Parzelle zu ergattern.

Kurz darauf saß ich bereits auf dem Fahrrad, um den Ortskern mit dem historischen Marktplatz und die nähere Umgebung zu erkunden. Im Ort war um die Mittagszeit „tote Hose“, so, wie es wohl in ganz Italien üblich ist. Also raus aus dem Ort…

Fahrrad fahren in der Toskana ist so eine Sache! Solange man sich auf der Hauptstraße oder einigen wenigen Parallelstraßen aufhält, ist alles „in Butter“. Sobald man aber kleinere Straßen wählt und den Ort verlässt, wird‘s ganz schnell ganz steil!

Ich habe zwar ein eBike, aber irgendwann nützt auch das nichts mehr; wieder einmal war intensives Schieben (oder besser Ziehen!) angesagt. Und mein Bike wiegt, mit Akku und Gepäcktaschen, fast 30 kg! Aber was soll‘s, Bewegung tut gut, und die Aussicht, die man sich von erhöhter Stelle über die schöne Landschaft erarbeitet hat, lohnt die Schinderei. Auf der Rückfahrt habe ich, ganz unfreiwillig, direkt ‘mal einen kleinen Schnupperkurs im Mountainbiking absolviert! Macht viel Spaß; ich glaube, zuhause muss ich ‘mal neue Bremszüge einziehen lassen… 😉

Am Abend ging es dann in den Ort; der dreieckig angelegte historische Marktplatz, die Piazza Matteotti, ist von Arkaden umgeben und beherbergt einige Geschäfte, Restaurants und Cafés.

In einem kleinen Restaurant, das ich eigentlich etwas zu früh betrat, habe ich mir leckere Pasta schmecken lassen und endlich mein Glas Chianti Classico Riserva bekommen. Um genau zu sein, habe ich eine 0,375-Liter-Flasche ausgetrunken. Der Wein schmeckte wirklich hervorragend, und nachdem ich das letzte Glas geleert hatte, fragte ich mich, ob meine für danach geplante Weinverkostung in einer der größten Enoteca des Orts überhaupt noch Sinn machte. Die Entscheidung wurde mir allerdings abgenommen, denn gegen 20:00 Uhr klappen die dort alle Bürgersteige hoch! Ob das in der Hauptsaison auch so ist?

So musste ich unverrichteter Dinge wieder zurück zum WoMo; am nächsten Morgen bin ich allerdings noch einmal im Ort gewesen und, was meine Flasche Wein betrifft, auch fündig geworden, ohne Verkostung, versteht sich, denn ich musste ja noch fahren…

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