Obwohl meine „Hannelore“ heute ihren Ruhetag und ich damit viel mehr Zeit für Erkundungen hatte, bin ich schon um 6:30 Uhr aufgestanden; ich konnte es gar nicht abwarten, die vielversprechende Stadt Vieste endlich kennenzulernen. Und das bei einem „Kaiserwetter“, wie man es sich nicht besser wünschen kann!

Der erste Abschnitt meiner Radtour führte nach Norden, in Richtung Stadt. Hier befanden sich neben weiteren Campingplätzen vor allem viele Hotels (aber keine „Hotelklötze“ wie in vielen andern Städten!), Lodges, Restaurants und Cafés, Bars und Badebetriebe; der Weg ist auf beiden Seiten war mit Palmen und (für mich) exotischen Pflanzen gesäumt, insgesamt sehr adrett, sauber und hübsch anzusehen!

So oft es möglich war, machte ich kleine Abstecher zum Strand, von dem aus ich stets tolle Ausblicke auf die Stadt hatte, der ich mich nun immer weiter näherte. Der mächtige Kreidefelsen, auf dem sie stand, wurde immer dominanter und imposanter. Auf dem folgenden Foto sieht man ganz rechts die Felsspitze San Francesco; dort liegt der alte Ortskern von Vieste, der typisch mittelalterlich ist.

Ich stellte fest, dass man hier durchaus auf sehr viele Badegäste eingestellt ist, allerdings war es noch sehr früh und die Hauptsaison hatte ja noch gar nicht begonnen. Um es gleich vorwegzunehmen: Ich habe den ganzen Tag über doch so einige Touristen gesehen; soweit ich das beurteilen konnte, waren es allerdings fast immer Italiener! Für ausländische Urlauber kann der gesamte Gargano wohl immer noch als „Geheimtipp“ gelten.

Auf diesem Foto ist es leider nicht so gut zu erkennen, aber rechts sieht man den Pizzomunno (etwa „Spitze der Welt“), der direkt am Strand in die Höhe ragt. Der weiße Monolith ist stolze 28 m hoch und das Symbol von Vieste. Die Steilküste selbst ist damit noch um einige Meter höher…

Nachdem ich den Ort endlich erreicht und einige steilere Abschnitte bewältigt hatte, erwartete mich ein faszinierender Ort mit überwiegend weißen Gebäuden, vielen Geschäften, hübschen Straßen und sehr gepflegten Grünanlagen! Ich hatte im Vorfeld schon so einige Fotos von Vieste gesehen, aber in der Realität sah das alles hier tatsächlich noch schöner aus.

Diese sehenswerte Treppe ist ein Bestandteil eines zehntägigen Events mit dem Namen Vieste in Love, das hier im letzten Jahr stattfand. Eine tolle Idee, finde ich! Wenn es richtig bedenke, könnte es nach dem gestrigen und dem heutigen Tag für mich auch gern In Love with Vieste heißen; diese Stadt hat das Potential, eines der Highlights meiner gesamten Reise zu werden! Wir werden sehen…

Und wenn dieser Anblick nicht überzeugt, dann weiß ich auch nicht…

Viele alte und auch sehr moderne Fischrestaurants und -läden findet man hier vor, wen wundert’s…?

Jemand aus meiner Familie hatte mich gebeten, während meiner Reise ’mal auf Seeigel-Skelette (man sagt auch „Gehäuse“, aber das sind sie eigentlich nicht!) zu achten, von denen er gern drei Stück für seine Wohnung als Deko verwenden wollte. Dabei hatte er eine ungefähre Färbung (grünlich, bläulich) und Größe (faustgroß) im Sinn. In einem Souvenirladen fand ich tatsächlich einige Exemplare, allerdings entsprachen sie zum einen nicht seinen Vorgaben, zum anderen waren sie mit 26 EUR pro Stück auch unverschämt teuer, fand ich! Sicherheitshalber schickte ich ihm aber doch schnell ’mal ein Foto, zusammen mit dem gerade (für mich!) erstandenen Fotomagneten als Größenvergleich. Wie erwartet, lehnte er ab, bedankte sich aber für die Mühe. Ich werde also weiter meine Augen offen halten, hab’ ja noch einige Wochen vor mir… 😉

Nach einer kleinen Stärkung in einem Straßen-Café, bestehend aus einem warmen Panini Caprese (gefüllt mit Mozzarella, Basilikum und Tomaten) sowie einem leckeren Ananassaft, setzte ich meine Tour fort.

Kurze Zeit später erreichte ich den östlichsten Punkt der Stadt, die oben bereits erwähnte Felsspitze San Francesco. Auch hier fand ich wieder mehrere Restaurants vor; ich bin sicher, dass es hier abends deutlich lebhafter zugehen wird…

Von hier aus hatte ich einen wunderschönen Blick auf das herrlich blaue Meer, den nordöstlichen Bereich der Stadt sowie auf den auf einer vorgelagerten kleinen Insel befindlichen Faro de Vieste (Leuchtturm).

Die teils engen und verwinkelten mittelalterlichen Gassen bargen mit Sicherheit weitere spannende Überraschungen, allerdings hinderten mich diverse Steigungen, Stufen oder Absätze daran, sie mit dem Rad zu erkunden, auch nicht schiebend!

Über die Viale Marinai d’Italia gelangte ich später in den nordöstlichen Teil der Stadt, dahinter schließt sich der Hafen an.

Von dort wo aus blickte ich zurück auf den Ortskern und den kleinen Stadtstrand, der allerdings mit den langen tollen Badestränden im Süden und im Nordwesten nicht mithalten konnte.

Dieses Denkmal steht am Ende einer langen Mole, die den Sportboothafen vom Meer trennt. Das Rätsel mit den fehlenden Buchstaben verschiebe ich einfach ’mal auf die Zeit nach meiner Rückkehr von dieser Reise… 😉

UPDATE: Ich kaufe zunächst ’mal ein „F“ und ein „S“, und denke, dass es sich hier um Franz von Paola (italienisch San Francesco da Paola) handeln muss, einem Heiligen der römisch-katholischen Kirche. Er wurde in Paola geboren, lebte von 1416 bis 1507 und gilt als Begründer des Paulaner-Ordens. Nein, nicht das Bier…;-) Für das „Gestammel“ in der zweiten Zeile auf dem Sockel fehlt mir leider die Fantasie; wenn ich mir vorstelle, dass die Inschrift möglicherweise über die gesamte Breite des Sockels geht, dann sind sechs Buchstaben doch ein bisschen wenig, finde ich. Oder hat jemand vielleicht eine Idee…?

Am Wendepunkt meiner Tour fand ich wieder ein meiner Ansicht nach tolles Fotomotiv! Trabucchi (deutsch Fischergalgen) sind für den Fisch­fang gedachte Pfahl­bau­ten, die man noch häufig an der Adria und am Gargano findet. Es geht darum, ein gro­ßes Netz gleichmäßig horizontal ins Meer zu senken und später wieder heraufzuziehen. Die Trabucchi wurden meist an Stellen errichtet, an denen, von der Meeresströmung begünstigt, Fischschwärme vorbeiziehen. Einige diese eigenartigen Konstruktionen konnte ich ja auch schon in Chioggia bewundern…

So langsam wurde nun es Zeit, wieder grob in Richtung Campingplatz zu fahren. Zuerst musste ich ein Stückchen auf der gleichen Straße zurückfahren, in der Stadt selbst nahm ich allerdings eine etwas andere Strecke. Ich traf auf einen Wochenmarkt, wo ich mich ein wenig umsah, und fand auch diese „hübsch-bunte“ Treppe, die auf dem zweiten Foto zu sehen ist; über sie konnte ich leider keine näheren Informationen finden.

Für den Weg vom Ortsausgang bis zu meinem Wohnmobil wählte ich nun eine ganz andere Route; sie führte mich zunächst landeinwärts und steil bergauf und dann in einem großen Bogen wieder auf die SP53, ein paar Kilometer südlich vom Campingplatz.

Am Campingplatz wieder angelangt, freute ich mich zunächst einmal riesig darüber, dass es im Wohnmobil zwar warm, aber eben nicht brütend heiß war, dank des großen Sonnendachs über meinem Platz! Es scheint effektiver zu wirken, als ich dachte; trotzdem lässt es aber noch genügend Licht durch!

Nach einer ausgedehnten „Muffin-Cappuccino-Pause“ ging ich wieder an den schönen Strand. Für ein paar Aufnahmen mit der Drohne war es leider etwas zu windig, dafür aber nahm ich nun mein allererstes Bad auf dieser Reise! Das Wasser war angenehm warm und der Untergrund bestand, abgesehen von einem kleinen Streifen aus Steinen direkt am Strand, aus weichem Sand.

Mein Abendessen bestand aus marinierten Hähnchenschnitzeln (zum ersten Mal kam auch mein Gasgrill zum Einsatz), mit einer scharfen Sauce und einer Portion Kartoffelsalat. Dazu öffnete ich eine Flasche Grauburgunder, die den Abend leider nicht überlebte. Natürlich hab‘ ich nicht alles, was auf dem Foto zu sehen ist, aufgegessen; Single-Portionen im Supermarkt zu finden, ist manchmal nicht so einfach. Macht aber nichts, den Rest kann man ja am nächsten Tag essen, auch gerne kalt…

Nach dem Essen war es wieder Zeit für einen weiteren Video Chat, heute aber mit Gitta! Wir unterhielten uns eine Weile, danach waren wieder die üblichen Notizen dran, damit ich später beim Schreiben der endgültigen Reiseberichte (also jetzt!!!) auch noch weiß, was ich so alles erlebt habe.

Um kurz nach 22:00 Uhr zog es mich noch einmal an den schönen Strand, der nun natürlich menschenleer war. Der wolkenfreie Himmel mit den unzähligen Sternen, der leichte Wind und das immer wieder traumhaft schöne Rauschen der Wellen erzeugten wieder einmal eine bezaubernde Atmosphäre. Möglicherweise hat ja auch der Grauburgunder einen Anteil daran… 😉

7 thoughts on “In Love with Vieste”

  1. Wieder mal ein sehr schöner Bericht mit tollen Fotos.
    Jetzt steht auch für mich fest: an den italienischen Sporn muss ich auch mal – unbedingt!!
    Du beschreibst Deine Tour Tage so anschaulich, dass man sich als „Beifahrer“ fühlt – und dann kommt das Gefühl hoch: ich möchte auch mal selber fahren!!
    VG T&B

    1. Danke für den Kommentar und für das Lob, Bernd! Ich bin immer wieder sehr dankbar für so ein feedback und freue mich, wenn mein Mix aus Beschreibungen und Fotos auf Dauer nicht allzu langweilig wird… 😉

  2. Hallo Wolfgang,
    eine tolle Gegend wie ich dir zustimmen muß und auch die weisse Stadt macht einen prima Eindruck. Deine Fotos sind wie immer beste Unterstützung für deinen Reiseblog und immer wieder denke ich : Da müßte ich auch mal hin, wie hier !
    Viele Grüße, Roland

  3. Reisen bildet, Mitreisen auch und Reiseberichte lesen eben auch. So lernt man Orte kennen, von denen man noch nie zuvor gehört hat. Eine wunderschöne Stadt, wie sie dort in besonderer Lage erbaut ist. Und die Kreidefelsen am Strand, besonders die „Spitze der Welt“ sind schon sehr sehenswert. Der untere Teil auf dem Monument heißt übrigens sowas wie „Patrono della Calabria“

    1. Lach… Deine Aufzählung von dem, was bildet, muss ich dann aber noch um einen Punkt ergänzen: Kommentare zu Reiseberichten lesen, bildet auch… 😉 Auf die Lösung hätte ich ja eigentlich selbst kommen müssen, dieser Zusatz ist ja tatsächlich mehrfach im Netz zu finden. So aber finde ich es sogar noch schöner, dass DU es für mich herausgefunden hast! Danke für diesen Beitrag, Anja.

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