Gestern habe ich nach dem Zubettgehen wegen eines heftigen Regens noch mindestens zwei Stunden wachgelegen; bei dem „Trommelfeuer“, den der verursachte, war an Einschlafen natürlich nicht zu denken! Trotzdem war ich heute Morgen ziemlich gut ausgeschlafen und bereit für neue Abenteuer… 😉

Meine Stadterkundung sollte heute im Gegensatz zu gestern wieder mit dem Fahrrad erfolgen. Ich fuhr also nach dem Frühstück auf einer etwas abseits gelegenen, kaum befahrenen Straße nach Podgorica, der Hauptstadt Montenegros. Die Strecke führte nördlich der Hauptstraße, auf der ich gestern gekommen war, an einem kleinen Fluß entlang, und ich genoss das wunderschöne Wetter!

Als ich ca. eine Stunde später die Stadt erreichte, kam auch schon gleich die erste Sehenswürdigkeit in mein Blickfeld: Die moderne Millennium-Brücke (serbokroatisch Most Milenijum).

Die 173 m lange Schrägseilbrücke über die Morača wurde am 13. Juli 2005, dem Nationalfeiertag Montenegros, eröffnet und gilt als Symbol des Aufschwungs; sie ist inzwischen zum Wahrzeichen der Stadt geworden.

Nächstes Ziel war die gewaltige Kathedrale der Auferstehung Christi (montenegrinisch Saborni Hram Hristovog Vaskrsenja), deren Kuppel eine Höhe von 36 m aufweist! Sie ist die größte orthodoxe Kirche in Montenegro und bildet ein weiteres Wahrzeichen der Hauptstadt.

Ich musste das riesige Gebäude erst einmal komplett umrunden, um eine einigermaßen gute Position für ein Foto zu finden! Dabei war nicht nur der Stand der Sonne ausschlaggebend, sondern vor allem der große (und hässliche!) PKW-Parkplatz, von dem das Bauwerk fast komplett eingeschlossen wird.

Eigentlich wollte ich mir auch das Innere anschauen, aber auch dieses Mal habe ich es mir doch wieder anders überlegt! Während ich direkt vor dem etwas erhöhtem Eingangsportal noch ein paar Fotos machte, konnte ich sehr viele Leute beobachten, die die Kirche entweder betraten oder aber verließen! Natürlich war nicht ein einziger Tourist unter ihnen, meist handelte es sich um ältere Bürger, die hier zum Beten ein- und ausgingen! Deshalb wäre es mir völlig unpassend vorgekommen, dort jetzt einzutreten, selbst, wenn ich gar nicht fotografiert hätte! Es gibt halt manchmal Situationen, wo man sich selbst intuitiv als absoluter Fremdkörper empfindet, also ließ ich es sein…

Aber es gab ja auch noch genügend andere Dinge zu entdecken! Ich radelte ohne festen Plan in Richtung Innenstadt und staunte unterwegs zum einen über sehr viel Fremdartiges, aber auch über Vertrautes. Vor allem war ich erstaunt, mitten in der Großstadt so viel Grün zu sehen! Podgorica ist wirklich eine sehr hübsche und freundliche Stadt!

Irgendwann fiel mir ein, dass ich ja noch mein obligatorisches Andenken, einen Fotomagneten, besorgen musste; ich fragte in einigen Läden, immer vergeblich, und wurde sozusagen von „Pontius zu Pilatus“ geschickt! Erst in einer großen Shopping Mall, schon am Rande der Stadt, wurde ich endlich fündig…

Für den Rückweg zum Hostel und zum Wohnmobil wählte ich eine deutlich verkehrsreichere Straße, die ich zum Teil auch schon gestern gefahren war; hier fand ich aber tatsächlich recht gut ausgebaute Fahrradwege vor, also war das gar kein Problem!

Gut, dass ich immer relativ früh auf den Beinen bin; um kurz nach 11:00 Uhr hier es für mich schon „Next stop: Kotor!“ Obwohl mein Masterplan für die Hin- und Rückreise ja eher ein „Hauptstadt-Hopping“ vorsah, wollte ich mir dieses besonders hübsche, an der Adria gelegene Touristenziel auf keinen Fall entgehen lassen! Und ein besonders großer Umweg war es eigentlich auch nicht.

Die Fahrt nach Kotor war wieder ein absoluter Genuss! Die Strecke führte über einen ausgedehnten Gebirgszug mit atemberaubenden Aussichten (aber leider kaum Haltemöglichkeiten). Und dieses Mal waren die Straßen sehr gut ausgebaut und superbreit!

Kurz vor Kotor gab’s noch einmal einen steilen Anstieg, danach einen noch viel steileren Abstieg, der ganz urplötzlich von einer Sekunde auf die andere in eine extrem dicke „Nebelsuppe“ eingehüllt war! Na toll, genau jetzt war eine ziemlich abenteuerliche Serpentinenfahrt angesagt, die selbst bei normalen Bedingungen schon höchste Konzentration erfordert hätte! Jetzt aber, bei kaum 10 m Sicht, sah ich so gut wie gar nichts mehr, weder andere Fahrzeuge noch den Beginn der vielen engen Kurven! Und bei solchen schlechten Sichtverhältnissen „fährt“ bei mir Angsthase auch immer gleich die Befürchtung mit, mir könnte hinten jemand reinfahren…

Es lief aber glücklicherweise alles glatt, und ich erreichte kurze Zeit später die kleine Hafenstadt am Ende der Bucht von Kotor. Hier wurde nun der dichte Nebel durch dichten Verkehr ersetzt; sollte mir recht sein, ich hatte viel Zeit und Geduld…

Schließlich kam ich dann aber doch noch am schon gestern recherchierten Parkplatz direkt am Wasser an! Der war zwar „sündhaft“ teuer, dafür aber wegen seiner Lage direkt neben der Altstadt und dem Hafen und mit einer „Hammeraussicht“ auf die Bucht unbezahlbar! Naja, für 30 Euro pro Tag halt doch… 😉

Der Platz, auf dem auch PKW parken durften, war im Bereich für die Wohnmobile so gut wie voll belegt; ganz hinten wies man mir aber dann doch noch eine geräumige Fläche zu, die nur wenige Meter vom Wasser entfernt war. Ich checkte gleich dreimal, ob ich auch wirklich einen Gang eingelegt und die Handbremse angezogen hatte, bevor ich ausstieg! Nach der Katastrophe auf Elafonisos, wo ich ja mein gesamtes „Hab und Gut“ ins Ägäische Meer geworfen hatte, wollte ich hier nicht schon wieder einen jungen Sporttaucher bemühen, um nach meinem Wohnmobil zu tauchen… 😉

Im Hafen lagen gleich zwei Kreuzfahrtschiffe, die riesige MSC Magnifica und, etwas weiter entfernt auf Reede, ein etwas kleineres Schiff, die Azamara Pursuit, ein Luxus-Kreuzfahrer mit nur 700 Passagieren.

Nachdem ich einige Fotos in meiner unmittelbaren Umgebung gemacht hatte, legte ich eine kleine Verschnaufpause ein, danach erkundete ich zuerst den Hafen, später die Altstadt. Es war jetzt ziemlich bewölkt, aber recht warm; gegen Abend und vor allem morgen soll’s besser werden.

Im Hafen konnte ich praktisch auf Schrittlänge dieses unfassbar große Schiff passieren; mit fast 300 m Länge und 2.500 Passagieren passte es so gar nicht in diesen winzigen Ort. Wie ein riesiges Ungeheuer dominierte es die gesamte Szenerie; als würde ein 40-Tonnen-Laster vor einem Ameisenhaufen parken… 😉

Links von mir erhoben sich die Berge, über die ich von Podgorica aus mit dem Wohnmobil „klettern“ musste; die sich über 4,5 km erstreckenden Verteidigungsanlagen erinnerten mich sehr stark an die Chinesische Mauer.

Kotor ist berühmt für seine von einer eindrucksvollen Stadtmauer umgebene mittelalterliche Altstadt; sie gehört seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe! Es gibt insgesamt drei Stadttore, das Foto weiter unten zeigt das Seetor.

Bevor ich mir die Altstadt anschaute, wollte ich das große Kreuzfahrtschiff noch ’mal fotografieren, dieses Mal allerdings von der „richtigen“, weil sonnenbeschienenen Seite! Dazu musste ich fast den gesamten Hafen umrunden, was mir natürlich auch wieder ein paar schöne Fotomotive bescherte.

Das Schiff legte pünktlich um 17:00 Uhr ab; ich startete deshalb eine Time-Lapse-Aufnahme auf meinem Smartphone. Das ganze Prozedere dauerte allerdings eine gefühlte Unendlichkeit und so verlor ich, auch, weil ich kein Mini-Stativ dabei hatte, nach ein paar Minuten die Geduld und betrat nun endlich die Altstadt über das Gurdic-Tor. Von einem Aussichtspunkt auf der Mauer (auf dem folgenden Foto oben links) hatte ich noch ’mal einen schönen Blick auf den Hafen und den gerade abdampfenden Kreuzfahrer.

Die Altstadt präsentierte sich mir in bester Art und Weise. Zunächst ’mal war ich sehr überrascht, wie groß sie ist! Das hatte ich so nicht erwartet. Es gab sehr viele große Plätze und natürlich, wie sollte es anders sein bei einem solchen Touristen-Hotspot, unendlich viele Restaurants, Cafés, Läden usw..

Die Sankt-Tryphon-Kathedrale ist die größte noch erhaltene romanische Kirche der östlichen Adriaküste und das bedeutendste sakrale Bauwerk der Altstadt; sie ist gleichzeitig auch die Kathedrale des Bistums Kotor.

Auf dem größten aller Plätze, dem Trg od Oružja, suchte ich mir ein schönes Restaurant, um etwas zu essen und zu trinken.

Ich bestellte einen extrem giftig aussehenden Cocktail (Blue Lagoon) und Schwanz vom Mönchsfisch auf Spinatcreme! Der hatte zwar keine Gräten, dafür aber gleich drei „Extremitäten“: Extrem lecker, extrem wenig und vor allem… extrem teuer!!! Für beides wurden ganze 30 Euro fällig! Der Fotomagnet im Souvenirladen gleich nebenan war dagegen das reinste Schnäppchen (1 Euro)…

Ich genoss die schöne Abendstimmung hier auf dem Platz und saß noch eine ganze Weile in diesem Lokal. Schließlich trat ich dann aber doch meinen Rückweg an und war gegen 19:30 Uhr wieder am Wohnmobil. Die anderen Camper waren inzwischen allesamt verschwunden, was mich ein wenig wunderte…

Auch jetzt machte ich noch ein paar Aufnahmen von der schönen Bucht, später sah ich etwas fern und machte mir meine üblichen Notizen zu diesem langen, aber spannenden Tag!

Inzwischen verstehe ich sehr gut, warum Kotor bei Touristen so beliebt ist; hier würde ich auch gern ’mal für ’ne Woche bleiben…

4 thoughts on “Podgorica und Kotor”

  1. Danke für diesen tollen Bericht!!
    …und Du hast recht: dieses tolle Städtchen werden wir garantiert besuchen, wenn wir wieder auf dem Landweg nach Griechenland können – und die 30,-€ Standgebühr am Hafen ist auch schon eingeplant!!
    Beste Grüße T&B

  2. Hallo Wolfgang,
    mit vielen interessanten Fotos hast du deinen schönen Reisbericht garniert, welcher mir auch das ein oder andere Mal ein schmunzeln ins Gesicht zauberte. Wieder zeigst du mir auf wie viele tolle Orte das es doch gibt, allein schon in Europa.
    Liebe Grüße, Roland

    1. Hi Roland, ja, nach bisher 5 Jahren Reisen mit dem Wohnmobil ist mir inzwischen natürlich längst klar, dass ein einziges Leben keinesfalls ausreicht, um alle europäischen Länder auch nur annähernd ausreichend kennenzulernen! Und was deren Landschaften angeht, stehen sie denen anderer Kontinenten eigentlich in nichts nach; man muss sie halt nur entdecken… 😉 Danke für deinen Kommentar!

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